Es kommt ja recht haeufig vor, dass ich, vor allem mit den Kindern, durchs Dorf spaziere. Meistens in Richtung Spielplatz. 🙂 Auf dem Weg dahin, liegen so einige Gaerten und es faellt mir schwer, daran vorbei zu gehen, ohne die neuesten Entwicklungen zu betrachten. In dem einen wird umgegraben, in einem anderen gefraest, in einem weiteren gepfluegt und in vielen anderen gleich alles zusammen. So ist das nun mal hier auf dem Land. Traditionell, „haben wir schon immer so gemacht und machen wir auch so weiter“. Die ganze Sache ist auch schluessig. Am Ende der Saison ueberlaesst man den Garten sich selbst, was auch immer wachsen will, soll wachsen. Denn im Fruehjahr, jetzt um die Zeit, da geht es dem ganzen Unkraut mit mehr oder weniger schwerem Geraet an den Kragen. Einmal mit dem Pflug ueber den Acker, und schon ist von all dem Gruenzeugs nichts mehr zu sehen. Dann wird noch mal mit der Fraese drueber gefahren und der Garten sieht aus wie geleckt. Wenn ich dann kurze Zeit spaeter noch die kleinen blauen Kuegelchen sehe, dann weiss ich, es geht bald los. So ist das eben, hier auf dem Land.
Hier wird nicht experimentiert
Anstatt Mandalabeete anzulegen, anstatt Hochbeete zu bauen, anstatt zu mulchen wird kurzer Prozess gemacht. Allseits beliebt uebrigens auch unser aller Favorit, dieses nette Totalherbizid aus Uebersee. Wenn irgendwo Gras welkt, wenn ploetzlich die Pflastersteine vor der Garage wieder zu sehen sind, wenn ploetzlich wieder Johannisbeeren zwischen den welkenden Brennesseln auftauchen, die chemische Industrie hat geholfen.
Ich bin geradezu fortschrittlich
Man mag mir ja vorwerfen, ich wuerde mich mit meinem Garten immer mehr der klassischen Landwirtschaft annaehern. Einen kraeftigen Einachser, eine gruendliche Bodenbearbeitung und keine Mandalabeete oder Keyholegaerten, Sie sollten mal sehen, was da sonst so in Deutschlands Gaerten ablaeuft. Sie werden Ihre Meinung ueber mich ganz schnell aendern und mich geradezu als den progressivsten Hobbygaertner des Landes betrachten. 🙂 Mit Humor, mit Neugier und mit Experimentierfreude. Aber nun gut, das ist ein anderes Thema.
Kein Pflug, was nun?
Das Wort Bodenbearbeitung ist gefallen. Dann moechte ich ein paar Worte ueber die Bodenbearbeitung in unserem Garten in diesem Jahr verlieren. Die ersten Arbeiten habe ich ja schon vor einigen Tagen erledigt. Erst einmal eine ordentliche Portion Alpakamist ausgebracht, dann das Gruenzeugs, die Gruenduengungen, und was da sonst so wuchs, ganz flach mit der Fraese zerschreddert und dann einige Tage liegen gelassen.
Besaesse ich einen passenden Pflug fuer meine neue Maschine, haette ich wohl jetzt gepfluegt. Darueber mag man denken wie man will, ich haette damit kein Problem. Auch wenn der Pflug mittlerweile einen ziemlich schlechten Ruf besitzt. „Der Pflug ist der Fluch“, habe ich mal irgendwo gehoert. Pflug ist nicht gleich Pflug. Die Tiefen, die ich mit meinen bescheidenen Mitteln jemals erreichen kann, sind nicht mit denen zu vergleichen, die ein Landwirt mit seinem tonnenschweren 4 Schar Pflug erreicht. Jede Kartoffelernte bringt mehr Stoerungen des vielgepriesenen Bodenlebens mit sich, als das, was ich jemals mit meinen Mitteln erreichen kann. Mir waere es nur darum gegangen, die existierenden Unkraeuter nur so weit zu vergraben, damit sie nicht wieder anwachsen. Damit haette ich mir einen kleinen, aber entscheidenden Vorsprung vor dem Unkraut verschafft, dass ja so oder so wieder spriessen wird. Allerdings habe ich bei dem neu aufkommenden Unkraut eine gute Chance, wenigstens bis Mitte Juli Schritt halten zu koennen, bevor es dann den Acker wieder fuer sich in Anspruch nimmt. 🙂
Das ist genau die Zeit, die ich brauche, um Pflanzungen und Aussaaten in die Erde zu bringen.
C Rohr an Gartenschlauch
Aber, ich besitze leider keinen passenden Pflug. Ein passendes Pflugkopfstueck habe ich mir zwar mittlerweile besorgt, allerdings ist der Pflug zu klein. Oder besser gesagt, der Anschluss am Einachser ist gut 15 Zentimeter hoeher als beim Iseki. Ich kann die neue Maschine hinten gar nicht tief genug herunter druecken, um damit ueberhaupt noch nennenswert in die Erde zu kommen. Hoert sich ziemlich technisch an, ist aber im Prinzip ganz einfach. Versuchen Sie mal, ein C Rohr der Feuerwehr an ihren Gartenschlauch anzuschliessen. 🙂
Dann Plan B
So habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, noch eine weitere Bearbeitung mit der Fraese durchzufuehren. Dieses mal allerdings tiefer, so tief es eben ging. Das duerften, wenn es hoch kommt, 10, an manchen Stellen vielleicht 15 Zentimeter tief gewesen sein. Keinesfalls mehr. Das hat gerade mal gereicht, um die oberen paar Zentimeter gut durchmischt und locker zu hinterlassen.
