Es war lange ruhig um unsere Bienen. Jedenfalls denen, die noch uebrig waren. Nachdem uns ein Volk eingegangen ist, blieb nur noch das in der Bienenkiste. Wer aber jetzt glaubt, da waere im Winter viel los gewesen, der irrt. Einige Male habe ich mein Ohr an die Kiste gehalten, aber nichts, rein gar nichts gehoert. Eigentlich sollte man die Bienen mit den Fluegeln schlagen hoeren. Das machen sie, um sich und ihr Nest zu waermen. Bei mir war nichts zu hoeren. Ich konnte widerstehen und habe sie nicht aufgemacht. Koennte ja sein, dass sie doch ueberleben.
Sie leben noch! Hurra
Als dann die ersten wirklich warmen Tage kamen, man sollte es kaum glauben, waren auch wieder Bienen zu sehen. Nicht geraede das Bienen-Oktoberfest, aber immerhin. Am meisten hat mich gefreut, dass sie auch wieder Pollen einbringen. So weit ich das beurteilen kann, ist dies ein Zeichen dafuer, dass sie auch wieder brueten. Wenn es einen Menschen gibt, der sich darueber freut, dann bin ich es. Es haette mich wahrlich schockiert, wenn ich in meinem ersten Bienenjahr auf ganzer Linie gescheitert waere. Wie auch immer, sie leben noch, sie fliegen, sie tragen Pollen ein, was will ich mehr.
Woran ist das zweite Volk denn eingegangen?
Bevor ich aber auf die heutigen Arbeiten an den Bienen zu sprechen komme, moechte ich noch schnell erwaehnen, woran meines Erachtens das zweite Volk eingegangen ist. Ich habe wirklich viele Rueckmeldungen von Lesern und Zuchauern meiner Filme erhalten, die mir eine Erklaerung fuer das Ende des Volkes gegeben haben. Dafuer moechte ich mich ganz herzlich bedanken. Die plausibelste und fuer mich nachvollziehbarste Erklaerung von allen war aber, dass das Volk, aus welchen Gruenden auch immer, ihre Koenigin verloren hat. Ob nun ich mit meiner missglueckten Ameisensaeurebehandlung daran schuld war, oder aber ein anderer Grund dafuer in Betracht kommt, sei dahingestellt. Ein erfahrener Imker haette das wohl erkannt, mir als Laien war das nicht ersichtlich. So konnte ich auch nicht gegensteuern. Warum dies der wahrscheinliche Grund war, ist folgender. Auf den Raehmchen waren sehr viele Weiselzellen zu finden. Und zwar auch zwischen der ganz normalen Brut. Das ist ein Zeichen dafuer, dass die Bienen „Hals ueber Kopf“ fuer eine neue Koenigin sorgen mussten. Weiselzellen werden normalerweise nicht mitten zwischen die Brutzellen gebaut. Geht die Koenigin aber verloren, dann muss das Volk kurzerhand eine Arbeiterinnenzelle in eine fuer eine Koenigin umwandeln. Der Unterschied liegt ja nur in der Ernaehrung der Made. Waehrend Arbeiterinnen nur mit Pollen gefuettert werden, bekommt eine zukuenftige Koenigin den sogenannten „Gelee Royal„, ein spezielles Futter welches nur ihr zuteil wird.
So weit so gut. Warum hat das Volk dann trotzdem nicht ueberlebt? Dafuer koennte die Erklaerung sein, dass die geschluepfte Koenigin (oder mehrere) nicht mehr begattet werden konnte. Vielleicht war es zu spaet im Jahr, so dass ihr Hochzeitsflug nicht von Erfolg gekroent war. Das hat zur Folge, dass die Koenigin natuerlich nur Drohnenbrut legen konnte und keine Arbeiterinnen. Zu viele Maenner sind einer jeden Gesellschaft Tod. 😉
Hier der Beweis. Sie leben noch!
Mein Arbeitsplan fuer heute
Heute hatte ich auf meinem Arbeitsplan, das Flugloch von toten Bienen zu saeubern, mich noch einmal um eine Bestandsaufnahme in Sachen Varroa zu bemuehen und die zweite Beute, die Segeberger Beute zu desinfizieren, so dass ich sie in diesem Jahr wieder einsetzten kann, so es denn noetig sein sollte.
Schon in den vergangenen Tagen habe ich einige Male das Flugloch von toten Bienen befreit. Oft lagen Dutzende toter Bienen vor dem Maeusegitter, die es nicht mehr hinaus geschafft hatten. Dazu Maeusegitter ab, Bienen herausgekratzt und Gitter wieder davor. Ob es sich dabei um Winterbienen gehandelt hat, die jetzt langsam alle sterben, weiss ich nicht. Ich hoffe es zumindest.
