So ein Grow Camp scheint eine wirklich tolle Erfindung zu sein. Muss ich zugeben. So ziemlich alle Fliegen im Hobbygemuesegarten mit einer Klappe geschlagen. Hochbeet, fast perfekte Gartenerde, Schutz vor Insekten und sonstigen Plagegeistern, Gewaechshaus, geringer Platzbedarf, kein laestiges Buecken, kein Umgraben. Ich kann mir vorstellen, mit dieser Erfindung macht das Gemuesegaertnern im eigenen Garten noch um einiges mehr Spass, als es so oder so schon macht. Warum ist nicht schon viel frueher jemand auf so eine Erfindung gekommen?
Hat ein wenig Aehnlichkeit mit Square Foot Gardening von Mel Bartholomew. Auch dort wird nicht im Garten selbst gepflanzt und gesaet, sondern in eine geschlossene Wanne gefuellt mit gekaufter Erde. Allerdings geht das Grow Camp System noch einen Schritt weiter. Es werden nicht nur Behaeltnisse fuer Erde, sondern auch sofort die entsprechenden Abdeckungen zum Schutz der Gemuesepflanzen und Kraeuter mitgeliefert. Ebenso eine geschlossene Folie, die als Ersatz fuer ein kleines Gewaechshaus dienen kann. Sieht doch wirklich prima aus.
Was plage ich mich seit Jahren mit Gemueseschutznetzen herum, was plage ich mich seit Jahren mit Gewaechshausfolien herum, die nicht halten was sie versprechen, was plage ich mich seit Jahren mit dem Auflockern der Erde in unserem Garten herum, was mit Maulwuerfen und Maeusen, was mit Kaninchen und Voegeln? Was plage ich mich mit Moehrenfliegen und Kohlweisslingsraupen herum, was muehe ich mich mit Gruenduengung und Kompost ab, wenn es doch so eine einfache Loesung fuer all diese Probleme gibt.
Oder habe ich da irgendetwas uebersehen? Wo koennte nur der Fehler liegen? Warum sehe ich nicht in jedem Garten Batterien dieser tollen Pflanzkisten? Warum stehen sie nicht stapelweise in jedem Gartencenter und Baumarkt auf Paletten direkt neben der Kasse, um schnell noch im Einkaufskorb zu landen, bevor man wieder im Auto sitzt?
Ach ja, jetzt hab ich’s. Der Preis. So eine Pflanzbox in den Massen 1,2 m mal 1,2 m mit allem Zubehoer in der kleinsten Ausfuehrung kostet derzeit im „Grow Camp Shop“ selbst 308 Euro. Selbst die doppelt so grosse Ausfuehrung mit 1,2 m mal 2,4 m schlaegt immer noch mit 508 Euro zu Buche. Und selbst die groesste Ausfuehrung mit 4,8 m mal 1,2 m, die im Grow Camp Shop zu erwerben ist, kostet immer noch stolze 909 Euro, was einem Quadratmeterpreis von knapp 158 Euro entspricht. Das ist happig. Es gibt auch Internetshops aus Deutschland, wie z.B. „Gamoni.de„, die das Grow Camp einige wenige Euros preiswerter verkaufen. Aber den grossen Reibach macht man damit auch nicht. Fuer 158 Euro kann ich mir eine ganze Menge Biogemuese kaufen, ohne Muehe und Sorgen. Dazu kommt natuerlich noch das Geld fuer die Erde. Bei 650 Liter Rauminhalt passen immerhin gut elf 60 Litersaecke Blumenerde hinein. Moechte man dann noch Bioerde nehmen, ich mag gar nicht ueber den Preis nachdenken.
Eine Anschaffung fuers Leben duerfte so ein Grow Camp auch nicht sein. Wie jedes Material wird wohl auch das Plastikmaterial des Grow Camps nach einigen Jahren sproede werden und brechen. Ich habe noch keine Folie erlebt, die ewig haelt. Grow Camp empfiehlt auf der Internetseite selbst, die Aufbauten im Winter ins Haus zu holen um die Lebensdauer zu verlaengern.
Wer sich so ein Grow camp einmal uebers Jahr hin ansehen moechte, dem ist das Blog „Grow Camp blogspot“ zu empfehlen. (Englischkenntisse erforderlich).
Die Idee ist prima. Aber um alles in der Welt, nicht fuer dieses Geld. Dann doch lieber einen froehlich bunten Bauerngarten, auch wenn ich die Kohlweisslingraupen oder ab und an mal einen Kartoffelkaefer von Hand absammeln muss.
11 Antworten
Wir sind heute bei Pflanzen Kölle zufällig über dieses GrowCamp gestolpert – und nachdem sogar mir (an Münchner Preise gewöhnt) etwas die Gesichtszüge entgleisten googelte ich diese Plastik-Wunderwerk. Und freute mich wirklich über den obigen Artikel: :-)))). Genial geschrieben, genau wie ich’s sehe.
