Wohl jeder hat schon mal von der Varroamilbe gehoert. Einem Bienenparasiten der in den siebziger Jahren aus Asien nach Deutschland eingeschleppt wurde. Die hiesigen Bienen haben keine natuerlichen Abwehrmechanismen gegen die Milben, so dass an ihrer Stelle der Hobbyimker etwas gegen den Befall durch die Varroamilbe unternehmen muss, so er nicht den Verlust seiner Voelker in Kauf nehmen moechte. Dazu werden in der Regel organische Saeuren wie Ameisensaeure, Milchsaeure und Oxalsaeure benutzt. Milchsaeure wird zu Behandlung von Jungvoelkern im Sommer verwendet, Ameisensaeure bei bestehenden Voelkern im Sommer nach der letzten Honigernte und Oxalsaeure im Winter, wenn im Bienenstock keine Brutwaben vorhanden sind.
Es ist Sommer (jedenfalls kalendarisch), also Zeit meine Bienen mit Ameisensaeure zu behandeln. Jetzt waere Bienenhaltung nicht Bienenhaltung, gaebe es da nicht verschiedene Vorgehensweisen.
Anfangen moechte ich mit den Bienen in unsere Bienenkiste. Bei der Bienenkiste musste ich mir keine grossen Gedanken machen. Auf der Bienenkistenseite ist die Sommervarroabehandlung mit Ameisensaeure ziemlich gut beschrieben. Benoetigt wird dazu ein Nassenheider Verdunster, 60 prozentige Ameisensaeure (erhaeltlich in Apotheken) und einige Minuten Zeit.
Um die Bienen in der Bienenkiste gegen Varroa zu behandeln, muss die Kiste erst einmal komplett geoeffnet werden. Das war schon ein Erlebnis. Es gab in den vergangenen Wochen keine Notwendigkeit dazu. Umso gespannter war ich zu sehen, wie sich das Volk in der Bienenkiste entwickelt hat. Schade, dass ich in meiner Aufregung keine Bilder vom Inneren der Bienenkiste gemacht habe. Im Film sieht man das Innere der Bienenkiste aber sehr gut ab Minute 2. Ich wuerde mal sagen, meine Bienen in der Bienenkiste haben sich ganz gut gemacht. Grob geschaetzt haben sie die Haelfte des vorderen Brutraumes mit Naturwaben ausgefuellt. Ich hoffe, das reicht dem Volk um damit ueber den Winter zu kommen.
Die Bienenkiste wird aufgestellt, der Boden abgenommen und das Trennschied entnommen. Liess sich an meiner Kiste sehr einfach machen, da die Bienen mit ihrer Bautaetigkeit noch nicht bis zum Trennschied vorgedrungen waren. Das Trennschied muss entfernt werden, um eine bessere Zirkulation der Ameisensaeure in der Kiste zu gewaehren. Danach wird die Bienenkiste wieder verschlossen und in ihre urspruengliche Position gebracht.
So ein Nassenheider Verdunster ist letztendlich nichts anderes, als ein Plastikgefaess mit Ameisensaeure, in das ein Pappdocht gesteckt wird, ueber den die Ameisensaeure langsam auf ein Kuechentuch tropft und sich durch Verdunstung in der Kiste verteilt. Ich habe mich bei der Behandlung an die Angaben von Bienenkiste.de gehalten. Ich habe ihn komplett aufgefuellt und den groessten Docht verwendet. Um eine Beschaedigung der Bienenkiste durch die Ameisensaeure zu verhindern, habe ich eine Plastikfolie unter das Kuechentuch gelegt. Die ganze Arbeit an der Bienenkiste ging sehr einfach und schnell. Die Verdunstungsrate duerfte genau in dem erhofften Bereich von 20 bis 35 Milliliter pro Tag liegen.
Wie wirkt nun Ameisensaeure gegen Varroamilben? Wenn ich das richtig verstanden habe, nehmen die Bienen die Saeure in ihren Koerper auf. Die Milbe, die ja auf der Biene sitzt, nimmt durch ihre Saugtaetigkeit die Saeure ebenfalls auf und verendet. Problem bei der Sache ist, die Milben sitzen nicht nur auf den fertigen Bienen, sondern bevorzugt auch in der Brut. In der Brut halten sich die Varroamilben vielfach haeufiger in der Drohnenbrut auf, was zur folge hat, dass bei der konventionellen Imkerei nach Moeglichkeit Drohnenbrut herausgeschnitten wird. Dort hinein reicht die Ameisensaeure nicht, so dass die Konzentration von Ameisensaeure in der Bienenkiste fuer mindestens einen Entwicklungszyklus der Bienen aufrechterhalten werden sollte. Damit ist sichergestellt, dass auch jede Milbe einmal mit der Saeure in Beruehrung kommt. Da gilt es einen gesunden Kompromiss zwischen Konzentration und Dauer zu finden. Eine zu kurze Dauer oder eine zu niedrige Konzentration fuehrt zu einer unzureichenden Erfolgsrate.
