Gaebe es einen Wettbewerb, in dem die laengsten Kartoffelkeime praemiert wuerden, ich bin sicher, ich wuerde ganz oben auf dem Treppchen landen. Je nach Sorte sind da schon mal 20 bis 25 Zentimeter lange Keime zu finden. Dabei habe ich mir alle Muehe gegeben, das zu verhindern. Jedenfalls nach der Kartoffelernte. Ich lagere unsere Kartoffeln im kuehlsten Raum, der uns zur Verfuegung steht. Das ist ein Kellerraum mit einer Tuer nach aussen. Das Fenster ist abgedunkelt, so dass nur noch ein winziger Lichtschein durch den Schlitz unter der Tuer eindringt. Der Raum darueber wird so gut wie gar nicht geheizt. Ich habe die Kartoffeln in luftdurchlaessige Saecke, in denen wir immer die Futtermoehren fuer die Tiere kaufen, gelagert und auch alle paar Wochen einmal bewegt. Hat mir naemlich mal jemand erzaehlt, die Kartoffeln im Lager zu bewegen wuerde auch dabei helfen, das vorzeitige Keimen zu verhindern. Deswegen wurden frueher die Lagerkartoffeln in speziellen Holzgestellen gelagert und von unten entnommen. Dadurch rutschten die Kartoffeln immer nach und wurden dabei bewegt.
Hat alles nicht geholfen
Tiefer als Aussentemperatur komme ich im Kellerraum nicht. Da kann ich mich auf den Kopf stellen. Herrschen draussen im Februar fruehlingshafte 13 Grad, dann sind es auch im Keller nicht viel weniger. Auch das Bewegen der Saecke hat nicht den gewuenschten Erfolg gezeigt. Soll heissen, in einigen Wochen wird nicht mehr viel mit Kartoffeln sein. Die sind dann weich und in einem Wust von Keimen verheddert und eigentlich nur noch als Futter fuer die Tiere geeignet.
Die Sortenwahl
Ok, ich gebe zu, ich habe nicht sonderlich Wert auf die Sortenwahl gelegt. Rosara hat sich sehr bewaehrt, Leyla und Laura sind bestimmt auch huebsche Maedels, vielleicht haette ich mir diese beiden beim Kauf nicht so bildlich vorstellen sollen :). Meines Wissens nach sind das naemlich alles, bis auf einige Sarpo Mira, die ich zur Weitervermehrung zugeschickt bekommen habe, frueh oder allerhoechstens mittelfruehe Kartoffelsorten gewesen. Keine einzige spaete Kartoffelsorte darunter. Da war eigentlich abzusehen, dass die sich nicht lange lagern lassen wuerden. Ueber 400 Kilo davon habe ich naemlich aus der Erde geholt. Und ich war so was von stolz. 🙂 Ich habe wohl den Hunger meiner Familie ziemlich ueberschaetzt. 🙂
Und nun?
Jetzt wird sich an den Lagerbedingungen auch in den naechsten Jahren wohl kaum etwas aendern. Einen feuchten, luftigen, kuehlen Erdkeller im Garten, davon werde ich wohl noch einige Jahre traeumen muessen. Was also tun?
Klar, erst einmal zum Landhandel um die Ecke. Da stehen naemlich schon seit Wochen die Pflanzkartoffeln fuer die naechste Saison auf Paletten zum Kauf bereit. Ich kann aus den Sorten Annabelle, Leyla, Alexandra, Rosara, Gloria, Belana, Cilena, Granola und Allians waehlen. Da sollte sich doch die ein oder andere Sorte finden lassen, die im Ruf steht, eine lange Keimruhe zu besitzen. Dank Internet, (was haben die Leute frueher nur ohne gemacht? 🙂 ) fand ich dann heraus, dass Allians und Granola eben genau diesen Ruf haben. Sicher, man findet auch andere Kartoffelsorten, die einen noch besseren Ruf in dieser Hinsicht geniessen, die muesste ich aber bestellen und das wollte ich nicht.
So gehe ich den einfacheren Weg. In diesem Jahr sollen es die Sorten Leyla und Belana als Fruehkartoffeln und Allians und Granola als Lagerkartoffeln, sofern sie ueberhaupt die jaehrlich ausbrechende Krautfaeule ueberleben, sein. Die letzten beiden, so habe ich herausgefunden, haben den Ruf, eine recht lange Keimruhe zu besitzen. Wenn das nicht hilft, dann weiss ich nicht mehr weiter.
