Habe ich erst einmal mein 25stes Imkerjubilaeum gefeiert, brauche ich mir sicher um die Probleme, um die es heute geht, keine Sorgen mehr zu machen. So lange scheint es mir naemlich braucht man, um den Futtervorrat in einer Bienenbeute durch Anheben richtig einzuschaetzen. So machen das naemlich die Profis. Die heben die Beute auf einer Seite an und wissen genau, ob noch genuegend Futter im Volk ist oder ob nachgefuettert werden muss.
Es gibt naemlich zwei existentielle Dinge,
die ein Imker fuer seine Schuetzlinge tun muss, damit sie ueberleben und Honig produzieren. Da ist zum einen die Varroabekaempfung und zum anderen das richtige und ausreichende Auffuettern im Herbst und nachfolgende Kontrollen des Futtervorrates. Alles andere ist Nebensache. Oder sagen wir es mal so, Nebensache ist vielleicht nicht das richtige Wort. Macht der Imker bei anderen Arbeiten Fehler, dann schadet er in erster Linie sich selbst. Schafft er es nicht, seine Bienen am Schwaermen zu hindern (wie ich 🙂 ), erntet er eben weniger Honig und hat nebenbei noch die Arbeit, die Schwaerme auch wieder aus den Baeumen zu schuetteln. Schafft er es nicht, seine Bienen davon zu ueberzeugen, den Honig doch bitte in den extra aufgesetzten Honigraum, anstatt im Brutraum zu deponieren, dann schadet es eigentlich nur sich selbst. Den Bienen ist das ziemlich egal. Die machen mit Sicherheit das fuer sie Richtige.
Wie gesagt, Varroabekaempfung und Auffuettern sind DIE Arbeiten, derer sich jeder Imker nach bestem Wissen und Gewissen widmen muss. Mindestens.
Nehmen wir einmal mich als Beispiel. Drei Jahre Erfahrung sind nicht viel. Ich bemuehe mich, alles nach „Vorschrift“ zu machen. Ich habe wenigstens versucht, das Abschwaermen zu verhindern, ich habe wenigstens versucht meine Bienen in den Honigraum zu locken, wenn auch mit aeusserst geringem Erfolg. Sonst waere meine Honigernte besser ausgefallen. Auch die Varroamilben habe ich nach bestem Wissen und Gewissen bekaempft. Ich habe mit Ameisensaeure behandelt, zwei mal sogar, ich habe mit Oxalsaeure behandelt, auch wenn es nicht sonderlich kalt zu diesem Zeitpunkt war (es war bisher in diesem Jahr noch nie kaelter), also von daher habe ich mir kaum etwas vorzuwerfen.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Ich habe auch mein Bestes gegeben, meine Bienen durch Auffuettern gut auf den Winter vorzubereiten. Habe genau die Mengen Sirup gefuettert, die vorgegeben waren, ja sogar noch einen Loeffel mehr. Von daher koennte ich mich eigentlich ruhig zuruecklehnen. Das waere allerdings fuer einen Anfaenger keine gute Entscheidung. Dazu ist die Bienengeschichte mit zu vielen Stolperfallen behaftet. Kontrolle ist besser als darauf zu vertrauen, es schon alles richtig gemacht zu haben.
Und genau deshalb hatte ich mir vorgenommen, den Futtervorrat regelmaessig zu ueberpruefen. Jetzt ist das aber so eine Sache. Ohne ausreichende Erfahrung laesst sich meines Erachtens nicht so mir nichts dir nichts durch Anheben erkennen, ob noch ausreichend Futter im Volk vorhanden ist. Ich habe es versucht. Oft genug habe ich die Kisten angehoben. Die waren auch schwer, die eine mehr, die andere weniger. Aber ob das ausreicht vermag ich nun wirklich nicht zu sagen.
Und jetzt komm mir bloss niemand damit, er haette das nach drei Jahren alles voll im Griff. Ausser eben diese Wundermenschen, die schon mit Fuehlern auf die Welt gekommen sind.
Ich wollte es genauer wissen
Es galt also, genauere Daten zu bekommen. Dazu habe ich mir bei Amazon eine Kofferwaage besorgt. Kostet wirklich nicht die Welt. Zuerst habe ich die Waage nur unten an den Beuten eingehakt und hochgehoben. Einmal vorne, ein mal hinten. Die beiden Gewichte addiert und damit das Gewicht der Beute ermittelt. So genau schien mir das Ergebnis allerdings nicht zu sein (die so ermittelten Werte lagen zwischen einem und zwei Kilo unter den tatsaechlichen). Ich wollte es genauer wissen. Ich musste eine Moeglichkeit finden, die Beuten komplett anzuheben. Das geht am leichtesten, wenn man die Waage an einen Balken, oder wie ich an eine Aluminiumlatte haengt, und die Beuten mittels Hebelwirkung nach oben zieht. Dazu werden einige Packbaender um die Beuten gelegt. (Ich werde mir aber noch eine Art von Haken basteln, die nur an den Beuten eingehakt werden muessen. Macht die Sache einfacher und schonender fuer die Bienen). Sehen Sie sich meinen Film an, dann verstehen Sie was ich meine. Wenn dann noch die Leergewichte der Zargen, Deckel und Boeden bekannt ist, laesst sich aus diesen Daten der Futtervorrat ziemlich genau ermitteln. Viel genauer jedenfalls, als es durch einfaches Anheben mit der Hand fuer den Laien moeglich waere.
