Es ist doch irgendwie in jedem Jahr dasselbe. Spaetestens Mitte November ist im Garten nichts mehr zu tun. Es ist zu kalt, zu nass, es waechst nichts mehr und uns Gaertnern bleibt nichts anderes uebrig, als uns in die eigenen „Vier Waende“ zu verkriechen, Gartenbuecher zu lesen, Plaene zu schmieden und die Bilder der vergangenen Saison wehmuetig zu betrachten. Es folgen Monate des Gaertnergrauens. Schnee, Eis, Wind und Sturm, alles andere als einladende Umstaende, sich im Garten zu schaffen zu machen.
Dann, mal etwas frueher, mal etwas spaeter sehen wir die ersten Sonnenstrahlen. Die Tage werden wieder laenger, die ersten zweistelligen Temperaturen lassen sich am Thermometer ablesen, und wir Gaertner koennen es kaum erwarten, endlich wieder im Garten zu schuften, Saaten in die Erde zu bringen, Kartoffeln zu legen oder den ersten Besuch im Gartencenter einzuplanen. Aber es ist noch nicht so weit. Es vergehen noch Wochen, bis wir wirklich wieder loslegen koennen. Das ist des Gaertners schlimmste Zeit im Jahr. Da hilft es auch nicht, auf der Fensterbank Tomaten oder Paprika zu saeen, da hilft es auch nicht Pflaenzchen zu pikieren oder das letzte Laub aus dem vergangenen Jahr aufzurechen. Dieses Warten kann einen Kirre machen. Es kribbelt in den Fingern. Es muss endlich losgehen.
Jedenfalls geht es mir so. Das fruehe Fruehjahr ist die schlimmste Zeit. Morgens ist der Boden noch gefroren, fuer´s Rasenmaehen ist es noch zu frueh, Hecken schneiden macht noch keinen Sinn, Umzugraben oder gar den Einachser rauszuholen macht ebensowenig Sinn. Des Gaertners Leben beschraenkt sich auf die wenigen winzigen Pflaenzchen, die in Anzuchtkisten auf der Fensterbank schier endlos langsam vor sich hin wachsen.
Jetzt aber ist es beschlossene Sache. Der Winter ist vorbei. Jedenfalls in unserer Gegend. Und dabei haben uns die Kinder der hiesigen Grundschule geholfen. Und das wirklich tatkraeftig und vor allen Dingen laut. Altweiberfastnacht. Das muss in der Schule gefeiert werden. Ich bin ja kein Karnevalsjeck. Nie gewesen. Ich bin zwar eingefleischter Rheinlaender, aber mit Karneval habe ich nun rein gar nichts am Hut. Ist eines der Feste, mit denen „man mich jagen kann“. Am liebsten ginge die ganze Karnevalschose an mir vorueber, ohne dass ich auch nur einen einzigen Jecken gesehen habe, ohne dass ich auch nur eine einzige Minute Karnevalssitzung in der Glotze miterleben musste (das ist schon wirklich schwer in diesen Zeiten).
Fuer die Kinder aber ist Karneval eine tolle Sache. Ausbrechen aus der Schulroutine, endlich mal in eine andere Rolle schluepfen, endlich mal nach Herzenslust Krach machen und endlich mal, als Erwachsener wuerde man sagen, „die Sau raus lassen“. So gibt es hier im Nachbardorf, wo sich die Grundschule befindet, in jedem Jahr einen kleinen Altweiberumzug. Alle Schueler ziehen mit ihren Kostuemen und mit Krachmachern aller Art ins naechste Dorf und treiben mit ihrem Getoese und Radau den Winter aus. Winter, „mach dich vom Acker“, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir haben die Nase voll. Wollen endlich wieder mit T- Shirt herumlaufen, wollen endlich wieder im Garten mit Wasser spritzen, wollen endlich wieder „richtig leben“.
Der weisse am Ende des Filmes ist einer von meinen Soehnen. Der wollte unbedingt Mumie werden. Ich habe ihm ein Kostuem geschneidert. Die anderen meinten, er saehe aus wie Batman in Unterwaesche.
Manchmal wuenschte ich, ich koennte noch mal Kind sein und von vorne anfangen.