Wer mit dem Gedanken der Selbstversorgung spielt, wer sich in den Kopf gesetzt hat, sein Leben und das seiner Lieben ein klein wenig abseits vom Mainstream zu gestalten, der tut dies nicht einfach aus Jux und Dollerei. Das duerfte klar sein. Mit einher geht natuerlich, ohne das geht es nicht, eine kleine Aenderung der Einstellung zum Konsum. Denn, Selbstversorgung und „so weitermachen wie bisher“ sind miteinander unvereinbar. Da stimmen Sie mir zu.
Konsum bis zum Abwinken
Jetzt hatten wir ja gerade wieder die Konsumzeit schlechthin in diesem Land. Weihnachten, Konsum auf Teufel komm raus. Ich mag gar nicht drueber nachdenken, was da wieder alles an nutzlosem Zeug ueber die Ladentheken gegangen ist. Ich will mir gar nicht vorstellen, wieviel Plastik im Laufe der Zeit die Muellberge wieder anschwellen lassen wird, und ich will mir auch gar nicht vorstellen, wieviel Energie und Ressourcen dafuer wieder drauf gegangen sind. Mir scheint in jedem Jahr mehr, der Verschenkewahn nimmt ueberhand. Wer nicht mit Geschenken um sich wirft, der gilt schon als Miesepeter und als Eigenbroetler.
Dabei habe ich gar nichts gegen Geschenke. Die gehoeren doch dazu. Ein Weihnachten ohne Geschenke, undenkbar. Womit ich mich schwer tue, ist dieses Uebermass, dieser Zwang, diese ausufernde Geldmacherei. Mag aber auch daran liegen, dass wir Kinder haben, und aus dieser Perspektive sieht Weihnachten anders aus, als haetten wir keine. Sprich, in jedem Jahr um die Weihnachtszeit muessen auch wir uns in den Geschenkewahn einreihen.
Eltern haben es nicht leicht!
Oder sagen wir es mal so, wenn wir uns mit der Verschenkerei keine Muehe geben, dann schauen uns die Kinder schon schraeg an. Die werden „aufgegeilt“ bis zum geht nicht mehr. Weihnachten im Kindergarten und der Schule, wochenlanges Basteln, Backen, Struempfe aufhaengen und Nikolausgeschenke einsacken. Adventskalender jeden Tag, am besten sogar zwei, Suesskram bis zum Abwinken, und dabei hat Weihnachten noch nicht einmal begonnen. Da kann man am Heiligabend nicht mit einem Beutel Holzbausteine stehen, mit ein paar Blaettern fuer die Laubsaege samt ein paar DinA4 Platten Sperrholz. Die Kinder wuerden die Welt nicht mehr verstehen. Die wuerden sich beim Jugendamt beklagen gehen. Selbst jeder Patenonkel und jede Grossmutter kommt da ja schon mit mehr daher als einer Platte Sperrholz. Dabei bin ich ueberzeugt davon, eine Laubsaege, ein Sack Holzkloetzchen mit einer Flasche Holzleim, um daraus eine Ritterburg zu basteln, das hat doch was fuer sich. Mir jedenfalls hat es nicht geschadet.
Kann man nicht ?
Doch, ich kann das. ICH versuche mit einem Sack voller selbstgemachten Holzkloetzchen, mit der Kreissaege aus einigen Regalbrettern aus dem Baumarkt zurechtgeschnitten, gegen Carrerabahnen und bunte Legoautos anzustinken. Ich versuche, mit einer Packung Laubsaegeblaettern und einem Fuenferpack Sperrholzplatten gegen Mario Kart und gegen ferngesteuerte Indoorhubschrauber zu bestehen, auch wenn mich die Kinder wie ein Auto angesehen haben, irgendwie wohl denkend, der Kerl hat nicht alle Tassen im Schrank.
Ein Sack Holzkloetzchen? Laubsaegeblaetter mit denen man auch noch selber saegen muss? Der Papa muss vollkommen uebergeschnappt sein. Mag sein, Selbstversorger denken eben so. 🙂
Ich habe einen langen Atem
Bei der Carrerabahn beginnen nach einigen Hundert Runden die neuen Autos schon elektrische Kontaktprobleme zu bekommen, abgesehen von den abgebrochenen Spoilern und Spiegeln. Von den Legosteinen sind einige schon unter den Schraenken verschwunden und werden wohl erst bei der naechsten Renovierung wieder zum Vorschein kommen (dann spielen die Soehne allerdings hoffentlich an anderen Knoepfchen 🙂 ), und der ferngesteuerte Hubschrauber hat nach zwei Tagen den Geist aufgegeben. Ein Ritzel vom Antrieb ist verrutscht oder abgerieben. Das Ding hebt nicht mehr ab. Wenn dann in einigen Wochen Mario mit seinen bunten Pling Plong Fahrzeugen ueber den winzigen Bildschirm rasend auch keinen Reiz mehr beinhaltet, weil das Cheat Modul (keine Sorge, ich habe vorher auch nicht gewusst, was das ist 🙂 ) den Reiz am Spiel vollends verdorben hat, dann kommt MEINE grosse Zeit.