Kommen wir also zum Ergebnis
Es sind insgesamt 6 Beuten, drei Wirtschaftsvoelker, zwei Jungvoelker auf einer Zarge und eines auf zwei Zargen. Die ermittelten Werte waren in eben dieser Reihenfolge: 36,1 / 40,1 / 39,0 / 24,6 / 25,5 / und 28,38 Kilo.
Ein Boden wiegt 2,63 Kilo, ein Deckel 2,6 und eine ausgebaute, aber leere Zarge wiegt rund 8,3 Kilo. Das Gewicht der Bienen habe ich mit 2 Kilo angesetzt. Diese Werte von oben genannten abgezogen ergeben fuer meine Voelker einen Futtervorrat in gleicher Reihenfolge von 9,05 / 12,21 / 16,21 / 15,09 / 9,94 und 4,5 Kilo.
Jetzt stellt sich natuerlich fuer mich die Frage, ob diese Mengen ausreichen? Beide Jungvoelker auf einer Zarge mit jeweils rund 9 Kilo, die drei Wirtschaftsvoelker zwischen 12 und 16 Kilo und das eine Jungvolk auf zwei Zargen mit nur 4,5 Kilo. Weiss da draussen vielleicht jemand mehr als ich?
Ich bin ja mittlerweile sehr vorsichtig geworden
Ich will mir naemlich spaeter nicht vorwerfen muessen, nicht alles auch nur erdenkliche getan zu haben, meine Bienen ueber den Winter zu bekommen. Aus diesem Grund habe ich schon vor einiger Zeit, weil ich eben den Futtervorrat per Anheben nicht richtig einschaetzen konnte, in drei der Voelker eine Schale Sirup auf den Boden gestellt. Der ist auch gut angenommen worden. Eine Woche spaeter war nichts mehr davon zu sehen. Allerdings nur bei den Einzargern. Die Voelker auf zwei Zargen haben das Futter nicht angenommen. Bei denen sitzt die Bienentraube irgendwo in der Mitte der beiden Zargen oder sogar komplett in der oberen Zarge. Diese Voelker lassen sich also auf diese Weise nicht nachfuettern.
Der Winter ist noch nicht vorbei
Und dazu kann es noch kommen. Durch den ausgefallenen Winter duerfte in allen Voelker schon reichlich Brut vorhanden sein. Jedenfalls habe ich das schon mehrfach gehoert. Das fuehrt natuerlich zu einem erhoehten Futterverbrauch. Auch wenn im Moment vielleicht noch nicht kritisch, kann es durchaus sein dass, sollte der Winter doch noch kommen und vielleicht lange anhalten, zu wenig fuer eine sichere Ueberwinterung uebrig bleibt.
Ich bilde mich ja weiter. Habe letztens den sogenannten Honigschein bei Frau Aumeier gemacht. Uebrigens eine sehr gute Veranstaltung mit vielen interessanten und nuetzlichen Hinweisen fuer jeden Hobbyimker. Auf dieser Veranstaltung habe ich Frau Aumeier gefragt, wie ich denn solche Zweizargenvoelker nachfuettere, die das Futter in einer Schale auf dem Boden nicht annehmen. Frau Aumeier meinte, ich solle die Zargen tauschen und damit das Brutnest naeher ans Futter bringen. Die Bienen wuerden diesen Eingriff schon verkraften.
Hat das schon mal jemand versucht, oder gibt es noch andere Moeglichkeiten? Zur Sicherheit habe ich mir noch einige Kilo Futterteig bestellt. Das Nachfuettern mit Futterteig, wenn auch nicht empfohlen, hat im letzten Jahr ganz gut funktioniert.
Sie sehen, ich tue alles fuer meine Bienen, denn kaum etwas wuerde mich haerter treffen, als in einigen Wochen vor verhungerten Voelkern zu stehen und mir dann vorwerfen zu muessen, mich zurueckgelehnt zu haben.
