Nun ist es um die sechs Wochen her, dass ich ueber unseren Versuch, Roggen, Weizen, Hafer und Linsen im Garten anzubauen berichtet habe. Und wenn ich mir den Film von vor sechs Wochen ansehe, dann muss ich sagen, es hat sich wirklich viel getan. Waren es vor Wochen noch winzige Pflaenzchen, die sich auf dem Acker fast verloren vorgekommen sein muessen, hat sich unser Acker bis heute zu einem wirklichen Getreidefeld entwickelt, durch das kaum ein Durchkommen ist. Es ist eine wahre Freude am eigenen Getreidefeld entlang zu spazieren.
Ein eigenes Getreidefeld im Garten. Ist das kein schoener Anblick? Im Vordergrund Hafer, dahinter Weizen und ganz hinten die grossen Pflanzen sind Roggen.
Der Hafer macht sich besonders gut, obwohl ich auf den Feldern der Umgebung schon die ersten Haferkoerner entdeckt habe. Davon ist unser kleines Stueck noch weit entfernt. Was den Hafer ausmacht, ist die Gesundheit. Da gibt es kein vergilbtes Blaettchen, der Hafer sieht einfach phantastisch aus. Es bilden sich die ersten Halme. Auf das Ergebnis bin ich wirklich gespannt.
Ebenso unser kleines Stueck mit Linsen. Auch die Linsen sind prima gewachsen, trotz der Trockenheit. Sattes Gruen. Ich habe nur keine Ahnung, wie eine Linsenpflanze aussieht und wie gross sie wird. Auf der Packung von Dreschflegel stand ja „ausreichend fuer 1 bis 2 Quadratmeter“. Wir duerften zeimlich genau in der Mitte liegen. Das Stueckchen ist schon ziemlich voll mit Pflanzen. Sieht recht beengt aus.
Die Linsen stehen ja schon ziemlich dicht. Ich frage mich, ob sie eine Stuetze brauchen? Weiss das jemand?
Auch unser Weizenfeld macht sich recht gut. Obwohl der Weizen laengst nicht so weit wie der Roggen ist. Wir finden die ersten Stengel, aber noch keine einzige Aehre. Der Weizen ist auch sehr unterschiedlich gewachsen. An einigen Stellen sehen wir saftiges Gruen und dicht wachsende Pflanzen, an anderen Stellen sieht es eher mau aus. Grosse Luecken in den Reihen, und auch die Wuchshoehe ist unterschiedlich. Aber gut, dafuer dass wir im Fruehjahr an dieser Stelle noch eine Wiese hatten, wollen wir nicht klagen.
Diese Weizensorte sieht nicht sonderlich gut aus. Sie bleibt klein und hat viele welke Blaetter.
Dafuer macht der Roggen wirklich Freude. Einige Pflanzen haben mittlerweile fast 1,8 Meter Hoehe erreicht. Das Stueck ist voller Aehren, das ist wirklich ein Anblick. Da faellt mir gerade ein, meine Grosseltern haben frueher Roggen als Futter fuer die Kaninchen angebaut. Die haetten hier was zu fressen.
Da kommt mir doch gerade eine Idee. Ich muss mir mal ueberlegen, ob es nicht Sinn macht, im Fruehjahr Roggen auszusaehen, diesen Anfang bis Mitte Mai abzumaehen und als Mulchschicht auf den Beeten zu belassen. Ich habe schon mal von einer aehnlichen Variante mit Ackerbohnen gehoert. Frischer Roggen duerfte fuer die Regenwuermer wesentlich besser verdaulich sein, als das eher schwer verrottbare Stroh oder Heu, das wir gelegentlich schon als Mulch verwendet haben. Wir haben schon oft Roggen als Gruenduengung benutzt. Das war allerdings immer Winterroggen, um den Garten ueber den Winter hin bewachsen zu halten. Im Fruehjahr wurde der Roggen einfach untergegraben. Das war immer eine ziemlich harte Arbeit. Der Roggen hatte so ein dichtes Wurzelwerk, extrem schweisstreibend und auf unserer grossen Flaeche auch von Hand gar nicht machbar. Es waere doch viel einfacher, diese Arbeit von den Regenwuermern machen zu lassen. Wuerde sofort zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Mehr organisches Material im Boden, eine dichte Mulchschicht, die die Feuchtigkeit besser im Boden haelt. Problem dabei sind die fruehen Aussaaten wie Moehren oder Dicke Bohnen. Ich lasse mir das noch mal durch den Kopf gehen.
Ein Dschungel aus Roggen. Ich kann mich nicht satt daran sehen. Vielleicht sollte ich mir doch langsam mal Gedanken darum machen, wie ich das alles ernten will.
Wir hatten bisher erstaunlich wenig Probleme mit Unkraut. Ich bin nur ein einziges Mal mit der Hacke durch die Reihen gegangen und habe gehackt und Unkraeuter ausgezupft. Spaeter dann habe ich noch einmal alle Unkraeuter, die ich beim Hacken nicht erwischt habe, von Hand ausgezupft. War nicht besonders viel Arbeit. Wir moegen Glueck gehabt haben, oder es hat am trockenen Jahresverlauf gelegen. Der Acker ist schlicht knochentrocken, und ich weiss wirklich nicht wo das Getreide noch Wasser finden kann. Ganz zu schweigen davon, dass noch etwas Wasser fuer Unkrautsamen uebrig bliebe.
