Square Foot Gardening, wer hat schon einmal davon gehoert? Heiner ist nicht begeistert.
Als wir vor nicht einmal 5 Jahren zu unserem Garten gekommen sind, wie die Jungfrau Maria zum Kind, hatten wir von Garten und der damit verbundenen Arbeit nicht den blassesten Schimmer. Ich kann mich nur noch daran erinnern, mir mit der Gabel beim Ernten von Kartoffeln im Garten meiner Eltern in den Fuss gestochen zu haben. Ziemlich schmerzhafte Angelegenheit. So gingen wir unvoreingenommen an die Sache heran. Die eigentliche Idee fuer uns war nicht, uns mit unserer Ernte zu versorgen. Aber je weiter wir in dieses Metier einstiegen, umso mehr haben wir uns damit auseinandergesetzt und umso mehr kam der Wunsch auf, Gemuese anzupflanzen.
Wie aber macht man das? Unser erstes Gartenjahr war von einer wahren Gemueseschwemme gepraegt. In unserer Unwissenheit hatten wir die Samentuetchen auf dem Beet verteilt und so viele Rettiche, dass wir nicht einmal einen Bruchteil davon verwerten konnten. Ebenso ging es uns mit Radieschen, Salat, Gruenkohl und einigen anderen Gemuesearten. Waehrend anderes Gemuese entweder gar nicht wuchs oder aber nicht zu verwerten war.
Nach unserer ersten Saison haben wir viel gelesen und im Internet gestoebert und mussten feststellen, dass es so viele verschiedene Meinungen ueber das Gaertnern wie Gaertner gibt, eine „einzig wahre Wahrheit“ aber darunter nicht zu finden ist (so auch sicher nicht mit Square Foot Gardening).
Wir sind auch unter anderem auf das Buch „All New Square Foot Gardening“ von Mel Bartholomew gestossen. Endlich einmal ein Buch, dass klar und deutlich zeigt, wie und was man machen muss – eine klare Anleitung fuer Gartenneulinge. Folgende Idee steckt dahinter:
Zuerst einmal sollte ueberlegt werden, wieviel Gemuese man ueberhaupt braucht. Damit hat man schon einen grossen Schritt in die richtige Richtung gemacht.
Die zweite Idee dahinter ist, den Pflanzen ideale Bedingungen zu bieten. Mel schreibt sinngemaess, wenn in unseren Blumenkaesten vor dem Fenster eine Geranie gut gedeiht, warum sollte dann nicht auch eine Rote Bete oder ein Blumenkohl in dieser Erde wachsen? Warum sollte ein Blumenkohl seine Wurzeln in tiefere Erdschichten schieben, wenn in den oberen Erdschichten genuegend Naehrstoffe zu finden sind? Er wird deswegen nicht aufhoeren zu wachsen, nur weil seine Wurzeln nicht tiefer als die von Mel vorgeschlagenen knapp 20 Zentimeter in die Erde reichen koennen.
Die naechste Idee dahinter ist, nicht mehr eine grosse Flaeche Gartenland zu bearbeiten, sondern stattdessen Holzkisten von ca. 1,2 Metern im Quadrat aufzustellen, diese nach unten mit einer wasserdurchlaessigen Folie abzudecken und mit einem Gemisch von einem Drittel Kompost, einem Drittel Torf (Einwaende in Bezug auf Umweltschutz und Ressourcenverschwendung lassen wir gelten) und einem Drittel Vermiculit gut gemischt zu fuellen. Der Torf ist Fuellmaterial, das die Erde locker haelt, der Kompost sorgt fuer die Naehrstoffe, und Vermiculit sorgt fuer die Wasserversorgung (wird uebrigens unseres Wissens nach auch einigen Pflanzerden beigemischt). Vermiculite speichert Wasser und gibt es langsam wieder ab. Ein grosser Vorteil ist, dass keine Wurzelunkraeuter nach oben durchwachsen koennen. Auch Samenunkraeuter sind, zumindest zu Anfang, in der gemischten Erde nicht vorhanden. Somit entfaellt groesstenteils das Unkraut jaeten, von dem jeder Gaertner ein Lied singen kann. Jeder ernsthafte Gaertner versucht, seine Gartenerde zu verbessern. Es wird Kompost eingearbeitet, Mist untergegraben, Gesteinsmehl und Duenger verteilt; sogar von Gaertnern, die ernstlich erwogen haben zerkleinertes Styropor als Bodenhilfsstoff zu verwenden, haben wir schon gelesen.
