Komisch, dass ich immer wieder von anderen Leuten zerrissen werde. Wird doch mein Bericht ueber die Ameisensaeure- behandlung meiner Bienen mit Hilfe von Grablichtern schon im Imkerforum diskutiert. Nicht unbedingt positiv. Dabei habe ich doch nun wirklich nicht unueberlegt gehandelt. Ich habe genau das umgesetzt, was im Lehrgang gesagt wird. Wenn die Aussentemperaturen zu niedrig sind, koenne man sich mit einem Grablicht in der oberen Zarge helfen. Eine ganz klare und praezise Aussage.
Fuer meine Vorstellungen waren die Temperaturen zu niedrig. Wechselhaftes Wetter mit gelegentlichen Schauern, Temperaturen weit unter 20 Grad. Wenn das kein Grund ist!
So moechte ich heute eine kurze Zusammenfassung darueber geben, was ich gemacht und wie ich es gemacht habe und wie es bei den Milben angekommen ist.
Wie ist es gelaufen?
Als ich am naechsten Morgen wieder bei den Bienen vorbeischaute, musste ich feststellen, dass an der Segeberger Beute aussen eine grosse Traube hing. Es waren auch reichlich toter Bienen zu finden. Ich habe nachgesehen und festgestellt, dass von den 100 ml Ameisensaeure schon mehr als die Haelfte verdunstet war. Das war offensichtlich zu viel. Daraufhin habe ich die Lichter aus allen Beuten herausgeholt, obwohl in den drei anderen die Verdunstungsrate bei rund 25 bis 30 ml, also in einem Bereich, der nicht besorgniserregend ist, lag. Um aber zu verhindern, dass vielleicht auch dort die Konnzentration am Tage zu hoch wird, entfernte ich die Leuchten. Am zweiten Morgen hatte sich das Volk in der Segeberger Beute erholt. Die Bienen waren in die Kiste zurueckgekehrt und es herrschte wieder reges Treiben. Allerdings waren kaum 20 ml Ameisensaeure verdunstet, in allen Voelkern. Das erschien mir zu wenig. In der dritten Nacht brannten die Leuchten wieder und die Verdunstung lag wieder in einem annehmbaren Bereich.
Ich wuerde sie wieder verwenden
Letztendlich sind in allen Voelkern 100 ml Saeure in drei Tagen verdunstet. Aber nicht gleichmaessig. Die Grablichter waren in keinster Weise eine Gefahr. Das Bisschen Waerme welches sie abgeben, reicht zwar aus, um die Temperatur in der Beute spuerbar zu erhoehen, sie reicht aber nicht aus, um Schaeden an den Beuten zu verursachen. Der Gedanke daran, die Kerzen wuerden die Beuten sogar vielleicht in Brand setzten ist an den Haaren herbeigezogen. Nicht einmal in der Styroporbeute war auch nur das Geringste zu erkennen. Auch kein Russ in den Deckeln der Kerzen oder in den Beuten selbst. So nehme ich an, die Verbrennung ist ordentlich verlaufen. Uebrigens brennen die Kerzen mit sehr kleiner Flamme, ausserhalb wie innerhalb der Beute.
Die Bienen hat es nicht gestoert
Auch haben keine Bienen versucht, die Kerze zu loeschen oder aber sich als Traube um die Kerze versammelt. Obwohl es doch einige geschafft haben, durch das Armierungsgewebe zu kommen. Nichts von alledem. Die Kerzen brannten ohne Probleme und ich wuerde die Kerzen auch wieder benutzen. Allerdings nur in den Holzbeuten. Da es kaum eine Moeglichkeit gibt, einen Liebig Dispenser falsch zusammenzubauen, also ein Fehler meinerseits auszuschliessen ist, gehe ich davon aus, dass die hoehere Verdunstungsrate in dieser Beute mit der besseren Isolierung des Styropors zusammenhaengt. Das hat dem Volk nicht gut getan. Sie haben sich zwar wieder erholt, mir bleibt aber nur zu hoffen, dass das Volk keinen nachhaltigen Schaden genommen hat.
