Warum sehe ich eigentlich in so gut wie keinem Garten Chicoree wachsen? Wann immer ich einen Blick in fremde Gaerten werfe, es ist wie wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen, wenn ich eine Chicoreepflanze in anderer Leute Garten sehe. Das gilt sowohl fuer die Gaerten in meiner realen Welt, als auch fuer die vielen virtuellen Gaerten, die ich so in Blogform im Internet verfolge (und das ist eine ziemlich grosse Zahl).
Dabei gibt es doch gerade im Winter wenig frisches Gemuese aus eigener Produktion. Sehen wir mal von Rosenkohl und Gruenkohl ab. Frisches Gruen wird man aus dem eigenen Garten im Winter nicht viel ernten koennen. Ausser eben Chicoree. Die lassen sich den ganzen Winter ueber im Keller leicht selbst treiben und sind fuer uns immer eine willkommene Abwechslung zu Eingefrorenem oder Eingelagertem auf dem Speisezettel.
Es ist uns sehr selten gelungen, eine Wurzel auszugraben, die gerade und unverzweigt ist. Viele haben auch nicht die optimale Staerke. Macht nichts, wir muessen sie ja nicht verkaufen. Sind die Seitenwurzeln zu gross, schneiden wir sie einfach ab. Schadet auch nichts.
Woran mag das liegen? Liegt es daran, dass es ein klein wenig aufwaendiger ist, eigenen Chicoree anzubauen und viele Hobbygaertner den zusaetzlichen Aufwand scheuen? Das waere schade, denn sooo viel mehr Aufwand ist es auch wieder nicht. Mir jedenfalls ist es eben diesen ganz sicher wert, auch im tiefsten Winter ab und an ein frisches Blatt auf dem Teller vorzufinden.
Wie aber kommt man nun an diese leckeren Sprosse, die in jedem Supermarkt zu finden sind? Die Aussaat erfolgt im Mai. Wir saeen in der Reihe immer recht dicht, weil sich bei uns herausgestellt hat, dass doch nicht alle Samen keimen. Ein spaeteres Ausduennen sollte man aber keinesfalls vergessen, damit die Pflanzen genuegend Platz haben und die Wurzeln gross und dick genug werden koennen. Reihenabstand Pi mal Daumen 30 Zentimeter. Nach dem Ausduennen laesst man die Pflanzen in Ruhe. Allenfalls ab und zu mal nach dem Unkraut schauen. Sie wachsen froehlich vor sich hin, bis sie im Herbst, kurz vor den ersten Froesten ausgegraben werden. Eigentlich sollten die Wurzeln gerade sein und einen Durchmesser von 3 bis 5 Zentimetern haben. Wir haben es bisher aber nur sehr selten geschafft, Wurzeln zu ernten, die gerade und unverzweigt waren. Meist sehen sie ziemlich unfoermig aus. Aber auch daraus lassen sich Sprosse treiben.
Die Wurzeln bleiben einige Tage auf dem Beet liegen, bevor wir die Blaetter abschneiden und die Wurzeln einlagern. So kann man es jedenfalls nachlesen.
Danach lassen wir sie einige Tage auf dem Beet liegen. Soll den Sinn haben, dass die Wurzel die Moeglichkeit hat, Naehrstoffe, die noch in den Blaettern stecken, in die Wurzel zurueckzuholen. Danach wird das Laub 3 bis 5 Zentimeter oberhalb der Wurzel abgeschnitten. Die Wurzeln lassen sich problemlos in einem Eimer mit Sand mehrere Monate lagern. Wie bei Moehren z.B. auch gilt, nicht abwaschen.
Zum Treiben stecken wir die Wurzeln in einen Eimer mit feuchter Erde und decken diesen wiederum mit einem Eimer ab. Wir haben bisher Chicoree immer ohne Deckerde getrieben. Es gibt aber auch Sorten, bei denen die Wurzeln 10 bis 15 Zentimeter stark mit Erde bedeckt sein muessen. Hat man einen lichtdichten Keller, ist die Abdeckung nicht noetig.
