Mit dem Fahrrad ueber die Felder der Umgebung zu fahren hat sich zu einer meiner Lieblingsbeschaeftigungen gemausert. Zum Teil liegt es daran, dass ich die Kinder in den Kindergarten und demnaechst auch in die Schule bringe. Da bietet es sich an, den Weg nicht an der Hauptstrasse entlang zu fahren, sondern ueber die kleinen, oft unbefestigten Feldwege. Und derer gibt es hier in unserer Gegend eine grosse Zahl. Ab und an komme ich an einem einsam gelegenen Gehoeft vorbei, an Gaerten und Wiesen, an der Gilbach die sich durch die Felder schlaengelt. An Weiden mit „scheinbar“ noch gluecklichen Kuehen oder am Fuhrpark eines Bauernhofes, von dem ich mir nicht erklaeren kann, wie er sich auf diesem EU-Agrarmarkt ueberhaupt noch behaupten kann. An einer vom Nabu unterhaltenen Streuobstwiese auf der schon mal eine Herde Schafe weidet. Das macht wirklich Spass. Und es gibt immer wieder Dinge, die mich kurz zum Verweilen einladen. Seien es die vielen Gaerten in denen Hobbyhalter Huehner oder Gaense halten. Sei es ein versteckt liegender Modellflugplatz, wo ich ab und an den Fliegern zusehe. Sei es kiolometerweit durch die „Neue Bahn“ zu fahren, einer zu Beginn des letzten Jahrhunderts geplanten Bahntrasse, die allerdings nie fertiggestellt wurde und von der jetzt nur noch eine dichte Baumreihe zeugt, die zu einem Wander-, Rad- und Pferdeweg ausgebaut wurde. Oder sei es auch nur die Felder mit ihren Pflanzen, die mich innehalten lassen. Zuckerrueben, Mais, Spargel, Moehren, Dicke Bohnen, Buschbohnen und natuerlich nicht enden wollende Getreidefelder. Gerste, Hafer, Roggen und Weizen. Ausserdem sind Kartoffeln sehr zahlreich vertreten.
Diese Fontaenen haben mich interessiert. Warum giesse ich mein Giesswasser eigentlich so gewissenhaft an die Wurzeln? Muss doch anscheinend nicht sein.
Vor einigen Tagen, bei bruetendster Hitze und einem voellig wolkenlosen Himmel konnte ich aus einiger Entfernung die Fontaenen einer Beregnungsanlage erkennen. Da habe ich mir gedacht, da fahre ich einmal hin und sehe mir das genauer an. Eigentlich sollte jedes Kind wissen, dass man beim Giessen von Pflanzen die Blaetter nicht benaessen soll, schon gar nicht wenn keine Wolke am Himmel steht und die Sonne wie in der Sahara vom Himmel herunter brennt. Wer sich ein wenig naeher mit dem Gaertnern auskennt, der hat vielleicht schon mal gehoert, dass Kartoffeln, wie auch Tomaten nicht unbedingt Pflanzen sind, die eine lange Naesseperiode zu schaetzen wissen. Wasser brauchen sie zu genuege, ab einer gewissen Jahreszeit aber nicht unbedingt mehr von oben. Da gibt es ja so nette Pilze, die uns Hobbygaertnern das Leben schwer machen und die sich so unheimlich schlecht bekaempfen lassen wie die „Kraut und Braunfaeule„.
Diesen Bauern hat all das nicht gestoert. Allem gaertnerischem Grundwissen zum Trotz, mitten in der Gluthitze, ohne Ruecksicht auf Krankheiten hat er eifrig seine Kartoffeln mit Wasser von oben beregnet. Da versteh einer die Welt. Gelten fuer Bauern andere Regeln als fuer uns Hobbygaertner?
Eine pfiffige Sache. Die Trommel zieht den Schlitten mit dem Kreisregner (im Hintergrund) auf der Traktorfahrspur durchs Feld. So wird das Feld streifenweise gleichmaessig beregnet.
Ich habe mich aus der Ferne gefragt, wie man ein Feld mit einem Kreisregner vernuenftig bewaessern kann. Das muss ich zugeben, das war pfiffig geloest. Eine riesige Schlauchtrommel mit einem oberarmdicken Schlauch steht am Feldrand. Der eigentliche Regner faehrt auf einer Art Schlitten und wird auf der Traktorfahrspur von einem Motor in der Schlauchtrommel langsam durch das Feld gezogen. Der Bauer muss seine Schlauchtrommel nur an den Rand des Feldes fahren, den Schlauch samt Schlitten auf die andere Seite ziehen und das Wasser und den Motor anstellen. Der Rest geschieht von alleine. Nach einigen Stunden Bewaesserung kommt der Schlitten wieder auf der Ausgangsseite an, muss nur noch bis zur naechsten Traktorfahrspur weitergezogen werden, und der Vorgang beginnt von neuem. Eine pfiffige Sache. (Sollte ich mir mal auf meinen Bastelplan schreiben. Waere auch in unserem Garten keine schlechte Idee.)