Varroa und ein Stueck Tapete
Zur Varroaeinschaetzung hatte ich mir ein Stueck Tapete zurechtgeschnitten, das genau passend von hinten unter die Waben geschoben werden kann. Ich haette mir vielleicht doch ein etwas staerkeres Papier aussuchen sollen. Liess sich nicht gerade leicht einschieben. Mit einiger Muehe habe ich es aber trotzdem geschafft. In einigen Tagen werde ich die Tapete wieder herausziehen und Milben zaehlen. Hoffentlich nicht zu viele.
Damit macht man eine Beute wieder fit. (Klar, Aceton wuerde bei Styropor nicht so gut ankommen;) )
Wenn ich mir die Bienenkiste so von hinten ansehe (das geht mittels Kamera recht gut), dann herrscht dort ziemliche Leere. Ich wuerde sagen, zwei Wabengassen sind noch dicht mit Bienen besetzt. In all den anderen hocken nur vereinzelt Bienen herum und scheinen nicht genau zu wissen, was sie tun sollen. Kein Vergleich zum letzten Jahr, wo an gleicher Stelle ein Gewimmel herrschte, das einem den Atem stocken liess. Jedenfalls mir als Bienenneuling.
Desinfizieren einer Beute
Um die zweite Beute wieder in einen betriebsbereiten Zustand zu bringen, muss sie desinfiziert werden. Die Raehmchen werden ausgeschmolzen und damit desinfiziert. Das macht mit meinen Raehmchen ein Imkerkollege, der das noetige Equipment dazu besitzt. Ich kann leider keine Bilder dazu liefern. Die Beute aber wird, so habe ich mir sagen lassen, mit dreiprozentiger Natronlauge desinfiziert. Jetzt frag mich bloss niemand, wo ich die her habe. Beziehungen. Schutzbrille, Einmalhandschuhe, Lappen und Stockmeissel um die groben Wabenreste und toten Bienen abzukratzen, sind noetig. Ich habe die Beute einfach mit der Natronlauge ausgewaschen. Zum Schluss werde ich die Kiste dann noch mal mit klarem Wasser abbrausen und hoffe, sie damit wieder einsatzfertig zu haben.
Ein Ausblick auf das gerade beginnende Bienenjahr
Benutzen moechte ich sie allerdings in diesem Jahr nicht. Da sich das Thema Bienenhaltung im Nachhinein doch als etwas schwieriger herausgestellt hat, als ich vorher angenommen habe, mache ich ja einen Imkerlehrgang bei Herrn Liebig, einer Koryphaee auf dem Gebiet der Bienenhaltung. Herr Liebig ist zwar strikt gegen die Bienenkiste, ich hatte sogar den Eindruck, er tut sie als „Teufelswerk“ ab, soll mich aber nicht weiter stoeren. Um aber ueberhaupt in das Thema Bienenhaltung erst einmal einen vernuenftigen Einstieg zu bekommen, werde ich mich strikt an das halten, was mir im Imkerlehrgang gesagt wird. Ich sehe keine andere Moeglichkeit. Die Bienenkiste laeuft als mein persoenliches Projekt nebenher. Die Imkerei muss ich aber erlernen, und das werde ich genau so machen, wie Herr Liebig es sagt. Habe ich das erst einmal verinnerlicht, kann ich mir darueber meine eigenen Gedanken machen.
Das Konzept, welches Herr Liebig lehrt, ist schluessig und beruht auf Fakten. Immerhin hat er einen Grossteil seines Lebens mit Bienen gearbeitet. Von der Beute bis zur Voelkerfuehrung, alles aus einem Guss.
Drei sind besser als eine
Um aber im naechsten Jahr nicht wieder ohne Bienen dazustehen, sollte etwas schief gehen, habe ich mir drei neue Beuten bestellt. Genau die, die von Herrn Liebig empfohlen werden. Drei Beuten ist die Mindestmenge. Sollte ein Volk doch mal eingehen, hat man immer noch die Moeglichkeit, aus eigenen Mitteln ein Volk zu bekommen, und steht nicht wieder am Anfang und muss fuerchten, keine Bienen zu bekommen.
Ich denke mal, ich habe damit eine gute Entscheidung getroffen. Ganz billig ist der Spass nicht, Aber irgendwohin muss ich ja mein Geld werfen. 🙂
In diesem Sinne, auf ein erfolgreicheres Bienenjahr 2012
21 Antworten
Eine gute Entscheidung .
