Sollte ich jemals etwas Schlechtes ueber meine Frau gesagt oder gedacht haben, sollte ich sie jemals auf die Schippe genommen haben, auch hier auf meinem Blog, sollte ich jemals ueber die fehlenden Kenntnisse meiner Frau in Gartendingen gelaestert haben, sollte ich jemals darueber gelaestert haben, dass meine Frau Muehe hat, eine Stubenfliege von einer Honigbiene zu unterscheiden, ich nehme alles zurueck. Ich falle auf die Knie und bitte um Verzeihung. Ich werde niemals wieder etwas Schlechtes ueber sie denken, werde mich niemals wieder darueber lustig machen und werde auch niemals wieder einen „frauenfeindlichen“ Artikel auf meinem Blog schreiben. Versprochen. (Jedenfalls fuer ein paar Tage!) 😉
Ein Anruf, der mich elektrisiert
Samstagabend erhielt ich einen Anruf. „Ich habe einen Bienenschwarm abzugeben“. Super, dachte ich mir. Ich habe drei Beuten zu besetzen. Fuer eine sind mir Bienen sicher, die anderen beiden stehen noch auf der Kippe. Also nichts wie hin und mir den Schwarm abgeholt. Alles, was ich so brauchte auf den Einachser verladen und raus in den Garten. Ich bin doch jetzt Fachmann. Besuche doch einen Imkerlehrgang. Ich kann doch jetzt eine Drohne von einer Arbeiterin unterscheiden und weiss, wo ich nachlesen kann, wie lange eine Honigbiene von der Eiablage bis zum Schlupf braucht. 🙂 Ich weiss mittlerweile, wie eine Linde aussieht und weiss auch, jedenfalls in der Theorie, wie ich einen Ableger mache. Aber weiss ich auch, wieviele Flugloecher so eine Beute hat?
Ich also alles aufgebaut, meine Frau und der grosse Sohn dabei und natuerlich immer schoen mein Bienenwissen raushaengen lassen. Auf jede dumme Frage der Familie eine fachmaennisch (klingende) Antwort gewusst, quasi so ein kleiner Bienenlehrgang fuer den unwissenden Rest der Familie.
Endlich geht’s los.
Die Beute aufgebaut, den Schwarm hineingeschuettet, die Futterzarge mit Zuckersirup gefuellt, nicht gestochen worden und der Familie noch schnell erklaert, wie die restlichen Bienen jetzt den Weg in die Beute finden. Ich war geradezu in meinem Element. Solchen Laien kann ich ja noch was erzaehlen.
War vielleicht nicht so, wie man es sich wuenschen koennte. Der Schwarm muss ja nun ganz bei Null anfangen. Ein Imker, der schon Bienen haelt, haette wahrscheinlich einige ausgebaute Raehmchen mit in die Kiste gehaengt, um dem Schwarm den Anfang etwas zu erleichtern. Ich hatte aber keine ausgebauten Raehmchen, und so muessen meine Bienen jetzt eben bei Null anfangen. Aber das werden die schon machen. Da bin ich guter Hoffnung. In der Natur muessten sie es ja genauso machen.
Bis spaet am Abend habe ich vor der Beute gesessen und mir das Spiel angesehen. Habe gelauscht, habe ueberlegt und mir in Gedanken schon mein selbstgebackenes Brot aus eigenem Getreide mit selbst geerntetem Honig bestrichen. Ich bin doch jetzt ein Bienenfachmann. Sitze doch jetzt mit am Tisch der Bienengoetter auf dem Olymp.
Fuer mich sah das perfekt aus. Da kann man doch nichts falsch machen! 🙂
Immer diese Bienenlaien, die rauben einem den letzten Nerv
Am naechsten Morgen geht meine Frau raus, um die Tiere versorgen. Sie hat auch einen Abstecher zu den neuen Bienen gemacht. Sie kommt wieder und fragt mich: „Wieviele Flugloecher (diesen Fachbegriff hatte sie also schon mal gelernt 🙂 ) hat denn so eine Bienenbeute?“ Ich schon wieder die Nase hochgezogen. Wie kann man nur so eine dumme Frage stellen. „Ist doch klar, eine Bienenbeute, egal welche, hat doch immer nur ein Flugloch. Frau, jetzt befasse ich mich schon seit zwei Jahren mit Bienen, und du hast das noch nicht mitbekommen?“ „Aber warum fliegen denn die neuen Bienen an beiden Seiten der Kiste herein?“
Gute Frau, so etwas gibt es nicht. Eine Bienenbeute hat ein Einflugloch und nicht zwei oder gar mehr. Ein Einflugloch fuer alle. „Aber an der neuen Kiste sind zwei Loecher, habe ich gesehen, und an beiden fliegen Bienen rein“. So sind sie eben, die Frauen. Haben sie sich erst einmal was in den Kopf gesetzt, dann lassen sie sich auch von einem Fachmann keines Besseren belehren. 🙂
In Gottes Namen, wie kann man nur so unwissend sein? Wie kann man nur glauben, so eine Kiste haette zwei Flugloecher? Aber sie bestand felsenfest darauf, meine neue Kiste haette zwei, eins vorne und eins hinten. Sollte das vielleicht ein Produktionsfehler sein?