Ansonsten habe ich vor einiger Zeit einmal versucht, als wir hier wirklich nur noch pralle Sonne und Hochsommertemperaturen hatten, den Getreideacker zu bewaessern. Mal abgesehen davon, dass unser Rasensprenger gar nicht so eine grosse Reichweite hat, um alles gleichmaessig zu beregnen, das machte auch wenig Sinn. Kaum ein Getreidefeld hier in der Gegend wird bewaessert. Bei so viel Getreide wie hier waechst. Entweder wir bekommen Regen, oder das Getreide muss mit dem Vorlieb nehmen, was es hat. Das wenige Wasser was durch den Rasensprenger aufs Feld regnete, war nicht der Rede wert. Der haette Stunden laufen koennen, und doch waere es nur ein Tropfen auf den heissen Stein gewesen. Ich hab’s dann auch wieder drangegeben.
Ich bin ja mal gespannt, ob es fuer einige eigene Brote reicht. Wenn die Landwirte schon Ernteausfaelle befuerchten, dann wird es mir nicht besser ergehen.
Alles in allem denke ich koennen wir zufrieden mit dem sein, was wir bisher erreicht haben. Um aber ein wahres Gefuehl davon zu bekommen, wie so ein Getreideacker im Garten aussieht, habe ich einen kurzen Film darueber gedreht. Die Voegel in den Kirschbaeumen in Nachbars Garten geben die richtige Geraeuschkulisse im Hintergrund. Man koennte meinen, im Dschungel zu sein. Waeren da nicht die ewigen Flugzeuge auf dem Weg in Richtung Duesseldorf Airport. Also unbedingt ansehen. Da muesste eines jeden Hobbygaertners Herz hoeher schlagen.
Alle vorhergegangenen Artikel ueber unseren Getreideanbuversuch habe ich noch einmal zusammengefasst.
Getreideanbau im Garten. Erstes Update. (Video)
Hafer im Garten und eigene Haferflocken herstellen.
Hobbygarten 2.0, oder vom Wunsch eigenes Getreide zu ernten. (Video)
9 Antworten
Hallo Ralf,
sah halt etwas nach Löwenzahn aus. Viel Löwenzahn soll gut gedüngte Erde bzw. hohen Stickstoffgehalt der Erde anzeigen, las ich? Wir können hier schwimmen im Löwenzahn, er wächst wie verrückt, denke es liegt auch an den Rindern die hier von einer Wiese zu Nächsten ziehen (getrieben) werden.
Häufig versagt der E-Zaun und nach 2-3 Tagen merken es die Rinder, dann hauen Sie einfach ab, immer die Straße runter ins Dorf…Der Bauer kommt dann nachdem man ihn angerufen hat und treibt Sie wieder zurück…
Im Moment sind etwa 30 Rinder auf der Wiese, erstaunlich wie flott Sie einige tausend qm aufgemampft haben…
Gruß
Michael
uii prima gewachsen Euer Getreide…das die Linsen so gut kommen ist Glückssache, das habt ihr dem trockenen Wetter zu verdanken..Linsen brauchen es unbedingt trocken…auf die Ausbeute bin ich auch gespannt..
Grüßli Conny
p.s die Amaranth sind aufgekeimt*freu*..
Der Mais auch. Allerdings nur etwa ein Drittel. Haette mich auch gewundert wenn mal was zu hundert Prozent bei mir geklappt haette. 🙂
Gruss RR
hallo,
ich habe seid kurzem einen kleingarten und verschlinge deinen blog…ich finde tolle anregungen bei dir…weiter so…:-)
übrigens, dein unkraut, welches du auf deinem getreidefeld rausreißt, ist hirtentäschel…das ist nänlich kein unkraut sondern eine heilpflanze…
hier kannst du ein bisschen nachlesen:
http://www.kraeuter-verzeichnis.de/kraeuter/hirtentaeschel.htm
also ich bin schon auf deine nächsten posts gespannt. liebe grüße aus leipzig
Hallo Sandra
Freut mich wirklich wenn dir mein blog gefaellt. Vielen Damk fuer den Link. Wenn ich das lese bekomme ich ja ein schlechtes Gewissen so ueber den Hirtentaeschel gesprochen zu haben. Ich muss mich mal um Kraeuter kuemmern. Sind in unserem Garten immer zu kurz gekommen.
Gruss RR
Hallo Ralf,
sieht prächtig aus Dein Feld! 😉 Wir wären froh wenn es bei uns so wachsen würde, aber wir sind halt auf knapp 1000 Metern am Nordhang und haben dort halt weniger Sonnenstunden.
Das „Unkraut“ was Du im Film gezeigt hat, sah etwas nach Löwenzahn aus? Wir essen das als Salat, eine Delikatesse. Sehe gerade hier gibt es Rezepte:
http://www.chefkoch.de/rs/s0/l%F6wenzahnsalat/Rezepte.html
Werde mal sehen bald ein weiteres Video zu drehen, aber es muss mal ein wenig wachsen, damit man etwas auf unserem Gemüseacker sieht ohne zu viel zoomen zu müssen…;-)
Gruß
Michael
Hallo Michael
Nein, Loewenzahn ist das nicht. Den kenne ich. Habe schon Schubkarren davon fuer die kaninchen gestochen. Ich habe sogar mal versucht welchen anzubauen. Extra Loewenzahn. Keine Chance.
Gruss RR
Ich finde es super das euer Experiment so super funktioniert … aber wirklich gespannt bin ich wie später die Ausbeute ist 😉
Hallo Klaus
Das hoffe ich auch. Eine gewisse Skepsis bleibt bei mir aber bestehen. Wir haben schon so viel probiert und waren der Meinung das wuerde super werden, bevor dann doch irgendetwas dazwischen kam. Fressfeinde, das Wetter. ‚Wuenschen tue ich mir den Erfolg aber doch. Ist einfach eine tolle Sache.
Gruss RR