Wasser zur Beregnung aus dem Leitungsnetz. Kalt und frisch eigentlich nicht ideal fuer Pflanzen.
Als waere das noch nicht genug. Ich nehme an, der Bauer hat zur Beregnung auch noch stinknormales kaltes Leitungswasser benutzt. Wie ein Brunnen sah die Entnahmestelle naemlich nicht aus. Das soll mir mal einer erklaeren.
7 Antworten
Wirklich sehr guter beitrag! An einem Interviewe wäre ich auch sehr interessiert :-). Man könnte z.b. auch manche Videos noch als Ergänzung hinzufügen wie z.b. http://www.youtube.com/watch?v=bI14rBMv8hY , wirklich sehr gut gemacht! Es gibt natürlich auch weitere Schritte die es als Video gibt auf http://www.hoTodi.com
Weiter so 🙂
Lieben Gruß
Übrigens, mein absoluter Lieblingsstreifen, einfach „kultig“:
http://www.youtube.com/watch?v=uTGilR95T44
schmeckt im Ganzen besser als Reis oder Kartoffeln (Man nehme Trittauer Goldkorn)
Hallo Chris
Wirklich guter Link. Das reizt mich schon so etwas mal auszuprobieren. Da bekommt man richtig Lust aufs Selbermachen beim Zusehen.
Hallo Ralf
Die Bauern sind normalerweise in einem Bewässerungsverband zusammengeschlossen, d.h. sie betreiben eine zentral gelegene Pumpstation an einem Tiefbrunnen von wo jeder Schlag abwechselnd versorgt wird. Das Wasser treibt über ein Getriebe die Schlauchrolle an und zieht so den REGNERSCHLITTEN übers Feld. Und ja, für Bauern gelten andere Regeln, die haben nämlich einen riesigen Chemiebaukasten. Schlussendlich wachsen Kartoffeln auf dem Sandboden ohne Wasser einfach nicht. Viel schlimmer aber ist ein verregneter Sommer, da geht der Bestand in die Schnaps und Stärkefabrik. Wir Kleingärtner wissen halt warum wir unsere Tuffeln selbst anbauen.
Gruss
Chris
Hallo Chris
Kann man irgendwie auch verstehen. Wir muessen ja nicht unser Geld mit unserem Garten verdienen. So ein Bauer hat es nicht leicht. Jeden Abend die Wettervorhersage und jeden Abend die gleiche trostlose Nachricht. Kein Regen. Da wuerde ich wahrscheinlich auch etwas unternehmen.
Gruss RR
Hallo,
ein wirklich interessanter Beitrag.
Vielleicht kannst Du den Bauern irgendwann einmal interviewen (und berichten). Ist bestimmt spannend. Wir Kleinen staunen, wie es die Großen machen…
Eine ähnliche Beregnungsanlage ist mir bei unserem Großbauern auch schon aufgefallen. Alledings hatte ich irgendwann zuvor bemerkt, daß dort (Bohr-?)Wagen auf dem Feld standen. Vielleicht doch nicht immer Leitungswasser. Was die Art der Beregnung angeht: ich denke, die haben garkeine andere Wahl. Aber mglw. spritzen die auch (geht wohl auch garnicht anders bei riesigen Feldern).
Meine eigenen Kartoffeln wässere ich auch nur in den Furchen. Die haben dieses Jahr mehr als die Hälfte des Regenwasservorrates erhalten. Ich habe sie aber auch abgespritzt. Einfach eine verzweifelte Tat gegen die vielen Larven. In der Hoffnung, daß die Energiebilanz (Abspritzen vs. auf die Pflanze zurück krabbeln) wenigstens bei einigen der Gefräßigen auf meiner Seite ist. Die Pflanzen zumindest haben sich immer wieder recht schnell aufgerichtet und auch sonst keinen erkennbaren Schaden genommen.
Viele Grüße
Peter
Hallo Hobbygaertner
Kann gutr sein das es sich bei dem Wasser nicht um Leitungswasser aus dem oeffentlichen Netz handelt. Aber wei warmes abgestandenes Regenwasser, sah das nicht aus. Eher kuehl klar und ziemlich frisch. Wenn ich mal ohne Kinder unterwegs bin und einen Bauern treffe, werde ich nachfragen. Bestimmt. Interessiert mich selbst.
Gruss RR