Vorkeimen
Wie geht es aber weiter mit unseren Pflanzkartoffeln? Ueber das wie und wo des Vorkeimens gibt es sicher genauso viele Meinungen, wie es Hobbygaertner gibt. Jeder, der schon etwas laenger im Kartoffelgeschaeft taetig ist, wird so seine Methoden gefunden haben, die bei ihm gut funktionieren. Die einen kuehl und hell, die anderen warm und hell, in Erde oder in Eierkartons, so viele Moeglichkeiten. Andere wiederum legen auf das Vorkeimen gar keinen Wert. Die zerschneiden ihre Pflanzkartoffeln um Saatgut zu sparen. Ja, es soll sogar welche geben, die versuchen, ihre Kartoffeln aus Kartoffelschalen zu ziehen. Kann man machen, muss man aber nicht. 🙂
Was auch immer die beste Methode ist, Kartoffeln vorkeimen zu lassen, ich habe so oder so keine Wahl. Mir bleibt nur ein einziger Raum im Fruehjahr, der Spiel- und Toberaum der Kinder, um Pflanzen vorzuziehen und Kartoffeln vorkeimen zu lassen. Die Kinder schauen mich zwar immer schael an, aber da muessen sie durch. 🙂
Tut mir leid Kinders
Ich stecke die Pflanzkartoffeln mit der Seite der meisten Augen nach oben in Eierkartons, und so warten sie dann im Toberaum, in den durch ein kleines Fenster etwas Licht faellt, auf ihren grossen Tag. Andere Moeglichkeiten habe ich nicht. Der Staubsaugerexperte in der Familie wird mir etwas husten, wuerde ich all die Eierkartons im Wohn- oder Badezimmer vorkeimen. 🙂
Ich gehe einfach davon aus, dass auch eine Kartoffel leben will, ob nun Kellerraum oder wo auch immer. In wenigen Wochen liegen die so oder so unter der Erde, und dann werden die schon wissen, was sie zu tun haben. Ob da die ein oder andere Kartoffel mehr oder weniger bei rumkommt, ich werde es verkraften koennen. Man muss nicht aus allem eine Wissenschaft machen.
Manchmal muss man eben auch fuenf Kartoffeln gerade sein lassen. 🙂
15 Antworten
Udo aus Brandenburg
Sorte Adretta
Du hast sowas von Recht .
Hallo rr,
also der Tip mit dem Bewegen der Kartoffeln kam letztes Jahr von mir.
Bringt grds. auch was. Allerdings ist dieser Winter nun mal rekordmäßig warm,
auch meine Kartoffeln sind früher dran als sonst und fangen an zu keimen.
Allerdings erst ein bis zwei cm. Optimal ist Absolute Dunkelheit, möglichst kalt, gerade über Null und hin und wieder mal bewegen oder aus einer Kartoffelhorde entnehmen. Dann rollts von alleine. Der Tip aus den Kommentaren mit einer einfachen Erdmiete, ob nun Regenfass oder anders, ist gut. Kartoffeln vertragen sogar leichten Frost. Hast Du ein Frühbeet ? Dann schlage dort im Herbst alles ein. Wenn auf den Knollen, auch Möhren oder Pastinaken oder oder ein paar leere Säcke oder plattgetretene Kartons oder eine Lage Stroh oder FARNKRAUT (an trockenes Farnkraut gehen keine Mäuse) drauf sind reichen gute 10 cm Erde wenn nicht ein Polarwinter kommt. Durch die Abdeckung des Frühbeets kann man normalerweise den ganzen Winter sauber entnehmen. Und gefrorene 10 cm Erde sind leichter zu knacken als gefrorene 30 cm !
Deine Keimkartoffeln brauchst Du nicht alle wegwerfen und teuer neu kaufen.
