Haette ich auch nie gedacht, dass ich als „Moechtegern Selbstversorger“ einmal auf die Hilfe von polnischen Erntehelfern angewiesen sein wuerde. Aber ganz ehrlich, bei meinem Anbauversuch mit steierischen Oelkuerbissen im letzten Jahr ist es mir so ergangen. Nachdem ich den ersten drei oder vier Kuerbissen mit Muehe ihre wertvollen Kerne beraubt hatte, war Schluss mit lustig. Da haette ich, bei dem Arbeitstempo in meinem Alter, noch eine ganze Woche gebraucht, um meine Anhaengerladung Kuerbisse alle „auszunehmen“.
Ich haette mir die Finger wund gepult. Ich haette mir die Zehen mit dem Spaten abgehackt und sicher noch zu guter letzt den Behaelter mit all meinen Kernen fallen lassen und damit die ganzen Kerne auf dem Hof verteilt. Nee nee, so ging das nicht. Da musste ich dann doch mal schnell meine „polnischen Erntehelfer“ anrufen. 🙂 Ok, nicht wirklich polnische. In Wahrheit waren es meine Eltern, die mir zur Hand gingen. Und ich habe noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Die haetten doch nur ihre Zeit vor der Flimmerkiste verbracht. 🙂 Aber mal von Beginn an:
Anbauen kann man viel, aber….
Ueber den Anbau von Steirischen Oelkuerbissen habe ich ja schon zwei mal berichtet. Im ersten Video habe ich die Aussaat und die Pflanzung von Oelkuerbissen geschildert. Im zweiten Teil dann das Wachstum bis hin zur Ernte gezeigt. Was fehlt ist eben noch die Gewinnung der eigentlichen Kerne. Bei dieser ganzen Geschichte ist naemlich der Anbau das weitaus kleinere „Uebel“. Einmal die Samen in die Erde, dann noch einmal ein paar Minuten um die Jungpflanzen in den Garten zu pflanzen, ab und an mal etwas Wasser geben, das war’s. Damit waere kaum jemand ueberfordert. Selbst ich nicht. 🙂
Harte widerspenstige Dinger
Nur, damit ist man noch weit entfernt vom eigenen Kuerbiskernbroetchen. So lange die Kerne noch in den Kuerbissen stecken, tut sich nichts. Aber eben dieser Vorgang hatte es in sich. Die Kuerbisse besitzen eine recht harte Schale. Es braucht schon etwas Kraft und Geschick, diese zu halbieren um an die Kerne zu kommen. Ich habe es mir der Axt versucht, ich habe es mit dem Spaten versucht und ich habe es mit einem Fall aus 2 Metern Hoehe versucht. Letztere Methode hat sich bei mir als die beste erwiesen. Nur nicht zu feste auf den Boden „klatschen“. Dann zerbricht der ganze Kuerbis in viele kleine Teile. Aber auch nicht zu sanft. Dann bricht die Schale nicht weit genug, um den Kuerbis in zwei Teile zu teilen.
Bloss keinen uebersehen, Anweisung vom Chef
Hat man ihn aber erst einmal halbiert, beginnt die Suche nach den Kernen. In der Regel kann man mit einer Hand immer eine groessere Menge Kerne aus dem glibberigen Fruchtfleisch holen. Aber nur dann, wenn der Kuerbis auch an der richtigen Stelle halbiert ist. Ansonsten braucht es mehr Aufwand um die Kerne herauszufischen. Und, da war ich sehr penibel, auch bei meinen „Polen“, dass da bloss kein Kern zurueck blieb. Ich mache mir doch nicht die Muehe so einen Haufen anzubauen, um dann auch nur einen einzigen zu uebersehen. Das gibt es bei mir nicht. Da bin ich ein Erbsenzaehler.
Aber nun gut, mit musikalischer Untermalung haben wir es dann in knapp einem Tag geschafft, alle Kerne zu ernten. Ich bedanke mich an dieser Stelle fuer die Hilfe.
Reinigen, Trocknen, ich bin fast am Ziel
Aber, an ein Kuerbiskernbroetchen ist damit immer noch nicht zu denken. Diese glibberigen Kerne mit anhaftendem Fruchtfleisch sind noch einen grossen Schritt vom Broetchen entfernt. Ich habe eine gefuehlte Ewigkeit gebraucht, um moeglichst alles Fruchtfleisch von den Kernen zu loesen, die Kerne zu waschen und zu trocknen.