6 Antworten
Hallo, Habe soeben mein Zandervolk (Einzargig) gewogen und bin auf 22 kg gekommen . Beim einfüttern im Herbst wog das Volk28,5kg . Jetzt bin ich nicht sicher ob der Futtervorrat nun reicht. Bei uns hier 600 m ünn ist es momentan sehr kalt -5grad nachts und am Tag um die 0 grad .
Könnte mir bitte jemand sagen ob das Futter noch reicht und ab wann es bedenklich wird ❓
ich bin kein Fachmann. Wuerde aber sagen, du wiegst alle Teile, die du mitgewogen hast leer. Dann rechnest du ein Kilo fuer die Bienen hinzu und eventuell noch ein Kilo fuer den Wachs. Dann kennst du die Differenz zwischen Leergewicht und dem, was du gewogen hast. Damit hast du das Futter errechnet. So mache ich das jedenfalls. Da wir vielleicht unterschiedliche Beuten haben (Material, Alter), empfehle ich dir, eine gleiche Beute aus deinem Bestand zu nehmen. Hoffe, ich konnte dir helfen.
Hallo,
erstmal muss ich mich Torsten anschließen. Auch ich wiege mit einer Waage mit Haken den man einfach jeweils auf einer Seite unter die Griffleisten klemmt und hochhebt, dann die zwei Messungen addieren und schon hat man das Gesamtgewicht.
Wenn die Wintertraube oben ist, wieso legst du nicht einfach Futterteig oben auf die Rähmchen ? Ist doch einfacher wie umzustellen, außerdem habe ich im landlive Forum gelesen, das Futterteig reicht, da sie ja schon fliegen und somit keine Probleme haben Wasser zu holen. Nachfüttern ist keine Schande und lieber zu Beginn der Obstbaumblüte Futterwaben rausholen, wie verhungerte Völker. Wünsche weiterhin viel Erfolg und danke für deine interessante Seite.
Grüße
Ingo
Hallo!
Die vorgestellte Methode zum Wiegen erscheint mir sehr aufwändig und stört die Bienen ja auch. Ich benutze auch eine digitale Kofferwaage mit einem Metallhaken, wiege aber nur eine Seite der Beute und multipliziere mir 2. Das dauert nicht länger als ein kurzes Anheben. Und wenn mann vor dem Einfüttern wiegt und nach dem Einfüttern, weiss man auch die eingelagerte Futtermenge und muss die Leergewichte nicht kennen.
Gruss
Torsten
hallo Ralf,
Ich möchte noch ergänzend hinzufügen, dass wenn du dir schon die Mühe machst die Holzbeuten einzeln zu wiegen und aufzumessen, es eine weitere nicht unbeachtliche Kenngröße gibt:
Und zwar das Holz selber. Mit der Zeit verliert Holz an Lignin, da es ausgewaschen wird. Das siehst du wenn das Holz grau wird mit der Zeit. Je nach Holzart bis zu ca 30% der Holzmasse ausmachen. Zudem wird, wenn das Holz geleimt ist, auch mit der zeit der Kleber ausgewaschen, was aber minimal sein dürfte. Noch wichtiger ist es aber zu beachten, dass Holz Wasser aufnimmt und abgibt. Was nicht unbeachtlich ist, dadaurch, dass deine beuten im Freien stehen. Auch hier können beachhtliche Schwankungen auftreten. Da Holz theoretisch mehr als 100% seiner Trockenmasse an wasser aufnehmen kann. Je nach Holzart differiert auch die Aufnahme- bzw. Abgabekapazität an Wasser pro Zeiteinheit und temperatur und Luftfeuchte.
Vielleicht bin ich zu kleinlich hier an der Stelle. Kann gut sein. Aber ich finde, wenn du schon rechnest solltest du die o.g. Kriterien als Fehlerquelle berücksichtigen.
Viele Grüße, Stefan
Hallo,
die 2,5 sind natürlich zu knapp. Flüssig von oben füttern z.B. mit nem Gurkenglas soll das ganz gut gehen. Hab ich aber keine Erfahrungen mit, da ich Segeberger habe. (Gurkenglas mit Futtersirup/Zuckerwasser füllen, Deckel drauf und kleine Löcher in den Deckel, dann umgekehrt auf den Bienensitz stellen, Leerzarge drauf) Der Rest passt vom Gewicht soweit ich das beurteilen kann.
Übe mal das Anheben und Abschätzen, das erspart dir viel Arbeit und den Völkern viel Stress 🙂
Bienen dürfen nie hungern – sie sterben binnen Stunden.
Ggf. könntest du auch von einem Volk in ein anderes Futterwaben umhängen.
Keine Panik – demnächst kommen Winterlinge, Weide und Haselnuss. Kommt also bald auch wieder was rein. 4 Wochen noch durchhalten, dann ist das Schlimmste überstanden.
Grüsse