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Eine grosse Tuete Gutes aus der Region, oder ueber den Sinn oder Unsinn der Selbstversorgung.

Es gibt so Momente, an denen alles zusammenkommt und mich in ein tiefes Loch hinein zieht. Seit mehr als acht Jahren fast keine Nacht mehr durchgeschlafen, die Kinder eben. Eine gehoerige Portion Midlifecrisis, Winteranfangsdepression, Rueckenschmerzen, leichte Erkaeltung und ein Martinszugterminkalender, der einem kaum Zeit zum Atmen laesst. Der Sommer war mehr als beschissen, das Fernsehprogramm zum Heulen und die Rechnungen nehmen kein Ende. Dazu noch Berge von unerledigten Arbeiten, zu denen ich keine Lust habe, oder die mein kaputter Ruecken nicht zulaesst. Ich plage mich mit Tausenden stechender „Plagegeister“ herum. Die Kaninchen fressen mehr als ich herbeischaffen kann, die Huehner legen kaum mehr Eier und die Enten brueten schon wieder. Also alles in allem keine gute Zeit fuer mich.

Dann fehlt nur noch das Tuepfelchen auf dem „I“ um das Fass zum Ueberlaufen zu bringen. Da muehe ich mich doch Jahr fuer Jahr im Garten ab, pflanze Baeume, pfluege, saee, hacke Unkraut, stehe stundenlang in der Kueche um all die Ernten halbwegs haltbar zu machen, plane schon die neue Saison mit noch mehr Anbauflaeche und noch mehr Vielfalt im Garten und dann

DAS.

Finde ich doch letzten den Werbezettel eines oertlichen Supermarktes im Briefkasten. Sonntagsspezialverkaufsoffenershoppingday oder wie das hiess. Wir leben ja in einer Zeit, in der nur der Profit zaehlt. Lauter Sonderangebote. Billigangebote von oben bis unten. 25 Prozent Preisnachlass an der Kaesetheke. Das Kilo Schweinefilet fuer laeppische 5,99 Euro, und Funny Chips die Tuete fuer 1,22 Euro. Das haette ich ja noch verkraftet. Aber als ich dann lese:

Eine grosse Tuete Gutes aus der Region fuer 5 Euro, da haette ich mich am liebsten auf den Boden geworfen und geheult wie ein Schlosshund.

Wir packen fuer Sie eine grosse Tragetasche mit frischem Gemuese aus der Region fuer 5 Euro. (Das ist an sich schon eine Frechheit.)

Was sollte nun da drin sein.

  • 1 ganzer feldfrischer Sellerie mit Gruen. Die kenne ich, die habe ich schon mal dort liegen gesehen. Das sind keine Sellerie wie ich sie ernte. Das sind Kinderkoepfe. Perfekt, duftend und fuer uns mehr als ausreichend um eine ganzes Jahr Suppe zu kochen.
  • 1 erntefrischer rheinischer Blumenkohl. Klar, die kenne ich auch. Ich wuerde mir wuenschen, ein Mal in meinem Leben so einen schneeweissen Blumenkohl zu ernten. Meine sind, und dabei war ich in diesem Jahr schon sehr erfolgreich mit meinem Blumenkohl, nur halb so gross, enthalten die ein oder andere Raupe, und so schoen schneeweiss waren sie auch nicht.
  • Ein grosser Kopf Weisskohl. Da brauche ich gar nicht erst nachzudenken. An die Dinger komme ich im Lebtag nicht heran.
  • 1 knackfrischer 5er Bund Porree. Da kommen mir die Traenen. Meine waren gerade mal bleistiftdick, bevor sie von irgendwelchen Fressfeinden niedergemacht wurden. Und die, die noch im Garten stehen, sehen auch nicht so aus, als wuerde ich damit etwas anfangen koennen.
  • 1Kilo feine Speisemoehren. Gott im Himmel, ich habe letztens Moehren in unserem Garten geerntet. Was waren das fuer krumme verzweigte Dinger. Da muss man schon Skrupel haben, diese den Kaninchen vorzusetzen. Ich versuche das gar nicht erst. Die werfen sie mir hinterher.
  • 2 erntefrische Kohlraben. Wie machen die das bloss? Ich bekomme im Herbst nicht mal mehr ein Radieschen in Erntegroesse hin, ganz zu schweigen von einer Kohlrabi.
  • 1 Sack Qualitaetskartoffeln aus der Region. Mit Sicherheit ohne ein einziges von Schnecken hineingefressenes Loch, lange lagerfaehig und mit makelloser Schale. Wenn ich eine meiner Schneckenkartoffeln schaele, dann kann ich meist gut die Haelfte davon auf dem Kompost entsorgen.
  • Das alles gibt es zum Sensationspreis von 5,00 Euro.