Damit haben wir aber immer noch keine geniessbare Chicoree. Jetzt kommt naemlich der zweite Teil des Anbaus an die Reihe, das Treiben der Sprosse aus den Wurzeln. Dazu entnehmen wir einige Wurzeln aus dem Lager und stecken sie in einen Eimer mit Gartenerde. Dabei werden die Wurzeln nur so tief eingegraben, wie sie in der Erde gestanden haben. Ein wenig Wasser, fertig. Diesen Eimer, in den in der Regel drei, manchmal aber auch vier Wurzeln passen, stellen wir an einen relativ warmen Ort. In diesem Jahr ist es der Heizungskeller direkt neben dem Brenner. Oben auf den Eimer mit Erde stuelpen wir noch einen zweiten Eimer, der moeglichst dunkel ist und kein Licht hinein laesst. Kommt naemlich Licht an die Sprosse, werden sie gruen und schmecken bitter.
Wenn wir alles richtig gemacht haben, dann sieht der Eimer nach einigen Wochen so aus. Frisches Gruen mitten im Winter. Da laeuft einem doch das Wasser im Munde zusammen. Soo viel mehr Arbeit war das doch gar nicht, oder?
Dann heisst es Warten und ab und an mal nach dem Wasser sehen. Austrocknen sollten die Wurzeln naemlich nicht. Je nach Temperatur kann es bis zu acht Wochen dauern, bis aus den Wurzeln die begehrten Sprosse treiben und in die Kueche wandern. Was aber nicht heisst, eine hoehere Temperatur wuerde nur Vorteile bringen. Liegt die Temperatur beim Treiben naemlich zu hoch, bilden sich eher lockere Sprosse und nicht die aus dem Supermarkt bekannten festen. Duerfte aber im Hobbygartenbereich kaum eine Rolle spielen. Nach der Ernte kommt die Erde zurueck aufs Beet und die Wurzeln auf den Kompost.
So einfach ist die ganze Sache.
In diesem Jahr haben wir zwei Sorten versucht. Die bewaehrte Sorte Zoom von Kiepenkerl und die Sorte Robin von Dreschflegel. Wobei wir letztere noch nicht angetrieben haben. Mal sehen, ob sie auch so gut laufen wie die Sorte Zoom.
Ich habe noch eine kurze Videoanleitung gedreht, wie wir unseren eigenen Chicoree treiben. Wer Spass daran hat, kann ja mal einen Blick in den Film werfen. Ich wuensche viel Spass beim eigenen Anbau im naechsten Jahr.
26 Antworten
Das mit den grummen Wurzeln kann auch an der Temperatur liegen – bei kaltem Start im Fruehling deformieren die eher, deshalb lieber etwas spähter starten. Da meine Erde zu schwer war hab ich jetzt in einem Gewaltakt eine ganze Lastwagenladung Sand auf meinen 7 x 14 meter Acker verteilt und anschliesend eingefräst – die Regenwuermer machen den Rest hoffe ich.
Gruss aus Schweden
Hallo ,
kaufte im Herbst beim Bio Jebel Chiccorio Wurzeln. Gab diese in einen tieferen Eimer gefüllt mit Erde, aus unserem Garten.
Ganz einfach, zack zack. Diesen Eimer stellte ich unter die Kellertreppe, ziemlich dunkler Ort. Einen besseren Platz hatte ich nicht.
Zuerst tat sich nichts. So nach 2-3 Wochen spitzelte etwas Helles aus der Erde. Und tatsächlich wuchs dieses helle Pflänzchen.
Wir haben bereits einige Salate gegessen, schmecken sehr gut.
Das passt hervorragend, da unser Salat, den wir im Treibhaus in der Erde einlagern nun zu Ende geht. Im Sommer und Herbst sind wir Selbstversorger.
Gerade in der akteullen Zeit finde ich es absolut wertvoll mit wenig Aufwand Eßbares zuhause selbst zum Wachsen zu bringen und dies dann zu essen. Schaumer mal, ob die Wurzeln noch ein zweites Mal austreiben.
Viel Erfolg Euch allen,
Grüße
Gertrud Gai-Hofbaur
Hallo,
Viele Wurzeln meiner Chicoree-Pflanzen faulen so rundum von oben nach unten. Trotzdem haben bei der Ernte noch schöne grüne Blätter.
Was ist die Ursache und was kann man dagegen tun? Kann man diese Wurzeln noch benutzen?
Vielen Dank im voraus für jede Erklärung.
Albert
Tut mir leid, ich weiss keine Antwort
Also betr. Chicorée er ist gut über die Runde gekommen seit Mai habs wirklich nicht verpasst. ABER das Ausdünnen da hab ich was verschlafen, mal sehen wenn ich bald die Wurzeln nachgrübeln darf was geworden ist.
