Wer Selbstversorgung nur unter dem Aspekt betrachtet, nach Moeglichkeit genug Nahrungsmittel fuer die eigene Ernaehrung zu produzieren, ist auf dem Holzweg. Das „Wie“, „Wann“ und „Wo“ des Anbaus ist naemlich nur ein Teil der ganzen Selbstversorgungsgeschichte. Ein nicht unerheblicher, aber eben doch nur ein Teil des Ganzen. Vielen wird gar nicht klar sein, wie lang der Rattenschwanz ist, den Selbstversorgung hinter sich herzieht. Denn Selbstversorgung bedeutet ja nicht nur, in den Sommermonaten mal eben schnell in den Garten zu laufen, ein paar Blaettchen pfluecken und sich daraus schnell einen Salat zuzubereiten. Dazu noch ein paar Fruehkartoffeln und schon nennt man sich „Selbstversorger“. Nein, so einfach ist die Sache nicht. Wer so denkt, der hat den Sinn nicht verstanden oder aber die rosarote Brille auf der Nase.
Das Jahr hat 52 Wochen
Geht man so an die Sache heran, waere Selbstversorgung natuerlich ein leichtes Spiel. Das Jahr hat allerdings 12 Monate und die koennen ganz schoen lang sein. Die vier Monate im Sommer lassen sich noch relativ leicht selbstversorgerisch bewaeltigen. Aber was ist mit den anderen acht Monaten? Die Zeit, in der aus dem Garten nicht viel zu holen ist. Was ist mit dem Winter, was mit dem Fruehjahr? Rhabarber als eine der ersten Ernten reicht sicherlich nicht aus. Und jetzt komm mir bloss niemand mit den paar Gruenkohlblaettern, die man muehsam unter Schneemassen hervorbuddelt. Jetzt komm mir bloss niemand mit einer Hand voll Topinambur oder einer Stange Porree. Alles schoen und lustig, aber mit Selbstversorgung hat das wenig zu tun.
Ein grosser und wichtiger Teil der Selbstversorgung ist, auch in den Zeiten, zu denen die Ernten aus dem Garten nicht reichen oder gar nicht mehr vorhanden sind, genug, und vor allem auch vielfaeltig versorgt zu bleiben. Was nuetzt es, sich im Herbst literweise Apfel oder Birnensaft hineinzuschuetten und den Rest des Jahres nur Wasser zu trinken? Kann man machen, muss man aber nicht.
Der Schluessel zur Selbstversorgung
In der Haltbarmachung und Lagerung liegen die Schluessel zur Selbstversorgung. Jetzt ueberschuetten Sie mich bitte nicht mit Fragen danach, wie wir das machen. Erstens, weil ich mir das schon auf den Arbeitsplan geschrieben habe und zweitens, weil auch wir noch in der Erprobungsphase sind. Im Moment wird das weitaus meiste eingefroren. Was sich tiefgekuehlt lagern laesst, wird auch so gelagert. Wir experimentieren allerdings auch mit diversen anderen Methoden. Es ist ein Prozess, der seine Zeit braucht, um vom Stadtmenschen zum Selbstversorgungsprofi zu werden und wir stecken noch mitten drin.
Aber davon wollte ich gar nicht berichten. Auch nicht davon, dass der angehende Selbstversorger ein Vermoegen ausgeben kann, wenn er denn wollte, um all die Geraetschaften anzuschaffen, die noetig waeren, um effektiv zu arbeiten. Klar, man kann eine ganze Schubkarre Birnen auch mit dem Dampfentsafter entsaften. Habe ich schon gemacht. 🙂 Aber ehrlich gesagt, das Gelbe vom Ei ist diese Methode nicht. Einen Eimer Birnen, einen Eimer Johannisbeeren, kein Problem. Wenn es mehr wird, sind zusaetzliche Geraetschaften unabdingbar.
Selbstversorgung kann teuer werden
Und das nicht nur beim Obstsaft pressen. Was kann man alles kaufen, um sich die Arbeit zu erleichtern, oder anders gesagt, was muss man nicht alles anschaffen, um die Arbeit ueberhaupt zu schaffen. Einachser, Einkochautomat, Hunderte von Einkochglaesern, Dreschmaschine, Getreidemuehle, ja nach Moeglichkeit sogar noch einen Erdkeller, damit den Kartoffeln nicht schon im Januar Keime so lang wie Lametta wachsen. Die Moeglichkeiten Geld auszugeben sind unbegrenzt.
