Die Kleingartenkolonie mit dem wohl schoensten Ausblick Deutschlands.

Fliegen Sie einmal in Gedanken ueber die Landkarte Deutschlands. Wo vermuten Sie die Gartenkolonie mit dem wohl schoensten Ausblick des Landes? Vielleicht am Fusse der Alpen, im Schwarzwald, vielleicht am Rheinufer bei Koblenz oder in Wuppertal mit Blick auf die Schwebebahn? Vielleicht in Dortmund mit einem tollen Ausblick auf eine rauchende Kokerei? Vielleicht am Elbufer, an dem die Containerriesen vorbeischippern oder aber die, in der Ihr eigener Schrebergarten liegt? Weit gefehlt!

Ich glaube, ich habe die Gartenkolonie mit dem wohl schoensten Ausblick Deutschlands gefunden.

Und diese liegt auf der einzigen deutschen Hochseeinsel. Einer Insel auf der Autos,  ja auf der selbst Fahrraeder verboten sind. Das glauben Sie nicht? Dann fahren Sie hin, nach Helgoland.

Ist das kein schoener Ausblick? Meer so weit das Auge reicht, dazu die frische Luft und das Klima. Im Garten ackern, wo andere Urlaub machen.

Ich war einige Tage verreist, Hamburg mit dem Miniaturwunderland, dann weiter nach Cuxhafen und rueber nach Helgoland. Und wirklich, ich hatte nicht angenommen, auf Helgoland auch nur einen einzigen Garten zu finden. Eher hatte ich mir Helgoland als einen grossen roten Felsen mitten im Meer vorgestellt, auf dem einige verschrobene Bewohner zusammen mit Tausenden von Seevoegeln, die einem kreischend das Fischbroetchen aus der Hand wegschnappen und einigen Robben und Seehunden, die faul, traege und vollgefressen auf dem Sandstrand liegen, vorgestellt. (Ich hoffe, die Helgolaender haben Humor und koennen mir Landratte verzeihen 🙂 )

Und doch hatte ich irgendwie den Eindruck, ich muesse nach so etwas wie einem Garten Ausschau halten. Nur von Krabben, Heringen und Hummern kann sich doch so ein Insulaner nicht ernaehren. Auch ein Insulaner braucht doch ab und an ein wenig Gemuese. So habe ich mich auf den Weg gemacht, und die Insel nach Gaerten abgesucht.

Klein aber fein. Jeder Zentimeter wird genutzt.

Und tatsaechlich, ich musste auch gar nicht lange suchen. Oben auf dem Felsen gibt es nur einen einzigen Weg, der auf der einen Seite der Insel an den steilen Klippen bis zur „Langen Anna“, dem Wahrzeichen der Insel fuehrt und auf der anderen Seite wieder zurueck. Da kann man die Anlage des „Kleingartenverein Helgoland e. V.„ gar nicht uebersehen. Ich war wirklich ueberrascht, dort eine solch grosse Gartenkolonie mit um die 80 Garten vorzufinden. Und diese kann sich sehen lassen. Die Parzellen sind nicht gross. Verglichen mit den Schrebergaerten in unserer Gegend, oder auch mit dem, den wir zuvor in Aachen bewirtschaftet haben, sind die Gaerten auf Helgoland geradezu winzig. So wie mir gesagt wurde, sind 60 bis 100 Quadratmeter schon gross. Dafuer wird aber auch jeder Quadratmeter genutzt. Ich habe keine Rasenflaechen gesehen, auf denen Kinder Fussballspielen koennten. Die meisten Gaerten werden intensiv fuer den Gemueseanbau genutzt. Selbst einige Obstbaeume und Straeucher waren zu finden. Kleinere Baeume, denen man das rauhe Klima dort auf hoher See ansehen konnte. Was nicht im Schutz einer Huette liegt wird vom rauhen Nordseewind zerrupft. Mit viel Hingabe haben die Vereinsmitglieder Beete, Komposthaufen und Wege angelegt. Selbst die Gaesschen zwischen den Gaerten hatten huebsche Namen wie Kartoffelstrasse, Elefantenpfad oder Trafalgarstrasse.

Bereit fuer die naechste Saison. Hoffentlich spuelen die Winterstuerme nicht zu viel Acker ins Meer. 🙂

Mit einem der Gartenbesitzer, der gerade dabei war seinen Garten in einen winterfesten Zustand zu bringen, habe ich mich einige Zeit unterhalten. Auf der Insel waechst eigentlich alles, was auf dem Festland auch waechst. Mit Ausnahme von grossen Baeumen wie z.B. Walnussbaeumen. Es wachsen Tomaten und Kohl, es wachsen Erdbeeren und Lauch. Soll gar keine schlechte Gegend zum Gaertnern sein. Milde Winter und nicht zu heisse Sommer. So wie ich das verstanden habe, soll es auch Schnecken auf Helgoland geben. Aber nicht annaehernd so viele wie bei uns. Denen passt das Nordseeklima wohl nicht. Das ist doch ein Argument.

Von so einem Garten kann man traeumen.

Aber warum nun die Schrebergartenkolonie mit dem schoensten Ausblick Deutschlands? Das ist einfach erklaert: Man muss nicht einmal den Kopf besonders hoch recken, um ueber die flachen Huetten das Meer zu erkennen.  Ich bin sicher, an manchen Stellen kann man das Meer sogar nach der harten Arbeit im Garten vom Liegestuhl aus beobachten. Wenn das kein Grund ist, diese Schrebergartenkolonie die mit dem schoensten Ausblicke Deutschlands zu nennen.

Der Campingplatzgarten. Eine Familie kann man nicht davon ernaehren. Hier zaehlt nur der Wille.

Den schoensten Garten der Insel habe ich allerdings nicht auf dem Felsen und auch nicht in der Kleingartenanlage gefunden. Auf den bin ich mehr zufaellig gestossen, als wir unser Zelt auf dem Zeltplatz Helgolands aufgeschlagen haben. Der liegt auf der sogenannten „Duene“, einer flachen Insel nebenan. Ausser dem Flughafen, den Seehunden, dichtem Gebuesch und zwei kleinen Ententeichen gibt es dort nicht viel zu sehen. Mal abgesehen von den Huetten fuer Urlauber und die Vogelwelt fuer „bird watcher“. Jedenfalls, direkt am Eingang zum Zeltplatz (wir waren eines der beiden letzten Zelte der Saison) habe ich dann den wohl urigsten Garten Helgolands gefunden. Nicht mehr als vielleicht zwei Quadratmeter hat man dort, eingerahmt mit Holzbrettern und einem Kaninchendraht vor den ueberall herum hoppelnden Kaninchen geschuetzt, dem Sand abgetrotzt. Selbst mit dem Tomatenanbau hat man dort Versuche angestellt. In einem Blumenkasten standen noch drei verwelkte blattlose Tomaten an denen sogar noch echte Helgolaender Tomaten hingen. Ich haette sie doch so gerne probiert, diese echten Helgolaender Wildtomaten (aber dann doch die Finger davon gelassen 🙂 ).

Echte Helgolaender Tomaten.