Es gibt Momente im Leben eines Selbstversorgers, da kann er nicht einmal in Ruhe mittags sein Brathaenhnchen verspeisen. Jetzt aber nicht wie Sie denken, keines aus eigener Produktion. Nein, eines vom Haehnchengrill, das ihm edle Spender mitgebracht haben. Da sagt auch der eingefleischteste Selbstversorger ja nicht nein. Jedenfalls gibt es Momente, an denen er am Mittagstisch sitzt, sich gerade das Haehnchenbein in den Mund schiebt und es sich schmecken lassen will (zugegeben, die sind zarter als meine Huehnchen 🙂 ), als das Telefon klingelt. Ein Kollege aus meinem Imkerverein meldet sich mit der Nachricht, in meinem Garten wuerden Bienen schwaermen. „Wo, in meinem Garten? Kann doch gar nicht sein. Es ist schon fast Mitte August und meine Bienen schwaermen nicht. Ich war doch gestern noch bei ihnen und da habe ich aber auch rein gar kein Anzeichen dafuer gesehen.“ „Doch, das muessen deine Bienen sein, der Schwarm haengt in einem kleinen Baum auf dem Nachbargrundstueck, keine 20 Meter entfernt.“
In diesen Momenten muss jeder Selbstversorger das Haehnchenbein wieder aus dem Mund ziehen und sich auf den Weg machen.
Immer diese Anrufe 🙂
Immer diese „Ueberfaelle“ aus heiterem Himmel. 🙂 Ich also raus, die noetigen Utensilien zusammengekramt, ich hatte sie naemlich schon weggelegt, da ich angenommen hatte, in diesem Jahr keinen Schwarm mehr einfangen zu muessen, alles auf den Einachser geworfen und raus zum angeblichen Schwarm. Immer noch nicht ganz davon ueberzeugt, da wirklich Bienen zu finden. Wer weiss, vielleicht will mir ja wieder jemand Hummeln als Bienen verkaufen.
Tatsaechlich, Bienen und keine Hummeln. 🙂
Aber tatsaechlich, schon von weitem sehe ich eine dicke Traube Bienen in einem kleinen Baeumchen auf Nachbars Grundstueck. Keine 10 Meter von meinen entfernt. Wo die jetzt nun wieder herkommen, ich habe keine Ahnung. Das einzige Volk, von dem ich annehmen wuerde, es koenne noch einen Schwarm hergeben, waere das in der Bienenkiste. Schnell hineingesehen, aber genauso viele Bienen wie am Vortag gefunden. Die anderen Voelker sind ein Ableger, der noch ziemlich klein ist, und zwei Schwaerme, die auch erst ein paar Wochen bei uns stehen. Kaum anzunehmen, dass diese schon wieder schwaermen wuerden. Die hatten ja kaum Zeit, eine neue Koenigin zu ziehen.
Einfacher kann die Arbeit nicht sein. Parken, Klappe auf, Bienen rein, Klappe zu.
Wo kommen die nun wieder her?
Wie auch immer, in diesem Baum haengt ein Bienenschwarm, keine Frage. Ich also mit dem Einachser samt Anhaenger zum Nachbarn und siehe da, der Anhaenger passte genau unter den kleinen Baum. Ich musste nur noch die Beute auf die Sitzflaeche stellen und die Bienen hineinfallen lassen. Einfacher geht es kaum. Parken, Beute oeffnen, Bienen mit einem kraeftigen Ruck dazu ueberreden, die Kiste einmal naeher zu untersuchen, und schon hatte ich ein Bienenvolk mehr.
So nach dem zweiten Mal wird diese Arbeit schon fast Routine. Man hat gelernt, Bienen die schwaermen haben anderes zu tun als sich mit dem Imker anzulegen. Man erkennt, wann die Koenigin in der Beute ist und man bringt die noetige Ruhe mit, den Bienen die Zeit zu lassen, moeglichst viele ihrer Genossinnen herbeizusterzeln. Wenn es eine Arbeit an den Bienen gibt, vor der ich mir in Zukunft keine Sorgen mehr machen werde, dann ist es das Einfangen eines Schwarmes. Ganz einfache Angelegenheit, auch wenn ich von anderen schon gehoert habe, dass auch ein Schwarm recht ungemuetlich werden kann.
Ob das noch was wird?
Das ganze geschah am 09.08.2012, also schon recht spaet im Jahr. So spaet, dass man eigentlich keinen Schwarm mehr haette erwarten koennen. Die meisten wuerden jetzt sagen, es sei schon zu spaet, um aus diesem Schwarm noch ein ueberwinterungsfaehiges Volk zu machen. Zumal ich keine ausgebauten und vielleicht sogar noch mit Honig gefuellten Raehmchen vorraetig hatte. Das ist der Nachteil, wenn man mit der Imkerei anfaengt. Ein Imker, der schon Jahre im Geschaeft ist, haette sicher einige ausgebaute Raehmchen im Schuppen liegen gehabt und diese mit in die Beute gehaengt, damit die Koenigin sofort mit der Eiablage beginnen kann. Ich hatte aber keine.
Wenn sie sterzeln, sollte man annehmen, die Koenigin ist in der Beute.
Ich wollte zuerst aus einem meiner Voelker eine Wabe ziehen und diese mit einhaengen. Als ich die Beute aber geoeffnet hatte, habe ich schnell meine Meinung geaendert. Mein erster Schwarm waere dazu wohl geeignet gewesen. Da sassen aber so viele Bienen in der oberen Zarge, in der das Futtergefaess steht, die sogar schon am Deckel Wildbau betrieben hatten, das ging auf die Schnelle nicht.
