Haetten Sie es gewusst? Laecherliche 2000 m2 sind Ihr Anteil an der global zur Verfuegung stehenden Ackerflaeche. Ihr Anteil, meiner und der eines jeden Menschen auf diesem Planeten. Darauf muss Ihre Nahrung wachsen, darauf muss die Baumwolle fuer ihre Bluejeans wachsen, darauf muss Ihr morgendlicher Kaffee, Ihr Kautschuk unter den Turnschuhen und seit neuestem auch ein Teil ihres Sprits wachsen, den sie mit Ihrem Auto verpulvern. Und natuerlich muss auch auf diesen 2000 m2 Ihr Soja wachsen, welches Sie bei jedem Mittagessen in Form von Rind oder Schweinefleisch verzehren.
Fuer Ihre Kinder wird es noch schwieiger. Die Weltbevoelkerung steigt unablaessig und so verringert sich von Jahr zu Jahr der Anteil, der jedem Menschen zur Verfuegung steht. Sind Ihre Kinder erwachsen, werden es vielleicht nur noch 1600 m2 sein.
Wie viel ist das eigentlich, 2000 m2
Jetzt sind 2000 m2 eine abstrakte Groesse. Klar, jeder weiss wie viel das ungefaehr ist, aber, so richtig vor Augen fuehren koennen sich das nur wenige. Wer macht sich schon Gedanken darueber, dass diese Flaeche gerade einmal ausreicht, um den Biosprit zu produzieren, den sie bei vier Fahrten von Hamburg nach Muenchen verbrauchen. Also gerade einmal 3100 Kilometer. Wer macht sich schon Gedanken darueber, dass diese Flaeche nicht nennenswert erweiterbar ist. Die Ressourcen auf unserem Planeten sind nun mal endlich. Wir muessen mit dem auskommen, was wir haben, wenn wir nicht auch noch die letzten Rueckzugsgebiete, in die sich so mancher tierische und pflanzliche Mitbewohner auf der Erde zurueckgezogen hat, vernichten wollen. Da sind wir uns wohl einig. 🙂
Ich glaube, wir sind uns auch darueber einig, dass diese Flaeche halbwegs gerecht unter allen Menschen verteilt werden sollte. Es kann ja nun nicht angehen, dass fuer unseren Komfort und unseren Luxux Ackerflaechen auf Borneo mit Oelpalmen betrieben werden, dass in Brasilien riesige Flaechen fuer die Sojaproduktion genutzt werden, nur damit wir uns unseren Burger schnell mal mit dem Auto aus dem Drive In Schnellrestaurant holen koennen, waehrend in anderen Weltengegenden den Menschen auf Grund unserer weltweiten wirtschaftlichen (manche meinen sogar intellektuellen 🙁 ) Vormachtstellung eben nicht ein gerechter Anteil an dieser Flaeche zur Verfuegung steht. Der Durchschnitts-Afrikaner oder der Durchschnitts-Chinese muss da wohl mit weitl weniger auskommen.
Wie lange noch?
Dass das auf Dauer nicht gut gehen kann, wird wohl jedem klar sein. Das mag noch 10 Jahre, das mag noch 30 Jahre oder auch 100 Jahre gut gehen. Irgendwann aber ist „Schluss mit lustig“. Irgendwann ist auch das letzte Fleckchen ackerbaulich nutzbarer Flaeche ins solche umgewandelt, irgendwann ist auch der letzte Tiger, das letzt Nashorn, der letzte Gorilla oder das letzte Insekt von der Erde verschwunden, welches sich nun partout nicht an den Menschen und seine Gier anpassen wollte.
Koennte aber auch sein, dass all die „Habenichtse“ auf der Welt sich unser Gebaren nicht mehr gefallen lassen und mit Recht ihren Anteil am Kuchen fordern. So oder so, es kann so nicht weitergehen.
Alles „Weltverbesserer“ ?
Welch ein Glueck, dass es Menschen gibt, die sich auf die Fahne geschrieben haben, den Buergern diese 2000 m2 einmal in einem konkreten Beispiel vor Augen zu fuehren. Das ist naemlich die „Zukunftsstiftung Landwirtschaft„, welche in der Naehe von Berlin einen Acker bewirtschaftet, der eben genau diese besagten 2000 m2 gross ist, und dort versucht, genuegend Nahrungsmittel zu produzieren, um einen Menschen ein Jahr lang davon zu ernaehren. Theoretisch jedenfalls. In der Praxis wird eher Buch darueber gefuehrt, was und wie viel geerntet wird. Verhaelt sich ungefaehr wie bei mir. Es ist ein Gedankenexperiment und nicht der Versuch, wirklich einen Menschen ein Jahr lang mit allem zu versorgen, was er zum Leben braucht. Viel lieber werden in gemeinsamer Runde Die Fruechte der eigenen Arbeit zusammen verzehrt. Ich habe mitgegessen. War lecker, fehlte nur der Speck. 🙂
Auch Nutztiere haben ihren Platz
Besonders gefreut hat mich auch die Tatsache, dass dort nicht die vegetarische oder vegane Ernaehrung propagiert wird. Denn, neben den besagten 2000 m2 Ackerflaeche haelt die Erde auch noch etwas mehr als 2 mal so viel ackerbaulich nicht nutzbarer Flaeche fuer jeden von uns zur Verfuegung. Flaechen, auf denen Ackerbau aus diversen Gruenden nicht machbar ist. Hanglagen, zu feucht, zu trocken z.B. Auf diesen Flaechen haelt der Mensch schon seit jeher Nutztiere, ohne dass sie zu Nahrungskonkurrenten wurden. Letztendlich sind es genau diese Tiere, die die Fruchtbarkeit der Ackerboeden gewaehrleisten. Schon seit der Mensch das Jaeger und Sammlerdasein aufgegeben hat, ist diese Praxis bewaehrt.
