Jetzt schreien sie wieder. Ich kann es bis hier hin hoeren. Welch lausiger Bienenvater ich doch bin, bei zweien meiner Wirtschaftsvoelker die Wabenhygiene ausgelassen zu haben. Das Ende der Bienen weltweit ist besiegelt. Die Menschheit wird aussterben, der Planet sich in eine oede leblose Wueste verwandeln und das alles nur, weil ich entschieden habe, die Voelker nicht auseinander zu reissen und die Waben neu zu ordnen. Damit verbleiben bebruetete Waben im Volk, die, nach Lehrbuch, eigentlich haetten entfernt und eingschmolzen werden muessen.
Eine kurze Erklaerung
fuer die, die sich mit Bienen nicht so gut auskennen. Die Zargen, und damit die Waben in einem Bienenvolk, gehalten in konventionellen Beuten wie den Zanderbeuten, die ich benutze, sollen in jedem Jahr die Position wechseln. Eine Zarge, die in einem Jahr oben gestanden hat, wandert nach unten und an deren Stelle wird eine frische, meist eine ausgeschleuderte Honigzarge gestellt. Die untere, also die aeltere, wird entfernt und eingeschmolzen. Damit soll sichergestellt sein, dass moeglichst wenige Keime vorhanden sind. Das geht reih um. In jedem Jahr wird die aelteste Brutraumzarge durch eine frische ersetzt.
Um das aber auch so durchfuehren zu koennen, darf die Zarge natuerlich keine Brut enthalten. Macht ja keinen Sinn, Waben mit Brut aus dem Volk zu entfernen. In der Theorie wandert das Brutnest in einem Bienenvolk im August nach oben in die juengere Brutzarge, wodurch die untere brutfrei wird. Ende August sollte das eigentlich geschehen sein.
Was aber, wenn dem nicht so ist? Dann, so habe ich es mir im Kurs angesehen, werden die Waben mit Brut in der Zarge, die eigentlich entfernt werden soll, herausgenommen und in die oebere anstelle von brutfreien Waben eingehaengt.
Ein Volk geradezu vorbildlich
Bei einem meiner Voelker ist das auch so gewesen, wie es sein soll. Die untere Zarge war brutfrei und ich konnte sie ohne Weiteres entfernen. Die anderen beiden Wirtschaftsvoelker aber enthielten in der zu entfernenden Zarge noch ca. vier Waben mit Brut. Ich musste entscheiden. Die Voelker komplett auseinander zu nehmen und die Waben zu tauschen, oder aber, auf die Wabenhygiene zu verzichten und alles so zu belassen wie es war. Auch auf die Gefahr hin, fuer das Aussterben der Bienen weltweit verantwortlich zu sein. 🙂
Ich musste entscheiden
Ich habe mich fuer die zweite Moeglichkeit entschieden. Warum? Das ist leicht erklaert. In der Bienenkiste, einer anderen Variante der Bienenhaltung, ist Wabenhygiene in dieser Form nicht vorgesehen und nicht geplant. In der Natur wuerde auch keine Wabenhygiene stattfinden und, was vielleicht der wichtigste Grund war, das Bienenjahr war nicht leicht. Es begann sehr spaet und hinkte, jedenfalls bei mir, das gesamte Jahr hinterher. Bei mir sind eine ganze Reihe von Dingen passiert, die so nicht haetten sein sollen. Ich hatte ein wenig Bammel davor, bei der Aktion eine Koenigin und damit ein Volk zu verlieren.
Uebrigens, ich habe auch von Imkern gehoert, die die Wabenhygiene erst im Fruehjahr machen. Zu einem Zeitpunkt, zu dem die Voelker noch klein sind und die untere Zarge noch brutfrei ist. Damit haette auch ich noch die Moeglichkeit, die aeltere Zarge gegen eine neue zu ersetzten.
Jetzt koennte man natuerlich fragen, warum es nicht generell so gemacht wird. Anstatt Brutwaben von einer Zarge in die andere zu haengen, die Voelker so komplett durcheinander zu werfen, boete sich das Fruehjahr doch geradezu an? Wenn ich das richtig verstanden habe, hat die Wabenhygiene zum jetzigen Zeitpunt aber den Vorteil, dass die leere Honigzarge als Puffer zwischen dem Brutnest und der Ameisensaeure dient. Damit soll Brutschaeden vorgebeugt werden.
(Sollte ich jetzt hier Quatsch erzaehlen, bitte berichtigen) 🙂
Und die vier Jungvoelker?