Da das Unkraut, vor allem die Graeser und der Ausfallweizen, ja nur durchmischt und nicht unter die Erde gebracht wurden, wird vieles davon wieder anwachsen. Trotzdem denke ich, damit kann ich leben. Den Rest erledigen die Schuffel, die Hacke und die Haende.
Von allem genug, ausser Stickstoff
Ach so, ein wenig geduengt habe ich bei der Gelegenheit auch noch. Unsere Bodenanalyse von vor zwei Jahren hatte ja ergeben, dass wir im Grunde genommen von allen Naehrstoffen und Spurenelementen genug bis ueberreichlich haben. Ausser Stickstoff. Daran duerfte sich auch in den letzten zwei Jahren nicht viel geaendert haben. Warum auch. Um den Stickstoffmangel auszugleichen, habe ich noch eine Portion Hornspaene verteilt. Allerdings weit unter der empfohlenen Menge. Einen 25 Kilo Sack (der ist erheblich preiswerter als die kleinen 5 Kilo Saecke) auf die gesamten 700 m2. Es haette auch gut und gerne die dreifache Menge sein koennen.
Ich denke mal, mein Anteil an der Nitratverseuchung unseres Grundwassers bleibt damit in vertretbarem Rahmen.
Ich wohne zwar auf dem Land, blaue Kuegelchen findet man bei mir allerdings keine. Auch keinen welkenden Grashalm. Denen ruecke ich immer noch in Handarbeit zu Leibe. Ganz so landwirtschaftlich gepraegt bin ich also doch nicht. 🙂
7 Antworten
Hallo Ralf,
wie wäre es mit einer kombinierten Düngung bei dir?
Und zwar du nimmst einfach deine Hornspäne und dazu Haarmehlpellets. So hast du die Haarmehlpellets sofort als Stickstoffdünger verfügbar und die Hornspäne dann etwa ab ca. 2 Wochen danach. Denn die Hornspäne muss ja erstmal umgesetzt werden.
Hier mal ein link wo ich die Haarmehlpellets beziehe:
http://www.eco-bio-systems.de/
index.php/de/Haarmehlpellets-
14-1-0-2/c-KAT123/a-P00484?
sid9696F864D3814C6EA4786042
356295ED=5ok0ml62q0c9df2leajhmlutg2
Gruß Vincent
Hi
in welcher Größenordung ist die Höhe der Kosten für Saatgut für solch einen Garten wie eurer?
Habe mir wie jedes Jahr meinen Kürbissamen bestellt und es ist ganz schön teuer, aber dafür habe ich auch die Sorten die ich haben will!
Denn die Kerne der selbstgezogenen Kürbisse sind ja immer Bastarde ;(!
LG
Uschi
Hallo Ralf
Auch wenn es ohne Chemie geht, so bin ich doch seit letztem Jahr um diese Zeit zum 100%igen Anhänger von Spritzmittelchen geworden. Beim Räumen auf unserem Speicher fand ich in einem Alibertschrank alte, abgelaufene Herztropfen von meiner verstorbenen Oma. Die habe ich dann mit Wasser verdünnt und auf meine Salat- und Kohlpflanzen gespritzt. Seit dem beissen meine Nacktschnecken jedes Vieh, was an die Pflanzen will, gnadenlos weg. Auch der Hund vom Nachbarn hat sich seit dieser Zeit nicht wieder in den Garten getraut.
Gruss Klaus S. aus S.
Hallo Ralf,
ganz schön teurer Spaß!!! Verstehe ich nicht …
Wie düngen alle 2-3 Jahre mit Pferdeäpfeln (Gewächshaus jährlich) und ansonsten mit eigenem Kompost von dem wir mehr als reichlich haben. Du nicht? + hin und wieder nach Bedarf Dolimitkalk ( Thomas Phillips 25kg – um die 2-3€)
Das ist alles in allem an sich schon mehr als reichlich.
Aber gut … 2014 ist bis jetzt der Wahnsinn!
Wir haben in Ostwestfalen um die 15-20 Grad über Tage im Schatten
und Nachts nicht mehr unter 4-5 Grad. und bis dato sind die Aussichten absolut stabil …
So ist auch bereits einiges in der Erde!
Und das meiste andere folgt diese und nächste Woche so wie Zeit ist –
man kommt gar nicht hinterher.
Auf die Eisheiligen können wir wohl pfeiffen.
Hallo sieht gut aus. Dünger-Streuen müssen wir mal üben, warst du nicht beim Militär? Immer schön auf rechten Bein mit rechten gestrecktem Arm die Hand leeren und dabei einen Halbkreis machen. Du sagst es gibt nichts Chemisches in deinem Garten, was ist z.B. mit dem Schneckenkorn das du streust. Mit diesen Dünger, hergestellt aus Hühnerkot ,Rinderjauche oder wie hier aus Rinderhufen. Ja da hab ich immer so meine Bedenken das ich Krankheiten einschleppe, weil wer untersucht den Dünger auf Bakterien, Keime, Medikamentenrückstände und sowas alles. Ich hab da einfach kein Vertrauen
Das sieht doch prima aus. ( Ich staun immer wieder, wie flach die Welt andernorts ist… ) Bei uns wird alles von Hand umgestochen. Ich hoffe allerdings, dass wir das nicht jedes Jahr machen müssen… So ne Maschine wie die deine hier müsste man in einigen unserer Äcker aber auch vor Absturz sichern.
Kompliment für die tolle Seite und deine Ausdauer als Blogger und Filmemacher. Daumen hoch und weiterhin alles Gute