Aber jetzt zum Ergebnis im einzelnen:
Volk 1, ein Schwarm von Anfang Juni auf zwei Zargen. Vor der Behandlung ein Milbenfall von 9, am vierten Tag nach Beginn der Behandlung 43 und weitere zwei Tage spaeter noch einmal 29. Das sind gerade mal 80 Milben.
Volk 2, ein Ableger vom Verein, eine Zarge voll ausgebaut. Vor der Behandlung 5, vier Tage danach 69 und weitere zwei Tage spaeter 10. Insgesamt 85.
Volk 3, ein Schwarm von Anfang August, der noch nicht einmal eine Zarge komplett ausgebaut hat und zwischenzeitlich zwei Wochen keine Brut enthielt, 3 Milben vor der Behandlung, 149 nach vier Tagen und weitere 55 zwei Tage spaeter. Insgesamt also 210.
Volk 4 in der Styroporbeute, auch zwischenzeitlich 3 Wochen ohne Brut, wies 7 vor der Behandlung auf, vier Tage nach Beginn fand ich 333 und weitere zwei Tage spaeter noch einmal 100, also 440 insgesamt.
Ich habe mir die Muehe gemacht, und ganz genau nachgezaehlt. Abfotografiert in hoechster Aufloesung und dann am Rechner alle Milben markiert
Woher ich das so genau weiss? Ich habe die Windeln fotografiert und sie am Rechner ganz genau angesehen und jede Milbe einzeln gezaehlt. Die Fehlerquote dabei ist sehr gering.
Die Zahlen laufen doch arg weit auseinander. Bei Volk 1 und 2 nehme ich als Laie an, da hat die Behandlung nicht sonderlich gut gewirkt. Ich haette die Leuchten vielleicht doch nicht aus den Holzbeuten nehmen sollen. Es ist mir naemlich kaum ersichtlich, warum bei fast identischem Ausgangsmilbenbefall mit 80 : 440 so unterschiedliche Erfolge herauskommen.
Und die Bienenkiste?
Einige Worte noch zur Bienenkiste, die ich bei dieser Gelegenheit gleichfalls mit behandelt habe, obwohl sie schon vor der Auffuetterung behandelt wurden. Dort habe ich einen Nassenheider Verdunster benutzt und war mit dem Ergebnis zufrieden. Auch ohne Kerze lag die Verdunstungsrate bei ziemlich genau 30 ml pro Tag.
Ganz wohl ist mir allerdings trotzdem nicht. Besonders der geringe Milbenfall in den ersten beiden Voelkern ist mir nicht geheuer. Da werde ich doch noch mal Rat einholen muessen.
PS: Hoffentlich wird auch dieser Bericht im Imkerforum erwaehnt. 🙂
14 Antworten
Passt bloß mit der Dosierung auf…ich hab dieses Jahr fast ein Volk vernichtet. Die Jungbienen sind extrem empfindlich gegen Überdosierung. Hatte das Volk gerade aufgebaut und dann alle Jungbienen wieder umgehauen. 100e Tote haben die Arbeiterinnen vor’s Flugloch geschleppt. Gott sei dank haben die sich nochmal erholt.
Moin!
Ja, als Anfänger hat man es schwer. Und all die Experten sind meist auch nur schlauer, weil sie das Ergebnis kennen und im Nachhinein eine Erklärung liefern können…
Ich denke, man kann den Behandlungserfolg nur über den natürlichen Milbenfall vorher/nachher ermitteln. Also den Milbenfall vor Behandlungsbeginn und 12-14 Tage nach Behandlungsende vergleichen.
Im übrigen hat ist doch für die späte AS-Behandlung deutlich mehr als 3 Tage angesetzt, d.h. das Grablicht hätte es evtl gar nicht gebraucht?