Ich wünsche Dir viel Glück ! *** daumen hoch ***
Hallo Ralf,
wie in meinem Kommentar zum Video schon erwähnt, habe ich selbst erst letztes Jahr mit den Bienen angefangen.
Ich habe meinem „Imkerlotsen“ auch Fragen zur Bienenkiste gestellt.
Auch er war nicht sonderlich begeistert, ich denke aus dem selben Grund wie Herr Liebig.
1. Die großen „Imkerlotsen“ haben die Imkerei als Hobby, sie wollen aber auch Geld verdienen. Zum Geld verdienen braucht man Honig. Bienenkiste –> Wenig Honig
2. Es ist sicherlich die natürlichste Variante. Jedoch kann man keinerlei Eingriffe vornehmen. Man hat auch keinerlei Übersicht über den Varroabefall. Letztes Jahr war extrem. Viele Verluste, da die Milbe letztes Jahr so stark, wie noch fast nie war. Das heißt, man kann bei der Bienenkiste nur Vermuten und auf „gut Glück“ behandeln.
Ich möchte meine Bienen auch so naturnah wie möglich halten. Ich glaube aber, es ist für den Anfang einfacher mit Magazinbeuten zu arbeiten. Ehrlich gesagt wundert es mich auch, dass die Bienen in der Kiste überlebt haben.
Vielleicht starte ich in den nächsten Jahren auch einmal den Versuch mit der Bienenkiste. Vorerst aber möchte ich meine Imkerei erweitern und Erfahrung sammeln.
Liebe Grüße
Simon
Hallo Simon
Vielleicht haben aber gerade die Bienen in der Bienenkiste so lange ueberlebt, weil man sie in Ruhe gelassen hat. Aber deine Argumente sind gerade mein Ansporn, es einfach mal im direkten Vergleich zu sehen. Dazu muss ich aber beide Varianten erlernen. Dabei bin ich gerade dabei.
Gruss RR
Also ich habe mich für die „Warre Beute“ entschieden, weil mir das alles natürlicher klingt als diese Rähmchen Zucht. Im letzten Jahr eine nach der Online Anleitung gebaut, sieht schick aus, aber leider haben die Bienen im letzten Jahr sehr früh geschwärmt und meine Warre Beute blieb leer! ;-(
Dadurch gab es immerhin keinerlei Verluste an Bienen, hoffe Sie in diesem Jahr anlocken zu können und das sich ein gesundes Volk (event. Wildbienen?) findet die da einziehen! 😉
Hallo Michael
Sind die schon im ersten Jahr geschwaermt? Das wundert mich. ich habe mich mit der Warrebeute allerdings noch nicht befasst. Zu viele Projekte gleichzeitig geht nicht. Ob da allerdings freiwillig wieder Bienen einziehen, wuensche ich dir, obwohl ich es nicht glaube. Das waere ja wirklich ein Zufall.
Gruss und viel Erfolg mit den Bienen RR
So schön, dass es ein Teil Deiner Bienen doch noch in die neue Saison geschafft hat. Hoffentlich erholt sich das Volk gut vom Winter .
Hier übrigens ein aktueller Zeitungs-Artikel zum Thema Bienensterben:
http://derstandard.at/1332324188849/Insektengifte-Pestizide-bringen-Bienen-um
Liebe Anna,
als ich das letzte Mal auf einer Demo war (ist zugegebenermaßen schon ein, zwei Jährchen her), gab es dort Vorträge zum Thema, viel Infomaterial und interessante Leute. Gebrüllt hat niemand. Das war eine Gentechnik-Demo. Es war damals geplant, Gentechnik in einem sehr großen Rahmen auf Österreichs Anbauflächen zuzulassen. Nach der Demo und vielen anderen „Stimmen aus dem Volk“ ist das nicht passiert.
Ich bin sicher, dass morgen auch niemand brüllen wird 😉
Wünsche Dir aber einen wunderschönen Spaziergang im Grünen!
Lieben Gruß,
Eva
JUHU SIE LEBEN !
Prima und Glückwunsch zu, freut mich das immerhin 50% deiner Bienen überlebt haben. Das ist mehr als manche vom Imkerverein hier sagen können und diese habe bestimmt alle nen Kurs hinter sich 🙂
Genau wie du mache ich auch dieses Jahr einen Imkerkurs. Also was Bienenhaltung betrifft gibts wohl nichts auf der Welt was widersprüchlichere Meinung aufwirft. Da hast du ganz Recht erstmal eine Linie durchzuziehen, um später aus den Erfahrungen weiterzumachen. Allein die Varoabehandlung füllt wohl Seitenweise die Foren. Da bekommt man Kopfschmerzen, weil ja alles falsch und anderes besser usw. ist. Wünsche dir viel freude mit dem Kurs und deinen neuen (teuren 😉 ) Beuten.