Dann werde ich mit den Kindern Weihnachtsschmuck fuer den naechsten Tannenbaum mit der Laubsaege aussaegen, dann werde ich mit ihnen zusammen eine Ritterburg aus selbstgeschnittenen Holzkloetzchen zusammenleimen und die Kinder werden strahlen, sie werden gluecklich darueber sein, etwas mit den eigenen Haenden erschaffen zu haben, sie werden etwas mitnehmen, was sie nicht mehr vergessen werden. Auch dann noch nicht, wenn Carrerabahn und Legosteine, Hubschrauber und Nintendo DS Spiele schon laengst zu Parkbaenken und Naegeln recycled worden sind.
So stelle ich mir das jedenfalls vor.
Anhang
Eine kurze Anekdote ueber das Beschenkt- und das VERschenktwerden moechte ich noch anfuegen. Weil Geschenke eben doch gluecklich machen. Kurz vor Weihnachten brachte der Postbote ein recht grosses Paket zur Tuer. Von Conrad, einem grossen Internetversandhaendler. Ich hatte nichts bestellt. Umso mehr war ich ueberrascht, im Paket eine Gabel fuer den Garten, ein Messer, ein Schaeufelchen und eine kleine Saege zu finden. Im Anschreiben noch nicht einmal die Bitte, darueber zu berichten oder einen Link zu setzten. Einfach, weil einigen Mitarbeitern meine Seite gefaellt. Da gebe ich doch gerne einen Link zurueck.
Dass man aber auch als Selbstversorger selbst zum Geschenk werden kann, hatte ich nicht geglaubt. Kurz vor Weihnachten eine Mail mit der Frage, ob man mich auch verschenken koenne. Was war das nun wieder fuer eine Anfrage, war meine erste Reaktion? Eine Frau bat mich, ihrem Mann einen Besuch in meinem Garten schenken zu duerfen, weil er regelmaessig meine Seite liest und begeistert davon ist. Klar, das mache ich doch gerne. Weihnachten ist doch das Fest des Schenkens.
Um eine Winzigkeit habe ich aber gebeten. Ich wollte nicht mit einer roten Schleife um dem Bauch als Geschenk unter einem Tannenbaum sitzen.
17 Antworten
Ralf, vielen Dank für diesen Artikel!
Was Du Deinen Kindern schenkst ist Zeit. Deine Zeit für sie. Und das ist mehr, als viele andere bekommen.
Wir haben es letztes Jahr, also Weihnachten 2012, geschafft, allen Verwandten die einzelnen, individuellen Geschenke auszureden. Unser Sohn hat sein erstes, richtiges Fahrrad bekommen. und alle haben sich beteiligt.
Unser und sein Gewinn an der Sache: Er weiß auch noch 2 Tage später, was er bekommen hat und ich habe die größte Freude daran, neben ihm her zu laufen und mit ihm zu üben (denn die Stützräder hat das Christkind vergessen).
Ansonsten kann ich Dich gut verstehen. Mein Sohn hat am kurz vor Nikolaus Geburtstag, der ganze Trouble potenziert sich. Sehr gut formuliert hast Du das wochenlange anfixen vorher.
Beste Grüße aus Aachen,
Michael
Hallo,
super Artikel. Ich finde die Seite insgesamt sehr gut.
Zum Konsum: Wir haben keinen Fernseher, weil alle in der Familie ein ADHS haben (okay, das Baby hat noch keine Diagnose 😉 ) da tut ein Fernseher nicht gut. – Folge: Die Kinder sehen keine Werbung, daher wünschen sie sich auch nur wirklich sehr gezielt Geschenke.
Sohn (4) – Elektromotorrad (kennt er vom Freund) – gebraucht für 20 Euro erstanden – glücklichster Junge der Welt. Große (6) – Pferd zum drauf sitzen – mit 70 Euro deutlich teuerer – hab ich gebraucht nicht gefunden) – glücklichstes Mädchen der Welt (das Baby braucht noch nix 🙂 ) – Dazu kamen dann natürlich noch die fünf Millionen Geschenke von Großeltern usw (die sich das irgendwie nicht ausreden lassen -schrecklich) – aber gespielt wird mit den beiden Sachen.
