Haben Sie schon mal was von Rattenschwanzrettich gehoert? Jetzt mal ehrlich, gelesen vielleicht, vielleicht auch mal Saatgut im Internet gesehen, aber selbst versucht anzubauen haben Sie ihn noch nicht. Ich bin sicher, die weitaus meisten Leser werden so oder aehnlich antworten. Rattenschwanzrettich, oder wissenschaftlich auch Raphanus sativus subsp. mougri genannt, findet man weder bei Amazon, auch nicht im Supermarkt und selbst in Biolaeden habe ich ihn noch nie gesehen. Rattenschwanzrettich gehoert zu den essbaren Nutzpflanzen, die irgendetwas an sich haben muessen, dass die Haendler und Produzenten davon abhaelt, ihn der breiten Oeffentlichkeit anzubieten. Sonst wuerde man ihn ja finden, denn, gaebe es auch nur eine winzige Chance damit Geld zu verdienen, es waere mit Sicherheit schon jemand auf die Idee gekommen. Hab ich recht?
Nun, von Vorurteilen lasse ich mich nun wirklich nicht abschrecken. Ueber etwas, das ich nicht selbst ausprobiert habe, mag ich mir kein Urteil erlauben. Mag ja sein, ich habe einen vollkommen anderen Geschmack als die Allgemeinheit. Vielleicht munden mir diese Rattenschwaenze besonders gut, koennte ja so sein.
Mein altes Leiden, ich kann nicht nein sagen
Im letzten Fruehjahr war ich natuerlich wieder in den Baumaerkten und Gartencentern unterwegs. Eines Tages, ich war schon auf dem Weg zur Kasse, da stolpere ich doch an einem Regal mit lauter Exoten vorbei. Den Wagen schon bis obenhin voll mit Pflanzen, Saatgut und was der ambitionierte Selbstversorger so alles braucht, bleibe ich trotzdem vor dem Regal stehen. Ich kann nicht anders. Da gab es Pastinaken, die ja nun wirklich nicht mehr sooo exotisch sind. Da gab es Speisechrysanthemen (auch schon mal versucht), Zuckerwurzeln (fuer die gilt dasselbe) und diverse andere. Unter anderem auch Saatgut von Rattenschwanzrettich.
Den hatte ich schon mal vor vielen Jahren. Damals noch im alten Schrebergarten. Geschmeckt hat er mir damals schon nicht sonderlich gut, was mich natuerlich nicht davon abgehalten hat, doch wieder zuzuschlagen. Auf ein Saatgutpaeckchen kommt es nun wirklich nicht an. Zuhause ein paar Koernchen in Anzuchttoepfe gesteckt, auf die Fensterbank gestellt und nach einigen Wochen waren daraus ziemlich grosse und gesunde junge Pflaenzchen herangewachsen. Von daher also kein grosses Problem. Das sollte jeder schaffen, auch ohne grosse Gartenerfahrung.
Fuer so einen Rattenschwanz ist immer noch Platz
Ein Plaetzchen war schon im Garten reserviert, an die ich die beiden Jungpflanzen ausgepflanzt habe. Vorher noch schnell das wuchernde Unkraut beseitigt (was natuerlich schnell wieder da war 🙂 ), ab und zu mal gewaessert und mich sonst nicht gross drum gekuemmert. Das mag der Grund sein, warum eine der beiden Pflanzen dann auch ziemlich schnell das Opfer eines der vielen Fressfeinde in meinem Garten geworden ist. Die andere hat gluecklicherweise ueberlebt und gibt mir heute die Moeglichkeit, Ihnen einmal den Werdegang meines Rattenschwanzrettichversuches zu zeigen.
Es hat naemlich gar nicht lange gedauert, bis die ersten Schoten zu ernten waren. Haben Sie schon mal ein Radieschen aussamen lassen? Dann koennen Sie sich ungefaehr vorstellen, wie so eine essbare Schote aussieht. Die vom Rattenschwanzrettich sind nur groesser und vor allem laenger. Grassgruen, einige mit einem leichten lila Farbstich waren auch darunter. Leicht zu ernten, denn sie haengen in grosser Zahl an der Pflanze herunter. Bis auf einige angefressene Schoten waren auch keine Fressfeinde am Werk. Keine Raupen, keine Ameisen, keine Laeuse und auch keine Voegel. Der Anbau ist wirklich leicht.
Kann man das wirklich essen?