    Also jetzt mal ganz nuechtern betrachtet. Da muss man sich doch fragen, ob der von uns eingeschlagene Weg der richtige ist. Mein Gott, ein paar Konservierungsstoffe im Essen bringen uns doch so schnell nicht um. Ein paar Molekuele Pestizid, Fungizid oder Insektizid im Kohl, das steckt doch so ein Menschenmagen locker weg. Und selbst wenn es mich ein paar Tage meines Lebens kostet. Wieviel mich die ganze Plackerei im Garten an wertvollen Lebenstagen kosten wird, hat bisher nur noch niemand ausgerechnet. In ein paar Jahren tun mir die Knochen weh, ich bekomme einen Buckel, meine Zaehne sind durch Erdkluempchen im Brot aus eigenem Getreide abgeschliffen, meine Arme zehn Zentimeter laenger wegen der ganzen Wasserschlepperei und meine Nerven zerrissen, weil ich sie durch meinen Aerger ueber die an allen Ecken und Enden lauernden Fressfeinde ruiniert habe. Wofuer also der ganze Aufwand? Bei diesen Preisen kann ich ja unser Gemuese einfacher von dem bezahlen, was ich durch Flaschensammeln am Wegesrand verdienen wuerde. Ist doch so.

    Solche Angebote sollte man verbieten. Bei den Preisen ist das doch schon mehr als geschenkt. Fuer 5 Euro bekomme ich nicht einmal ein Kilo Saatkartoffeln Sorte Blauer Schwede.

    Ne, also mal ehrlich. Wer hat mir nur diese Flauseln mit der Selbstversorgung in den Kopf gesetzt? Wenn ich den schnappe……

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    17 Antworten

    1. Hallo, Ralf,
      ich weiß ja nicht, was für Gartenbücher du so liest, aber ich kann dir versichern, daß niemand klaren Geistes eine 30cm dicke Kompostschicht auf irgendwas aufbringen wird.

      30cm dick organisches Material im Rohzustand, das ja – über kurzgeschorener Wiese über Setzkartoffeln sind 30-50cm verregnetes Heu eine sehr gute Idee.
      Nach der Ernte sieht es unter dem Heu schon ganz anders aus, es ist nämlich das meiste weg.

      Die Methode mit schwarzen Baumschulplane (wasser-, aber nicht lichtdurchlässig) ab Spätsommer bis zum nächsten Frühling funzt auch gut.
      (wenn man keinen mäusenest-ausbuddelnden Hund hat).

      Wir praktizieren grad eine langsame, aber ebenfalls recht effiziente Methode: viel Weißklee in die QueckenWiese eingesät (ohne jede Bodenbearbeitung), und jede Woche mit dem Mulchmäher drüber – macht 2cm mehr weiche schwarze Erde unter dem Gras über Sommer, und Unmengen an Regenwürmern.
      Und ich sitze hier auf Sand auf Moor – viel ärmer geht nicht mehr.

      Davor hatte ich 7 Jahre lang tonigen Lehmboden auf der Ruhrsüdseite an der Grenze zum Sauerland – weder in feuchtem noch in trockenem Zustand zu bearbeiten.
      Und trotzdem haben wir da „Gemüsegarten“ hingekriegt – ebenfalls permanente Begrünung mit allem, was es gibt, einschließlich Ringelblumen und Grünroggen und Klee und Luzerne, und abmähen und liegen lassen.Es kamen zwar die Schnecken von allen umliegenden Pferdewiesen, aber mit Entenhilfe war das halbwegs okay.
      Nach drei Jahren war der Boden spatentief weich, schwarz und lebendig – ohne auch nur einmal umzugraben, und ich rede hier von einmal 450qm und nochmal 300qm.

      NIcht umgraben, dauerbegrünen und mulchmähen – nie offene Erde liegen haben.
      Bernhard Heuvel hat das mal beschrieben als „Leben ernährt sich von lebendigen Zellen“ – nichts paßt besser.

      Beim Umgraben bringst du die luftbedürftige Schicht in den anaeroben Bereich und alles stirbt, außerdem zerstörst du die Mycel der Bodenpilze, und es dauert sehr lange, bis sich das alles wieder angepaßt und wiederhergestellt hat.