Ich also noch in Ruhe gefruehstueckt, in der festen Ueberzeugung, meine Kiste haette sicher nur ein Flugloch. Was sich meine Frau da einbildet ist doch alles Unfug. Gerede von einem Unwissenden, einem „Nichteingeweihten“, einem Menschen, der nicht zur Elite der Bienenkundler gehoert. Ich gehoere jetzt dazu. Ich bin Mitglied in diesem Verein. Ich stehe eine Stufe hoeher, bin erleuchtet und auserwaehlt. Leute, vertraut mir, ich weiss was ich tue.
Nur nichts anmerken lassen
Aber trotzdem, mal hingehen und gucken kann ich ja mal. „Ich gehe dann mal zu den Enten„, sage ich so nebenbei. „Mal sehen, ob die noch genugend Futter haben“. Bloss nicht zeigen, dass vielleicht doch leichte Zweifel in mir hochkommen, alles richtig gemacht zu haben. Nur keine Bloesse zeigen. Ich also schnurstraks an den Enten vorbei zu den Bienen. Und tatsaechlich, ein Loch vorne und ein Loch auf der hinteren Seite. In Gottes Namen, das kann doch nicht sein. Eine Beute hat ein Flugloch und nicht zwei. Rumgelaufen und noch mal rumgelaufen. Da konnte was nicht stimmen. Gestern sind sie vorne hineingeflogen, (jedenfalls habe ich das gehofft) und heute fliegen sie auf der Rueckseite ein und aus. Kinders, jetzt macht mich nicht kirre. Ich hab doch alles richtig gemacht.
Alles noch mal in Gedanken durchgespielt. Kiste aufgebaut, Bienen hineingeschuettet…. Da, als haette mich der goettliche Bienenstachel getroffen, kam mir die Loesung des Problems. Ich hatte in meiner Aufregung gestern den Gitterboden falsch herum aufgestellt. Die Oeffnung, in den die Windel geschoben wird, nach vorne, und das eigentliche Flugloch nach hinten. Deswegen flogen jetzt Bienen auf der „falschen“ Seite rein und raus. Deswegen hingen an der Oeffnung fuer die Windel noch 200 Bienen, die es nicht schafften, durch den Gitterboden zu ihrem „Stamm“ zu gelangen.
So locken die Bienen die Nachzuegler in die Beute. Allerdings geht es nicht durch die Hintertuer.
Was also machen? Beim letzten Lehrgangstermin unterhielten wir uns darueber, wie man eine Bienenbeute um 180 Grad dreht. Herr Liebig meinte, man solle sie in mehreren Schritten jeweils um 20 Grad weiterschieben und nach 6 Tagen haette man es geschafft, die Kiste zu drehen. Die Bienen brauchen Zeit, um sich daran zu gewoehnen. Deswegen die kleinen Schritte. Na, ich bin doch Bienenfachmann. Einlogiert habe ich sie gestern abend. Da gab es keinen Flugbetrieb mehr. Und am naechsten Morgen war auch noch nicht viel los. Regen lag in der Luft, es war kalt, duerften wohl noch nicht viele Bienen unterwegs gewesen sein. Die werden wohl auch anderes zu tun haben, als in der Gegend herumzufliegen. So habe ich also die gesamte Kiste auf einmal gedreht. Jetzt zeigt das Flugloch in die richtige Richtung.
Ich brauche dringend Hilfe 🙂
Ist da nicht irgend jemand, der mal vorbeikommen kann, und mir das Thema Bienen aus dem Kopf schlaegt? Ich meine, nicht nur auf mich einreden und mir klarmachen soll, dass Bienen nicht mein Thema sind (und vielleicht nie werden 😉 ), dass ich doch besser die Finger davon lassen sollte. Nein, ich meine, der mir mal wirklich mit dem Hammer eins ueber die Ruebe gibt. So richtig, zapp zapp rechts und links einen vor die Backen, damit ich erkenne, dass Bienen und ich einfach nicht zusammen passen? Oder aber, ich befasse mich nur noch mit der Bienenkistenimkerei. An dieser Kiste erkenne selbst ich, wo vorne und hinten ist. 🙂
Wie gesagt, ich denke nie wieder etwas Schechtes ueber meine Frau. (vorerst jedenfalls 🙂 ) Und sag auch niemand mehr, ich haette keinen Humor und koenne mich nicht auch selbst aufs Korn nehmen.
