Mais, Kuerbis und Bohnen auf einem Beet, auch Milpa genannt, mein vielleicht interessantester Gartenversuch in diesem Jahr. So (oder jedenfalls so aehnlich) haben es schon die Ureinwohner Amerikas gemacht. Was bei denen gut funktioniert hat, warum sollte es bei mir nicht funktionieren? Und da sich bei mir ja alles um den Versuch der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln dreht, habe ich den Versuch gleich auf einer ausreichend grossen Flaeche erprobt. Nicht nur eine Hand voll Maispflanzen, dazwischen ein oder zwei Bohnen und noch einen Hokkaido dazu, nein, ich habe es gleich auf 60 bis 70 Quadratmetern veranstaltet. Ueber die Aussaat des Mais und der Bohnen hat es schon zwei Berichte gegeben, die Sie sich vielleicht vorher noch ansehen sollten, falls noch nicht geschehen. Auch einen Zwischenbericht hat es von mir schon gegeben. Heute aber geht es ans Ernten. Heute geht es darum, ob mein Versuch die Erwartungen erfuellt hat und ob ich ihn in dieser Form wiederholen wuerde.
Mais, nur ein Baustein auf dem Weg zur Selbstversorgung

Jetzt fragen Sie mich nicht, was ich mit all dem Mais anfangen will. Ich bin mir auch der Tatsache bewusst, dass Mais in unbehandelter Form, also ohne den Prozess der „Nixtamalisation“ fuer die menschliche Ernaehrung eher weniger geeignet ist. Ist fuer mich auch weniger wichtig, da wir nicht in einem Land leben, in dem Mais DAS Grundnahrungsmittel schlechthin ist. Er wird, oder besser soll nur ein weiterer Baustein auf dem Weg zur Selbstversorgung sein, nachem ich ja nun schmerzhaft feststellen musste, dass Weizenanbau, der viel besser in unser Klima und in unsere Kultur passt, in kleinem Stil, wie es der Hobbyselbstversorger betreiben kann, eher weniger erfolgversprechend ist. Das soll hier aber nicht das Thema sein.

Warum eine schwarze Bohnensorte?
Heute geht es darum, ob mein Versuch die erwarteten Ergebnisse erbracht hat, oder ob ich grundlegende Fehler gemacht habe. Ich kann Ihnen sagen, es war schon ganz schoen muehsam, diese Flaeche abzuernten. Man macht sich keine Vorstellung davon, wie viel Arbeit dahinter steckt. Ist ja nicht nur so, dass ich die Kolben von den Pflanzen pfluecken musste, ich hatte ja auch noch die Bohnen in diesem Dickicht aus Mais, Bohnen, Kuerbis und vor allem Unkraut herauszusuchen. Da kommen wir naemlich schon zum ersten Denkfehler meinerseits. Die Bohnensorte, die ich verwendet habe, nennt sich „Schwarze Kugel“, vor vielen Jahren bei Dreschflegel erworben und seitdem von mir weitervermehrt. Ist eine ziemlich kleine Bohnensorte, rabenschwarz, auch nach dem Kochen ziemlich hart, also nicht unbedingt jedermanns Sache. Sie hat aber einen grossen Vorteil: Ich habe an diesen Bohnen noch nie einen Bohnenkaefer gesehen. Was mir bei hellen Bohnensorten schon passiert ist. Werden die Eier in den Bohnen naemlich nicht durch kurzzeitige Lagerung z.B. im Gefrierfach (so habe ich jedenfalls gehoert) abgetoetet, schluepfen daraus unzaehlige Kaefer. Sieht nicht huebsch aus und verdirbt einem nur den Appetit.

Bohnenkaefer moegen kein schwarz
Nur, die „Schwarze Kugel“ ist eine eher der Buschbohne aehnliche Sorte. Nur wenig rankend, dafuer aber stark wachsend. War ja auch mein Kalkuel. Aus den vergangenen Jahren weiss ich, waechst diese Bohne erst einmal, dann hat kein Unkraut eine Chance. Eine bessere Bodenbedeckung kann man sich kaum vorstellen. Genau darauf war ich bei meinem Maisversuch aus. Die Bohnen sollten, neben dem Kuerbis, den Boden so zuverlaessig bedecken und Unkraut keine Chance lassen, wie sie es an anderer Stelle immer getan haben. Warum sie das nicht gemacht haben, tja, es wird wohl daran gelegen haben, dass der Mais doch etwas zu dicht gestanden hat. Den Bohnen blieb schlichtweg nicht genuegend Licht zum Wachsen. Das Ergebis der Bohnenernte sehr ernuechternd. Zwei bis drei Kilo vielleicht, nicht mehr.

