Meine ersten Erfahrungen mit einer Sense waren ja nicht sonderlich erfolgreich. Ich musste mir etwas anderes ueberlegen. Da kam mir ein alter Amazongutschein, der schon seit Monaten im Schrank lag, gerade recht. Damit habe ich mir einen sogenannten „Dengelmax“ bestellt. Die Erklaerungen, die ich im Internet ueber diese Maschine gefunden habe, hoerten sich recht vielversprechend an. Ohne grosse Erfahrung, ohne viel Kraftaufwand, Sense einlegen, kurbeln und fertig. Ich konnte es kaum erwarten, das Geraet im Briefkasten zu finden.
Als es dann aber da war, stellte sich schnell heraus, so einfach wie ich mir die Sache gedacht hatte, war es nun doch nicht. Ich nehme an, die Sense war schon so lange nicht mehr richtig gedengelt worden, dass auch der Dengelmax nicht helfen konnte. Der Sinn der ganzen Dengelei ist es ja, die wenigen Millimeter der Sensenschneide so, ich sag mal platt zu hauen, dass sie dadurch geschaerft und gehaertet wird. Da aber meine Sense wohl ewig nicht mehr gedengelt wurde, war das Metall an der Schneide so dick, da war mit dem Dengelmax nichts mehr zu machen.
Also bin ich zum Nachbarn rueber, der seine Sense noch nach alter Manier dengelt. Ich habe mir das kurz angesehen und es dann selbst versucht.
Schlag um Schlag habe ich mich die Sensenschneide vorgearbeitet. Hin und zurueck, hin und zurueck, bis mir meine Sense so scharf erschien, wie ich es nur schaffen konnte. Ganz so perfekt wie es ein Profi gemacht haette, habe ich es sicher nicht hinbekommen. Und doch, ich war mir dem Ergebnis zufrieden. Ein Profi haette wahrscheinlich weniger „Saegzaehne“ in die Schneide geschlagen. Meine sah nach der „Behandlung“ eher aus wie ein Haifischmaul. Dafuer war sie aber hinlaenglich scharf.
Sieht nicht ganz so perfekt aus. Wer jetzt aber ueber mich lacht, der soll mal selbst so eine Sense in die Hand nehmen und versuchen, sich durch eine Wiese zu kaempfen.
So bin ich also mit meiner Sense eines Morgens raus auf die Wiese und habe Heu gemacht. Ich muss sagen, nach anfaenglichen Schwierigkeiten ist es auch leidlich gut gegangen. Den ein oder anderen Hieb habe ich in die Erde gehauen, den ein oder anderen Hieb viel zu hoch angesetzt. Aber ich habe mein Stueck Wiese gemaeht. Mit Schweissperlen auf der Stirn, mit gen Ende hin ziemlich schlappen und mueden Armen. Da muss man erst einmal die richtigen Koerperbewegungen korrekt und gleichmaessig ausfuehren lernen. Auch die Konzentration liess doch merklich nach. Wahrscheinlich haette ich mir nicht vornehmen sollen, bei jedem Ausholen einen Halbkreis mit der Sense vollfuehren zu muessen. Dafuer war das Gras schon zu alt und zu strohig. Haette ich Brennesseln oder Klee zu maehen gehabt, ich bin sicher, ich haette gar keine so schlechte Figur abgegeben.
Was mich wohl von einem Profi unterschieden hat, war die Schnitttiefe. Um nicht dauernd mit der Sense in der Erde zu stecken, habe ich sie relativ hoch angesetzt. Das hatte zur Folge, dass an manchen Stellen gut 20 Zentimeter Gras stehengeblieben ist. Ein Profi haette wohl kaum mehr uebrig gelassen als das, was ein guter Rasenmaeher auf hoechster Einstellung geschnitten haette.
Trotzdem war ich war mit meinem Werk zufrieden. Wobei das Aufkratzen und Ausbreiten des Heus noch mal so viel Arbeit machte wie das eigentliche Maehen. Da muss es wohl eine spezielle Heuharke geben, mit relativ stumpfen Zacken, die weniger im Gras haengen bleibt. Ich hatte leider keine und musste eine stinknormale Harke nehmen. Was habe ich mir da was zusammengekratzt. Aber auch das habe ich hinbekommen und mein Heu stolz wie Oskar auf unserem kleinen Fussballplatz ausgebreitet.
