Ich bin immer noch dabei, die Stromverbraucher im Haus etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wohin fliesst all der Strom, den ich so taeglich bei meinem Gang zum Zaehler ablese? Wo geht er hin? An meinen paar Tassen Tee und den damit verbundenen Kosten fuer den Wasserkocher kann es nicht liegen. Selbst bei wirklich wenig „Leben in der Bude“, selbst wenn niemand zuhause ist, liegt der Stromverbrauch immer noch bei gut 5 bis 6 Kilowatt am Tag. Das erscheint mir erstaunlich viel. Wenn wir ganz normal zuhause leben, nicht backen und nicht mit der Kreissaege arbeiten, liegt der Verbrauch bei 7 bis 10 Kilowatt am Tag. Kommt noch ein Backtag hinzu, kommt noch Duschen oder Baden fuer die Kinder hinzu, geht es auch schon mal rauf auf 10 bis 15 Kilowatt. Und dabei gibt es keine einzige Gluehbirne, keinen einzigen wirklichen Stromfresser wie einen elektrischen Heizofen oder eine Waermedecke (zum Glueck brauchen wir noch keine). Der Fernseher ist ein Modell uralt mit winziger Diagonalen, der vor Jahren im Hotel ausrangiert wurde, also wer ist der grosse Stromfresser?
Viele werden da sofort auf die Waschmaschine tippen. Grosser Motor, viel Wasser zu erwaermen, da muss doch bestimmt einiges an Strom verbraucht werden. Das haben wir uns auch gedacht, unseren Stromverbrauchsmesser einmal einige Zeit an die Waschmaschine gehangen und dabei Erstaunliches festgestellt.
10,93 Kilowatt in 40 Tagen, das ist nicht besonders viel.
Um es kurz zu machen, der Stromverbrauch unserer Waschmaschine jetzt im Sommer ist geradezu laecherlich gering. Ein Vier-Personen-Haushalt mit zwei Kindern, die kaum einen Tag unverdreckt nach Hause kommen und einen kompletten Waeschewechsel brauchen. Geschirrtuecher in rauhen Mengen, Badetuecher stapelweise. Da kommt schon einiges zusammen. Man sollte annehmen, die Waschmaschine wuerde andauernd laufen. Und das tut sie auch fast. Kaum ein Tag, an dem sie nicht gelaufen ist. Ich wuerde mal annehmen, in den vierzig Tagen die wir zugrunde legen, ist die Maschine ca. 30 bis 35 Mal gelaufen. Pi mal Daumen. Das passiert im Waschgang mit 40 Grad. Hoehere Temperaturen haben sich als nicht sinnvoll erwiesen.
In diesen 40 Tagen haben wir nur 10,93 Kilowatt Strom verbraucht. Daraus ergibt sich ein Stromverbrauch von ca 0,33 Kilowatt pro Waschgang. 40 Tage Waschmaschine in einem Vier-Personen-Haushalt hat bei uns Stromkosten von um die 2,6 Euro verursacht. Da wird mir kaum jemand widersprechen, es handelt sich dabei um einen geradezu laecherlich geringen Betrag. Dafuer kann man die Waesche nicht mit der Hand waschen. 2,6 Euro kann ich mit Pfandflaschen verdienen, die ich bei meinen Radfahrten durch die Felder in einem Monat sammeln koennte. Selbstversorgung hin oder her, zurueck zur Natur hin oder her. Dieses Geld geben wir gerne aus und sparen uns damit eine Menge Arbeit und Zeit, die bei zwei Kindern sowieso kaum vorhanden ist.
OK, jetzt im Sommer kommt das Wasser nicht unbedingt eiskalt aus der Leitung und muss energiefressend auf 40 Grad erhitzt werden. Es ist aber doch weit davon entfernt, Waschwassertemperatur zu haben. Im Winter, wenn das Leitungswasser um einiges kaelter ist, duerfte der Stromverbrauch hoeher liegen. Aber selbst wenn er sich verdoppelt koennen wir noch immer damit leben. Mir fallen da problemlos einige Dutzend Dinge ein, in die die gesparte Zeit besser investiert ist. So eine Waschmaschine mit diesem Verbrauch ist weit ab davon, fuer uns ein Luxusartikel zu sein.
