Wir sind begeistert. Wirklich. Wir haben es tatsaechlich geschafft, 8 Kueken auf die Welt zu bringen. Nun, nicht wirklich wir. Unsere Glucke hat die meiste Arbeit selbst erledigt. Das hat sie auch prima gemacht. Bei der letzten Zaehlung vor einiger Zeit konnten wir 10 Eier im Gelege zaehlen. Ein paar Tage vorher waren es nur 9. Jetzt laufen 8 Kueken froh und munter herum. Tapseln durch alle Ritzen, kuemmern sich um keinen Drahtzaun und piepsen um die Wette. Putzmuntere kleine Kerlchen (hoffentlich besser Kerlinnen). Wie kam es aber dazu, und was hat das alles mit Geburtshilfe zu tun?
Ein Huhn und so viele Kueken in einem Eimer. Das kann doch nciht gut gehen.
Die Brutzeit sollte unseren Informationen nach 21 Tage dauern. Ganz genau konnten wir nicht mehr feststellen, ab wann die Henne nun die Eier bebruetet hat. Wir hatten aber so einen Anhaltspunkt. Je naeher der errechnete Geburtstermin heranrueckte, um so aufgeregter wurden wir. Ungezaehlte Male sind wir zum Huehnerstall gelaufen und haben nachgesehen. Unzaehlige Male haben wir erneut nachgerechnet und nachgerechnet. Das Ergebnis war Pi mal Daumen immer gleich. Schlupftag haette so um den 24. Juni sein muessen. Aber da tat sich nichts. Kein Piepsen, keine kleinen Wattebaellchen, keine leeren Eierschalen. Nichts. Wir wurden langsam unruhig. Sollen wir jetzt nachsehen, sollen wir die Glucke von den Eiern heben? Wir haben es gelassen. Haben schon genug mit dem Hahn zu kaempfen und wollten uns nicht auch noch auf einen Kampf mit einer bruetenden Henne einlassen. Es kam der 25., der 26. und der 27. Juni und immer noch kein Zeichen von Leben. Was waren wir was von enttaeuscht. Die Kinder waren Feuer und Flamme, der gute Geist des Hauses bekam schon wieder Muttergefuehle. Aber nichts. Da musste doch etwas schief gelaufen sein. Sollte unser Hahn vielleicht doch mehr Schein als potent sein? Wir hatten alles vorbereitet. Im Huehnerstall einen Zwischendraht gezogen um den kleinen Erdenhuehnern ein ruhiges und gemuetliches Zuhause ohne all die Erwachsenen zu bereiten. Wir hatten eine weitere Traenke besorgt, einen Sack Kuekenfutter und eine flache Schale, damit die Kleinen sich auch ohne Probleme den Bauch voll schlagen konnten. Und dann das.
Die junge Huehnerfamilie muss in ein neues Zuhause umziehen. Freiwillig wollten sie allerdings nicht gehen.
Wir haetten uns wohl doch nicht so viele Sorgen machen muessen. Am 28. Juni, gut vier bis fuenf Tage nach dem errechneten Geburtstermin konnte ich unter einem Fluegel der Glucke ein winziges Koepfchen mit einem noch winzigeren Schnaebelchen ausmachen. Das war eine Erleichterung. Kurz darauf folgten noch weitere Koepfchen, mal hier, mal dort unter den Fluegeln. Wieviele das nun waren, konnten wir nicht feststellen.
Dieses Kueken hat es nicht geschafft. Wir haetten es doch besser so belassen wie es war.
Jetzt hockte die Glucke mit ihren vielleicht 10 Kueken immer noch in einem unserer Plastikeimer, den wir als Legenest benutzen. Der steht auf Pflastersteinen, damit er nicht kippt oder wegrollt. Das erschien uns zu klein. Sollte eines der Kueken einmal versehentlich aus dem Eimer hinausfallen, so haette es im Leben nicht mehr geschafft, wieder hinein zu gelangen. So haben wir eine Plastikwanne auf einer Seite mit einer tiefen Oeffnung versehen und mit viel Mueh und Not die Glucke samt Kueken dort hineingekippt. Hineingekippt hoert sich hart an. Die haben sich ja mit allen Mitteln gewehrt, den Eimer zu verlassen. Letztendlich haben wir aber gesiegt. Heraus kamen sieben Kueken, drei Eier und eine Henne die nicht besonders erfreut darueber war, sich ein neues Nest bauen zu muessen. Die drei Eier haben wir wieder unter die Henne geschoben. Eines davon war schon von innen angepickt, und wir konnten den kleinen Schnabel dabei beobachten, wie er versuchte, die Eierschale zu durchstossen.
So sind sie eben, die Muetter.
Am naechsten Tag war dieses Kueken nicht mehr am Leben. Das Umbetten in ein neues Nest hat es wohl nicht verkraftet. Schade drum. Dieses Ei war bei weitem das groesste von allen, und wir dachten zuerst, es haendele sich wieder um eines mit zwei Dottern. (Huehnerzwillinge, gibt es das ueberhaupt?) An den anderen beiden tat sich nichts. Die Eier waren ja nicht untergeschoben und so konnte es durchaus sein, dass das Legedatum um einige Tage voneinander abwich.
Erstaunlich wie sich aus dem glibbrigen Zeugs im Inneren eines Eis in gerade mal 3 Wochen ein komplettes Lebewesen bilden kann. Ist schon faszinierend zu sehen.