      Und ich kann dir aus den Getreide-Umpflanzversuchen versichern, daß es da keinen Kompost in den von dir genannten Mengen braucht. 😉

      30kg aus 20qm finde ich durchaus ausreichend, auch wenn es mehr Arbeit ist, dafür braucht es halt weniger Fläche, und die hab ich lieber für was anderes. Außerdem kannst du mit deinen Viechern doch jede Menge tollen Kompost machen – es geht kaum was über Tiermist.

      Irgendwie hab ich bei dir das Gefühl, du willst zuviel auf einmal, und das sofort – so funktioniert Natur aber nicht.
      Unkraut ist „the keeper of the soil“ – kein Flecken Erde außer Wüste ist unbewachsen.

      Verabschiede dich doch mal von der Vorstellung eines blanken Beetes, in dem außer den Kohlköpfen NICHTS wachsen darf – das ist kein Normalzustand.
      Wenn du so wie jetzt weitermachst, arbeitest du dich tot für grottenschlechte Ergebnisse, und bringst dabei deinen Boden auch noch in Schwierigkeiten.

      Denk doch mal in Kreisläufen…und was wo etwas bewirkt, aber nicht an einzelner Stelle, sondern im Gesamtzusammenhang.

      Erde ist doch nicht bloß Substrat für Pflanzenwurzeln, um mineralische Lösungen aufzunehmen….

      Guck dir mal diese Sendung über TerraPreta an:
      link: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnav … g-verpasst

      unter Freitag, 11.11. ganz nach unten navigieren aktiviert einen livestream der Sendung.
      Der link ist aber nur eine Woche aktiv glaube ich.

      Vielleicht bringt dich das etwas ins Nachdenken.

      Alternativ würd ich dir ein Buch empfehlen, namens „Biologisch-dynamische Landwirtschaft“ – auch wenn man mit Steiner-Philosophie nichts anfangen kann – als Landwirte sind die meisten Demeters genial gut.

      Gegen die Natur zu kämpfen statt mit ihr zu arbeiten, ist noch nie gut gegangen.

      Ändere mal deinen Blickwinkel – ein bißchen würde schon reichen.;-)

      (und mir ging es vor 20 Jahren auch nicht anders, aber Mensch ist ja lernfähig….)

    2. Hallo lieber Ralf,

      ich bewundere eure Arbeit! Heut beim Frühstück in meiner Wg haben wir in deinen Videos gewühlt und viele Ideen und Anregungen für unseren Garten gefunden. Wir fangen gerade erst an und wollen hier in der Stadt unsere kleine Farm aufbauen mit Hühnern, Kaninchen, Enten und einem großen Gemüsegarten. Neben der ganzen Arbeit im Garten versuchen wir dies auch Kindern näher zu bringen und ich ahne schon, dass auch ich diese Idee öfters verteufeln werde. Aber ich stamme vom Land, von einem kleinen Hof und habe dieses Leben im Blut.
      Denn seien wir mal ehrlich:
      Der Anbau von eigenem Obst und Gemüse ist eine Fähigkeit, die entscheidend langfristig zum seelischen Wohl beiträgt, auch wenn zwischendrin Körper und Geist mal streiken – aber immernoch besser als ein Magengeschwür vom Stress der kapitalorientierten Marktwirtschaft (Scheiß auf die 5 Euro-Tüte, denn die Kartoffeln schmecken nur halb so gut wie Deinet!So geht es uns zumindest.). Die Kenntnisse über Pflanzen und Tiere vermitteln uns doch ein Gefühl der Kompetenz und der Daseinsberechtigung – weil wir unser wichtigstes Grundbedürfnis selbst erfüllen können: das nach Nahrung! Oder irre ich mich etwa?

      Du ahnst nicht wie schlimm es für uns in der Stadt ist immer wieder Kinder kennen zu lernen, die nicht wissen woraus ihr Ketchup besteht und nicht einmal ahnen wie diese Pflanze aussehen könnte, bei denen Eier im Supermarkt wachsen und die sich nicht im Traum vorstellen können wieviel Arbeit in ihren blöden Pommes steckt!

      Daher lass dich nicht entmutigen, denn du kannst etwas dass Millionen Städter seit Generationen vergessen haben. Niemand hat je behauptet es sei leicht aber es ist die beste Arbeit die ein Mensch tätigen kann, Nahrung mit seinen eigenen Händen zu produzieren.