Ich habe mir dieses Projekt einmal angesehen und muss sagen, die haben sich wirklich Muehe gegeben. Neben Gemuese in grosser Menge, wachsen auf dem Acker auch Soja, Weizen, Roggen, Sonnenblumen zur Oelproduktion und vieles vieles mehr. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich ein Mensch von diesem Acker gut und gerne ernaehren kann, so er denn muesste. Was aber, wie gesagt, nicht das Ziel der ganzen Sache ist.
Vom Acker ins Bewusstsein
Viel mehr soll das „Projekt 2000 m2“ aufruetteln und Bewusstsein schaffen. Es soll den Menschen verdeutlichen, wie wenig (oder viel, wie man es denn sehen mag), ihm selbst zusteht und wie viel mehr wir in unserem Lande mit all unserem Wohlstand und all unserem Luxus am Gesamtkuchen verbrauchen. Es soll zum Nachdenken anregen, es soll zum Mitmachen einladen.
Wobei wir beim Stichwort „Mitmachen“ waeren. Ist ja nicht so, als dass die da nur fuer sich alleine herumwurschtlen wuerden. Nein, alle Buerger sind herzlich eingeladen, sich dort umzusehen und auch mitzumachen. Dazu sind diverse Schautafeln aufgestellt, dazu gibt es auf dem Gelaende eine Quizrunde fuer Kinder (mein Kleiner hat uebrigens mit Bravour bestanden 🙂 ), dazu stehen die Betreiber mit Rat und Tat zur Seite, auch wenn man dem Projekt ansieht, dass dort keine gestandenen Hobbygaertner oder Landwirte am Werk sind. Diesen kleinen Seitenhieb kann ich mir nicht verkneifen 🙂 Die haetten sich doch besser vorher mal durch meinen Youtubekanal wuehlen sollen und damit bestimmt den ein oder anderen Anfaengerfehler vermieden.
KaDeWe nein danke!
Und jetzt mein Aufruf an Sie. Wenn sie in der naechsten Zeit mal wieder Leerlauf haben und Ihnen wieder nichts Besseres einfaellt, als zum xten mal ins KaDeWe zu laufen und dem Konsum zu froenen, nur um danach doch nicht gluecklicher nach Hause zu fahren, schalten Sie auf das Alternativprogramm um. Fahren Sie hinaus an die Havel und lernen etwas. Schauen Sie sich das Projekt einmal an, zeigen Sie Ihren Kindern wie ihre Nahrungsmittel wachsen, helfen Sie mit, machen Sie mit und unterstuetzen Sie. Ich bin sicher, Benny kann Ihnen genau darueber Auskunft geben, wann und wo Sie sich selbst mit einbringen koennen.
Es muss nicht immer das Freibad sein, es muss nicht immer der Einkaufsbummel sein und es muss auch nicht immer die Bundesliga sein. Ueber kurz oder lang werden Sie, so oder so, von der Problematik eingeholt werden. Dann muessen Sie sich zwangsweise damit befassen.
Ich bedanke mich beim Team vom Projekt 2000 m2 dafuer, dort gefilmt haben zu duerfen und bedanke mich auch fuer die Gastfreundschaft. Waere ich nicht so in Zeitnot gewesen, ich waere dort viel laenger geblieben.
6 Antworten
super Projekt.
danke für diese Infos
2000qm sind meines Wissens ein Morgen gewesen in etwa und stand früher je nach Größe der Familie zur Verfügung.
lieben Gruß an die Heimat
interessant wäre, wie auch innerhalb Deutschlands 2000qm zu bewirtschaften sind.
hier in Franken gibt es andere Ernten als im Siegerland und wieder andere als in Brandenburg….
Gibt es so etwas in der Umgebung von Stuttgart?
Toll wieder einmal. Soooooooooo viel mühe
Hey,
ich komm auf 20.000m²:
149.430.000 km² Landfläche
7.284.000.000 Menschen
=> 0,0205 km²/Mensch
km² = 1000m * 1000m
=>20.500 m²/Mensch
Gruß, Hinrich
wir sprachen von ackerbaulich nutzbarer Flaeche
Genau es geht nur um die Ackerfläche = ca 1,4 Milliarden Hektar, dazu kommt noch Grünfläche / Weiden, Dauerkulturen (wenig) und Gärten, die da auch nicht alle erfaßt. Hier zum stöbern auf Englisch: http://faostat3.fao.org/