Noch einen Tag weiter, und die Glucke hatte ihr Interesse an den beiden uebriggebliebenen Eiern verloren. Deren Sinn stand nur noch nach den Winzlingen, und damit hatte sie auch genug zu tun. Ich haette nicht gedacht, dass so viele Kueken unter einer Henne Platz finden, ohne dass man auch nur eines davon sieht. Das ist wirklich lustig. Wenn die mal ihre kleinen Koepfchen hinausstreckten, mal hier, mal dort, mal eins, mal 5, da kann man nur schmunzeln. Und wie die mit ihren kurzen Beinchen durch das Stroh stapften, zum Kaputtlachen.
Gerade keine Glucke zur Hand. Da muss eben ein Stueck ausrangierter Pelzmantel herhalten.
Was aber jetzt machen mit den beiden uebriggebliebenen Eiern? Wir mussten der Tatsache ins Auge sehen, diese beiden entsorgen zu muessen. So gingen wir am Abend in den Huehnerstall und nahmen die beiden Eier heraus. Haette ich das gemacht, mir waere gar nicht aufgefallen, dass eines davon schon einen winzigen Bruch in der Schale hatte. Meine Frau aber hat es gesehen, sich das Ei ans Ohr gehalten und festgestellt, dass in dem Ei noch Leben war. Ein Piepsen und Klopfen. Da hatten wir das Problem. Die Henne wollte das Ei offensichtlich nicht mehr haben, und wir konnten doch so einen Winzling nicht einfach in den Muell werfen. Schnell den Rechner angeschmissen und nachgelesen, ob man das Kueken aus dem Ei befreien sollte. Aber alles was wir gelesen haben war, dass solche Kueken in der Regel spaeter doch eingehen. Das konnten wir doch nicht zulassen. Auch wenn es nur ein Huehnchen war. Vier Euro Achtzig schoen knusprig gebraten. Nein, da mussten wir etwas unternehmen.
Wir wussten von einem Bekannten im Dorf, der eine Waermelampe besitzt. Es war abends halb 11. Kuemmern wir uns nicht drum. Hingefahren und die Waermelampe eingepackt. Eine Plastikkiste mit Holzwolle gefuellt, das Ei hineingelegt und die Waermelampe darueber gehaengt. 37,8 Grad meine ich gelesen zu haben. Die Hoehe der Lampe so eingestellt, dass die Temperatur ungefaehr stimmte, so wie es auch unter der Mama gewesen waere. Eine Stunde gewartet, weitergekommen war das Kueken aber nicht. Immer noch die gleiche winzige Oeffnung in der Eierschale, immer noch das winzige Schnaebelchen und immer noch das jaemmerliche Piepsen.
So sind die Frauen eben, wenn es um den Nachwuchs geht. Meine Frau hat kurzerhand die Isomatte ausgepackt und sich neben das Kleine in den Schuppen gelegt. Sie hat erzaehlt, dass sie ziemlich oft wach war, geweckt vom jaemmerlichen Gepiepse. Das alles neben einer Waermelampe an den heissesten Tagen des Jahres. Hochachtung. Letztendlich musste sie das Kueken dann doch mitten in der Nacht aus dem Ei befreien. Wir hatten die Oeffnung schon vorher ein wenig erweitert. Ich nehme an, diese vergroesserte Oeffnung hat das Kleine irritiert. Es hat einfach nicht mehr gewusst, wie es weiter verfahren sollte mit der Eierschale. Die anderen Kueken hatten sich ihren Weg in die Freiheit dadurch gebahnt, dass sie sorgfaeltig den Deckel des Eis abgetrennt hatten. Dieses hier hatte es anscheinend nicht begriffen.
So verblieb das Kueken noch zwei Tage in seiner Kiste, bis es sicher laufen und stehen konnte. Die Kinder hatten ihren Spass. Wie bringt man so einem Kueken bei, wo es was zu fressen gibt und wie es das machen soll? Wochenlang mit der Pinzette fuettern wollten wir nun auch nicht. So haben wir das Kleine dann nach zwei Tagen einfach zu den anderen gesetzt. Die Henne hat es auch ohne Probleme angenommen. Die anderen sieben Kueken sind allerdings ein ganzes Stueckchen weiter. Sind ein wenig groesser und auch erheblich sicherer auf den Beinen. Das wird sich wohl in ein paar Tagen legen.
Dem Hahn schmeckt das Kuekenfutter besonders. Die Kleinen muessen aufpassen, dass sie ihm nicht in die Quere kommen.
Die Abtrennung im Huehnerstall konnten wir nach kurzer Zeit entfernen. Jetzt laufen die Kueken putzmunter durch das ganze Gelaende. Kein Hahn der stoert, keine Katze die bisher eines geholt hat. Eine Freude zuzusehen, wie die kleinen umherflitzen. Nur unser Nesthaekchen, Strubbel von uns getauft, muessen wir schon seit Tagen abends von Hand in den Stall befoerdern. Die Glucke schert das nicht. Die sitzt schon lange im Stall, die anderen sieben Kueken unter ihren Fittichen und hat die Augen zu. Entweder es kommt alleine die Rampe zum Stall nicht hinauf. Oder aber, es sucht immer noch nach seiner wirklichen Mama.
Eine Antwort