Aber davon wollte ich doch auch gar nicht berichten. Im letzten Jahr habe ich doch unsere Birnenernte, ebenfalls eine Schubkarre voll, mit dem Dampfentsafter entsaftet. Stellen Sie sich das mal vor. Charge um Charge, Stunde um Stunde, und was das alles erst mal an Energie gekostet hat. Nicht unbedingt zukunftsweisend. 🙂 Aber ich hatte nun mal keine andere Moeglichkeit.
Ein Angebot, welches ich nicht ablehnen konnte
In diesem Jahr ging es mir besser. Als ich das Angebot bekam, mir eine Obstpresse ausleihen zu duerfen, habe ich dankend „ja“ gesagt. Ich bedanke mich ganz herzlich beim Spender. Kein wirkliches Profigeraet, nicht so ein High Tech Ding mit Gummiblase drin, das man nur an die Wasserleitung anzuschliessen braucht. Einfach nur eine Obstpresse mit einer Kurbel, ganz simples Konzept. Diese habe ich in diesem Jahr zum Saftpressen benutzt. Und ich kann Ihnen sagen, welch eine Arbeitserleichterung! In drei Pressdurchgaengen waren alle Birnen verarbeitet. Das ging was von fix. Geschredderte Birnen einfuellen (dafuer muss ich mir auch noch eine andere Maschine anschaffen :), Presse zusammenbauen, Kurbel aufsetzen und loskurbeln. Insgesamt habe ich aus dieser Schubkarre voller Birnen etwas mehr als zwei Sprudelwasserkisten Birnensaft gewinnen koennen. Fast 30 Flaschen oder 22 Liter. Der Dampfentsafter haette dafuer bestimmt 6 bis 8 Durchgaenge und eine ganze Flasche Propangas gebraucht.
Ich weiss jetzt, so ein Ding muss ich mir auch besorgen. Das macht richtig Spass, zuzusehen wie der Saft herauslaeuft. Viel Saft ist auch nicht im Presskuchen verblieben. Der war, entgegen meinen Erwartungen, recht trocken. Das Geraet hat mich voll und ganz ueberzeugt.
Ich kriege ja den Hals nicht voll
Gut, jetzt habe ich festgestellt, dass Obstsaftpressen mit einer Obstpresse eine feine Sache ist und schon kommen mir wieder neue Ideen in den Kopf. Wie waere es mit ein paar Mostapfelbaeume im Garten. Dann lohnt sich die Anschaffung solch einer Presse auch wirklich. Nur, wohin damit? Ich glaube, die Kinder muessen doch auf ihren Fussballplatz verzichten. 🙂
10 Antworten
Hallo
Hab gerade das video obst pressen gesehen hab das früher auch so gemacht, seit diesem jahr aufgerüstet:
Zum häckseln verwende ich einen alten gartenhäcksler der zerlegt, gereinigt und mit lebensmittelfarbe gestrichen wurde.
Als presse verwende ich jetzt eine alte wäscheschleuder
Die gehäckselten Äpfel oder sonstiges in Baumwollsäckchen (=Einkaufstaschen) und in die schleuder – geht 10 mal schneller und genauso gut.
Schleuder und hächsler bekamm ich geschenkt
Vielleicht ist das ja was für dich.
Gruss Richard
Verfolge dich ja schon länger auf Youtube und kannte daher auch das Video, dachte ich muss nun einfach mal ein Kommentar hinterlassen – super Arbeit die du hier leistest!
PS: Ich habe mich letzte Saison von meiner manuellen 20 Liter Obstpresse verabschiedet und bin auf die hydraulik Variante umgestiegen. Wer Lust hat und sich für das Obstpressen interessiert ist gerne auf meinem kleinen Blog http://www.obstpresse.biz willkommen, hier werde ich immer wieder über meine Pressversuche berichten, Tipps geben usw.
Alles gute,
Frank
hallo Ralf,
wusstest du eigentlich das mich deine Filme unter anderem beeinflusst haben 14 Apfel und Birnenbaeume zu pflanzen dieses Jahr… der Mensch der mich beraten hatte, meinte bezueglich Wuehlmaeusen – diese Tierchen sind eher faul und nutzen oft die Tunnels von Maulwuerfen und wandeln die dann als eigene um – sprich bekaempfe den Maulwurf und die Wuehler werden zum Nachbarn gehen – keine Ahnung wie wirksam das wird – werden wir ja sehen.
Und nun geh ich erstmal Birnensaft trinken (vom Nachbar, eigenen habe ich noch nicht)
Liebe Gruesse und Prost…
Hallo Ralf,
dieses Jahr hab ich mir so eine Presse + Apfelmühle gekauft und meinen Äpfel statt mit dem elekt. Entsafter mit einer Presse so entsaftet.