Also gegen Lego gibts nur wirklich überhaupt nichts zu sagen! 😉
Hallo Brian
Ganz sicher nicht, richtig. Aber die Welt hat mehr zu bieten als Lego. Nimm unsere Kinder, die haben in ihrem kurzen Leben mehr legosteine zusammen, wie ich in meiner ganzen Jugend. Vielfach mehr.
Gruss RR
Eine Idee die mir gerade noch kam, hast du vielleicht lust am WWOOF teilzunehmen? Hilfe kannst du denke ich immer gebrauchen, und wäre auch ne Gute Gelegenheit für andere das Selbstversorgerleben kennenzulernen und dadurch auch Erfahrungen zu sammeln.
Beste Grüße
Robert =)
Falls das schonmal irgendwo geschrieben wurde tuts mir leid^^.
Hallo Robert
Das ist ja mal eine tolle Sache. Kannte ich noch nicht. Ob sich das fuer mich lohnt, wage ich zu bezweifeln, da Arbeit ja nicht kontinuierlich anfaellt. Dafuer sind wir einfach zu klein. Aber mit den Kindern wuerde ich soetwas glatt noch machen. Alleine schon, um meine Nase mal in anderer Leute Geschaeft zu stecken. 🙂
Gruss RR
Hallo Ralf,
tatsächlich warst Du ein Teil meines Weihnachtsgeschenkes…..
Ich habe diesen Konsumwahn ebenfalls satt. Und wie Du auch so schön beschreibst, den Kindern wird alles total übertrieben dargestellt.
Überall Lichter, Weihnachtsbäume, “ Weihnachtsmänner überall“`schrecklich!
Die ganze Überraschung, die Spannung, die aufgebaut wird, wenn das Christkind im Wohnzimmer das Glöckchen klingelt und die Kinder mit strahlenden Augen hereinstürmen und den schön geschmückten Weihnachtsbaum bestaunen ist völlig dahin. Ich finde das so schade.
…aber warum warst Du ein Teil meines Weihnachtsgeschenkes ?
Ich habe mir seit Herbst sehnlichst ein paar Hühner gewünscht, und bin beim stöbern im Internet auf Deine Seite gestoßen, und seit dem bin ich ganz vernarrt in Deine Geschichten.
Mein Mann hat mir zu Weihnachten ein Gehege für 3 Hühner gebaut und sie sind auch schon eingezogen. Mein kleiner Selbstversorger-Versuch.
Mach weiter so, ich liebe Deine Seite und wünsche Dir ein erfolgreiches Ernte-Jahr 2013.
LG
Martina
Hallo Ralf,
den Mehr- und Nährwert deiner Artikel und Videos saug ich förmlich auf. Aber nicht nur das, ich fühle mich dazu noch unheimlich gut entertaint ;o). Vielen Dank für den tollen Artikel.
Ach ja, ich oute mich hiermit nicht nur das erste Mal als „Stiller Fan“, sondern auch als der glücklich Beschenkte von einer wunderbaren Frau mit einer genialen Geschenkidee – dich…
Hallo 🙂
Ein toller Artikel, der es wirklich wert ist, gelesen zu werden.
Die Ritterburg ist auch bei uns ein Projekt für die fernere Zukunft.
Holz und Werkzeuge um dieses zu Bearbeiten klingt nach schönen Geschenken.
Als Kind habe ich immer gerne geschnitzt, da durfte ein scharfes Messer nie fehlen 🙂
Zu Weihnachten gibt es bei uns nur Geschenke wenn sich jemand explizit etwas wünscht. Ist zwar vielleicht etwas unromantisch, aber es bekommt wirklich jeder nur das was er wirklich haben will.
Ich habe Samen, Papier und Origamibücher bekommen 🙂
Übrigens, solltest Du Inka-Gurken-Samen haben wollen, kann ich Dir welche schicken.
Liebe Grüße, einen Guten Rutsch und ein schönes neues Jahr!
Anna
Wir wünschen Euch einen guten Rutsch und ein gutes Neues Jahr.
Wir leben schon in einer verrückten Zeit. Da gibt es Rasierer wo nicht mehr 2 Klingen reichen, sondern es müssen schon 3, 4 oder auch schon gesehen 5 sein. In der ein Handymodell das nächste jagt. Unser Wohlsein wird in Kosum agegeben und der Gesellschaft geht es nur durch mehr Kosum gut, sprich mehr Wachstum. Das schlimme ist, die Menschen suchen Verschwörungen im 11. September oder in den Pyramiden von Ägypten oder in den Kondensstreifen am Himmel, doch was vor ihren eigenen Augen passiert, das sehen sie nicht. Das ist doch alles nur ein ungeheure Geldvernichtungsmaschine so wie am heutigen Tag, wo die Menschen wirklich Geld in die Luft jagen. Und diese Geldvernichtung wird getragen von Pseudoentwicklungen der Industrie, das neue Produkte besser und tollerer sind als das was wir schon haben.