Kommen wir wieder zu unseren Umrechnungen in eingesetzte Primaerenergie, wie wir es schon mit dem Computer und der Spuelmaschine gemacht haben. Bei einem Steinkohleverbrauch von 300 Gramm pro Kilowattstunde kommen wir auf ca 100 Gramm Steinkohle pro Waschgang. Nehmen wir aufs Jahr gerechnet 270 Waschgaenge kommen wir auf 27 Kilo Steinkohle fuer eine vierkoepfige Familie was weniger als die Haelfte dessen ist, was dieselbe Familie an Steinkohle verbraucht um den Abwasch mit der Spuelmaschine zu erledigen.
Bei meinen vorherigen Artikeln habe ich den Stromverbrauch auf Kohle oder Uran umgerechnet. Heute moechte ich mir den Stromverbrauch einmal anhand einer Biogasanlage anschaulich machen. Wohlbemerkt, es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung. Ich beziehe mich ausdruecklich nur auf oeffentlich zugaengliche Quellen aus dem Internet. Auch fuer Biogasanlagen schwanken die angegebenen Werte erheblich. Nehmen wir einfach mal Werte aus der Seite IWR Bioenergie.
Da steht unter Punkt 2 zu lesen: Die Stromproduktion ist von der Menge des erzeugten Biogases abhängig. Pro Großvieheinheit können jährlich 400 – 500 m³ Biogas erzeugt werden. Beim Einsatz nachwachsender Rohstoffe sind zwischen 6.000 (Wiesengras) und 12.000 (Silomais/Futterrüben) m³ Biogas pro ha Anbaufläche zu erwarten. Mit 1 m³ Biogas können, je nach Methananteil, 1,5 bis 2,2 kWh Strom erzeugt werden. Für je 2.500 m³ Biogas pro Jahr sind i.d.R. 1 kW-Anlagenleistung (elektrisch) zu instalieren.
Also, um ca 2 Kilowatt Strom zu erzeugen (Mittelwert) wird ein Kubikmeter Biogas benoetigt. Aus einem Hektar Maisanbauflaeche koennen 12000 Kubikmeter Biogas erzeugt werden, entspricht also ungefaehr 24000 Kilowattstunden elektrischer Leistung. Ein Hektar sind 10000 Quadratmeter, bedeutet also fuer unsere Waschmaschine eine Anbauflaeche in diesen 40 Tagen von 4,55 Quadratmetern Maisanbauflaeche. Pro Waschgang also 0,152 Quadratmeter oder ein Quadrat von 38 Zentimetern Kantenlaenge. Aufs Jahr gerechnet ergibt sich daraus eine Flaeche von 41,5 Quadratmetern. Ein Quadrat von 6,44 Metern Kantenlaenge. Duerfte ungefaehr der durchschnittlichen Groesse eines bundesdeutschen Gemuesegartens entsprechen. Nur fuer unsere (und auch Ihre) Waschmaschine.
Auf dieser Seite ist die Information zu finden, dass ein Kubikmeter Biogas 0,6 Litern Heizoel entspricht. Daraus errechnet sich, dass ein Hektar Maisanbauflaeche ca. 7200 Litern Heizoel entspricht.
Waschmaschine der Marke „Indesit“
Rechnen wir einmal die oben erwaehnten Werte auf den Stromverbrauch unseres Hauses um. Der duerfte, so hoffen wir, bei den Durchschnittswerten eines Haushaltes dieser Groesse in Deutschland bei ca. 3500 Kilowatt liegen. 3500 Kilowatt entsprechen bei 24000 Kilowatt pro Hektar einer Maisanbauflaeche von 1458 Quadratmetern. Wir besitzen mit 3000 Quadratmetern schon ein relativ grosses Grundstueck. Trotzdem muessten wir theoretisch, um unseren Stromverbrauch mit Biogas aus Mais zu decken, die Haelfte davon mit Mais bepflanzen. (Das wollen wir nun nicht :). Obwohl, wir koennten ja noch die Hinterlassenschaften unserer beiden Kaninchen und der 11 Huehner mit vergasen, dann braeuchten wir einige Quadratmeter weniger).
