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Unkrautbekaempfung durch Aufessen, oder schade, dass Vogelmiere nicht bei jedem Zipperlein hilft. (Video)

Was muessen das frueher ruhige Zeiten fuer Hobbygaertner gewesen sein, damals, als die Fronten im Garten noch klar definiert waren. Ne, ich meine jetzt nicht die Front zum ungeliebten Nachbarn. Auch nicht die Front, an der der Hobbygaertner gegen Wuehlmaeuse, Blattlaeuse oder sonstige tierische Fressfeinde kaempfte. Ich rede von den Zeiten, wo Unkraut noch Unkraut heissen durfte und im Garten nichts zu suchen hatte. In den Zeiten, wo die Grenze zwischen Nutzpflanze und Unkraut noch nicht schwammig verlief, wo jeder wusste, was im Garten wo zu wachsen hatte und was nicht. Hier die Nutzpflanzen, Kohl, Salat oder Erbsen und auf der anderen Seite der Grenze all jene Pflanzen, die es mit aller Macht zu bekaemfen galt. Da wurde ausgerupft und abgehackt, da wurde auch mal die chemische Keule bemueht um genau diese Grenze aufrechtzuerhalten.

Und heute?

Die Zeiten haben sich geaendert. Was frueher als wertvolle Nutzpflanze angepriesen wurde, strahlt heute gar nicht mehr so hell am Hobbygaertnerfirmament, und das was frueher erbarmungslos eliminiert wurde, weil man glaubte, es wuerde dem Salat die Naehrstoffe und die Sonne rauben, gilt heute bei vielen als Delikatesse und kommt sogar in der gehobenen Gastronomie fuer viel Geld auf den Teller (ich kann trotz Spinat immer noch keine Baeume mit den Haenden ausreissen 🙂 ).

Vogelmiere

ist ein gutes Beispiel dafuer. Wohl kaum ein Gaertner, der dieses Unkraut, aeh wertvolle Nutzpflanze nicht kennt. Waechst sprichwoertlich wie Unkraut und bedeckt innerhalb kuerzester Zeit ganze Beete, wenn man nichts dagegen unternimmt. Einmal im Garten etabliert, und schon man hat viele Jahre seine Freude daran. Ich kann ein Lied davon singen. 🙂

Wobei sich der Begriff „Freude“ unterschiedlich interpretieren laesst. Der eine Gaertner setzt alles daran, Vogelmiere zu unterdruecken. Jedes winzige Pflaenzchen wird bekaempft, damit bloss kein Samenkoernchen auf den Boden faellt. Der andere freut sich aus ganz anderem Grund. Der kann es kaum erwarten, eben diese Vogelmiere auf dem Teller zu sehen. So unterschiedlich koennen die Auffassungen sein.

Ok, ich gehoere nicht zu den ersteren

Aber nicht etwa deshalb, weil ich mich so auf den Vogelmierespinat freue (vielleicht schaffe ich es ja damit, Baeume mit den Haenden auszureissen 🙂 ), nein, ganz einfach weil ich es aufgegeben habe, dagegen etwas zu unternehmen. Und das nicht nur bei Vogelmiere. Jedenfalls meist bis Mitte Juli, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dass ich so oder so nicht gegen all das Unkraut ankomme. Dann lasse ich es einfach wachsen.

Jetzt bin ich ja meistens ein aufgeschlossener Mensch. Wenn doch in der hohen Gastronomie Vogelmiere fuer viel Geld verkauft wird, warum sollte ich sie nicht auch mal versuchen und mir einen leckeren Salat daraus zubereiten? Quasi als Einstieg in die Unkrautbekaempfung durch Aufessen. Vogelmiere kann selbst ich mit meinen bescheidenen botanischen Kenntnissen leicht identifizieren, ist mir ja schon von Kindesbeinen als Schreckgespenst der Hobbygaertnerei praesentiert worden.