Das Trocknen habe ich auf zwei verschiedene Methoden verteilt. Einen Teil habe ich auf einem Backblech in den Backofen gesteckt und bei geringer Temperatur einige Stunden getrocknet. Zwischendurch immer mal wieder die Kerne bewegt, damit sie nicht aneinander kleben. Das tun sie naemlich und das Ergebnis ist ein einziger fetter Klumpen zusammengebackener Kuerbiskerne. Einen anderen Teil habe ich in den Doerrautomaten gesteckt. Geht auch. Aber auch da, immer mal wieder bewegen, damit man einzelne Kerne und keinen „Kernklumpen“ erhaelt.
Und dann, der grosse Moment. Alle Kerne geerntet, alle Kerne getrocknet, alle Kerne sauber, alle Kerne auf die Waage. Um die vier Kilo Kuerbiskerne aus eigener Produktion in Bioqualitaet war das Ergebnis. Habe gerade mal schnell nachgesehen. Kerne im Wert von fast 60 Euro waren das Ergebnis.
Dafuer habe ich Stunden ueber Stunden damit verbracht, die Dinger anzubauen, zu ernten, zu trocknen und zu reinigen. Dazu habe ich zwei Polnische Landarbeiter „einstellen“ muessen und einen Musikanten engagieren muessen. Das hoert sich nach einem tollen Reibach an, den ich da gemacht habe, nicht wahr. 🙂
Ich bin richtig stolz auf meine Ernte. 🙂
Ach so, als so ein Korinthenkacker wie ich einer bin, habe ich meine Ernte natuerlich gleich mal in Kalorien umgerechnet. Heraus kamen 26000 Kalorien die ich da geerntet habe. Das ist gerade mal genug um einen Menschen 10 Tage ernaehren zu koennen. Ich habe geflissentlich den Topf Kuerbissuppe, die ich aus einigen der Kuerbissschalen gekocht habe, aussen vorgelassen. Die paar Kalorien machen den „Kuerbis“ auch nicht fett.
Jetzt koennte man natuerlich fragen, warum das Ganze?
Ist doch klar: Kuerbiskerne enthalten Oel und waeren damit eine begehrte Nahrung fuer Selbstversorger. Energiereich und lecker. Ganz im Gegensatz zu einer Zucchini. 🙂 Aber mal ganz ehrlich: irgendwie passt der Anbau von Oelkuerbissen einfach nicht mehr in unsere moderne Zeit. Welche Familie mit zwei Kindern haette heutzutage noch die Zeit, sich solch eine Arbeit aufzuhalsen? Da muss man schon ziemlich „bekloppt“ fuer sein, um sich diesen „Stress“ anzutun. Oder aber, man ist Youtuber und immer auf der Suche nach interessanten Kulturen, die es wert sind, in einem Video vorgestellt zu werden.
Sie glauben mir das alles nicht?
Dann versuchen Sie es doch mal selbst. Aber nicht nur mit drei oder vier Kuerbissen. Nein, wenn schon denn schon. Versuchen Sie mal genuegend Kerne zu ernten, um daraus ein paar Liter Kuerbiskernoel gewinnen zu koennen. Das alles ohne Maschinenhilfe, das alles ohne „polnische“ Erntehelfer. Dann werden Sie verstehen, wovon ich hier schreibe.
Ach so, eine kleine Information noch am Rande. Meine 4 Kilo Kerne mit ihren 26000 Kalorien entsprechen rund 153 Kilo Zucchini. Da denke ich, sind die Kuerbiskerne einfacher zu essen. 🙂
Ich wuensche Ihnen viel Spass und gute Unterhaltung bei meinem heutigen Video.
3 Antworten
Also ich habe mir nicht sämtliche Kommentare durchgelesen, sondern „nur“ das Video angeschaut.
Trocknen dürfte meiner Ansicht nach auch in einer Actifry (Heißluftfriteuse) gehen. Da werden die Kerne auch gleich noch gewendet und man spart sich das mühsame umlagern.
Wie viele Kilo Kürbise sind den angefallen? Wie hoch war der verwertbare Fruchtfleischanteil im Schnitt?
Ich habe sie nicht gewogen. Spielt aber auch keine Rolle, denn das Fruchtfleisch gilt nicht als sonderlich gut. Abgesehen davon, ich hatte wesentlich bessere Speisekuerbisse in Mengen, die ich so oder so nicht haette verarbeiten koennen. Also brauchte ich diese nicht.