Gehen wir noch einen Schritt weiter. Es wurde auch angegeben, dass aus den Hinterlassenschaften einer Grossvieheinheit (ich nehme mal an, es handelt sich bei diesem mir unbekannten Tier um eine Milchkuh) zwischen 400 und 500 Kubikmeter Biogas erzeugt werden kann. Das ergibt 800 bis 1000 Kilowatt Strom. Wir muessten also dreieinhalb bis vier Kuehe am Leben halten, um unseren Stromverbrauch zu decken.
In Deutschland gibt es ungefaehr 39 Millionen Haushalte. Gut, der Durchschnitt duerfte nicht unbedingt bei vier Personen liegen, aber gehen wir einfach mal davon aus, alle 39 Millionen Haushalte wuerden genau wie wir 1458 Quadratmeter Maisanbauflaeche fuer ihren Stromverbrauch benoetigen. Ergibt eine Anbauflaeche von 56862000000 Quadratmetern oder 56862 Quadratkilometern. Deutschland hat eine Flaeche von 357092 Quadratkilometern. Grob gesagt muesste ein Sechstel der Flaeche der Bundesrepublik Deutschland mit Mais bepflanzt werden, um den Stromverbrauch der 39000000 privaten Haushalte zu decken.
Und natuerlich muesste ich auch die Kosten und den Energieverbrauch miteinberechnen der entsteht, um einen Hektar Mais zu erzeugen. Dann kommen noch die Kosten und der Aufwand fuer Duengemittel und Pflanzenschutzmittel hinzu. Da bleibt noch Raum fuer diverse Berechnungen.
Ach ja, wir wollen ja auch noch Autofahren und uns im Winter keine Lungenentzuendung holen. Und erst der Energieverbrauch der Industrie. Ich glaube, ich muss noch etwas rechnen, oder besser doch nicht.
Ich glaube, ich bin wieder ein wenig zu weit gegangen.
Energiepolitik ist schon eine schwierige Sache. Ich bin ja kein Energiepolitiker und auch kein Fachmann in diesen Fragen. Und doch frage ich mich manchmal, warum nicht alles darangesetzt wird um die Sonnenenergie weiter voranzubringen.
4 Antworten
Wenn man bedenkt, dass der Stromanteil am Primärenergieverbrauch eines Haushalts i.d.R. 10% nicht übersteigt, kann man sich ausrechnen wieviele ha Mais man anbauen müsste um seinen Bedarf zu decken.
Du sagst so schön, dass bei einer halbwegs „normalen“ Lebensweise eine gewisse Energiemenge nicht unterschreitbar ist und dem stimme ich vollends zu, wenn du mit „normal“ – „angepasst an den gängigen Industrienationen Standart“ meinst.
Auch wenn ich mir dahingehend selbst an die Nase fassen muss und nicht konsequent bin so bin ich trotzdem der Meinung, dass wir in ansehbarer Zukunft diesen „normalen“ Zustand nicht halten werden können sondern zwangsläufig unseren Energieverbrauch drosseln müssen. Vielleicht nicht so gewaltig, dass es uns zurück ins 19. Jahrhundert befördert aber schon so, dass wir es gewaltig zu spüren bekommen.
Das Thema eigene sinnvolle! Energieerzeugung treibt mich schon eine Weile um. Wenn ihr hier etwas sinnvolles habt – unbedingt schreiben, ich denke hier werden sich eine Menge Leuts finden, die ebenso auf Inspiration hoffen wie ich.