Axel
hallo Ralf,
Nun wir wohnen nun gar nicht mal auf dem Lande, sondern in einer kleinen Mietwohnung in der Stadt. Beruflich und finanziell bedingt geht es leider nicht anders. Das Lesen deiner Seite ermöglicht uns immer davon zu träumen wie schön es doch wäre ein eigenes grundstück mit Haus und Garten zu haben. Doch der traum rückt für uns immer in weitere ferne. Gerade mit all dem Wissen, was ich studiert habe (Forstwissenschaften), dass danach schreit angewendet zu werden. Nur braucht der Arbeitsmarkt heutzutage keinen wie mich, obwohl das wissen rund um die Natur doch eigentlich grundlegend ist für eine menschliche Existenz… Naja was solls, vielleicht liest es ja wer hier..
trotzdem bin ich begeistert über deine Seite all das wie du dein Ziel verfolgst und mit welchem Elan du aufs neue Tag für tag Dinge angehst über die wir dann hier lesen/Videos anschauen können! Wir wünschen dir und deinen Liebsten einen guten rutsch ins neue Jahr! Feiert schön und lasst es Euch gut gehen!
viele Grüße, Stefan und Lisa
Lieber Ralf- was bin ich froh, auf diese Seite gestossen zu sein!!!
Es hat mir unglaublich viele Anregungen geschenkt für das kommede Jahr!!!
Danke dafür!!!
Schöner Beitrag von dir =), mit dessen Inhalt ich vollstens übereinstimme. Gut das es noch Revoluzer wie dich gibt, auf das das nächste Weihnachten nicht so Konsumgetränkt werden wird. Die kleine Anekdote hat mir auch sehr gefallen, es gibt doch noch gute Menschen, lässt die Hoffnung wachsen.
Einen Guten Rutsch für dich und deine Familie!
Robert =)
Hallo Ralf, ich kann dir nur bedingungslos zustimmen. Wir haben mit unseren Kindern vereinbart, dass die Enkel kein neues Spielzeug von uns bekommen. Ich habe sämtliche Spielsachen unserer Kinder aufbewahrt, da sie pfleglich damit umgegangen sind. Nun bekommen die Enkel nach und nach etwas aus diesem Fundus und erfahren, was Papa damit angestellt hat. Eine Puppenstube, die der Uropa selbst für die Mama gebaut hatte und die zwischenzeitlich von einer Pflegetochter genutzt wurde, ist nun aufpoliert worden und erfreut die Enkeltochter.
Alles Gute für das neue Jahr! Lassen wir uns auch in Zukunft nicht in den Konsumwahn ziehen.
Liebe Grüße Helga
Super! Wie gern hätte ich altes selbstgemachtes Spielzeug von uns für die Kinder!
Halli hallo Ralf,
mal wieder toller neuer Artikel. Auch dieses Jahr konnte man wieder schön beobachten das die Leute einkaufen wie blöde. Indess ich meinen ganz reulären Einkauf tätigen (musste) konnte ich gut beobachten wie die Leute ihre vollgeschaufelten Wagen an die Kasse schoben. Hätte man mir erzählt das morgen Krieg ausbricht, ich hätte es in Anbetracht der Situation geglaubt. Lebensmittel und Getränke die wir (und wir sind gute Esser) in gut und gerne 3 Wochen nicht vertilgt bekommen – wegen 2,5 Feiertagen. Aber noch mehr ärgern mich die Discounter und Supermarktketten. Auf jeder 2. Verpackung prankt ein Sternchen oder ein Weihnachtsgruß und schon ist das Produkt gleich doppelt so teuer wie regulär. „Normales“ Einkaufen ist zwischen einer Woche vor Weihnachten und den ersten Woche im neuen Jahr doch gar nicht möglich. Und selbst alles was sich als mehr oder weniger unnützer Geschnekschund gut machen könnte, was man sonst für 1 oder 2€ auf den Grabbeltischen findet, kostet plötzlich 10€ ;-). Nein, für die geplakte Hausfrau ist die Weihnachtszeit wirklich kein Zuckerschlecken. Auch ich fand dieses Jahr unterm Weihnachtsbaum ein absolutes No go mit dem ich nichts – aber auch rein garnichts anzufangen weis … kostennote ca. 40-50€ 🙁 schade drum. Die Summe hätte ich gerne im Garten investiert. Eine Mirabelle, eine Quitte, einen Haufen edelster Sämerein, 2 PKW Ladungen voll Blumenerde oder Rindenmulch, eine 2.,3. oder 4. Johannisbeere, Baumaterialien, ach … mir wäre eine Menge eingefallen. Aber na ja …
Wir arbeiten dran 😉