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16 Antworten
Hallo ! 🙂
Mir gefällt deine Website sehr. Hier finden sich einige nützliche Informationen wider. Es freut mich das, du so tolle und interessante Informationen mit uns teilst!
Ich baue mir im Moment eine Seite zum Thema Bienen/ Bienenbeuten auf. Wäre schön falls du auch mal vorbeischaust und meinen Blog verfolgst!
Liebe Grüße
Kristian
Hallo rrhase,
habe gerade dein Video gesehen – bin seit knapp 3 Jahren Imker und kenne viele der Fragen nur zu gut. Im Sommer hatten wir auch das Glück, einen Schwarm einzufangen. Ein erfahrener Imker hat uns dann ein paar wichtige Tipps gegeben:
1. unbedingt ausgebaute Mittelwände geben – die sind wesentlich hitzebeständiger als Mittelwände – der Schwarm ist je größer desto wärmer – und weil bei uns die Tipps zu spät kamen: 3 verformte Mittelwände (die Wachsqualität war ok, also kein gepanschtes Wachs) – das ist dann in der Zarge nicht so ganz einfach wieder zu beheben.
2. 2. Zarge drüber, um besser reinkippen zu können – ist aber auch oben im blog erwähnt worden
3. (restliche) Bienen einlaufen lassen z. B. über ein helles Tuch zum Flugloch – klappt fast militärisch – habs probiert – ist ein Schauspiel!
4. Futter – wenn irgendwo noch eine Futterwabe übrig ist, dann ist das sicher auch machbar – und billiger, als vergleichsweise „Mercedes-Futtertaschen“ zu kaufen. Aber als Starter hat man ja vielleicht auch keine Futterwabe zur Verfügung (kenn ich auch ;-))
Na jedenfalls wünsche ichviel Erfolg und volle Honigtöpfe im nächsten Frühjahr!
Hallo rrhase,
Wie sieht es denn damit aus:
„An der Stelle des Schwarmes hingen naemlich zwei Tage spaeter nochmals Bienen. Die habe ich noch dazugegeben.“
Ich denke du meinst eine frei hängende Schwarmtraube?
Also wirklich die größe des 1. Schwarms oder nur ein paar hundert Bienchen?
Könnte evtl. sein dass du da zwei Schwärme zusammengesetzt hast…
Die hätten dann auch mindestens 2 Queens. Ist aber nicht ganz so schlimm,
würden das dann selbst regeln.
An deiner Stelle würde ich, wie bereits geschrieben, das Flugloch verengen.
Wirklich dass da nur noch knapp 2 Bienen durchkommen (>1cm).
Sonst besteht ganz schnell Räubereigefahr!
Das mit der Milchsäure würde ich auch in Betracht ziehen.
Hilft ganz gut gegen die ‚böse‘ Varroa.
Hoffe es kommt bald der nächste Beitrag, zum 3. Volk 😉
Viel Glück weiterhin!
Hallo Benedikt
Der Kollege meinte, es waere kein zweiter Schwarm. Dafuer waeren es zu wenige gewesen. Werde ich mich drauf verlassen muessen.
Hallo, rrhase
finde ich richtig gut, dass Du weiter machst.Ich wünsche Dir ein gutes Händchen
bei den Bienen. Das wichtigste um die Flieger durch den Winter zu bringen
sind die Milben zu behandeln bzw. zu eleminieren. Da stehen alt eingesessene
Imker teilweise richtig auf dem Schlauch. Daran sieht man wie heikel es ist.
Alles andere ist nicht soooo wichtig. Leider ist ein Imker immer schlauer als der andere.Deshalb ist perfekter Rat teuer.Ich hoffe Du findest jemanden der Dir
guten und richtigen Rat gibt.
Liebe Grüße von Hermann
Hallo rrhase
Hab mich grad amüsiert über den Eintrag, wirklich gut und lustig.
Und das mit den Bienen klappt schon, ich bin seit 3 Jahren Imker und bei mir hat am Anfang auch manches nicht geklappt.
Hallo Lukas
Freut mich, das ich nicht nur „fertig gemacht werde“.
Du hast doch soweit alles gut gemacht, und ganz ohne Einachser! 😉
Ein kleiner Tip zum Rauch:
1.)Mit dem Helfer immer so arbeiten, das dieser den Wind im Rücken hat. Der Helfer kann sich dann ca. 1m entfernt von der Beute aufstellen und lässt den Wind/Luftströmung den Rauch wie einen Schleier über die Beute ziehen. Im Video erkennt man sehr schön das Dein Helfer erst versuchte gegen den Wind zu „rauchen“.
