Wissen Sie, von welchen Leuten wir in diesem Land noch lange nicht genug haben? Ich kann es Ihnen sagen. Wir brauchen mehr Biobauern. Und nicht nur solche, die Bio betreiben, weil sie damit vielleicht mehr verdienen. Nein, wir brauchen mehr Biobauern, die ihre Arbeit aus Ueberzeugung machen. Die voll und ganz hinter dem „Biogedanken“ stehen, die im Bioanbau die Zukunft sehen, die sich von der Industrie kein X fuer ein U vormachen lassen, die nicht mehr an all die Versprechnungen der Genindustrie, der Chemischen Industrie und der Regierenden glauben. Biobauern, die sich Ihrer Verantwortung fuer unsere Gesundheit und die Gesundheit der Natur, die nun mal unser aller Lebensgrundlage ist, bewusst sind. Landwirte, die Vorreiter sind, die zeigen, wie auch ohne diverse „…zide“ gesunde Ernten einzufahren sind. Biobauern, die mit althergebrachten Vorgehensweisen brechen und neue Wege gehen. Von solchen Landwirten brauchen wir viel mehr. Solche eben, wie die Biolandwirte, die ich in meinem heutigen Video besuche.
40 Hektar Gemuese
Ein Biobetrieb mit 40 Hektar Gemueseanbau in der Warburger Boerde. In diesem Jahr Moehren, Porree und Blumenkohl. Dazu noch Weizen wachsen dort. Ein Besuch, der mir wirklich Spass gemacht hat. Das koennen Sie mir glauben. Ich hatte die Gelegeneheit, mir anzusehen, wie dort im Blumenkohlfeld das Unkraut reguliert wird. Ich benutze ausdruecklich nicht den Begriff „vernichtet“, denn das ein oder andere Unkraut hat es wohl doch ueberlebt. Da muss dann spaeter noch mal nachgebessert werden. 🙂
Die Jungpflanzen werden in einem Biobetrieb zugekauft, werden angeliefert und gepflanzt. Das gibt ihnen einen gewissen Vorsprung vor dem Unkraut. Erstaunlich, in der Regel mache ich es genau so und diese Vorgehensweise hat sich bei mir bewaehrt. Spaeter im Jahr ist so oder so nicht mehr dagegen anzukommen. Aber es reicht, sowohl bei mir als auch im Bioanbau.
Das Geheimnis des Erfolgs?
Angebaut wird auf Daemmen. Das Unkraut laesst sich so leichter bekaempfen. Eine Hacke am Traktor schiebt Erde auf den Damm und begraebt damit die keimenden Unkraeuter. Die Einstellung einer solchen Hacke ist eine Wissenschaft fuer sich. Nicht zu viel Erde und nicht zu wenig Erde. Und wenn man dann keinen Fehler macht und ein paar Reihen der wertvollen Pflanzen niedermetzelt, dann steht einer reichen und gesunden Ernte nichts mehr im Wege.
Was mich allerdings geunwundert hat, war, dass keine Gemüseschutznetze benutzt werden. Als Gegenmittel gegen die Kohlweisslinge wird naemlich ein Bazillus, genannt thuringiensis eingesetzt. Die Raupen der Kohlweisslinge nehmen den Bazillus auf und verenden daran. Schade nur, fuer den Hobbyselbstversorger ist dieses Mittel unerschwinglich. Wollte ich auch schon einmal ausprobieren, konnte aber keinen Lieferanten finden, der sie mir zu erschwinglichem Preis liefert.
Papier, Papier, Papier
Haetten Sie das gewusst? Wir leben in einem durchregulierten Land. Geht ein Teil verloren, oder noch schlimmer, bei der Ernte ein Messer, dann muss das alles dokumentiert und gemeldet werden. Wieder ein Formular, welches ausgefuellt werden muss. In meinem Garten haette ich damit schon einen kompletten Ordner gefuellt. Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, wie viele Messer und sonstige Kleinteile ich schon verloren und nie wiedergefunden habe. 🙁
In so einem Traktor steckt eine Menge Technik. Beim Anbau auf Daemmen muss nicht einmal mehr gelenkt werden. Die Maschine bleibt von alleine in der Spur. Tempomat, Joystick. So ein Ding faehrt sich leichter, als jeder PKW.
Und jetzt ganz nah ran
Biolandwirtschaft einmal aus einer ganz anderen Perspektive. Ganz nah dran am Geschehen. So ein Blumenkohl hat einen langen Weg vor sich, vom Samenkorn, bis er dann letztendlich im Bioladen oder im verarbeiteten Biolebensmittel steckt. Da fragt man sich doch wirklich, warum die im Supermarkt fuer ein paar Cent zu haben sind.
Halt dich gut fest. Wenn du da unter die Raeder kommst, dann hilft dir auch kein „Erste Hilfe Kasten“ mehr. 🙂 Ich durfte naemlich nicht nur Traktor fahren, nein, ich durfte auch eine Bahn vorne auf der Hacke mitfahren. Ich kann Ihnen sagen, das geht ab. Eine Unachtsamkeit und die Maschine haette mich in kleine Stuecke zerrissen.
Besuch vom „Hampelmann“
Das hat Spass gemacht. Und wenn wir nicht dauernd mit der Kamera hatten hantieren muessen, waeren wir mir diesem Stueck Blumenkohl schneller fertig gewesen, als ich mit meinen paar Reihen. Offensichtlich geht es also doch. Man braucht keine Chemie und keine Gentechnik. Was es braucht, sind engagierte Landwirte, die neue Wege gehen. Und wenn diese dann auch noch so offen sind, einen „Hampelmann“ in Landwirtschaftsdingen, wie mich, ueberhaupt ernst zu nehmen und nicht nur ueber meine eher mittelmaessigen Versuche Gemuese anzubauen lachen, dann freue ich mich ganz besonders.
Ich kann nur hoffen, dass dieses Beispiel Schule macht. Um unser aller Zukunft wegen. Ich bedanke mich recht herzlich fuer die Einladung. Das war ein toller Besuch. Und jetzt viel Spass beim Film.
4 Antworten
Noch gar kein Kommentar zu diesem tollen Beitrag und dem wirklich sehenswerten Video?
Dann bedanke ich mich eben an dieser Stelle mal für diesen tollen und echt interessanten Einblick, der mir viel neues Wissen beschert hat. Das Obst und Gemüse aus meinem Garten ist natürlich bio, aber die Art des Anbaus unterscheidet sich dann doch deutlich.
Schön endlich mal zu sehen, wie Bio im größeren Stil funktioniert!
Das wäre mir persönlich aber viel(!) zu eintönig.