Junge, was bin ich froh, kein Huhn zu sein. Bei diesen Temperaturen da draussen die ganze Nacht zu hocken, das waere nichts fuer mich. Auch ein dicker Mantel wuerde mich da nicht retten. Aber damit waeren wir bei meinem heutigen Thema. Den Huehnern und speziell unserem „Chickentraktor„. Den hatte ich mir ja im letzten Fruehjahr gebastelt, nachdem ich bei youtube einige Filme ueber aehnliche „Traktoren“ gesehen habe. Wie hat sich meine Konstruktion denn ueberhaupt bewaehrt? Als ich ihn hier auf meinem Blog vorgestellt habe, war ich doch voller Begeisterung. Huehner halten auch in kleinen Gaerten, ohne grosse Kosten und ohne viel Muehe. Dazu noch weniger Rasenschneiden, ich hielt das fuer eine gute Empfehlung.
Ist es aber auch so gewesen, oder sehe ich den „Chickentraktor“ nach einer Saison nun mit anderen Augen? Nein, keineswegs. Ich bin immer noch davon ueberzeugt. Mit kleinen Einschraenkungen allerdings.
Wichtig, jeden Tag versetzten
Unsere vier Huehner haben nicht den Eindruck gemacht, als haetten sie sich darin unwohl gefuehlt. Die waren immer froehlich, ja fast handzahm. Die konnten es nie erwarten, dass ich den Traktor wieder um einige Meter verschob. Das sollte man auch machen. Selbst vier Huehner auf knapp fuenf Quadratmetern koennen den Untergrund schon ziemlich maltraetieren. Die schaffen es locker, in wenigen Tagen Loecher von bis zu 15 Zentimetern ins Gras zu scharren. Wer also Wert auf seinen Zierrasen legt, der sollte vielleicht doch keine Huehner halten. Jedenfalls nicht in solch einem Chickentraktor. Es sei denn, er wird mindestens jeden Tag versetzt. Aber wer haelt das schon durch? Wir jedenfalls nicht. Aber wir legen ja auch keinen grossen Wert auf das Aussehen unserer Wiese.
Eine simple Konstruktion mit der sich auch Huehner in kleineren Gaerten halten lassen
Keine Eierwunder erwarten
Warum unsere Huehner im Chickentraktor nun weniger Eier gelegt haben, weiss ich nicht. Mehr als zwei am Tag, meist aber nur eines, war nicht drin. Gut, sie haben kein Legemehl bekommen. Ich hatte mir ausgerechnet, die zusaetzliche Nahrung, die sie auf der Wiese finden wuerden, waere ausreichend und ganz normales Koernerfutter haette gereicht. Hat es aber wohl nicht. Grob geschaetzt, die anderen Huehner im Stall haben es auf fast die doppelte Menge gebracht.
Was aber im Winter?
Es gibt aber noch einen weiteren Punkt, der zu bemaengeln waere. Huehner koennen Kaelte ganz gut ab. Unsere machen sich jedenfalls nicht viel draus. Selbst bei hohem Schnee stapfen sie draussen herum. Und vor Kaelte zitternd habe ich auch noch keines gesehen. Da unser Chickentraktor aber ungeschuetzt hinten auf der Wiese steht, haben wir die Tiere nun doch vor einigen Tagen zu den anderen in den Stall gesetzt. Dort hinten auf der Wiese pfeift im Winter gnadenlos der Wind. Der wenige Schutz, den so ein Chickentraktor bietet, koennte vielleicht ausreichen, wenn er in einem Schrebergarten steht, umringt von Hecken und Straeuchern, an einer Stelle, an den ihn der Wind nicht mit voller Wucht trifft. Da kann ich mir vorstellen, die Huehner auch im Winter im Traktor zu lassen. Uns haben die Tiere allerdings leid getan. Der Chickentraktor steht jetzt, aufgebockt auf einige Steine, in einer Ecke und wartet auf seinen Einsatz im naechsten Jahr.
Eines hat hier aber gefehlt. Raten Sie mal was?
Einen Nachbau wert?
Jetzt habe ich die Vorteile ganz vergessen. Ich kann den Chickentraktor nur empfehlen. Wer ihn im Winter ein wenig geschuetzt aufstellen kann, der wird sicher seine Freude dran haben. Er liesse sich bestimmt auch noch etwas winddichter gestalten. Sonntags morgens raus in den Garten, die Eier noch warm aus dem Nest, Sie werden ueber die Supermarkteier nur noch die Nase ruempfen. Garantiert.v Wenn das kein Argument ist!