Interessant wäre außerdem, was den die Flamme mit der gasförmigen AS macht, evtl. wird da noch ’n bißchen was verbrannt und man müsste entsprechend höher dosieren…
Hallo Ralf,
bei der Behandlung mit AS hatte ich mich nach langem Überlegen für den Nassenheider Verdunster mit Erweiterungssatz entschieden. Hier wird die Menge der AS durch den Docht bestimmt. Die Verdunstung beginnt langsam und erfolgt auf dem Fließ dann auch unter relativ ungünstigen Bedingungen.
Den Verdunster habe ich in einem Rähmchen installiert.
Die Handhabung ist so eigentlich ganz angenehm.
Mal sehen wie es diesmal aussieht. Die Laaaangzeitbehandlung läuft gerade.
Mach weiter so!!! Meckern kann jeder.
Gruß Kersten
Hi
Zu Deinen Ergebnissen mit der Ameisensäurebehandlung. Auch ich bin Anfänger und habe ganz ähnliches beobachtet. Die Völker, welche aus Brutablegern entstanden sind, haben deutlich weniger Milben. Die Schwärme, welche ich dieses Jahr zeitig gefangen habe, hatten einen Milbenfall von mehreren 1000. Das gibt dann dunkelbraune Spuren auf der Windel von lauter toter Milben. Außerdem verläuft die Entwicklung der Milbenpopulation nicht in allen Völkern gleichmäßig. Unterschiede sind ganz normal.
Die Temperatur mittels der Grabkerze zu erhöhen finde ich völlig legitim. Schau dir auch bitte das Video von Simon Hummel an, der wirklich super Videos zu Thema Imkern macht: http://www.youtube.com/watch?v=bAwLvNR4bzU&feature=plcp
Deinen Blog, speziell Deine kleine Imkerei werde ich weiter aufmerksam verfolgen. Mach unbedingt weiter und laß dich nicht „anpinkeln“.
Eine kleine Anmerkung hätte ich dann aber doch noch: Du solltest deine Fluglöcher mit den mitgelieferten Fluglochkeilen verkleinern.
Weiter so
Thomas
Nachtrag: Der Unterschiedliche Milbenfall sagt gar nix. Der in der Segeberger ist doch der, den Du vom Baum geschüttelt hast, oder? Das kann sein, dass es ein Volk ist, was ausgezogen ist, weil es voller Milben war (hat sein Heil in der Flucht gesucht), klar, dass die jetzt auch noch besonders stark belastet sind.
Der unterschiedliche Befall ist also normal.
Ich würde UNBEDINGT nochmal behandeln. Wahrscheinlich sogar noch 2x und zwar so schnell wie möglich…aber frag doch auch nochmal den Rest hier 🙂
Hallo,
das sind noch viel zu viele Milben!! (oder wie sieht das der Rest?)
Moin!
Grundsätzlich reicht die verdunstete Menge völlig aus. Ich habe bei meinen Völkern ähnliches beobachtet. Der Milbenfall ist aber wie bei deinen über dem natürlichen Milbenfall vor der Behandlung, daher sollte sie erfolgreich gewesen sein.
Man sollte immer auch beachten von was für Völkern wir reden. Aus Brutablegern kommen erfahrungsgemäß mehr Milben als aus Schwärmen. Diese bringen nur die anhaftenden Milben mit, keine in Brutzellen.
Ich habe aktuell auch einige Spätzünder mit dem Dispenser und Grablicht behandelt und kann deine Beobachtungen nur bestätigen. Eine Brandgefahr besteht nicht, die Abwärme ist zu gering. Allerdings stelle ich zur Vorsicht ein Stück Fliese unter die Kerze. Meine Deckel sind oben mit Styrodor gedämmt und hier war keinerlei Verfärbung, Ruß o.ä. zu sehen. Die latente Brandgefahr wie manch einer meinte besteht meiner Meinung nach nicht.
Auch gingen die Bienen nicht zur Flamme sondern saßen wie bei einer „normalen“ Behandlung schön ruhig in den Wabengassen.
Tip: ich verwende Grablichter mit einem „Sturmdeckel“. Dieser hat längliche Schlitze anstelle der großen Öffnungen. Die Immen können so nicht an die Flamme. Es entfalle somit alle anderen „Fernhalte“-Maßnahmen.
