Unser Garten ist schon eine tolle Sache. Wir verbringen viel Zeit dort, haben Spass und manchesmal auch Rueckenschmerzen. Uebertroffen wird der Spass (und manchmal auch die Rueckenschmerzen) nur in der Zeit, die wir mit unseren beiden Soehnen verbringen. Das wird wohl jeder nachvollziehen koennen. Ideal ist es natuerlich, wenn wir beide „Hobbys“ miteinander verbinden koennen. Auch das passiert recht oft. Diese Tage haben wir es allerdings noch etwas weiter getrieben.
16 Kinder im Garten. Die gesamte Kindergartengruppe unseres Grossen war zu Besuch. Kinder zwischen 3 und 6 Jahren. Alleine der Weg in den Garten war schon ein Erlebnis. Immer paerchenweise im Gaensemarsch die paar hundert Meter bis in die Gartenkolonie. Vorbei an einer belebten Strasse. Da mussten die Kindergaertnerinnen schon ihre Gedanken beisammen halten. Wir haben es jedoch ohne Probleme geschafft.
Allzu gross waren die Kenntnisse ueber die Pflanzen, Gemuese und dergleichen nicht. Ausser Tomaten und Paprika fiel den Kindern kein anderes Gemuese ein. Und selbst beim Ansehen war kein Kind dabei, dass eine Kohlrabi erkannt hat. Ganz zu schweigen von Roter Bete oder Mais. Ach doch, eines wurde noch erkannt. Das waren Schlangengurken. Aber selbst Himbeeren waren keinem der Kinder bekannt.
Gut, bei Dreijaehrigen kann man es vielleicht noch nicht erwarten. Die 5- oder 6-Jaehrigen haetten aber wohl doch die ein oder andere Gemuesesorte beim Namen nennen koennen muessen. Auch auf die Frage, was Pflanzen zum Leben brauchen kam nicht viel heraus. Wasser, das wussten einige. Bei Licht mussten wir schon nachhelfen, und dass Pflanzen auch noch Duenger brauchen war unbekannt. Die wenigsten waren ueberhaupt gewillt, einmal mit ihrer Nase am frischen Kompost zu riechen. Und eine Schnecke, die gerade des Weges kam, mochten auch nur die wenigsten anfassen.
Ich kann mir nicht helfen. In meiner Jugend wusste ich, wie ein Blumenkohl aussieht. Meine Eltern haben ihr Gemuese meist noch beim Bauern gekauft und nicht eingefroren portioniert in der Tuete. Ich wusste, wie eine Zuckerruebe aussieht und auch, dass Kartoffeln in der Erde wachsen.
Oft hoert und liest man davon, dass die „heutige Jugend“, sofern man in diesem Alter schon von Jugend sprechen kann, selbst grundsaetzliche Dinge nicht mehr weiss. Es soll ja Faelle gegeben haben, dass Kinder sich nicht davon ueberzeugen liessen, dass die Milch von der Kuh stammt und nicht aus dem Tetrapack.
Sieht man es aber einmal mit eigenen Augen, dann kommt man doch ins Gruebeln.
Ich sollte vielleicht nicht so hart mit ihnen ins Gericht gehen. Typische Denkweise eines Erwachsenen. Die Kinder hat es naemlich nicht im geringsten gestoert. Sie haben ihren Spass gehabt und auch nach Kraeften zugehoert. Sie hatten ihren Spielplatz nach einer Stunde redlich verdient.
Ich sollte mich wirklich damit zufrieden geben, ein kleines Steinchen im Lebensmosaik der Kinder eingepasst zu haben. Oft bleibt gerade das haengen, von dem man am wenigsten vermutet, dass sich ein Kind jemals daran erinnern wird. So ist es bestimmt auch hier gewesen. Das ein oder andere Kind wird sicher seine Erfahrungen gemacht haben und ein wenig darueber nachdenken. Letztendlich muessen sie alle ihren Lebensweg gehen. Was uns bleibt, ist auf die Moeglichkeiten hinzuweisen. Was sie daraus machen ist ihre Angelegenheit.