Der Fachmann sagt „Ja“
So muss mein Schwarm eben mit leeren Mittelwaenden Vorlieb nehmen. Auch wenn es schon spaet im Jahr ist. Zum Glueck war am gleichen Tag wieder Termin fuer meinen Imkerlehrgang. Das passte doch gut. So konnte ich Herrn Liebig sofort fragen, was es mit diesem Schwarm auf sich hat und wie ich weiter vorzugehen habe. Herr Liebig schien zwar etwas irritiert, Mitte August noch von einem Schwarm zu hoeren, meinte aber, es waere alles noch im gruenen Bereich. Auch ein Schwarm von Mitte August hat noch eine reelle Chance, zu einem ueberwinterungsfaehigen Volk zu werden. Auch ohne die Zugabe von ausgebauten Waben. Einer seiner Lieblingssprueche, und dem kann wohl jeder nur beipflichten, ist dieser:
„Die Damen wissen am allerbesten was fuer sie gut ist, besser als jeder Imker!! (sinngemaess)
Da muss was Wahres dran sein. Wenn die Damen sich entschliessen, kurz vor Ladenschluss noch einkaufen zu gehen, dann werden die schon ihre Gruende dafuer haben. Welcher Imker kann wohl von sich behaupten, zu wissen, was Bienen denken.
Ps: einen recht herzlichen Dank an den Imkerkollegen, der mir den Schwarm gegoennt und nicht selbst eingefangen hat.
7 Antworten
Solange du die Königin mit in die Kiste kriegst ist alles gut da geht der restliche Schwarm auch mit!!!
LG
Tobias
Hallo Ralf,
Glückwunsch zu den Schwarm.
So lange er noch keine verschlossene Brut hat und sich prima auf den Waben niedergelassen hat, hast du noch die Möglichkeit ihn mit Milchsäure zu behandeln.
2-3 Sprühstöße pro Wabenseite, schräg aufgesprüht, damit die Säure nicht auf die Stifte kommt. Das ist viel schonender als Ameisensäure, falls vorhanden.
So späte Schwärme haben bei manchen Imkern einen schlechten Ruf, da es in dem Fall auch ein Schwarm sein kann, der sich durch zu hohem Varroa Druck gebidet hat. Die Bienen verlassen in diesem Fall den Stock und versuchen in der Flucht ihr Heil.
Falls du mit dem Verdunster behandeln möchtest, das ja etwas länger dauert, solltest du das Volk erstmal auffüttern, denn das ist die zweite Möglichkeit wieso sich so spät noch Schwärme bilden, nämlich ein sogenannter „Hungerschwarm“, d.h. kein Futter mehr, der Bien versucht als letztes Mittel ein Ausflug zu evtl. anderen Trachtquellen.
So das war was ich gehört habe.
Hoffen wir das Beste, nämlich das die Damen einfach spät dran sind und alles normal verlief.
Grüße
Ingo
Lieber Ralf, da kann man sich wirklich mit Dir freuen, so ein Glück möcht ich auch mal haben, haste gut gemacht! Liebig hat recht, wenn es ein schöner Herbst wird, bringst Du sie bestimmt über den Winter. Gib ihnen Invertfutter, da haben sie weniger Mühe als mit reiner Zuckerlösung und leben dadurch länger. Vielleicht bauen sie nicht alle Waben aus und lagern nicht ausreichend Futter ein, dann mußt Du eben im Frühjahr aufmerksam den Futterstand im Auge behalten und im Bedarfsfall vom Volk mit den größten Vorräten ein oder zwei Waben entnehmen, aufritzen und an das Brutnest heran hängen. Mit der Varroabehandlung hast Du Zeit, bis verdeckelte Brut vorhanden ist. Nimm Bienenwohl oder Oxalsäurelösung mit etwas Zucker, aber laß ihnen Zeit sich auf den neuen Standort einzufliegen. Wenn Du sicher gehen willst, daß sie nicht nochmal ausziehen, gib ihnen eine Wabe mit offener Brut und Eiern, von Deinem stärksten Volk, d.h. Bannwabe. Bei einigen Damen sind gelbe Hinterleibsringe zu erkennen, entsteht durch Kreuzung mit Ligustica, Buckfast oder anderen, bedeutet aber nicht automatisch, daß Deine Königin schlecht ist. Einfach abwarten ob sie friedlich ist und Honig bringt, alles Andere ist eine heiß umstrittene Glaubensfrage. 😉
LG Friedrich.
Bei der größe vom Foto sollte man das annehmen, das es der echte schwarm ist und kein Nachschwarm. Würde aber auch auf jeden fall direkt etwas füttern. Eng werden kann es für die neue Königin, ich habe bei mir gesehene, dass die Drohnen doch stark zurrück gehen derzeit.
Hatte es garnicht mitbekommen das du von Bienenkiste auf „was genau ist das für ein System“ umgestiegen bist.
Viel Erfolg mit den Biestern 🙂
Hallo Ralf,
wie schön anzusehen, wie leicht es sein kann, einen Schwarm aus dem Bäumchen in eine Magazin zu schütten. Sehr interessant, vielen Dank dafür. Halt uns auf dem Laufenden, wie’s diesem Volk geht, aber das wirst Du schon.
Liebe Grüße
Kirsten
Hallo Ralf,
na, das sah ja mal interessant aus. Keine Ahnung was das ergibt wenn das fertig ist.
Ich würd jetzt auch gleich füttern (jaa…an alle Imker normalerweise lässt man die 24 Stunden hungern, ich weiß) und dann mit 60%iger Ameisensäure und Schwammtuch ran. 22ml – Kurzbehandlung.
Müssten die ja in spätestens 3 Tagen alles weggeschafft haben an Futter.
Gruß und viel Erfolg! Hoffen wir das eine begattete Königin drin ist!
Ich Habe Keine Bienen