Jetzt noch einige Tage trocknen lassen, regelmaessig wenden oder in die Luft werfen, wie meine Grosseltern es gemacht haben, dann haben die Kaninchen genug zu fressen fuer die naechsten Monate.
Ob es nun richtig war, die Flaeche danach noch einmal mit dem Rasenmaeher zu maehen, weiss ich nicht. Ich habe mir einfach gedacht, die Wiese kann so ganz neu von unten heraus nachwachsen, ohne von lauter alten Grasresten behindert zu werden.
Ich habe ehrliche Hochachtung vor denen, die mit solch einer Sense frueher (oder vielleicht auch heute noch) ganze Wiesen abgemaeht haben. Ich haette mir auch vom Nachbarn einen Balkenmaeher ausleihen koennen und waere in Minuten mit der Heuernte fertig gewesen. Aber einen so herrlichen und lehrreichen Morgen haette ich damit bestimmt nicht erlebt.
6 Antworten
Hallo Ralf einen Heurechen bekommst du in fast jedem Baumarkt kostet 15 Euro und macht sich nach dem ersten Gebrauch schon bezahlt weils wesentlich einfacher ist
Grus Tobi
Hallo Tobi
ich trenne mich doch so ungerne von meinem Geld!!! 😉
Gruss RR
Wirklich ein ganz tolles Video das du da erstellt hast. Hat mich echt gefreut dir zuzusehen! Mach weiter so!
Was du suchst, ist ein Heurechen. Der ist aus Holz und hat stumpfe gerade Holzzähne. Er eignet sich nicht nur zum Heu harken, sondern auch für Lauf, Heckenschnitt und sogar kleineres Gestrüpp. Also überall, wo man sich mit der normalen Harke nur verfangen würde, oder im Boden festkrallt. Hab grad mal bei Ebay geschaut, die gibts für unter 15 € (Qualität keine Ahnung). Gelegentlich bricht natürlich mal ein Zahn ab, die lassen sich aber einfach austauschen.
Mit der Sense hab ich mich angeregt von deinem letzten Video gestern auch mal versucht. Als Versuchsobjekt habe ich den Giersch missbraucht. http://chaosgarten.blogspot.com/2011/06/mit-der-sense-gegen-die-gierschblute.html
Lieber Ralf,
na das sieht doch gar nicht so schlecht aus. Ich muss Dir recht geben, ich habe vor kurzem auch Nachbars Wiese mit der Sense bearbeitet und das sah genauso aus wie bei Dir. ein kleines Stoppelfeld*lach…hat eine Menge Arbeit und Muskelkater gekostet, das waren immerhin 500 qm Wiese und als Frau muss ich mich da auch gar nicht vor einem Mann verstecken *:-)*..mit dem Rasenmäher habe ich die Wiese nicht noch bearbeitet, dazu hatte ich einfach keine Lust mehr und mein Nachbar war schon um die gekürzte Wiese froh. ..und ich um 3 große Säcke Heu reicher *freu*..wenn man sich das wenden sparen will, sollte man das Heu auf Trockengestelle (Heureiter) werfen, trocknet ganz prima ohne großen Aufwand…das mit dem Schärfen der Sense ist mir auch noch ein Rätsel..meine war so scharf das ich mich geschnitten habe..aber gedengelt habe ich die Sense nicht..nur mit einem richtig nassen Schleifstein geschliffen.
liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Conny
Hallo Conny
Ich sehe, eine Wahre Fachfrau bei 500 Quadratmetern. Das Dengeln muss man, so weit ich weiss ja auch nicht jeden Tag machen. Wenn deine neu ist, oder aber vor kurzem gedengelt wurde, dann duerfte das einige Zeit halten. ueber kurz oder lang wirst du aber bestimmt dazu kommen. Viel Spass dabei.
Gruss RR