Eigentlich wäre Sand vorhanden, aber den hab ich für den Herbst eben für die Wurzeln aufbewahrt, schon komisch man hat die Sachen im Haus resp. Garage, aber so genau ist man auch nicht. Übrigens wir sind im Baselbieter Höhenjura Lage 600m Reine Südlage und Lehm soweit man graben kann nur Lehm also schwere Erde.
Einen Tipp den ich hier erfahren hab: Bodenverbesserer bei Lehm wäre die Auswechselerde kaufen von einem Champignon Betrieb !
Champignon wachsen auf Erde und Rossbollen, also Pferdeäpfel für diejenigen die mit den Dialektausdrücken nicht so gut auskommen. Der Rossmist ist ein warmer Mist und sollte auch so behandelt werden, d.h. er muss Zeit haben wenn er ausgebracht wird damit die Bodenbewohner den ab- resp. umwandeln können.
Meine Gartenerfahrungen stammen von meiner Tante, ich selber bin in Mietwohnungen aufgewachsen. Darum hab ich meine Nase oft und lange in Gartenbüchern, Fruchtfolge wird bei uns genau durchgeführt. Kartoffel – Folge Buschbohnen mit Bohnenkraut zusammen auf gleichem Beet.
Maaahhh, bin ganz begeistert, dass da jemand den Vorgang bis zur Chicoree-Ernte so schön demonstriert. Bin aus Österreich, habe einen Gemüsegarten und krieg jetzt richtig Lust, dies im nächsten Jahr auch zu probieren. Leider habe ich ganz viele Maulwurfsgrillen……………..
LG
Barbara
Hallo Ralf,
bzgl. guter Gartengeräte: Wir lassen schmieden und brauchen seit dem nichts mehr an Gartengeräten kaufen. Also, such‘ Dir einen Schmied und lass Dir Spaten, Grabeschaufel etc. schmieden. Kostet etwas mehr als im Baumarkt, hält aber ewig.
Eine schöne Weihnachtszeit wünscht Dir
Malvenblüte
Kann man von einer Wurzel mehrfach ernten, oder ist die Wurzel nach dem ersten ernten verbraucht?
hallo!
ich habe irgendwo gelesen, dass man öfter von einer Wurzel ernten kann. Mich würde aber auch interessieren wie oft. Vielleicht weiss das ja jemand 🙂
Sehen lecker aus Deine Oca, aber weshalb hast Du denn die Kommentare ausgeschalten?
Hab ich nicht gemacht. Sehe ich auch zum ersten mal. Muss ich mal nachforschen, was da wieder schief gelaufen ist.
Danke fuer den Hinweis
Gruss RR
Ich esse Oca roh – fein gehobelt als Salatzutat. Ist schoen knackig; und im Salat ist der sauere Geschmack nicht unangenehm.
Hallo Patrick
Ist ja auch nicht so, als ob es schlecht schmecken wuerde. Ist eher ein Problem meinerseits. Das den beiden Besuchern aus Bolivien dieses Gemuese allerdings unbekannt war, hat mich erstaunt.
Gruss RR
Danke für die Erinnerung an Chicoree! 🙂 Hab ich nie viel gegessen – daher so wenig auf dem Radar. Nun ist es aber wieder im Bewusstsein – genau zur richtigen Zeit für die Anbauplanung für nächstes Jahr!
Alles Gute Dir!
Hallo Michael
Dann freue ich mich, dass ich dir auch mal eine Anregung geben konnte. Ganz im Ernst. Schon mal guten Appetit.
Gruss RR
Ich denke ich werde nächstes Jahr auch mal Chicoree aussäen und anbauen.
Bin jetzt ganz neugierig drauf geworden ;-).
Dann viel Spass
Gruss RR
*lol* Der wird auch immer schön tief grubbern und ne Spezialegge dahinter haben, damit da keine Klumpen im Boden sind.
Für Möhren braucht es Minimum 20cm lockeren und feinkrümeligen Boden, mehr ist besser. Wo ich früher wohnte, gingen Möhren nur im Kübel, im Garten war da nicht dran zu denken wg tonigem Lehm.
Deswegen werden Karotten ja auch auf Daemmen angebaut. Einmal, weil die Erde der Daemme schoen kruemlig ist, zum anderen, so habe ich gehoert, weil die Karotten mit ihren Wurzeln tiefer wachsen muessen, um ans Wasser zu kommen, und dadurch etwas groesser werden. Ist da jetzt was dran auszusetzen?