Zu den Kommentaren möchte ich eines anmerken: Geschmack ist bekanntlich individuell, es mag viele geben die ein Gewächshaus im Garten optisch gar nicht stört oder die sogar die Möglichkeit haben so ein Gemüseiglu auf dem Grundstück zu integrieren. Für Leute mit einem Stadtgarten, die sich noch dazu etwas aus Design machen, ist die Grow-Gurkenkiste jedoch optisch zumindest recht attraktiv, sieht doch weitaus netter aus als so ein Bauplanengerüst. Und das sollte man dem Ding auch lassen: sieht im Gegensatz zu den üblichen Gewächshäusern oder Reifezelten echt chic aus . Sonst gäbs wahrscheinlich auch nicht soviele posts hier, oder?..Viele Grüße
Hallo Felicitas
Ich habe es selbst noch nicht gesehen. Bin aber mal gespannt wenn ich eines zu Gesicht bekomme. Trotzdem, der Preis ist einfach happig.
Gruss RR
Ich war heute selbst in einem großen Fachhandel für Blumen und bin durch Zufall auf die obigen GrowCamp Module gestossen. Ich dachte ich traue meinen Augen nicht als ich den Preis gesehen habe. Ich muss ehrlich sagen, das ich nicht bereit wäre für ein Modul was gerade einmal 1,5 Quadratmeter bietet soviel Geld auszugeben.
Bei 3 Modulen könnte man sich ein Gewächshaus kaufen was serh gut aussieht und zudem ca. 10 Quadratmeter bietet.
Fazit: Diese Module wären für mich nichts, dafür ist der Kostenfaktor leider zu hoch.
Gruß
Stefan
Hallo Stefan
So sehe ich das auch. Viel viel zu teuer. Aber ich bin sicher, in gelobten Land jenseits des Atlantiks wird es bestimmt Leute geben die dafuer Geld haben.
Gruss RR
Genau Chris!
Diese Teile habe ich mir auch angeschafft und den link hier (glaube ich) auch schon mal eingestellt! Da wird in den nächsten Tagen/Wochen ein Überwinterungs- und Anzuchthaus draus … bis es im nächsten Frühjahr wieder abgebaut und im Garten genutzt wird.
Hallo Ralf, Es geht auch viel billiger! Ich habe dieses System jetzt im 1 Jahr probiert und bin sehr zufrieden.
Guckstdu hier:
http://www.gekaho.de/html/varioquick_film.html
Hallo Chris
So ganz ernst gemeint war dieser Artikel von mir auch nicht. Ich sehe ein, Schutz muss sein. Jedenfalls hat es sich bei uns so gezeigt. Ob man es allerdings so weit treiben muss wie mit einem Grow Camp, da habe ich meine Zweifel. Waere mir schlichtweg zu viel Plastik. Das System welches du probiert hast, kenne ich auch. Sieht ordentlich aus. Duerfte bei einem selbstgebauten Haus nur etwas schlechter dranzukommen sein. Netz oder Folie muss ja immer runter, wenn nicht so gross um hineinzugehen. Fuer ein Gewaechshaus denke ich eine tolle Sache.
Gruss RR
Ich geb zu: Die Bilder sind schon verlockend.
Aber so eine „Verhüttelung“ des Gartens mit lauter kleinen Grow Camps würde mir auch nicht gefallen. Jedoch so ein ähnlich geartetes Ding selber zu bauen, wäre eine Überlegung wert. Ist doch eigentlich nix weiter als ein Hochbeet mit flexibler Abdeckung.
Liebe Grüße, Margit
Warum muß immer wieder versucht werden die Natur zu überlisten, statt einfach mit ihr zu leben. Bin bestimmt kein Ökofreak. Aber es tun sich mir hier doch viele Fragen auf, welche sich nicht Sinnvoll beantworten lassen. Wenn ich dieses Teil irgendwo hinstelle, kann ich ja auch die Erde ungraben und darauf pflanzen oder ???
Gruß
Lutz
Hallo Lutz
Vielleicht ist es ab und an notwendig die Natur zu ueberlisten. Ich kann mich z.B an Tage erinnern, an denen ich Moehren aus der Erde gezogen habe, eine ganze Schubkarre voll und von all den Moehren war so gut wie keine einzige geniessbar. Alle voller Maden. Wenn ich dann zu einem Netz greife, dann denke ich ist das legitim. Auf der anderen Seite ist sieht so ein Grow Camp schon irgendwie daneben aus. So viel Plastik, so viel Unnatuerlichkeit, das hat mit Garten eigentlich nicht viel zu tun. Die haben es doch ein wenig uebertrieben.
Hallo Margit
Klar, ist eigentlich nicht viel anders als ein Hochbeet mit Abdeckung. Dieses Fuellen mit gekaufter Erde ist wirklich uebertrieben. Kostet viel zu viel Geld und ist bei dem Torfanteil ist in gekauften Erden auch nicht besonders umweltgerecht. Ich stelle mir das mal vor, wenn ich uns vier aus solchen Kaesten fuettern muesste, da braeuchte ich schon eine Menge solcher Grow Camps. Das saehe dann wirklich nicht so dolle aus im Garten. So richtig bauerngartenmaessig ist es nicht.
Gruss RR