Nur, schmeckt so eine Rattenschwanzschote denn auch, oder haben die Supermarktbetreiber doch irgendwo recht, sie nicht anzubieten? Tja, und da liegt das Problem. Die Dinger sind recht scharf, weit schaerfer als ein Radieschen und schmecken einfach nur „gruen“. Zum Rohverzehr sind sie meiner Meinung nach nicht sonderlich gut geeignet. Ueberdies ist der Erntezeitpunkt recht kurz, denn zu lange an der Pflanze belassen, werden die Schoten schnell faserig oder sogar holzig. Haben sie erst einmal dieses Stadium erreicht, sind sie alles andere als ein kulinarisches Highlight.
Aber auch zur rechten Zeit geerntet, kann ich den Schoten des Rattenschwanzrettichs nicht viel abgewinnen. Ich kann mir gerade noch vorstellen, mal hin und wieder eine davon in den Salat zu schneiden, aber auch nur dann, wenn die Kinder nicht mit essen. Mich hat diese Nutzpflanze auch in diesem Jahr nicht begeistert. Man kann sie essen, aber das gilt fuer Eierschalen auch. 🙂
Auch ein Versuch mit Radieschen
Ich habe uebrigens parallel dazu auch ein Radieschen aussamen lassen, zum Vergleich. Geschmacklich tut sich da nicht viel. Die Schoten der Radieschen sind nur kleiner. Dass ich allerdings auch ein Radieschen habe aussamen lassen, hatte noch einen anderen Grund. Hat mir doch jemand gesagt, einer aus der Fraktion der vegan lebenden Menschen die mir immer wieder einreden wollen, Selbstversorgung waere auch auf diesem Wege moeglich, Radieschensamen keimen zu lassen und dann zu essen, waere eine tolle Idee.
Mit viel Muehe und Arbeit habe ich es auch geschafft, die Radieschensamen zu ernten, aus den Schoten zu holen und dann auch noch zu reinigen. Uebrig geblieben sind nicht einmal zwei Essloeffel voll Radieschensamen. Ich bin sicher, ich habe dabei mehr Kalorien verbraucht, als ich jemals durch die Radieschensprossen wieder zu mir nehmen kann.
Aber noch mal zurueck zu den Rattenschwaenzen
Glauben Sie nicht alles was ich sage. Halten Sie es wie ich. Versuchen Sie es einmal selbst und bilden sich Ihr eigenes Urteil ueber diese Schoten. Dann sind Sie naemlich schlauer.
PS: Lese ich doch gerade im Netz, man koenne auch die Blaetter wie Gemuese essen. Soll ich vielleicht doch noch mal ein paar Koernchen in die Erde stecken? 🙂
8 Antworten
kleiner Tip vom mir wenn man die rattenschwanzrettiche druchschneidet und anschmort, verlieren sie ihre schärfe udn schmecken erbsig, womit sie ja entfernt verwant sind,
nachag man kann die ratenschwanzrettiche auch süß sauer einlegen,
kleiner tip zu den rattenschwanzrettich wenn du die durchschneidest und kurz anschmorst, verlieren sie ihre schärfeund schmecken nach erbsen mit dehen sie entfernt verwant sind,
Also ich finde, die schmecken super, gerade eben zum so essen. Ja die sind scharf, gerade deswegen 😉
Und mein Sohn (3 Jahre alt) liebt sie auch, trotz Schärfe.
LG
sorry wachteln
„neulichimgarten.de“ begleitet eine Familie auf dem Weg in die Nahrungsmittelselbstversorgung. Ein grosser Garten, Huehner, Enten, Gaense, Wachteln und Bienen gehoeren ebenso dazu, wie eine ordentliche Portion oekologischer Denkweise. Das alles geschrieben und in Videos verpackt. Naeher kommen Sie nicht ans Selbstversorgerleben heran.
hasst du wahteln ???
Ein Moin aus dem Norden
diese Schoten fand ich auch Interssant und baute sie an.
Zum alleinigen Verzehr fand ich sie auch weniger geeignet, aber ich nahm sie kleingechnitten als Wüze für Salat.
Da sie auch als Gründüngung unter dem Apfelbaum wunderbar hoch wuchsen, ließ ich sie lange stehen. Es fiel mir auf, dass gerade darauf viele Insekten wie Schwebfliegen und Schmetteringe flogen.
Allerdings gehören sie zu den Kohlpflanzen, die eine weite Frauchtfolge brauchen Zu oft sollte man sie nicht an gleicher Stelle pflanzen, um keine Kohlhernie zu bekommen.
Grüße von Frauke
Hi,
schöner Beitrag, also ich werde es mal probieren. Wieviel hast du denn effektiv davon geerntet?