Ich kann dir nur empfehlen die Obstwäsche und das schreddern direkt neben der Presse zu machen. Spätestens wenn deine Mostapfelbäume tragen 🙂
So spartst du dir enorm viel Lauferei.
Die Schwachstelle bei meiner Methode ist das Schreddern mit der Handmühle. Das kostet unheimlich viel Kraft. Deshalb versuche ich mir eine elektrische Mühle aus Edelstahl machen zu lassen. Mit der Handmühle und zu zweit schafft man in 3 Stunden ca 40 Liter Saft.
Auf Youtube gibt es zum Bau von Obstmühlen auch ganz lustige Filmchen.
Für kleine Mengen Saft (ca. 10 Liter) finde ich den Entsafter von Gastroback immer noch ganz praktisch. Aber. Der Saft der per Apfelpresse stammt wird langsamer gewonnen, schäumt nicht so stark und die Apfelkerne werden nicht all zu stark zerstört. Das ist aber dann schon Feintuning.
Schöne Grüße von einem Mini-Apfelweinbauer
Wolfgang
Ich finde deine Idee mit dem selber pressen richtig klasse.
Aber ich hätte da mal ne frage.
Was denkst wie viel Material (Äpfel und Birnen) damit verarbeiten kann? Ich denke nämlich,dass dieses Verfahren nur für wenig Durchsatz geeignet ist. Aber für deine Größe an Garten ist diese Maschine optimal geeignet,denke ich.
Für uns kähme so ein Gerät nicht in Frage da wir (meine Oma, mein Onkel und wir) in diesem Jahr etwa 800Kg Äpfel zu Saft verarbeiten haben lassen.
Gibt es sowas auch in größer?
hi
es gibt auch mechanische korbpressen mit einem fassungsvolumen von 200kg
Hallo Ralf,
ich habe eine ähnliche Presse, allerdings komplett aus Edelstahl. Wieviel Korbvolumen hast Du denn? Ich habe ca. 10 Liter und der Kraft- und Zeitaufwand ist eigentlich für die Ausbeute zu hoch. Aus 1 kg Äpfel habe ich ca. 300-400 ml Saft erhalten (natürlich habe ich mehr verarbeitet). Funktioniert auch mit Quitten.
Zum Pausteurisieren kann ich einen Glühweintopf oder einen anderen Topf mit Ablasshahn empfehlen.
Eine handgetriebene Obstmühle (allerdings ca. 100-150 €) beschleunigt die Arbeit im Verhältnis zur Küchenreibe deutlich, kostet aber auch wieder Muskelkraft.
Ich träume von einer Hydropresse, die man an den Wasserhahn anschließt. Damit wäre das ganze erheblich ökonimischer, weil man während des Pressvorgangs schon die nächste Fuhre waschen und mahlen kann.
LG
Lorenz
Hallo !! Ich wollte nur mal mitteilen, das mir deine Beiträge sehr gefallen.
Sie sind sehr hilf und lehrreich !!!!!!!!!!!! Weiter so.
MFG: Kai Schmidt
Heide/Holstein
Lieber Ralf, wenn Du mal wirklich große Mengen an Obst schreddern willst, dann geht das aber nicht mehr mit dem Küchengerät, womöglich läuft sich das dann heiß. Da gab es früher so manuelle Rübenhäcksler, damit könnte man das bestimmt auch machen und den Strom sparst Du Dir dabei auch. Für die Kinder sicher ne lustige Matschpartie.
LG Petra K.
Moin moin, meine Schwester und ihre Familie machen schon lange auf diese Weise ihren Apfelsaft aus eigener Ernte.
Da ist die ganze Familie eingespannt, inzwischen sammeln schon die Enkel mit die Äpfel. Jeder hat da seine Aufgabe und es sind dann immer über 200 Flaschen!!!
Sie haben in ihrer Scheune dazu extra zwei alte Herde stehen, eine Spülmaschine für die Flaschen, es sind Punicaflaschen , die sich in den Kästen wunderbar stapeln lassen.
Und mein Schwager kaufte sie als Leergut beim Getränkehändler.
Bis die Äpfelbäume genug tragen frage doch mal in der Umgebung, es gibt so viel Bäume alter Sorten, deren Äpfel nicht so schmecken, die aber hervorragend für Saft eigenen.
Grüße von Frauke
ich nehme aber auch Selterflaschen aus Glas, die sind sauber und kommen nach Gebrauch ausgespült wieder zum Leergut.
Und ich entsafte mit einer elektirschen Zenritifuge meine kleineren mengen.