Der von mir gebildete Ableger macht einen guten Eindruck. Die Zarge ist nicht ganz ausgebaut, und so verbleibt dieses Volk auf einer Zarge und geht so in den Winter. Bei den drei Schwaermen, die ich fuer mich selbst behalten habe, sieht es unterschiedlich aus. Einer verbleibt in einer Zarge und geht so ins neue Jahr. Einen weiteren, zwar spaeter eingefangen, dafuer aber wesentlich staerkeren Schwarm habe ich eine Honigzarge mit Resthonig aufgesetzt und werde versuchen, das Volk auf zwei Zargen zu ueberwintern.
Beim dritten Schwarm habe ich mich fuer das Aufloesen entschieden. Die Vermutung, dass es dazu kommen wuerde, hatte ich ja schon in meinem letzten Film geaeussert. Dieser Schwarm stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Vier mal habe ich versucht, die Bienen in die Schwarmkiste zu bekommen und vier mal sind sie mir wieder herausgeflogen. Der Schwarm hing so unguenstig am Stamm, dass ich es wohl nicht geschafft habe, die Koenigin mit hinein zu schuetteln. Beim vierten mal bleiben sie wenigstens drin.
Undank ist des Menschen Lohn
Ich bin ja so ein netter Mensch und hatte einen Tag spaeter wieder fremde Kinder zu Gast. Denen wollte ich das Schauspiel goennen, zuzusehen wie ein Bienenschwarm in eine Beute einlaeuft. Auch das ist mir gruendlich daneben gegangen. Die wollten „um’s Verrecken“ nicht in die Beute hinein. Sind drunter gekrabbelt, unter die Blechhaube, ueberall hin, nur nicht hinein. Ich habe Stunden gebraucht, um wenigstens die meisten Bienen in die Beute zu bugsieren. Ich nehme an, schon zu diesem Zeitpunkt war das Volk weissellos.
In weiser Voraussicht habe ich aus einem anderen Volk eine Brutwabe entnommen und in den Schwarm eingehaengt. Warum darauf keine neue Koenigin gezogen wurde, ist mir ein Raetsel. Einzige Erklaerung dafuer, die ich mir vorstellen kann, es war keine frische Brut auf der Wabe. Wie auch immer, dieses Volk habe ich aufgeloest. Wie man das macht, habe ich schon in einem anderen Artikel gezeigt.
Was mich an der ganzen Sache aber am meisten stoert: Die Kinder, fuer die ich eigentlich das ganze Schauspiel veranstaltet habe, hatten nach 5 Minuten keine Lust mehr zuzusehen und sind Fussball spielen gegangen. Undank ist des Meschen Lohn.
Was kommt jetzt?
Das Bienenjahr ist so gut wie rum. Jedes Volk hat von mir eine Leerzarge aufgesetzt bekommen, in der ich vor Kurzem die erste Behandlung mit Ameisensaeure vorgenommen habe. Bei der Gemuelldiagnose vorher habe ich zwar keine nennenswerte Milbenbelastung festgestellt (sie lag bei 1 bis 3 Milben pro Volk), aber behandelt habe ich trotzdem. Die Wirtschaftsvoelker mit 100 ml Ameisensaeure und die Schwaerme mit jeweils 50 ml. Die 100 ml sind nicht vollstaendig in drei Tagen verdunstet. Werde ich also nach dem Auffuettern, was zur Zeit im Gange ist, noch einmal Milben zaehlen muessen und eventuell nochmals behandeln. Dann bleibt mir nur noch zu hoffen, so viel richtig gemacht zu haben, um keine Voelker im kommenden Winter zu verlieren und in die neue Saison mit sechs Voelkern in konventionellen Beuten und einem in der Bienenkiste arbeiten zu koennen.
Ich bin ja meist ein Optimist, aber in diesem Falle eher nicht. 🙁
8 Antworten
Was heisst da Undank ist des Menschen Lohn? Das sind Kinder. Ist doch schön wenn die Fussballspielen. Wenn da einfach eine Ladung Insekten unmotiviert planlos rumkrabbelt ist das eben auch nichts anderes als einen Ameisenhügel anzuschauen und das hat jeder der Kinder hoffentlich schon zur Genüge getan.
Studien haben ergeben, dass der Mensch aus Fehlern mehr lernt als aus Erfolgen. Dass uns dies nicht öfters durch solche Videos ermöglicht wird, liegt wahrscheinlich an der systemimmanenten Eitelkeit der meisten Online-Video-Macher 😉
RR Hase du bist ein Teufelskerl!
Gute Videos und mutiger Schritt diese, auch wenn’s manchmal nicht so läuft,
Auch noch zu zeigen.
