Also, man kann das doch mal versuchen. „Versuch macht kluch“ sagt man hier bei uns in der Gegend. Ob das nun Suesskartoffeln oder Zuckerhirse ist, nur wer es versucht hat, kann wirklich mitreden. Auch in Gartendingen. Wer sein Wissen nur aus Hochglanzmagazinen und toll aufgemachten Fernsehsendungen hat, der glaubt zwar, informiert zu sein. In Wirklichkeit verdaut er aber nur ein Ideal, welches mit der Realitaet meist nichts zu tun hat.
Ich bin ein neugieriger Mensch. Alle Welt redet von sogenanntem Superfood, besonders gesundheitsfoerdend, voller wertvoller Inhaltsstoffe. Eben genau das, was unsere verweichlichte Spassgesellschaft braucht um wieder „fit“ zu werden. Das wollte ich probieren anzubauen.
Wir essen jetzt alle Chia
Chia, ein Pseudogetreide aus Suedamerika ist so eine Superfoodgeschichte. Wie oft habe ich schon gehoert, wie schaedlich unsere heimischen Getreidesorten doch sein sollen. Weizen, Roggen ect. alles Gift fuer den menschlichen Organismus. Besser zu Chiasamen greifen, dann geht es wieder aufwaerts mit der Gesundheit.
Jetzt hat dieses Chia nur einen grossen Nachteil. Es waechst bei uns nicht, oder haben Sie schon mal ein Chiafeld bei Ihnen in der Gegend gesehen? Das muss doch einen Grund haben. Liesse sich bestimmt viel Geld mit verdienen und ich bin sicher, einige clevere Landwirte haetten das schon laengst in die Tat umgesetzt. Haben Sie aber nicht. Und ich weiss jetzt auch warum.
Ich baue mein eigenes Chia an
Um genau diesen Grund herauszufinden, habe ich im letzten Jahr einen Anbauversuch mit Chia gestartet. Hatte meine Pflanzen vorgezogen und einen Teil davon ins Freiland gepflanzt. Einen anderen in den Folientunnel. Sollte es denen im Freiland zu kalt sein, blieben ja immer noch die im Gewaechshaus, bei denen ich ernten koennte. Wie das genau gewesen ist, lesen Sie am besten selbst in meinem ersten Artikel zum Thema nach.
Mein erster Artikel befaste sich mit dem Werdegang vom Samenkorn bis ungefaehr Mitte Kulturdauer. Die Pflanzen waren gut angewachsen und alles sah prima aus. In meinem heutigen Beitrag geht es darum, wie sich meine Chiapflanzen denn so ueber’s Jahr hin gemacht haben und wie gross meine Ernte ueberhaupt war.
Ich war noch „guter Dinge“
Ich war da naemlich guter Dinge. Bis auf einige „Patzer“, sprich Pflanzen, die nicht so wachsen wollten wie sie sollten, sah das alles toll aus. Ich hatte bald uebermannshohe Chiapflanzen im Garten und im Folientunnel. Besonders die letzteren sind geradezu in die Hoehe geschossen. Einige hatten die Decke meines Folientunnels schon erreicht, bevor sie abknickten. Im Freiland wurden sie nicht ganz so gross, sahen dafuer aber gesuender aus.
Vergilbte Blaetter
Denn, besonders an den Pflanzen im Folientunnel zeigten sich bald vergilbte und vertrocknete Blaetter. Erst wenige, dann aber in immer schnellerem Tempo so dass diese, obwohl sie waermer und dem suedamerikanischem Klima vielleicht viel aehnlicher wuchsen, noch vor denen im Freiland „den Geist aufgaben“.
Ich habe gewartet und gehofft, bin immer wieder hingelaufen und habe nach Bluetenansaetzen gesucht. Einfach nach allem, was nicht wie Blatt aussah. Da war aber nichts. So oft ich auch dort war. 🙁
Nix mit Chia aus dem eigenen Garten
Geerntet habe ich kein einziges Chiakoernchen. Viel Gruenzeugs, dicke Staengel, aber nicht eine einzige Bluete oder irgendetwas in dieser Art. Nichts, dass auch nur entfernt an einen Samenansatz erinnerte. Bis auf ein oder zwei Triebe, die geringfuegig anders aussahen.
Ich muss ganz klar erkennen. Die Vegetationsperiode in Deutschland, oder besser gesagt hier im Rheinland, reicht einfach nicht aus, um Chiapflanzen zur Bluete zu bringen. 6, mit Voranzucht vielleicht 8 Monate sind nicht ausreichend. Nicht einmal im Gewaechshaus.
Jetzt weiss ich den Grund
Kein einziges Chiakoernchen. Ich weiss jetzt, warum noch kein Landwirt auf die Idee gekommen ist, Chia Superfood anzubauen. Und ich werde das auch nicht mehr machen. Es sei denn, ich finde eine Sorte, die mit einer kuerzeren Vegetationsperiode auskommt. Aber die duerfte wohl noch nicht gezuechtet worden sein. Jedenfalls habe ich noch nie was von ihr gehoert.
Ach so, wie der ganze Anbauversuch weiter ging, erleben Sie am besten selbst in meinem heutigen Video. Darin habe ich das naemlich alles wieder mit der Kamera verfolgt.
PS: Ich moechte Sie aber keineswegs davon abhalten, eigene Versuche zu starten. 🙂
Viel Spass beim Video
4 Antworten
Inzwischen hat die Uni Hohenheim nach Sorten gesucht, die in Deutschland angebaut werden können. Wer sich dafür interessiert und Chia in Deutschland anbauen will, sollte sich an Simone Graeff-Hönninger wenden, sie hilft da sicher gern weiter.
https://www.uni-hohenheim.de/pressemitteilung?tx_ttnews%5Btt_news%5D=29349&cHash=6672a926461267ae5df7aebf29793032
Geht es grundsätzlich nur um die Kerne oder sind die Chiapflanzen vielleicht auch als Grünzeug oder Gemüse eßbar?
MfG, Pravesh 🙂
Habe ich nie versucht, weiss es also nicht
Ich habe letztes Jahr auch zufälligerweise Chiapflanzen angebaut. Beim Backen sind mir einige Körner auf den Boden gefallen und als ich sie aufkehrte, dachte ich mir so, mal schauen ob sie keimen und habe sie in eine meiner Aussaatschüsseln für Blumensamen geschüttet. Sie haben wirklich gekeimt und ich habe sie als Schmuckpflanze ins Blumenbeet gepflanzt. Auch bei mir haben sie nicht geblüht.
Gruß
Joachim