      Liebe Grüße aus Augsburg
      Ildi

      1. Hallo Ildi

        Das sind aufmunternde Worte. Die kann ich gebrauchen. Dann werde ich eure Seite mal in meinen Feedreader legen und verfolgen, wie ihr so mit eurem Traum vorwaerts kommt. Ich sehe immer gerne zu, wie es anderen so ergeht. Viel Spass und viel Erfolg.

        Gruss RR

    3. Da kann ich nur eins sagen. Der Weg ist das Ziel!
      Sollte jemand meinen, dass es sich überhaupt nicht lohnt etwas anzubauen, WEIL es eben alles so günstig wo anders angeboten wird. Ist das OK. Für mich zählt aber eben diese Mühe und Arbeit die man als Selbstversorger investieren muss. Es ist mehr Wert als das Geld.
      Man gewinnt doch etwas viel Wertvolleres als Geld, nämlich Wissen und Unabhängigkeit.
      Und man hat die Möglichkeiten seinen Kindern das weiter zu geben. Das ist das wichtigste für mich.

      Das mit deinem Garten machst du sehr gut und die Flausen sind eher ein „kleiner“ Schritt zur Unabhängigkeit. Freue mich jeden Tag solche Flause zu bekommen, auch von deinem Blog hier 🙂

      1. Hallo Artila

        Dieses Angebot hat mich auf dem falschen Fuss erwischt. Ich war einfach nicht gut drauf. Waere es anders gewesen, haette ich aehnlich die Sache wie du mit aehnlichen Argumenten abgetan. Ich werde meinen Weg auch nicht aufgeben.

        Gruss RR

    4. Ach, Ralf,
      das kannst du einfach nicht vergleichen – das Sonderangebotsgemüse sieht zwar aus wie gemalt, aber der Boden, in dem es wächst, ist so tot, töter geht’s schon nicht mehr (wenn es überhaupt noch Boden ist oder Steinwolle und Hydroponik).

      Was die ganzen Freßfeinde angeht – mach deinen Garten zu einem Anziehungspunkt für Insekten, Amphibien und Vögel, dann erledigt sich das meiste von selbst.

      Ich füttere hier ganzjährig die Vögel, es hängen sehr viele verschiedene Nistkästen, habe neben den Bienen auch noch Insektennisthilfen, einen Haufen mit Großen Roten Waldameisen, und dank wasserreicher Gegend auch viele Amphibien und sogar sich rege vermehrende Zauneidechsen, und Hornissen- und Wespennester.
      Und mein Grundstück ist dank der Hunde fast katzenfrei – was sich in einer enormen Vielfalt von kleinen bodennah brütenden Vögeln äußert.

      Das ist meine Armee gegen so ziemlich alles (außer Schnecken *grrrrrr*), und wenn man genau hinschaut, sieht man auch, was die leisten.

      Außerdem muß man sich mal mit der Bodenpflege beschäftigen – umgraben ist Mist, es ruiniert die Bodenschichtung und killt reichlich Bodenleben.

      Sieh dir mal den Vortrag von Herrn Wenz an: http://vimeo.com/18519509 , zweiter Teil http://vimeo.com/18524635 , der erklärt das sehr schön.

      Wenn der Boden stimmt, hast du von allein nahezu keine Schädlinge mehr.

      Das ist wie mit den Bienen – wenn man sie als ein Konglomerat von Einzelteilen sieht, wird man sie nie verstehen.

      Bei den Bienen in ich jeden Herbst wegen Räuberei fast irre geworden, bis wir nach ein paar Sezierungen des Wabenwerks drauf kamen, daß jedes dieser ausgeräumten Völker schon lange vor dieser Räuberei ein sehr massives Problem hatte, was einem nicht nbedingt sofort auffiel.
      Dieses Jahr war es zu 90% eine in die Hose gegangene späte stille Umweiselung – wenn alle Nachbarimker Drohnenbrut ausschneiden, wie sollen Königinnen dann noch ordentlich begattet werden ohne Kerle?

      Was ich damit sagen will: angegriffen wird nur das, was eh schon nicht perfekt ist, aus welchem Grund auch immer.
      Hast du mal ne Analyse deines Gartenbodens machen lassen?
      Auch auf Spurenelemente?

