Nun sind die Schnecken aber bei weitem nicht die einzigen Fressfeinde, mit denen wir uns so als Hobbygaertner herumschlagen muessen. Habe ich doch vor einiger Zeit einen Bericht darueber verfasst, wie gut unser sibirischer Kohl im Garten gedeiht und wie einfach es ist, ihn anzubauen. Es waere auch zu schoen gewesen, um wahr zu sein. Nach dem ersten Schnitt vor einigen Wochen ist der sibirische Kohl ganz ordentlich gewachsen. Aus der Ferne sah er so was von einlandend lecker aus, einfach ein Genuss fuer die Augen und eine Vorfreude fuer den Gaumen. So habe ich unsere Hauskoechin mal wieder eingeladen, mit uns einen „Erntetag“ zu veranstalten. Da gab es noch eine ganze Reihe Stielmus und eben sibirischen Kohl zu ernten und zu verarbeiten.
Bewaffnet mit einem Messer und einer grossen Waschbuette sind wir dann zum Kohl gestiefelt,
um all die koestlichen Blaettchen zu ernten und uns, neben einigen Portionen fuer die Gefriertruhe, auch ein leckeres Mahl zu bereiten. Jo, so hatte ich mir das gedacht. Wenn da nicht wieder unsere lieben Freunde, die Fressfeinde, zugeschlagen haetten. Lange Rede kurzer Sinn, kein einziges Blatt an all den Pflanzen haette ich ruhigen Gewissens geniessen koennen. Kein einziges Blatt, an dem nicht auf der Unterseite kleine weisse Fliegen zu finden gewesen waeren, nebst ihrem krabbelnden Nachwuchs. Aus der Traum. Ich habe alle Pflanzen so weit es eben noch vertretbar war zurueckgeschnitten, so dass nur noch kahle Struenke aus dem Boden ragten. Meine Guete, war das ein Geflimmer weisser Fliegen. Welch eine unappetitliche Angelegenheit. Ich habe die gesamte Ernte entsorgt. Es ist schon nicht einfach, sein Mittagessen selbst anzubauen!
Jetzt sind wir nicht neu im „Hobbygartengeschaeft“. Wo eine Pflanze von Schaedlingen befallen ist, da sind andere nicht weit weg. So habe ich die anderen Kohlpflanzen auch einmal unter die Lupe genommen und, das war anzunehmen, auch dort diese weissen Flecken, die kleinen Fliegen und die Laeuse vorgefunden. Nicht in der Menge wie sie am sibirischen Kohl zu finden waren, aber immerhin. Vor allem der Gruenkohl war davon befallen. Und dabei muss er noch Monate stehen bis wir ernten koennen, wenn dann ueberhaupt noch etwas uebrig ist. Auch beim Blumenkohl, beim Brokkoli und beim Spitzkohl waren weisse Fliegen zu finden. Keine guten Aussichten. Nur an Kohlrabi, Rotkohl und Butterkohl konnte ich keine Fressfeinde entdecken. Jetzt halten wir dank Mulch unter den Kartoffeln die Schnecken von unserem Gemuese weitestgehend fern, dann tauchen andere Fressfeinde auf. Es ist zum Heulen.
Um welch einen Schaedling handelt es sich denn nun und welche Moeglichkeiten der Bekaempgfung gibt es im Freiland?
Wenn ich das richtig herausgefunden habe, dann haendelt es sich um Mottenschildlauese, von denen in Mitteleuropa 17 Arten vorkommen. Sie stammen aus waermeren Gebieten der Erde und sind von daher vornehmlich in Gewaechshaeusern zu finden. Nur unsere halten sich nicht daran.
Dazu gibt es auf der Seite der Bayerischen Landesanstalt fuer Weinbau und Gartenbau gute Informationen. Dort steht zu lesen, dass die Weisse Fliege, oder Kohlmottenschildlaus, um welche es sich bei unseren Kohlpflanzen wohl handelt, sehr schwer zu bekaempfen ist (da haben wir den Salat). Das liegt vor allem daran, dass der Schaedling auf der Unterseite der Blaetter lebt und immer in verschiedenen Stadien seiner Entwicklung gleichzeitig vorkommt. Jedes Stadium hat eine unterschiedliche Empfindlichkeit auf das verwendete Mittel.
Ich zitiere einmal aus vorgenannter Seite:
Desweiteren wird dazu geraten, konsequent alles Unkraut aus dem Garten ferzuhalten. Dazu zaehlen vor allem Disteln, Vogelmiere, Franzosenkraut und alle Kreuzblueter. Super, wie sollte ich es schaffen, Vogelmiere aus unserem Garten fernzuhalten. Das Zeug waechst schneller, als es die Polizei erlaubt. Einzige praktikable Moeglichkeit der Plage Herr zu werden, sollen unter Umstaenden Gemueseschutznetze sein, die von Beginn an ueber den Kohlpflanzen liegen. Genau die richtige Methode um unseren Gruenkohl Marke „Friesische Palme“ vor dem Befall zu schuetzen. Der soll naemlich fast zwei Meter hoch werden. 🙂
Mir ist zwar nicht ersichtlich, warum ein Mittel auf Rapsoelbasis nicht auch im Freiland angewendet werden darf, wird aber schon seinen Grund haben. Es soll aber auch moeglich sein, sein eigenes Praeparat auf Rapsoelbasis zu mischen. Dazu wird Rapsoel 1:50 mit Wasser gemischt. Um ein Entmischen zu verhindern, setzt man einen Emulgator wie Lecithin (klar, habe ich flaschenweise im Keller stehen) zu. Es soll aber auch mit einigen Tropfen Pril gehen. Diese Mischung muss auf die Kohlmottenschildlaeuse gesprueht werden, woran sie ersticken.