Link:
http://www.kerzenprofi.com/product_info.php/
info/p290_Grablicht-Nr–3-mit-Sturmdeckel–
24-Stueck—-rot.html
Mein Fazit: als Notmaßnahme bei schlechtem Wetter gut geeignet.
Was bleibt auch anderes übrig? Nicht behandeln ist keinen Variante. Allerdings werde ich im kommenden Jahr die gesamte Spätsommerpflege etwas früher angehen.
Ansonsten bleibt wieder die Erkenntnis, das viele Leute viele Meinungen haben, diese laut kundtun und ohne es selbst probiert zu haben verteufeln.
Also nicht beeinflussen lassen sondern probieren wenn es logisch erscheint. Sonst wäre die Erde immer noch eine Scheibe……
Im übrigen finde ich deinen Blog super!
Gruß
Stephan
Hallo Stephan
Ja, der Liebig sprach auch in seinem Kurs von solchen Kerzen. ich konnte nur keine finden, durch die keine Biene haette schluepfen koennen. Jetzt weiss ich, wo ich welche bekomme. Heute sehe ich Herrn Liebig noch mal. Da werde ich noch mal nachfragen.
Gruss RR
Moin Moin,
also ich finde die Idee mit dem Grablicht ganz genial.
Wichtig ist ja nur, das es im Kasten nicht zu warm wird. Wie hoch soll denn eigentlich die ideale Temperatur zur Verdunstung sein?
Ich stelle mich mal kurz vor:
Ich bin der Wilhelm (57) und möchte gern Hobby-Imker werden.
LG Wilhelm
Hallo Wilhelm
so weit ich das beurteilen kann, mindestens 20 Grad. Nach oben sind da keine Grenzen gesetzt, laut Liebig. Die bienen regulieren die Temperatur alleine und kuehlen dann.
Hi,
eine kleine Anmerkung, die ich auch am Anfang einmal falsch gemacht habe und wonach ich auf Frau Dr. Aumeiers Rat die As Behandlung wiederholt habe.
Während der Behandlung nicht die Beuten öffnen oder Windeln ziehen,
das verändert die Verdunstung bzw die Sättigung, hatte nähmlich beim erstenmal die Anleitung wörtlich genommen (vom Dispensor) und 1x/Tag geschaut, ob die Verdunstungswerte stimmen, dies hatte den Effekt das sie stimmten, da ich immer frische Luft(ungesättigt) in die Beute gelassen habe und somit die Konzentration gesänkt hatte.
Wodurch die Konzentration, die die Milben in 3 Tagen töten soll immer unterbrochen habe.
3 Tage a 25-30ml, so dass nach +3 Tagen 100 ml weg sind – Ob du die Behandlung wiederholen solltest kann ich dir nicht sagen, meine pri. Meinung wäre ja aber ich bin kein Profi wie Hr. Liebig oder Fr. Aumeier und bis du nach 12Tage sehen kannst ob der natürliche Milbenfall wirklich fast 0 ist haben wir mitte Okt.
und der Sinn der AS-Behandlung ist die gesunde Winterbienen zu bekommen , was heißt die Brut sollte möglichst Milbenfrei sein
Hallo Andre
Richtig, ich haette sie wohl auch nicht geoeffnet. Da aber an der gruenen Kiste so viele Bienen aussen vor hingen, musste ich das kontrollieren. die haben es naemlich nicht gut verkraftet.
Hallo Ralf,
kann sein dass die Behandlung nicht optimal funktioniert hat. Kann ich nicht beurteilen.
Es ist aber durchaus normal, dass nicht alle Völker in etwa die gleiche Milbenzahl haben. Ich bin kein AS-Experte und kann desshalb nichts zu einer weiteren Behandlung sagen. Unbedingt natürlichen Totenfall beobachten und im Zweifel lieber einmal zuviel behandelt als einmal zu wenig.
Lg
Simon