Mit dieser Methode ist es nicht mehr noetig auf der Erde zu laufen, und auch ein Umgraben, was fuer viele Gaertner immer noch ein Muss ist, entfaellt.
Mel teilt diese Holzkisten in 16 kleinere Quadrate auf und schreibt genau, wieviel Samen oder wieviele Pflaenzchen der verschiedenen Gemuesearten pro Quadrat gesaet oder gepflanzt werden koennen. Diese Methode gibt jeder Pflanze ausreichend Raum um gut zu gedeihen. Freigewordene Quadrate koennen sofort wieder neu genutzt werden.
Die Aufteilung in kleine Quadrate ermoeglicht viel eher eine zeitversetzte Aussaat und damit eine zeitversetzte Ernte. Jeder wird sich schon einmal dabei erwischt haben, eine ganze Reihe gesaet zu haben und doch genau zu wissen, so viel zur Reifezeit nicht verarbeiten zu koennen.
Zwischen den einzelnen Holzkisten bleibt genuegend Raum um problemlos an alle Teile seiner „Minigaerten“ heranzukommen.
Ein weiterer Punkt ist der bessere Schutz gegen „Ungeziefer“. Mel illustriert in seinem Buch wie man mit wenigen Hilfsmitteln einen Netzkorb oder eine Folienhaube ueber sein Minibeet stuelpen kann.
Hoert sich doch alles plausibel an, oder nicht? Aber was spricht dagegen? Vor allem die Kosten. Kosten fuer Holz, vor allen Dingen wenn man unbehandeltes wetterfestes Holz wie Laerchenholz verwenden will, Kosten fuer Torf und Kompost, und vor allen Dingen die Kosten fuer Vermiculite. Da kann sich schon ein huebsches Suemmchen zusammenlaeppern. Und wenn uns diese Kosten nicht abgeschreckt haetten, wir haetten „Square Foot Gardening“ einen Versuch gegoennt.
Gaertner sind vielleicht von Natur aus Traditionalisten. Was schon seit vielen Jahren mehr oder weniger bewaehrt ist, das kann nicht falsch sein. Fuer diejenigen, die sich neu mit einem Garten befassen, und nicht unbedingt auf eine moeglichst komplette Selbstversorgung Wert legen, ist „Square Foot Gardening“ unserer Meinung nach durchaus eine Moeglichkeit, schnell Erfolg zu haben. Und das braucht jeder Gartenfreund, besonders Neulinge.
Auch in Betracht gezogen, dass das Buch ziemlich amerikanisch daherkommt und fuer Europaeer, so zumindest fuer uns, an manchen Stellen soviel Serioesitaet verbreitet wie ein Batman Film oder eine Dallas Folge, wir sollten vielleicht neue Ideen nicht von vorne weg als unserioes oder Geschaeftemacherei abstempeln.
Mel schreibt in seinem Buch zu der Frage warum Gaertner gaertnern, so wie sie es tun:
„Because that’s the way we’ve always done it.“
Denken wir doch mal drueber nach. (Sorry Heiner)
3 Antworten
Ich habs voriges Jahr vorsichtig mit einem Beet probiert, statt des teuren Vermikulite hab ich Perlite genommen und statt Torf sehr alten Kompost aus Schafmist.
Für mich absolut gut geeignet für anspruchsvolle Pflanzen, der Pflanzabstand ist extrem Platzsparend und somit ideal im bezug auf Pflege und Wasserverbrauch. Ausserdem mit ´nem (Maus-)Gitter Oben drauf ideal zum einmieten von Wurzelgemüse.
Wir kennen alle unsere amerikanischen „“Freunde“. Vielleicht brauchen die Amerikaner diese Art von Schreibweise. Amerikaner sind vielleicht etwas simpel und brauchen etwas uebrtriebene Vorgaben. Sind ja auch dazu zu begeistern, nach mittelalterlicher Art „a la Desert Storm“ fremde Laender zu ueberrennen.
Alles was aus Amerika zu uns kommt, wird von uns mit einer gehoerigen Portion Argwohn behandelt.
Gruss rr
Meine Kritik richtet sich ja nicht so sehr gegen die Idee des „Square Foot Gardening“ selbst, sondern mehr gegen die Art, wie Mel Bartholomew seine Methode propagiert. Ich stimme zu, dass diese Methode in sehr kleinen Gärten für Einsteiger durchaus hilfreich sein kann. Die Argumente die Mel bringt (80% weniger Platzverbrauch, 80% weniger Arbeit …) sind für mich aber einfach nicht nachvollziehbar.