Der Mais war da schon besser
Der Mais dagegen hat sich gut gemacht. Dafuer, dass ich nur eine Mischung Speisemais bekommen konnte, aus einem Bioversand ohne angegebene Sorte, bin ich zufrieden. Fast jede Pflanze hat zwei Maiskolben produziert, von denen allerdings in der Regel nur einer zu einer Groesse herangewachsen ist, die man auch als Maiskolben bezeichnen koennte. Der Zweite ist meist klein geblieben, oder hat gar keine Koerner produziert. Auch ist mir aufgefallen, dass aus recht vielen Maispflanzen aus der Wurzel weitere Staengel gewachsen sind, die keine weiteren Kolben erbracht haben. Solche Staengel entferne ich z.B. am Zuckermais regelmaessig, weil sie die Pflanze nur schwaechen, aber keinen Ertrag bringen. Nur, in diesem Maisdschungel war das nicht machbar. Die rote Sorte hat sich, subjektiv betrachtet, etwas besser geschlagen als die gelbe.

Das Halbjahr war einfach zu nass
Was mir noch aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Kolben von Schimmel befallen war. Das reichte von „komplett befallen“ bis zu „nur an der Spitze“ des Kolbens. Im Film habe ich als erste Einschaetzung 10 Prozent gesagt, nach naeherer Betrachtung muss ich diese Zahl aber auf mindestens 20 Prozent Ausfall durch Schimmel erhoehen. Rechne ich die Kolben, die schon auf dem Feld ein Opfer der Voegel geworden sind dazu, komme ich auf gut 25 Prozent Ausfall. Das ist viel, meiner Meinung nach. Als Ursache dafuer faellt mir nur das (aus gaertnerischer Sicht) enorm schlechte Wetter seit den Sommerferien ein. Seit Mitte August hat es hier kaum mehr einen Tag gegeben, an dem der Garten mal wieder wirklich trocken war. Es hat immer wieder geregnet, die Pflanzen waren durchweg nass, ideale Bedingungen fuer Schimmelbildung. Ich kann mir gut vorstellen, ein eher trockener Herbst waere guenstiger gewesen.

Habe ich den Schimmel auch im Maismehl aus dem Laden?
Ich frage mich, wie das im Bioanbau gemacht wird. Die werden da auch mit Schimmel zu kaempfen haben. Ich kann mir aber nun wirklich nicht vorstellen, dass von denen jeder Kolben bei der Ernte begutachtet wird, wie ich es gemacht habe. Auch im Bioanbau werden Maschinen eingesetzt und die machen keinen Unterschied, ob da nun verschimmelte Koerner dran sind oder nicht. Landen die alle spaeter im Maismehl?

Die zwei Hokkaido Kuerbispflanzen, die ich noch dazu gepflanzt habe, brachten es auf 10 Fruechte. Nicht umwerfend, aber ausreichend. Die Stangenbohnen am Rande des Beetes haben vielleicht einen Eimer Ernte erbracht. Fuer die paar Koernchen ist das ok.

Was haette ich nun anders machen sollen?
Ganz klar, ich brauche eine einheitliche Maissorte, einen bewaehrten Koerner-Speisemais und keine Mischung. Wenn die dann noch schnell reift, kann wenig schief gehen. Vielleicht hat der ein oder andere unter meinen Lesern ja eine Empfehlung fuer mich oder sogar eine Tuete sortenreinen Riblimais. Den koennte ich mir hier ganz gut vorstellen.

Zu den Bohnen muss ich ganz klar sagen, dass die schwarze Kugel nicht die richtige Wahl war. Da haette sich eine schwach wachsende, rankende und nach Moeglichkeit schnell reifende Sorte sicher besser gemacht. Rankend deswegen, damit zwischen den Reihen die Moeglichkeit bleibt, Unkraut zu bekaempfen, so lange die Kuerbisse noch klein sind und die Huelsen der Bohnen nicht auf der Erde liegen und faulen, wie es mir in diesem Jahr passiert ist. Schwach wachsend damit sie nicht die Maispflanzen umreissen, wie es mir in diesem Jahr mit dem Zuckermais ergangen ist. Da hatte ich die Sorte „Blauhilde“ zu dem Mais gepflanzt, und die haben fast alle Maispflanzen durch ihr Gewicht heruntergezogen. Gut, bei Zuckermais ist das nicht tragisch, der ist laengst abgeerntet wenn die Bohnen beginnen so richtig zu wachsen und Fruechte zu bilden. Bei Koernermais geht das nicht. Der steht ja so lange, bis die Pflanzen weitestgehend vertrocknet sind.
Ach so, ich hatte doch einen weiteren Versuch auf diesem Feld gemacht. Einen Teil der Reihen hatte ich mit Guano zusaetzlich geduengt, andere nicht. Ebenso hatte ich einige Reihen gewaessert, andere nicht. Mit dem Waessern hat sich ja fast erledigt, bei der nassen Witterung in diesem Jahr. Der zusaetzliche Duenger hat zu keinem erkennbaren Mehrertrag gefuehrt. Den haette ich mir auch sparen koennen.