2.) Der Abstand vom Smoker zur Beute ist wichtig um mit kaltem Rauch zu arbeiten. Wenn Du den Smoker direkt von oben auf die Rähmchen richtest, ist die Rauchtemperatur noch so hoch dass sie den betroffenen Bienen die „Antennen“ verbrennt und diese werden dann orientierungslos.
Grüsse aus dem winterlichen Brasilien!
Uwe
Hallo Uwe
Habe ich gerade meinem Helfer deine Mail gezeigt. Ich hoffe, er hat es verstanden. 😉
Holzbeuten können von außen, müssen aber nicht gestrichen werden, da verwittern die von aussen ganz natürlich und werden grau.
Alternativ wer seine Beute streichen möchte (ohne Schadstoffe oder Beeinträchtigungen) nimmt meist Leinöl für die Außenwände (Innen niemals !!!).
Jedoch sollte nur gestrichen werden, wenn die Beuten unbewohnt sind, da die Bienen auf ihre Duftkommunikation angewiesen sind und jegliche Aktionen an der Beute die Bienen nur stören oder schädigen.
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Zum Punkt – Spät im Jahr – es ist für den Ableger sollte es in unserer Region noch okay sein,
wie ich im Video sehen konnten gibt es Mittelwände und wenn genügend Nahrung vorhanden ist sollte das Volk zügig wachsen.
Bei 500-1200 Eiern pro Tag sollten in 21 Tagen pro Tag dann entsprechend viele Arbeiterinnen schlüpfen und das Volk dementsprechend rapide wachsen.
Aktuell in den nächsten 8 Tagen bevor die erste Brut verschlossen wird sollte man aber noch sofern die Möglichkeit besteht eine Milchsäure-Sprühbehandlung gegen Varro machen um alle Milben aus dem Volk zu entfernen.
Hallo andreas
Das mit der Milchsaeure werde ich noch mal klaeren. Werde morgen weitere Bienen bekommen und nachfragen.
Richtig Veränderungen nur ganz langsam vornehmen, damit die Bienen das Flugloch auch finden können.
Verschieben/drehen 10cm oder 10-15° je 1-2 Flugtag(e), damit sich alle dran gewöhnen und zur Not das Loch wiederfinden und nicht soviele auf der Strecke bleiben.
Nun ja – da du abends spät die Beute hingestellt hattest und am nächsten Tag es regnete und sie schnell (morgens) gedreht hattest – sollte alles gut gehen.
Bei Jungvölkern ist es nur riskanter, da diese nicht so viel Bienenmasse haben um Verluste gut zu verkraften
Übrigens – schütteln vorm freilassen macht sie nur aggressiv –
etwas Rauch in die Box durch das Lüftungsloch, dann öffnen und einmach kräftig die Box auf Beute den Randschlagen schlagen, dann sollten fast alle reingefallen sein.
Oder eine 2te Leerzarge obendrauf auf diese dan die Box schlagen dann fallen die Biene tiefer und man kann dies 2-3 Mal machen ohne welche am Rend zu erschlagen – Deckel drauf, die Leerzarge kann man dann 1-2 Tage später abnehmen.
Die Menge der Fluglöcher ist eins nur die Große ist veränderbar vorallem bei kleinen Völkern wie Schwärmen ist es gerade so groß, das 1-2 Bienen auf einmal durchpassen -da sonst das Flugloch nicht richtig beschützt werden kann.
Hallo Andreas
Es herrschte wirklich kein Flugwetter. Da duerften nicht viele bei verloren gegangen sein. Jabe noch mal Bienen hinterher bekommen. An der Stelle des Schwarmes hingen naemlich zwei Tage spaeter nochmals Bienen. Die habe ich noch dazugegeben. Die Beute brummt und auch der Flugbetrieb ist jetzt ordentlich.
Ich drück die Daumen, das die noch anfangen zu bauen so spät im Jahr.
Futterwaben für Sirup kannte ich noch nicht muss ich mir auch mal zulegen. Ich kann die nur für Futterteig.
Einen Verbesserungsvorschlag habe ich. Sieht so aus, als hättest du die Beuten nicht gestrichen – weiß natürlich nicht, ob man das bei denen nicht macht oder es auf dem Video nicht zu sehen war, habe selber Kunststoffbeuten, aber ich glaube Holzbeuten muss man anstreichen mit bienenfreundlicher Farbe, oder?
Viele Grüße und gaaaanz viel Erfolg.
Hallo S:P
So weit ich mich erinnere, ist im Kurs das Thema nicht angesprochen worden. Werde aber noch mal nachfragen.