Moin, RR, ohne Deckerde – und es durften auch keine Krümel auf dem Wurzelkopf sein, weil die sonst zwischen den Blättern gewesen wären am Ende. Die Wurzeln kamen LKW-weise aus Italien, etwa 20cm lang, unten oft ohne Spitze, und 2-5cm im Durchmesser oben, meist gerade.
Die waren in Sandboden gewachsen, in Lehm wird das nix, sagte der Chef, da gabeln die sich immer und werden nicht lang genug.
Es gibt übrigens auch eine rote Sorte, aber die war noch fäulnisanfälliger als die weißen.
Das Gießen ist beim Treiben wirklich eine Kunst – zuwenig Wasser und sie wachsen kaum, und zuviel und sie faulen so weg…
Die rote Sorte habe ich auch angebaut, aber noch nicht angetrieben. Mal sehen wie die sich macht. Das mit dem Lehm hatte ich mir schon gedacht. Im alten Garten, wo die Erde viel sandiger war, sahen die Wurzeln erheblich besser aus.
Es kann aber nicht nur and der schweren Erde liegen. Die Karotten, die ich in diesem Jahr ernte, sehen auch alles andere als gerade aus. Da sind die Chicoreewurzeln noch Meisterstuecke gegen. Dass es aber auch in der hiesigen Erde gehen muss, sieht man an den Landwirten. Was die an Karotten ernten (da gibt es einen rieisgen !!!! Hof hier, der fast ausschliesslich von Karotten lebt) sieht ganz anders aus. Sehe ich immer, wenn ich Futtermoehren fuer die Tiere kaufen gehe. Da kann man neidisch werden.
Gruss RR
Ach so, wirft auch kein besonders gutes Licht auf die Biobranche, wenn die Wurzeln per LKW aus Italien herangekarrt werden muessen.
Gruss RR
Moin, RR, ich hab mal ein paar Monate in einer Bioland-Gemüsegärtnerei gearbeitet, die ihr Geld im Winter fast ausschließlich mit Chicoree verdiente.
Da kamen die Wurzeln in 20cm tiefe „Tische“, eng an eng, mit feinstem Kompost aufgefüllt, wurden mit schwarzem Vlies abgedeckt und wanderten dann gestapelt ins Kühlhaus. Bei 14-16° und automatischer Bewässerung war der Chicoree dann immer nach max. 20 Tagen fertig.
Am allerbesten schmeckten immer die ganz kleinen aus den dünnen Seitenwurzeln, die zum Verkauf zu klein waren (wie bei Rosenkohl – unter 2cm schmeckt am besten).
Nachdem ich da weg war, hab ich erst mal ein paar Jahre weder Rosenkohl noch Chicoree gegessen…*g*
Aber für nächstes Jahr hab ich schon Saat hier liegen.
Und wo sich Wegwarten wohlfühlen, sollte es auch Chicoree tun.
Hallo Sabi(e)ne
Haben die den Chicoree mit Deckerde getrieben, oder ohne? Die Temperatur duerfte der in unserem Keller entsprechen. Aber noch eine Frage. Hatten die auch so krumme und schiefe verzweigte Wurzeln, oder entsprachen die eher dem, wie ich mir eine Wurzel vorstelle? Und wenn ja, wie haben die das gemacht?
Gruss RR
Hallo,
ich säe seit Jahren die Zichorie, aus der der Chicoree gezüchtet wurde, als Grünfutter für die Hühner. Die Blätter des Chicoree müßten den Hühnern doch auch schmecken.
Vielleicht probiere ich ja mal, die Zichorienwurzeln nach Deiner Anleitung zu treiben.
Viele Grüße
Hobbygaertner
Hallo Hobbygaertner
Zichorien habe ich auch im Garten. Die sind aber wohl nicht darauf gezuechtet, entsprechend grosse Wurzeln zu bilden, aus denen man spaeter auch Treiben kann. Es muss ja schon was vorhanden sein, um auch etwas zu bekommen. Einen Versuch ist das aber durchaus wert. Wenn ich meine Zichorie ernte, werde ich mal auf die Wurzel achten, ob die gross genug ist.
Das Laub duerfte wohl fuer die Huehner gut sein. Sieht nur nach einigen Tagen nicht mehr so gut aus. Aber gefressen haetten sie es, keine Frage.
Gruss RR