Mach weiter so
Hi,
generell ist etwas Abstand bei der Ameisensäurebehandlung gut,
aber es reicht ein Futterkranz, oben auf den Waben von 3-5 cm völlig aus, da die Ameisensäure sowieso sich in ein gleichmäßiges Säure /Luftgemisch in der/den Zargen verteilen muss und damit die Behandlung funktioniert.
Außerdem ist bei den Ablegern im September auch meist nur eine Zarge vorhanden – also keine sorge 3-5 cm Futterkranz sollte reichen.
Zweitens bei dem 2ten Volk,
wenn viel Brut (min 1/4tel) auf der Wabe ist einfach die Wabe an den Rand der neu aufgesetzten Honigraum Zarge setzen (kann man in 2-3 Wochen wenn alles geschlüpft ist rausnehmen oder man lässt sie drinnen.
Ebenso volle min 3/4tel volle Pollenbretter – Alles andere raus, auch Honig, raus, raus , raus – Hygiene geht hier vor und etwas Brutverluste gleichen die Bienen ohne Probleme bis ende September aus.
Beim 3ten Volk,
nun wenn normale Arbeiterinnen Brut verdeckelte da ist muss die Königin noch vor 2-3 Wochen dagewesen sein- neue Brut muss aktuell nicht mehr sehr viel da sein, da die Bienen ja ihren Bestand an Bienen abbauen – Am besten in ein paar Tagen nochmal nachschauen, ob die Larven zu normaler Brut verdeckelt wurden.
Auch hier würde ich die Brut in den neu aufgesetzten Honigraum packen und die untere Zarge dann entnehmen.
Bei Ablegern mache ich meist keine As-Behandlung im August, wenn nicht ein starker Varroabefall herrscht (Windeldiagnose), da meist die Brutstärke und das Wachstum der Völker durch die Behandlung zurückgeht.
Erst im September werden dann alle zeitgleich behandelt um die letzte Brut mit den Winterbienen zu schützen
Nur die Wirtschaftsvölker behandle ich immer im Aug – Wobei wichtig ist das die ganzen 100ml verdunstet sind, sonst wirkt die Behandlung nicht richtig. Hier besonders den Varroafall aus der Vordiagnose und der jetzigen Behandlung +12 Tage vergleichen, ob die Menge stimmt.
Mach doch mal BITTE wieder ein Video von deinen Kaninchen oder allen Tieren zusammen! 😀
Hi,
Deine Probleme kommen mir echt bekannt vor. Ich (Jungimker) habe jetzt schon 4 neue Ableger erstellt und die ersten 3 hielten sich an gar keine Regeln. Zumindest laut meiner Imkerpaten…. Erst jetzt habe ich (das letzte erstellte Volk) endlich mal eine Königin, die offensichtlich das Buch vom Herrn Liebig „Einfach Imkern“ gelesen hat. Hurra ein Standardvolk!
Also, ich denke, du probierst viel aus und das solltest du auch tun. Wie soll man denn auch sonst schlau werden.
Bei deinem zweiten Volk im Film, bei dem noch Brut im unteren Brutraum war, hätte ich vielleicht eine Lösungsmöglichkeit. Zumindest habe ich dieses Problem bei der Wabenhygiene so gelöst:
Wenn im unteren alten Brutraum noch Brut ist, achte ich auf die Königin, diese sollte im oberen Brutraum sein – zur Not umsetzen. Dann setze ich das Königinnengitter zwischen dem alten unteren Brutraum und dem oberen Brutraum ein. So kann Eminenz nicht mehr runter, die Brut kann dann „auslaufen“ und je nach alter der Brut kann ich dann den alten Brutraum wegnehmen ohne zu viel Brut zu entnehmen. Trotzdem habe ich die Zarge mit den ausgeschleuderten Waben aufgesetzt. Das Volk nahm die neuen Waben oben an und unten lief die Brut aus und nach ca. 1 Woche waren alle Bienen geschlüpft. Untere Zarge weg und gleich eingeschmolzen.
Hat bei mir gut funktioniert – vielleicht hilfts Dir.
Gruß, Oliver
Lass es doch ruhig so wie es ist…die Bienen ziehen von ganz alleine nach oben und im Frühjahr kannst du die untere Zarge problemlos wegnehmen.
Und doch…in der Bienenkiste MUSS Wabenerneuerung gemacht werden. Warum sollte es da nicht gemacht werden müssen?
Beim dritten Volk: „Schmeiß“ alles zusammen. Wenn sie weisellos sind werden sie sowieso bald drohnenbrütig, aber das hörst du ja auch…oder leiden die Not?
Bei mir klappt das mit dem Wabentausch nur im Frühjahr.