Erst mal schlau machen

Trotzdem habe ich mir, bevor bei uns Vogelmiere auf den Speiseplan kommt, noch einmal genauer angesehen, wie man Vogelmiere eindeutig identifiziert. Kann ja nicht schaden, solche Merkmale zu kennen. Und darum geht es in meinem heutigen Bericht, bevor ich spaeter dann erzaehle, wie man Vogelmiere in den Selbstversorger Speiseplan integrieren kann.

Die Merkmale

Blueht Vogelmiere, was sie in unserem Gewaechshaus anscheinend das ganze Jahr hindurch macht, ist sie leicht an kleinen weissen Blueten zu erkennen. Sie sehen wie kleine Sterne mit 10 weissen Bluetenblaettchen aus, wenn auch auf Heilkraeuter.de zu lesen ist, dass es sich eigentlich um 5 zweigeteilte Blaetter handelt.

Vogelmiere identifizieren
Eindeutiger kann ein Merkmal kaum sein. Gut ist die Reihe feiner Haerchen auf einer Seite des Staengels zu erkennen.

Was aber machen, wenn sie nun gerade mal nicht blueht? Dazu gibt es noch weitere Erkennungsmerkmale, die helfen koennen. Die Blaetter an den Staengeln sind paarweise angeordnet. Sie stehen sich immer gegenueber was man „gegenstaendig“ nennt.

Ein meiner Meinung nach viel eindeutigeres Erkennungsmerkmal ist aber der Staengel an sich. Reisst man diesen auseinander, dann erkennt man im Inneren eine „gummiartige“ Faser, die erheblich stabiler ist, als die aeussere Huelle des Staengels. Im Film ist das gut zu erkennen.

Das fuer meine Begriffe sicherste Erkennungsmerkmal aber ist der behaarte Staengel. Gut, feine Haerchen sind so gut wie auf der gesamten Pflanze zu sehen. Der Staengel ist allerdings sehr markant. Er ist nicht rundherum behaart, sondern besitzt nur auf einer Seite eine Reihe feinster Haerchen.

Dreht man den Staengel mit den Fingern und haelt ihn gegen das Licht, erkennt man leicht die winzigen Haerchen, die wie auf der Perlenschnur aufgereiht an einer Seite des Staengels wachsen. Das muesste zur Identifizierung reichen.

Wem es das nicht tut und wer immer noch Bedenken hat, Vogelmiere ohne Angst vor Bauchschmerzen zu essen (wie ich :)), der wirft noch schnell einen Blick auf die Blattachseln. Wachsen aus diesen heraus, wie bei Tomaten, neue Triebe, die, wenn sie auf den Boden treffen, neue Wurzeln bilden, dann braucht man sich eigentlich keine Sorgen mehr machen.

Das einzige Hindernis,

welches jetzt noch zu ueberwinden ist, ist der innere Schweinehund, der einem die ganze Zeit ins Ohr plaerrt:

„Nein, iss das nicht. Das ist Vogelfutter, sonst wuerde es nicht so heissen. Lass die Finger davon. Die Menschen haben nicht umsonst Kopfsalat und Spinat gezuechtet, auch wenn Vogelmiere essbar ist. Die haben schon gewusst, warum sie es ausgerissen und nicht aufgegessen haben. Vielleicht fuehren die waschaktiven Substanzen darin dazu, dass einem Schaum aus dem Mund blubbert.“

Apropos waschaktive Substanzen

Die sollen da naemlich wirklich drin sein. Wie noch so manches andere. Und das nicht zu knapp. Vitamine, Cumarine (sind die nicht giftig, wie beim Waldmeister?), Oxalsaeure und Zink.