Grüße
Ingo
Hallo Ingo
Dann bin ich ja nicht der einzige mit Kopfschmerzen. Das beruhigt. 🙂
Gruss RR
Ach, jetzt seh ich gerade, dass auf Eva’s Blog eh darauf verlinkt ist. Hm, unter einer Veranstaltung hatte ich mir etwas anderes als eine Demo vorgestellt. Für laut brüllende Menschenmassen habe ich nicht viel über, da dann doch lieber ein Spaziergang irgendwo im Grünen.
Hallo Eva,
wo und wann genau ist denn diese Veranstaltung? Gibt es dazu genauere Informationen. Rein zufällig wohne ich in Wien, könnte also vielleicht hingehen.
Bienen haben’s nicht leicht heutzutage. Weder „domestizierte“ noch wilde. Wir können zwar in unseren Gärten einiges für sie tun (Blühsträucher, Blumenwiesen stehen lassen, Wohnungen anbieten – für die Wilden), aber viel hängt von der „großen“ Landwirtschaft ab.
In Wien gibt’s am Freitag eine Veranstaltung für eine vielfältige Landwirtschaft, in der nicht nur Bienen wieder Lebensraum finden. Ist zwar wahrscheinlich für die meisten von Euch zu weit weg, ich wollte es aber trotzdem gesagt haben …
Lieben Gruß und alles Gute für die Bienen,
Eva
danke für den Beitrag – wir überlegen auch schon, ob wir nicht doch Bienen halten sollen. Wir haben viel für Wildbienen getan und trotzdem ist dieses Jahr nicht viel los im Garten. Nur 2-3 Wildbienen und 2 Hummeln habe ich beobachten können. Letztes Jahr um diese Zeit war schon viel mehr los. Die Aprikose blüht und keiner kommt.
Also doch evtl. ein Bienenhaus – aber im Siedlungsgebiet? Ich fürchte Ärger mit den Nachbarn, die ja schon das Gegackere unserer Hühner hinnehmen. Ich möchte sie nicht überfordern – die Nachbarn meine ich.
Es gibt da wohl unterschiedliche Erfahrungen.
Das Buch von Herrn Liebig werde ich mir mal besorgen.
Viele Grüße von Renate
Hallo Renate
Also wenn ich Herrn Liebig richtig verstanden habe, gibt es keine Handhabe, die Bienenhaltung auch in Wohngebieten zu verbieten. Man kann sie (ich glaube) zwei Meter an den Zaun setzen und niemand kann etwas dagegen machen. Ob es allerdings dem Frieden dient, sei dahingestellt. Vielleicht vorher abklaeren.
Gruss RR
Ach, diese Ignoranz allem gegenüber, was anders ist als das, was man selbst macht, die scheint ein weitverbreitetes Imkerphänomen zu sein. Schade ist es allerdings, schließlich müsste gerade Jemand, der doch versucht, sich aus allem das einfachste und funktionierende rauszuklauben und weiterzuentwickeln, doch nicht irgendwann sagen „So jetzt hab ichs und ab jetzt: alle doof außer ich“.
Ich hoffe, der erste Eindruck trügt…
Uns gehts allerdings mit den meisten ganz normalen Imern hier in der Gegend in den Vereinen ganz genauso. „So eine TopBarHive taugt nichts. Wie sieht sie denn eigentlich aus?“ *gg*
Oh! Beim Herrn Liebig himself! Dessen Standardwerk „Einfach imkern“ les ich gerade, ist wirkllich gut erklärt und schön pragmatisch. Natürlich nicht 1:1 auf Bienenkiste oder unsere TopBarHive umzusetzen, aber Vieles kann man ja doch übertragen.
Na, dann bin ich sehr gespannt auf die Berichte über’s einfache imkern mit der Einfachbeute in der Praxis- viel Erfolg wünsch ich!
Hallo Fjonka
Also Herr Liebig laesst keine andere Meinung zu als seine. Jedenfalls macht er den Eindruck. Uebertragen laesst sich da sicher auch nicht viel, wuerde er bestimmt sagen. Ich habe eine Tonaufnahme von der ersten Veranstaltung. Hadere aber noch mit mir, ob ich die auch veroeffentlichen soll. Die Erlaubnis habe. Ich denke noch mal drueber nach.
Gruss RR
Ein schöner Artikel, deine Bienen sind immer spannend. Nur das im Titel angekündigte Video hast du wohl vergessen.
soeben nachgeholt. War wohl doch etwas spaet gestern. 😉