      Und siehe Wenz, mach dir nicht soviel Arbeit, laß die Pflanzen, die Würmer und das Bodenleben die machen.
      Unkrautfreie Beete mögen ja nett aussehen, aber in freier Wildbahn gibt es unbewachsene Erde nur in Wüsten….;-)

      1. Hallo Sabi(e)ne

        Das mit dem Umgraben ist keine Manie von mir. Auch ich kann mir Schoeneres vorstellen. Ich habe mit einer Wiese angefangen und das ist nicht einfach, daraus einen Garten zu machen. Es gibt zwar reichlich Information darueber, wie man es ohne Umgraben oder Pfluegen machen kann. Von diesen Vorschlaegen bin ich aber nicht begeistert. Wird ja immer wieder geschrieben, man solle ein neues Beet so anlegen, indem man organisches Material und auch Kompost in Mengen darauf verteilt und wartet. Wenn ich hoere, eine 30 Zentimeter dicke Schicht aus Kompost darauf zu verteilen, kriege ich graue Haare. Auch Kompost ist Duenger und bei dieser Menge hoert der Spass auf. In einschlaegigen Buechern wird erwaehnt, dass fuer Starkzehrer so um die 4 Liter Kompost pro m2 ausreichend sind. Dann rechne mal aus, wieviel kompost bei 20 Zentimeter Schicht auf der selben Flaeche landet. Taete das ein Landwirt, das Geschrei waere gross. Ueberduengung usw.

        Und selbst wenn, wo ich hin moechte, ist ein ausreichend grosser „Selbstversorgergarten“, also kein kleines Kraeuterbeetchen. Selbst wenn ich es so gemacht haette, wo haette ich denn das Material herbekommen sollen. Wenn ich mit meinem Garten fertig bin (so ich denn jemals fertig werde), dann werden es mehr als 500 Quadratmeter sein. Da kann man diskutieren wie man will. Man braucht Flaeche, um davon eine Familie ernaehren zu koennen. Vorallen Dingen, wenn auch Getreide dazu kommt. Kleines Rechenbeispiel. 500 m2. 20 Zentimeter Kompost pro m2. 20 Zentimeter sind 200 Liter pro m2. Also bei 500 m2 entsprechen also 100 ccm Kompost. Jetzt mal ganz nuechtern betrachtet, das kann doch niemand ernst meinen.

        Ich muss erst einmal zusehen, aus dieser Wiese einen Garten zu machen. Dann kann ich mich mit anderen Methoden der Bodenbearbeitung befassen. Ist ja nicht so, als ob ich es nicht versucht haette. Auch das mit den Nuetzlingen ist mir klar. Werde ich auch machen. Dazu braucht es aber erst einmal eines vernuenftigen Anfangs. Da mag ich altmodisch sein, aber ein guter tiefer Pflug zu Anfang macht die Arbeit besser, als jeder Pappkarton auf dem Boden. Du kannst dir das ja gerne mal ansehen, wie die Wiese aussieht und wir hart sie ist. Wenn ich darauf warte, dass die Regenwuermer das geregelt haben, bin ich ein Greis. 🙂

        Gruss RR

    5. Ich kann diesen Frust nur zu gut verstehen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, es verschieben sich die Realitäten in diesen unseren Zeiten. Da geben Menschen 800 Euro für ein Handy aus, um es nach ein oder zwei Jahren durch dessen Nachfolger zu ersetzten und bei der Ernährung da darf es nicht billig genug sein. Sicherlich sind viele Menschen, wahrscheinlich die Mehrzahl in diesem Land (ich gehöre auch zu diesen), darauf angewiesen bezahlbare Lebensmittel zu erwerben. Trotzdem kaufen wir nicht die Billigplörre im Getränkemarkt oder den Jogurt für 19 Cent, die Tomaten aus Sonstwoher oder die Wurst im 3zumPreisvoneinemPaket. Wir versuchen schon ein bisschen darauf zu achten, was wir so verzehren und wo es herkommt. Bisher jedenfalls. Jetzt haben wir ein Häuschchen – ein sehr altes Häuschen – erworben und versuchen es gerade bewohnbar zu machen. Und danach kommt der Garten dran. Dann hoffe ich, dass auch wir unsere Zwiebeln, Kartoffeln, Schnittlauch und andere schöne Dinge selbst ziehen können und genießen. Hierbei tritt sicher der Aspekt des selbst gezogenen in den Vordergrund. Das man dabei Geld sparen könnte, glaube ich nur bedingt. Hier geht es doch mehr um das Tun und die Freude dabei. Frust hast Du in jedem Hobby, in jeder Arbeit. Ich könnte täglich auf den Tisch k….. wenn ich sehe, wie die Produkte die ich anbiete anderswo verramscht werden. Das ist unsere Zeit. Nichts hat mehr einen echten Wert, schnell konsumieren und vergessen ist angesagt. Ich habe die Hoffnung, dass sich in nicht allzuferner Zukunft eine kleine Schar von Menschen zusammen tut und das Prinzip des bewussten Lebens wieder entdeckt und weiter trögt (nein, ich bin keine Esoteriker, nur ein Phantast). Und solche Menschen wie Du, der sein Leben dem Garten gewidmet hat, sind die ersten Pioniere dieser Spezies. Und diese dürfen sich nicht durch solche Dinge wie 5 Euro Aktionen den Mut nehmen lassen. Auch wenn es schwer fällt.