So weit so gut. Fuer meine Segeberger Beute wollte ich eine andere Variante benutzen. Es gibt verschiedene, aus denen ich eine Methode waehlen konnte. Zum einen ist es moeglich, einen Nassenheider Verdunster in leere Raehmchen einzubauen. War mir auf die Schnelle zu kompliziert. Die beiden anderen Varianten sind einmal der Liebig Dispenser und eine simple Methode, bei der eine auf dem Kopf stehende kleine Glasflasche ganz einfach auf das auf einem Teller liegende Verdunstertuch gestellt wird. Ich habe mich fuer die letztere Variante entschieden. War vielleicht ein Fehler.
Was war genau passiert? Die Glasflasche besass einen kleinen Plastikring, der im Neuzustand den Deckel hielt. Diesen Plastikring habe ich nicht entfernt, so dass die Oeffnung der Flasche nicht korrekt auf dem Verdunstertuch auflag, sondern einige Millimeter darueber (ist im Film besser zu sehen). Das hatte zur Folge, dass die Saeure nicht langsam mittles Kapilarwirkung aus der Flasche auf das Verdunstertuch gelangte, sondern aus der Flasche heraustropfte. Das ging natuerlich viel zu schnell. Mir ist in einer halben Stunde so viel Ameisensaeure auf das Tuch und den Teller getropft, die bei korrekter Anwendung fuer drei Tage haette gereicht. Gott, was hat das was von gestunken. Ich kann wirklich verstehen, dass kaum eine Biene in der Beute bleiben wollte. Es hat keine 15 Minuten gedauert bis, jedenfalls kam es mir so vor, alle Bienen die Beute verlassen hatten und sich auf der Vorderseite der Beute als eine grosse Traube versammelt hatten.
Dann erst ist mir die Lage klar geworden, und ich habe die Flasche mit der Saeure herausgenommen und saemtliche Lueftungsmoeglichkeiten genutzt. Die Stockwindel herausgenommen, das Flugloch komplett geoeffnet und den Deckel einige Zeit abgenommen bis die meiste Saeure verflogen war. Die Tiere haben mir wirklich leid getan. Aber mein Gott, woher sollte ich das denn wissen? Weder im Bienenladen noch sonstwo habe ich darauf einen Hinweis bekommen.
Es hat bis in den spaeten Abend gedauert, bis alle Bienen wieder in ihre Beute zurueckgekehrt waren. Ich denke mal, mit dem Liebig Dispenser waere ich besser gefahren. Zu dem Dispenser gibt es eine genaue Anleitung. Das Verdunstertuch laesst sich je nach Wetterlage und Anzahl der Zargen verkleinern und somit viel besser dosieren. Wie man es macht, man macht es immer falsch.
Es duerften wohl einige Hundert Bienen bei diesem Missgeschick verendet sein. Ich hoffe, den Bienen hat es nicht allzusehr geschadet. Morgen werde ich einen neuen Versuch starten. Mit entferntem Plastikring und verkleinertem Verdunstertuch hoffe ich, mehr Erfolg zu haben.
8 Antworten
Hallo,
na ja, wer damit zurecht kommt, der soll damit arbeiten.
Nur erscheint mir als Anfänger diese Bienenkiste irgendwie ziemlich primitiv.
Ich meine, jedesmal die Kiste zur Kontrolle auf den Kopf stellen …………na, ich weiß nicht.
Wie erntet man eigentlich den Honig aus der Bienenkiste ??
LG Wilhelm
Auweia, das war dann doch etwas zuviel Säure. Ich hoffe nur, das die Königin das überlebt hat. Ich glaube, ich werde mir dann doch solch automatischen Verdunster zulegen, um solche Pannen zu vermeiden.
LG Wilhelm
Hmmm, also solch eine Bienenkiste wäre nun gar nichts für mich. Irgendwie sehr umständlich die Handhabung.
Ich glaube, ich werde mir eine Version mit Zargen zulegen.
LG Wilhelm
Hallo Wilhelm
Nicht voreilig urteilen. Die Bienenkiste hat auch ihre Existenzberechtigung.
Schreibe mal,ob alles wieder gut ist bei diesem Volk!!!!
Ich habe mir jetzt auch die originalen Disspenter im Fachhandel gekauft,weil ich genau was Dir passiert ist,schon gelesen und gehört habe.
Hoffentlich ist Deine Königin in Ordnung,den wenn Sie gut gefüttert wurde ist sie sehr träge und damit auch anfällig gegen zu viel Säure,deswegen sind die Bienen alle aus der Bäute gekrochen,da die Behandlung zu stark war,ich würde die bienen jetzt erst eimal in Ruhe lassen ein paar Tage warten und dann erst wieder behandeln.
Macht für mich mehr Sinn.
MfG Thomas Henrichs