Knollen mit Keim bis zu einer Handlänge pflanze jetzt sofort ein und nicht erst nach dem berühmten 20. April. Was lange Keime hat aber noch fest ist, verarbeite zu Pommes Frites, fritiere an -so dreiviertelfertig- und friere ein. Ansonst gilt natürlich daß eine große Pflanzkartoffel mehr Power, mehr Keime und mehr Triebe produziert als eine kleine Knolle oder sogar Schalenstück. Und wer viele kleine Kartoffeln und nur wenige große Kartoffeln erntet, der hatte einen trockenen Sommer und oder zuwenig gegossen. Wenn die Kartoffel blüht braucht sie reichlich Wasser. Danach möglichst lange in der Erde lassen. Kartoffeln müssen vor der Ernte abkühlen. Wer im August bei 25 Grad lustig erntet, der hat meist zu Weihnachten schon lange Keime dran. Ich ernte erst Anfang-Mitte Oktober.
Soviel zu meinen gesammelten Kartoffelweisheiten. Bei meiner geliebten DDR-Sorte Adretta klappt das alles so. Müsste im Westen auch klappen, zumindest bei mittleren und späten Sorten. 😉 Probier mal, diese Tips kosten nix und machen wenig Arbeit.
Grüß dich,
nette Anleitung. Was sagst du zu der Möglichkeit die Saat-Katoffeln zu zerschneiden? Habe im letzten Jahr lernen dürfen, dass nur jeweils ein Keim (Auge) pro Pflanze nötig ist…d.h. man kann aus wenigen gekeimten Kartoffeln viel mehr neue Pflanzen machen. Gruss, Boerge
Wg. Größe der Pflanzkartoffeln bin ich mal hierüber gestolpert:
http://www.raiffeisen.com/
pflanzen/ackermanager/kartoffeln_saatgut_html
Bei meinem Nachbarn abgeguckt und jetzt schon das zweite Jahr ebenso erfolgreich wie mein Nachbar hingekriegt:
– 1 große (Regen)Tonne (240 l ist es bei meiner) – oben am Rand Löcher bohren und mit Fliegengitter verschliessen.
– Tonne in der Erde einbuddeln – bei mir geschützt hinten im Garten – bis kurz untern Rand mit den Fliegengitterlöchern.
– Ne Lage Sand nach unten, darüber Kaninchendraht geknüllt (damit evtl. Feuchtigkeit abfliessen kann)
– Darauf die Kartoffeln in kleineren Mengen in Jutesäcken – Tonne max zu 2/3, besser 1/2 füllen
– Ich pack dann immer noch geknüllte Kartons drauf, muss aber wohl nicht sein.
– Deckel drauf, Stein auf Deckel (damit keine Viecher das hochbuddeln können) und bei strengem Frost gerne noch mit Zweigen abdecken.
Da liegen dann meine Speisekartoffeln und diese sind bis Mai – manchmal auch noch später – wirklich prächtig. Meist sogar ohne Keime dran. Ab Mai kommen dann die Keime.
Viel Erfolg
Baumfrau
Hallo Leute,
die Größe der Pflanzkartoffel spielt keine Rolle, entscheidend ist das Bodenklima: Temperatur, Nährstoffgehalt und Feuchtigkeit.
Das Durchschneiden der Pflanzkartoffel hat man in Hungerjahren gemacht um die Menge an Pflanzkartoffeln zu vergrößern (beweist obenstehende These). Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Einlagerung ist LICHT! Wenn die Temperaturen nicht gehalten werden können, sorgt für absolute Dunkelheit! Zudem lese ich im Frühjahr die Kartoffeln immer wieder aus, d.h. keimende Kartoffeln von den Übrigen trennen – eine keimende Kartoffel sendet einen Botenstoff aus, der wiederum andere K. zum Keimen anregt…
Viel Erfolg in dieser Saison!
Titus
Hallo,
Zum Thema große oder kleine Pflanzkartoffeln :
Mein Vater, früher Selbstversorger nach dem Krieg , sagte :große durchschneiden, sonst gibt es viele kleine !,
Die alten Laubenpieper, bei denen ich jetzt eine kleine Ecke bewirtschafte, sagen das gleiche !
Scheint was dran zu sein !
Das Problem mit der Lagerung kenne ich nur zu gut, die Kartoffeln in unseren Keller sehen nicht anders aus. Die milden Temperaturen im heurigen Winter haben mit Sicherheit nicht zur längeren Haltbarkeit beigetragen, da hast du recht. Aber nur nicht ärgern lassen, bringt ja auch nichts. Werde nächstes Jahr etwas weniger Kartoffeln ansetzten, dann muss ich zumindest nicht so viele an die Tiere verfüttern.