Und weil so viele Leser und Zuschauer nach einem Bauplan gefragt haben, werde ich darueber noch mal einen Film machen, in dem ich etwas genauer auf die Konstruktion eingehe.
Eines frage ich mich aber doch
Koennen die Huehner darin wirklich rundum gluecklich gewesen sein? Was ist mit den „Beduerfnissen“, die nicht materieller Natur sind? Sie wissen schon. Als mir das zum ersten mal auffiel, habe ich geglaubt, die haetten sich in der Wolle. War aber nicht so. Die haben sich gegenseitig bestiegen!
PS: Ich weiss, es heisst nicht „besteigen“. Den Fachausdruck haetten hier aber nur die wenigsten vertanden. Die haetten wirklich geglaubt, die wuerden sich gegen’s Schienbein treten. 🙂
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6 Antworten
Hallo,
ich denke der Hühnertraktor hat den geringeren Schädlingsdruck als ein immobiler Stall. Und wir wollen doch keine Chemie im Ei.
Und wenn´s die Hühner freut…..sich der Mensch.
Hey,
ich möchte irgendwann auch Hühner haben. Als ich klein war hatten wir Hühner, Gänse und Enten. Als Kind war das immer wieder aufs Neue ein Erlebnis und hat eine Menge Spaß gemacht.
Diesen Chickentraktor kannte ich davor jedoch noch nicht. Sieht sehr interessant und praktisch aus.
Werd ich in Zukunf, wenn es irgendwann mal soweit sein sollte, bestimmt auch mal nachbauen.
Danke für deine Videos, macht immer wieder Spaß sich diese anzuschauen.
Gruß,
Arty
Hi Ralf,
Hast Du schonmal überlegt, den Traktor auf ein von Quecken bevölkertes Beet bzw. Feld zu stellen? Zumindest um den Queckenbestand ein wenig zu schädigen und den Boden zu lockern.
Hallo.
Ich muss sagen:Der Chickentractor ist einfach nur genial! ein Naturfreundlicher Rasenmaeher.
Ich wollte nächstes Jahr im Fruehling auch 5 Huehner halten(2-zwerg welsumer Hennen, 2 braune Hennen und 1 Gesperberte Henne).
Sorry, der Hühnertrecker mäht nicht, sondern scharrt den Boden „nackig“ für Neueinsaaten oder Neuanpflanzungen.
Hühner können stoffwechselmäßig mit Gras nicht soviel anfangen, eher mit allen Insekten und Saaten/Körnern, die sie beim Scharren so finden.
Nicht umsonst gab man früher eiweißreiche Molke zum grob geschroteten Getreide der Hühner.
Als Rasenmäher gehen nur Kaninchen oder Gänse oder Schafe oder Rinder oder Pferde.
Je nach Platz und Ertrag- man muß auch ans Winterfutter denken.
Lieber Ralf,
bitte lies mal Joel Salatins Bücher und anderer chicken-tractor-Experten.
Die Hühner können davon nicht leben ohne Beifütterung (und schon gar nicht Eier legen ohne Legemehl), sondern sind eher zur Belebung des Bodenlebens durch ihren Mist und für die Unkrautentsorgung da.
Salatin stellt für einen Tag Rinder auf einen kleinen Bereich (intensive grazing) , und 3 Tage später einen Chicken-Tractor drauf – genau dann, wenn die Fliegenlarven in den Kuhschissen kurz vorm Verpuppen sind – allerbestes Hühnerfutter und gleichzeitig Fliegenbekämpfung.
Da du vorher keine Rinder hast, finden deine Hühner nicht genug Eiweiß zum Eier produzieren, und 4 Hühner machen den Boden an einem Tag auch nicht wirklich tief unkrautfrei.
Legen werden sie nur, wenn du genug beifütterst.
Sieh es als „wandernden Auslauf“ – ohne genug Eiweiß-Futter geht das nicht.
Und es ist ein Gerücht, daß Hühner nicht frieren – sie kommen aus tropischen Urwäldern, und das ändert man nicht in ein paar hundert Jahren.
Zumal wenn sie, wie hier üblich, auch gern mal im Herbst mausern.
Da wäre eine Wärmelampe im Stall absolutes Minimum.
Reines Überleben allein bedeutet noch lange kein Wohlbefinden….denk mal drüber nach.