Noch ein paar Tipps fuer Nachmacher
Den richtigen Reihenabstand und den richtigen Abstand in der Reihe der Maispflanzen zu finden ist Abwaegungssache. Es richtet sich danach, worauf man am meisten Wert legt. Mir ging es in diesem Jahr um den Ertrag an Maiskoernern und weniger um Bohnen oder Kuerbis. Deswegen denke ich, lag ich mit den Abstaenden schon ganz gut. Legt man mehr Wert auf den Ertrag der anderen Kulturen, ganz sicher dann, wenn es anstatt Trockenbohnen gruene Bohnen sein sollen, waere wohl ein erheblich groesserer Abstand der Maispflanzen ratsam. In diesem Maisdickicht waeren gruene Bohnen sicher nicht zu ernten gewesen. Auch keine Stangenbohnen. Jedenfalls nicht in dieser Groessenordnung. Nur diese Groessenordnung ist notwendig, wenn Mais das Ziel ist. Mit einer Hand voll Maiskolben kann man sich, wenn man Glueck hat, ein Mittagessen Polenta zubereiten. Das hat aber nichts mit Selbstversorgung zu tun. Das sollten Sie immer im Hinterkopf behalten. Handelt es sich nur um ein kleines Beet, 2 Meter lang, 1,2 Meter breit, sind all diese Ueberlegungen hinfaellig.

Stichwort Mittagessen
Ich habe es zwar noch nicht mit Polenta versucht, aber ein paar Maisfladen habe ich draus gebacken. Maismehl, Schmalz, Salz und Wasser. Die Familie hat mir diese Dinger fast an den Kopf geworfen, haette ich diesen nicht eingezogen. 🙂 Unsere Getreidemuehle produziert ein Mehl, welches bei weitem nicht so fein vermahlen ist, wie jenes aus dem Supermarkt. Meine Maisfladen hatten eher Aehnlichkeit mit plattgedrueckten Griesknoedeln aus der Bratpfanne. Die fielen schon beim Ansehen auseinander und beim allerbesten Willen, mit Huehnchen, Bohnen und Chili haette ich die nicht fuellen koennen. Aber ich kriege das noch hin, mir meine Tortillas daraus zu basteln. Nur eine Frage der Zeit. 🙂
11 Antworten
Hi
ein abschliessender Gartenrundgang sowie ein Resümee bei den Tieren wäre noch schön dieses Jahr ;)!
LG
Uschl
Sie haben ja auf dem titelbild etwas rote punkte von dem Mais gezeigt.. Sind das die eier von den ameisen?
Dieser Sommer war so nass, da hatten wahrscheinlich die meisten Gärtner so ihre Schwierigkeiten. Den Anbau der „Drei Schwestern“ habe ich schon ein paar Mal gesehen: schöne Sache, werde ich auch mal ausprobieren.
Hallo Ralf,
also der Versuch die „drei Schwestern“ finde ich ne wirklich tolle Sache. Aus biologischer Sicht ist das ein wirklich gutes Beispiel für eine symbiotische Pflanzengemeinschaft.
Hab´ das im nächsten Jahr auch unbedingt (wenn auch in kleineren Ausmaßen) vor.
Aber mit dem Schimmel bzw. Plilzen -das habe ich mir schon gedacht, wo Du die Aussaat gemacht hattest. Denn Du hattes ja mal bei der Weizenernte erzählt das wohl der Mais als wahre Schleuder gilt, was Pilze angeht.
Und das ist auch der springende Punkt was mich in diesem Jahr davon abgehalten hat, das Projekt zu realisieren. Denn mit Mykotoxinen ist nicht zu spaßen.
Wie siehst Du denn das bzw. welche Maßnahmen scheinen dieses Problem auf biologischer Weise zu lösen.
PS: Mag sein, dass ich ein bisschen zu sensibel an das Thema dran gehe … aber man hört ja so viel.
LG
Toni
Es gibt in feuchten Jahren keine Loesung dafuer. Einfach einkalkulieren und von vorne herein mehr anbauen. So mache ich es bei fast allem im Garten.
Hey,
auch beim Mais kann Mutterkorn auftreten. Das sind in der Regel ebenfalls schwarze „Körner“ – so wie beim Weizen und Co.
Falls du Maismehl herstellen willst, also unbedingt die schwarzen Dinger aussortieren. Sonst hast du das selbe Probelm, wie beim Weizen letztes Jahr.
Btw.
Mutterkorn ist beim Weizen sehr gut erkenn- und aussortierbar.
Grüße
Quote
Danke fuer den Hinweis. Ich sehe sie mir mal genau an.
Der Mais sieht ja toll aus. Aber was für Sorten sind das bzw. meine Frage ist, wie ihr den verarbeitet? Trocken und zu Maismehl vermahlen oder als frische Kolben essen?
Nein, frisch kann man den nicht essen. Die Koerner sind doch knochenhart.
ich finds soweit ganz ok..was du beim nächsten Mal besser machen könntest kannst du ja nur wissen, wenn du die Erfahrung wie diese hier machst. Wie verarbeitest du den Mais und die Bohnen, was wird da letztlich draus?
Was zu essen 🙂 Nur was weiss ich noch nicht