Und was man erst alles aus Vogelmiere machen kann. Tees, Salben, Bluetenessenzen. Letztere soll sogar das Durchhaltevermoegen und das Selbstvertrauen staerken. Gut, an Selbstvertrauen mangelt es mir nicht, aber Durchhaltevermoegen koennte ich noch eine Portion gebrauchen. 🙂

Ich werde mir einen Salat aus Vogelmiere machen

Wenn ich mir jetzt noch ansehe, gegen welche Zipperlein Vogelmiere alles helfen soll, dann frage ich mich wirklich, warum ich mich mit Kopfsalaten abrackere, die mir so oder so die Schnecken schneckig machen und nicht komplett darauf verzichte. Geht doch alles viel einfacher. Vogelmiere soll z.B. bei Augenentzuendungen helfen (wenn ich wieder bis mitten in der Nacht Artikel ueber Vogelmiere am Rechner getippt habe), Fruehjahrsmuedigkeit (ich habe immer noch kein einziges Samenkorn in diesem Jahr ausgesaet, Schande auf mein Haupt), Lungenleiden (ok, den ein oder anderen Raucherhusten habe ich schon gehabt) und Pickel helfen (diese Zeiten sind zum Glueck lange vorueber). Ein Unterschenkelgeschwuer habe ich zwar keines, aber was nicht ist, kann ja noch kommen.

Die wichtigste Eigenschaft, die Vogelmiere noch braeuchte, fehlt allerdings. Nach 20 Stunden Arbeit im Garten hilft auch noch so viel Vogelmiere meinem besten Stück nicht mehr auf die Sprünge…

PS: Ja, ich bin ein frauenfeindlicher Macho. 🙂

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13 Antworten

  1. Hallo,
    naaaa … wie schmeckt sie denn so, die Vogelmiere ? Wolltest uns doch mitteilen, ob sie von „gewoehnungsbeduerftig, noch nach Gras“ zu „lecker“ geworden ist ?
    Ich hab’s mehrmals versucht, leider schmeckt sie mir absolut nicht. Soll wie junge Maiskoelbchen oder sogar Erdbeeren schmecken … Gras, sie schmeckt mir nach Grad.
    Was ich sehr wohl gerne wegputze ist Giersch, der wird ja auch von den meisten Hobbygaertnern gehasst, ist aber lecker. Giersch schmeckt mir wie eine Mischung aus Petersilie, Selleriegruen und Baby-Moehren. Ich verwende es derzeit anstelle von Petersilie. Ist super gut zur Vorbeugung und Behandlung von Uebersaeuerung, Rheume, Gicht.
    Danke fuer den tollen Blog.
    LG, Julia

  2. Hallo. In meinem Garten haben wir einen kleinen teich.Auf dem teich wahsen wasserlinsen. Meine Hühner und enten lieben die. Der vorteil ist:du hast fast das ganze jahr frischfutter für deine Enten.
    Ps. Sie wähst sehr schnell nach.

  3. Hallo Ralf !

    Verfolge schon sehr lange deinen Blog, Fernsehen/Video gucken ist nichts für mich, ich lese lieber.
    Also Vogelmiere kann man ruhig essen, im Salat ist er nicht schlecht, aber nicht zuviel davon verwenden.
    Übrigens Smoothie kannst auch daraus machen, mit ein paar anderen unliebsamen Gästen rein in den Mixer und trinken.
    Gesund soll es auch sein und die Unkrautvernichtung hat gleich eine andere Bedeutung.
    Werde wenn es an der Zeit ist auch mal darüber in meinen neuen Blog berichten.

    Lg Robert

  4. Hallo
    Das hab ich im Netz gefunden.

    200 g Vogelmiere
    2 Frühlingszwiebel(n), mit Lauch
    1 große Tomate(n)
    Salz und Pfeffer
    Dill, gehackt
    etwas saure Sahne
    4 Ei(er), hartgekocht, geschält
    Portionen
    Zubereitung

    Vogelmiere und Frühlingszwiebeln klein hacken, salzen, mit saurer Sahne mischen. Die Tomate fein schneiden und darunter geben.
    Die Eier vierteln, auf 4 Tellern setzen und den Salat dekorativ darauf verteilen. Mit dem gehackten Dill großzügig bestreuen.