Ich bin ja immer noch im Zwiespalt mit mir selbst. Ich hatte das Gartenjahr begonnen unter der Praemisse, erst einmal ohne grosse Eingriffe in die Natur zu beobachten, und daraus meine Schluesse fuer das naechste Jahr zu ziehen. Das habe ich auch bisher recht gut durchgehalten. Ich giesse aeusserst wenig, ich benutze, bis auf die Moehren, bei denen ich weiss, dass ich ohnehin keinen Erfolg habe, keine Gemueseschutznetze (obwohl ich in der Vergangenheit damit sehr gute Erfahrungen gemacht habe) und lasse der Natur freien Lauf. Allenfalls starte ich mal einen Versuch wie mit der Bekaempfung der schwarzen Bohnenlaus an den dicken Bohnen. Mehr aus Interesse heraus als aus Ueberzeugung. Immerhin ist dies das erste Gartenjahr in unserem neuen Garten, und da gilt es erst einmal herauszufinden, was geht und was nicht. Im naechsten Jahr kann ich mich dann darauf vorbereiten und, alleine schon durch die Auswahl der Gemuesesorten die Probleme einschraenken.
Wenn ich nur nicht immer so hin- und hergerissen waere. Den sibirischen Kohl konnte ich schon entsorgen. Bei den anderen Kohlarten wird es nicht anders sein, das weiss ich jetzt schon. Mich ganz und gar auf die Nuetzlinge zu verlassen, die auch anzutreffen sind, wie die zufaellig aufs Bild geratene was auch immer fuer eine Fliege, die gerade Kohlmottenschildlaeuse vertilgt beweist, ist vielleicht doch etwas zu unsicher.
10 Antworten
Ich hab auch jede Menge Weiße Fliegen an meinen Grünkohlpflanzen. Die Blätter sind allerdings nicht wirklich geschädigt. Nach der Ernte brause ich die Blätter einfach einzeln in der Badewanne mit kaltem Wasser ab, mit dem stärksten möglichen Wasserstrahl; das mögen die Tierchen gar nicht und verschwinden zwangsweise im Abfluss auf Nimmerwiedersehen. Die Blattunterseiten sind danach wieder appetitlich grün, als ob nichts gewesen wäre.
Grüße, Steffen
Hallo Steffen
Ich tue mich mit dieser Methode etwas schwer. Wer weiss, was da doch noch alles auf den Blaettern haengen bleibt. Aber das muss jeder mit sich selbst ausmachen.
Weiße Fliegen hatten wir an den Unterseiten unserer Brokkoli-Pflanzen auch tausende. Im Internet haben wir dann gelesen, dass die Feuchtigkeit nicht leiden können. Deshalb bespritzen wir die Blattunterseiten jetzt täglich mit Wasser. Hat sehr gut geholfen. Zwar sind immer noch ein paar Fliegen da, aber bei Weitem nicht mehr so viele.
Hallo Anna
Vielen Dank fuer den Hinweis. Habe ich noch nicht gewusst. Ist fuer das naechste Jahr vorgemerkt.
Gruss RR
Hi RR,
Ich hatte sehr gute Erfolge mit Neem-Öl gehabt, allerdings genau wie du sagst, man sollte nicht zu lange warten.
„Für den Gemüseanbau nicht zugelassen?“ 😉
Halb Süd-Ostasien benutzt das Zeug, ist da vielleicht zu wenig Chemie drin? 😉
LG
Ich habe mir jetzt Neudorffs Neudosan Blattlausfrei auf Kaliseifenbasis besorgt. Hast du vielleicht damit auch schon mal experimentiert? Kannst du vielleicht eine Aussage darueber machen, welches der beiden Mittel erfolgreicher ist? Die Zeit der Laeuse beginnt naemlich bald. Ich finde immer mehr davon.
Gruss RR
Ich hatte letztes Jahr und habe natürlich auch dieses Jahr dasselbe Problem mit allen Kohlpflanzen (auch Kohlrabi). Im Vorjahr habe ich festgestellt, dass die Pflanzen aber trotz Befall ganz gut gewachsen sind, weswegen ich mich dieses Jahr auf Kohlsorten verlegt habe, die Röschen bilden oder deren Mark man essen kann. Ich hoffe nun, dass die Viecher nicht auch noch bis ins Innere von Kohlköpfen oder Rosenkohl vordringen…
Na dann mal gut Glück mit dem Kohl!
Hallo Peter
Das ist natuerlich eine Methode weniger Probleme mit Laeusen zu haben, wenn ich alle Blattkohle weglasse. Bei Kohlrabi kann ich mir das vorstellen. An die Knolle gehen die nicht ran. Bei den anderen Sorten bin ich mir nicht sicher. Die koennen einen Kohlkopf schon ziemlich schaedigen, so weit dass dir der Appetit vergeht. Habe ich schon gehabt.
Gruss RR
Hi,
Informiere dich doch mal über Neem-Öl.
Einmal besprüht und die Dinger sind weg. Ich wette.
LG
Hallo Earthling
Neem Oel ist sicher eine Alternative. Ich habe es schon mal versucht, mit Naturen Schaedlingsfrei Neem an den Dicken Bohnen. Mit keinerlei Erfolg. Es mag auch daran gelegen haben, dass ich zu lange mit der Bekaempfung gewartet habe und einfach schon zu viele Laeuse da waren. Was mich bei diesem Produkt auch noch stoert, ist die Tatsache, dass es fuer den Gemueseanbau nicht zugelassen ist. Soweit jedenfalls meine Informationen. Vielleicht gibt es andere Neem Produkte die eine Zulassung haben.
Gruss RR