      Aber ich freue mich, dass ich die neulichimgarten entdeckt habe und schaue immer wieder vorbei, in der Vorfreude auf unseren Vielleicht-Garten im nächsten Jahr. Also, Kopf nicht hängen lassen. Blick nach vorn im Zorn. LG

      1. Hallo Leland Gaunt

        Also bei mir verschiebt sich nichts. Ich besitze ein Handy aus vorchristlicher Zeit. Wenn das andere Leute sehen, vor allem die junge Generation, dann fragen die mich, wozu das eigentlich dient. Wenn ich dann sage, ich kann damit telefonieren, dann sehen die mich an wie alte Autos. Was habe ich mir schon Lacher fuer mein Handy anhoeren muessen.

        Macht mal ruhig weiter mit eurem Garten. Wenn erst mal der Fruehling kommt, dann sieht die Welt fuer uns alle wieder rosiger aus. Dann verfliegen auch die Zweifel an dem was man tut. Weiterhin viel Spass auf unserer Seite.

        Gruss RR

    6. Raus gehen! Tief durchatmen! Dann ab in die Badewanne (ersetzt Psycho- und Physiotherapie (wegen Midlifecrisis und Rücken). Und nicht länger Äpfel mit Birnen vergleichen (in dem Fall skrupellose Agrarprofis mit traumverwirklichenden Selfmadeökos).

      🙂 Grüße aus dem kleinen horrorgarten

      1. Hallo Anja

        Aber dann kriege ich doch schon wieder ein schlechtes Gewissen wegen der vergeudeten Energie, die mich so ein Vollbad kostet 😉 Das Leben ist schon schwer.

        Gruss RR

    7. Hier gab es letzte Woche 10 Kilo Kartoffeln für für einsneunundzwanzig.

      Inzwischen habe ich es mir aber abgewöhnt mich dann schreiend hinzuschmeißen und mit den Fäusten auf den Boden zu trommeln. Man muss das locker sehen. Ok, Ok, man muss versuchen das locker zu sehen.

      Bei den eigenen Kartoffeln hat man sich wochenlang Gedanken über die Auswahl der Sorten gemacht, man hat sie liebevoll vorgekeimt, man hat sie noch liebevoller einzeln in den Boden gelegt und bedeckt, man hat sie wochenlang vor den bösen Quecken beschützt und schließlich hat man sie im Schweiße seines Angesichts ausgebuddelt.

      An dieser Stelle darf man auf gar keinen Fall an Einsneunundzwanzig denken! Man muss sich einfach ruhig der Genugtuung hingeben, dass man es wieder einmal geschafft hat, der Scholle Früchte von unschätzbarem Wert abzuringen. Ommmmmm.

      1. Hallo Heiner

        1,29 ist wirklich der Gipfel. Ich hatte gedacht, es koenne nicht schlimmer kommen. Ich wuensche dir dann mal viel Spass beim Meditieren. Ommmmmmmmmmm

        Gruss RR

    8. Mach Dir nichts drauß, Du hast den richtigen Weg gewählt. Die Gemüse-im-Sonderangebot-Käufer sind nur Spießer, die keine Rosenkohlpflanze erkennen und glauben, das Tomaten in der Erde wachsen.

    9. Moechtest du einmal so verzweifelt sein, dein Gemuese zu derartigen Spottpreisen an den Mann/die Frau bringen zu MUESSEN? Na also…

      Lass‘ uns den Typen, der die Flausen ungefragt in anderer Leute Ohr setzt, gemeinsam suchen und vergiss‘ solche Werbezettel. 😉

      Mitfuehlende Gruesse
      Bea

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