  5. Aha interessant. Das Zeug wächst bei mir überall wie blöde. Zum glück ist es vergleichsweise leicht zu entfernen. Kommt mir hier und heute nicht auf den Teller, aber gut zu wissen wenn mal Krieg ausbricht 😉

  6. das werde ich doch in diesem jahr gleich ausprobieren.ich warte schon gespannt auf deine rezepte.sonnst haben das immer die hühner und enten bekommen.aber jetzt essen mein mann und ich auch schon mal girsch.auch mit 60.j.muß mann noch viel ausprobieren.bleib so wie du bist, ich wünsche dir und deine familie ein schönes erfolgreiches 2014.

  7. Vogelmiere kann man ganz ohne Bedenken essen, sie gehört bei mir zu den Grundnahrungsmitteln genau wie viele andere Wildkräuter. Das Wort Unkraut gibt es bei mir nicht, da gibt es eben nur Wildkräuter. Nicht alle kann man essen aber bei der Vogelmiere kann man kaum etwas falsch machen, vorausgesetzt man sammelt sie im Biogarten oder im Wald, da kann man noch einigermaßen sicher sein, daß keine Pestizide dran sind.

    Bei Deinem zuletzt angesprochenen Thema 😉 kann ich spaßeshalber nur folgende Mittelchen empfehlen:
    Liebstöckel, Sellerie, Petersilie, Karotte, Kalmus, Brennesselsamen/Brennesselwein, Weißdorn, Knoblauch, Ginseng, Rosmarin, Weintrauben, Honig, Mandeln, Muskatnuß, Datteln, Kardamon, Kürbis, Süßholz, Erbsen, Gewürznelken, Maca-Wurzel

    oder einfach mehr Ausruhen. Du hast ja mit den Wildkräutern so ziemlich alles, was Du zum Leben brauchst und das wächst, wie Du es ja bereits erwähnt hast, ohne jeglichen Arbeitsaufwand und vieles davon auch fast das ganze Jahr hindurch.

    Also mein Tipp: Ernähre Dich von Wildkräutern und Du hast für die schönste Nebensache der Welt genug Zeit und bist auch dafür ausgeruht.

  8. Ich habe Vogelmiere schon gegessen. Aber nicht pur. Wenn ich einen Kopfsalat ernte, sammle ich oft verschiedene Kräuter, die dann mit in den Salat kommen. Darunter auch Blättchen der Vogelmiere.
    Als „Unkraut“ finde ich Vogelmiere gar nicht so dramatisch. Wo sie mich stört, rupfe ich sie aus. Das geht ganz leicht. Die Pflanze hat dünne, kurze Wurzeln und wird nicht hoch.
    Ich kenne Rohkostler, die ihr Essen zum Teil in einem Park mitten in der Großstadt sammeln. Womöglich waren Bello und Felix auch schon da (würg!). Vielleicht sollte man sein Unkraut an solche Leute verkaufen. Fäkalienfrei und garantiert biologisch. Man könnte auch sein Gartentor öffnen und „Vogelmiere zum Selberpflücken“ anbieten…

  9. Hey Ralph,

    ich hab ja uahc nen großen AGrten, naja, eher nen Feld, ist knapp nen Ha groß.
    Und ich hab schon die ganze Zeit gerätselt, was denn eigentlich Vogelmiere für nen Zeug ist- dachte immer- bei mir wächst das nicht!

    so, jetzt wo ich das aber bei dir in der makro aufnahme gesehen hab, und wo du erwähnt hast, das es die hühner gerne fressen, ist der groschen gefallen:
    Das Zeug heißt bei uns hier ( in Rheinhessen) GÄNSEGRAS!

    Und es wächst überall, und auch meine Hühner fressen es!
    Na dann werd ich demnächst mal nen Salat draus probieren- vllt kombiniert mit Feldsalat, der auch gerade auf meinem brachliegendem Kartoffelacker zusammen mit Senf wächst- weiß der kuckuck , wie der da hinkam, aber schadet ja nix, quasi gründüngung ohne was zu machen!

    lg

    Ando

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