Staubsaugerexperte. 😀 Der Ausdruck gefällt mir. Das würde meine Frau nicht gern hören!
Ich versuche auch immer alles perfekt zu machen, aber im Endeffekt entscheidet Natur und Wetter über das Weiterleben des Saatguts. Danke für deine Erfahrungen, ein sehr interessanter und unterhaltsamer Artikel.
Mit den Sorten Belana und Granola habe ich bezüglich der Lagerung gute Erfahrungen
gemacht. Ich entnehme mein Saatgut aus der vorherigen Ernte.
Hallo Ralf
Meiner Meinung nach ist Granola die beste Sorte, weil gelbfleischig, vowiegend festkochend, kann für Salat, zum braten, oder auch andere Arten von Zubereitungen verwendet werden. Ausserdem hat sie für mich den besten Geschmack,das bestätigen mir auch andere Leute. Bei der Kultur verhalten sie sich wie auch andere Sorten, bei zu viel Nässe gibts Krautfäule, bei Trockenheit nur Murmeln. Vorkeimen lasse ich meine Pflanzkartoffel nicht, weil beim Legen mit der Maschine würden die Keime doch wieder abbrechen und beim Ertrag konnte ich bis jetzt keinen Unterschied feststellen. Obwohl meine Kartoffeln in einem dunklen, mit Bruchsteinen gemauerten Keller lagern, bei ca. 9 Grad, fangen sie trotzdem Anfang Februar an zu keimen. So ca. 1 Zentner Pflanzkartoffel hätte ich noch übrig, ich würde die bei Dir vorbeibringen, das kostet Dich 1 Kanne Kaffee und 2 belegte Brötchen sonst nix. Kannst es Dir mal überlegen.
Gruss Klaus S. aus S.
Hallo Ralf,
grundsätzlich denke ich, je später die Kartoffeln aus der Erde kommen, desto länger halten sie. Da du ja nur Frühkartoffeln (außer der Sarpor Mira) angebaut hast, denke ich, dass du mit der Lagerung deiner K. relativ zufrieden sein kannst. Der Faktor Temperatur spielt natürlich auch eine tragende rolle. „Erdkeller“ wird auch bei mir ein Traum bleiben… :/
Aber vielleicht kann dir ein Tipp von meiner Oma eine Anregung gegen:
Pflanze und Ernte die Kartoffeln „nur“ an Wurzeltagen, dann hast du länger was davon :)!!!
Kann man jetzt dran glauben oder nicht. Omis Kartoffeln waren auch im Mai noch Triebfrei. Sorte kann ich nicht sagen, scheint aber weniger Rolle zu spielen. Ich machs auch so, da es für mich egal ist und ich hald auf einen Wurzeltag warte…
Ich werde das dies Jahr mal genauer überprüfen (gleiche Sorte an den verschiedenen Tage (Wurzel, Blüte, Blatt, Frucht) zu pflanzen).
Ich weiß, du bist bei solchen Dingen eher beratungsresisten. Aber da es keinen Aufwand macht, würd ich´s einfach mal probieren 😉
LG Biogärtner
Meine Kartoffeln sind auch schon gut am keimen. Zwar sind die Triebe nicht ganz so lang wie bei Dir, aber so manche Kartoffel weich =(
Schade um die wirklich gute Ernte letzten Sommer.
Meine Oma sagt immer kleine Setzkartoffeln würde mehr Ertrag bringen als Kleine.
Ich konnte bisher allerdings keinen Unterschied feststellen. Meine Oma halbiert daher die großen Kartoffeln immer. 😉 =D
Viele Grüße,
Sarah
Ooops, kleine bringen mehr Ertrag als Große meinte ich. Sorry =D
Laura und Rosara gelten eigentlich als späte Kartoffeln. Kann ich auch bestätigen, dass ich diese Sorten letztes Jahr erst spät erntete, weil die Testknollen im Sommer mir doch zu klein waren. Das verhindert allerdings nicht das Keimen. Bei meinen Rest-Lauras, die allerdings auch nicht richtig dunkel liegen, dafür kalt, gibt es auch schon einige Sprosse. Ich tröste mich damit, dass beim Ankeimen letztes Jahr alles nur sehr langsame Fortschritte machte. Und im April geht es dann ja auch in die Erde. Also Ohren steif halten!
Gruß Rike