Gruß Samuel
Hallo Samuel
Tja, was ist eine normale Lebensweise? Eine schwere Frage. Ich stimme dir zu, auf Dauer werden wir um Aenderungen an unserem Lebensstil nicht herum kommen. Aber wie weit kann das gehen? Nehmen wir das Auto. Hier auf dem Land ohne Auto kaum machbar. Das kann man drehen wie man will. So lange kein vernuenftiger oeffentlicher Nahverkehr existiert, illusorisch. 4 oder 5 Busse am Tag, da kommt niemand mit zurecht. Jedenfalls nicht mit zwei Kindern und einem Job. In dieser Hinsicht waere schon vieles machbar. Warum nicht wie in vielen Drittweltlaendern Sammeltaxen die alle paar Minuten fahren und die halten wie man will.
Wir haben unsere Stromverbraucher schon unter die Lupe genommen und besitzen schon nicht viel. Computer, Kuehlschrank, Gefriertruhe, alles kaum zu entbehren. Es gibt Menschen die dies versuchen, auch mit Erfolg. Die sind allerdings kein Modell fuer die Allgemeinheit weil schlichtweg zu extrem.
Ich denke, die wirklichen Energiefresser sind nicht unbedingt bei den privaten Haushalten zu finden. Da gibt es organisatorich eine ganze Reihe Dinge die in diesem Land zu aendern waeren, ohne das wir zurueck ins 19 Jahrhundert muessen. Das wuerde eine Menge bringen. Verpackungen, Warentransportwege, 3 Literauto per Gesetz usw. Mir fallen da noch eine ganze Reihe anderer Beispiele ein. Alles Dinge, die in die vielgepriesene „freie Marktwirtschaft“ eingreifen und unserem Grundverstaendnis ueber das „Wie“ in diesem Lande entgegenstehen. Nur dazu fehlt der politische Wille. Ganz abgesehen davon glaube ich auch nicht dass unsere Bevoelkerung zu solchen Einschnitten schon reif ist. Den meisten ist unsere Zukunft doch schnuppe. Hauptsache 6er BMW. Ich kenne derer ziemlich viele. Bei denen geht es nur ueber den Preis. Luxuxprodukte, unnuetzes Zeug einfach verteuern, und zwar gravierend. Das wuerde vielleicht helfen.
Mit der Demokratie ist das so eine Sache. Ich glaube nicht das es dafuer jemals eine Mehrheit geben wird.
Was kann man aber tun? Eigentlich nur versuchen, seinen eigenen Lebensstil zu aendern und diese Einstellung an die Kinder weitergeben. Vielleicht sind die dann mit mehr Vernunft ausgestattet als unsere Generation.
Gruss RR
Die Anreize sind in Deutschland zu gering um das Sparen von Energie wirklich in der Bevölkerung zu verankern. Wir können (noch) aus dem Vollen schöpfen ohne wirklich viel dafür Zahlen zu müssen. Die von mir persönlich durchgeführten Maßnahmen, wie energiesparende Geräte, das „LICHT AUS“, schaltbare Steckerleisten etc., haben uns kein Vermögen erspart, nur das bessere Gewissen habe ich umsonst dazu bekommen, das reicht vielen Mitmenschen jedoch nicht aus.
Hallo Ingo
Wer kann es den Menschen veruebeln, wenn die Mehrheit nicht gross willens ist, Energie zu sparen oder sich ueberhaupt mit diesem Thema zu befassen. Haben die Menschen nicht genug damit zu tun, ihr eigenes (oft ziemlich turbulentes) Leben auf die Reihe zu bekommen. Und dann natuerlich noch der finanzielle Aspekt. Wer kann sich solche Massnahmen, die ueber Energiesparlampen und Licht aus hinaus gehen denn wirklich leisten. Das heisst nicht, wir sollten den Kopf in den Sand stecken. Man muss sich einfach eingestehen, dass eine gewisse Energiemenge bei einer halbwegs „normalen“ Lebensweise nicht unterschreitbar ist. Besonders wie wir mit Kindern, da kann ich mich auf den Kopf stellen unjd Maennchen machen, es wir brauchen ein Auto, wir muessen heiss duschen und wir brauchen auch einen Kuehlschrank. Der Ausweg aus dieser Misere kann neben Energiesparen nur eine eingene sinnvolle Energieerzeugung sein.
Wenn du da Erfahrungen hast, lass sie mich wissen.
Gruss RR