Ich muss ja ehrlich zugeben, als ich die Wachs-Honigpampe gesehen habe, da konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass daraus einmal ein geniessbarer halbwegs klarer Speisehonig werden wuerde. Eher haette ich mir vorstellen koennen, diese Pampe an die Tiere zu verfuettern, als dass ich jemals auch nur ein einziges Brot damit bestreichen wuerde. Dieses Gemisch aus Mittelwaenden, Pollen, toten Bienen, Brut, Wabenbau und Honig, das konnte sich doch nicht einfach dadurch in etwas Geniessbares verwandeln, nur weil es durch ein Gemueseschutznetz tropfen wuerde. Aber ich habe mich gewaltig geirrt.
Ein langer, sehr langer Weg
Heute moechte ich mal einige Worte ueber unsere erste Honigernte verlieren. Zwei Jahre hat es naemlich bis dahin gedauert. Im ersten Jahr habe ich erst gar keine Bienen bekommen. Ich war zu spaet. Im zweiten (Bienen) Jahr dann Bienen, ein Volk in einer Bienenkiste und eines in einer konventionellen Beute. Die ganze Muehe, pflegen, fuettern, behandeln, die Sorge darum ob meine Bienen auch den Winter ueberstehen. Der Rueckschlag als eines der beiden Voelker im Fruehjahr eingegangen war und auch das Volk in der Bienenkiste nur mit Muehe ueber den Winter gekommen ist.
Dann das schlechte Wetter zu Beginn des Jahres. Viel zu kalt, viel zu viel Regen, nicht gerade ideale Bedingungen fuer Bienen. Als ich die Mittelwaende in den Honigraum der Bienenkiste eingesetzt habe, war der vordere Brutraum noch nicht einmal komplett ausgebaut. Ich hatte nicht viel Hoffnung. Dann hat es nochmal ewig gedauert, bis der Honigraum ausgebaut war und ich ganz sicher Honig drin hatte. Und wenn es am am Ende auch nur fuer ein einziges Butterbrot gereicht haette, ich haette mich schon wie der „Koenig von Deutschland“ gefuehlt (es ist doch etwas mehr dabei herausgekommen 🙂 ).
Bienen, Brut und alles was da nicht hineingehoert wird rausgeschnitten und rausgepult
Wie bekomme ich nun den Honig aus den Waben?
Laut Bienenkiste sollte die Honigernte bis spaetestens Ende Juli abgeschlossen sein. Darueber habe ich ja schon berichtet. Heute ging es also darum, den Honig aus den Waben zu bekommen. Dazu sollte man die Waben von den Traegerleisten schneiden, zerstampfen und durch ein feines Netz, ich habe wie gesagt Gemueseschutznetz genommen, in einem gelochten Eimer in einen weiteren Eimer darunter laufen lassen. Wir haben all das, was meines Erachtens nach nicht in den Honig gehoert, aus den Waben herausgeschnitten. Ein wenig Brut, vielleicht 20 Zellen, Pollen und alles, was mir suspekt erschien.
Die Stampferei war schon eine ziemlich klebrige Angelegenheit, und was dann in dem Kuebel zu sehen war, sah alles andere als nach einem jemals verzehrfaehigen Honig aus. Aber ich bin ja Optimist (meistens jedenfalls 🙂 ). Die Pampe in den Eimer geschuettet, zwei Tage gewartet und siehe da, im unteren Eimer hatte sich feinster Honig gesammelt. Zwar stand auf der Oberflaeche ein weisslicher Belag, von dem ich noch immer nicht weiss, um was es sich dabei handelt, der liess sich aber recht einfach mit einem Stueck Frischhaltefolie entfernen. Jedenfalls zum groessten Teil.
Eine einfache, aber sehr effektive Methode Honig zu gewinnen. Zwei Eimer und ein wenig Gemueseschutznetz genuegen
Dann abfuellen. Zuerst war der Honig noch recht trueb. Das hat sich aber nach einigen Tagen komplett gelegt, so dass wir jetzt rund 8 bis 9 Kilo feinsten Honigs in unseren Glaesern haben. Und ich kann vorwegnehmen, so einen leckeren feinen Honig haben Sie in ihrem Leben noch nicht gegessen. Von Leuten, die sich mit Honig besser auskennen als ich, habe ich gehoert, es handele sich vorwiegend um Lindenbluetenhonig. Das kann gut sein. Zu der Zeit als die Bienen dann doch einmal fliegen konnten, bluehten Linden. Derer gibt es einige im Flugbereich meiner Bienen.
Auch mal kosten? Aetschibaetsch, keine Chance 🙂 Der ist unser!
Schnurzpiepegal, unser Honig ist der beste der Welt!!!
Ist letztendlich aber auch ziemlich egal, um was fuer einen Honig es sich handelt. Honig ist Honig, und dieser Honig ist unser Honig. Von mir aus auch Kaktus-, Radieschen- oder Tomatenhonig, ganz egal. Der erste eigene Honig. Welch ein Genuss. Gut, nicht die Menge. In einer Beute nach herkoemmlicher Imkerei haette ich wohl einiges mehr ernten koennen. Das hoffe ich, in den naechsten Jahren nachzuholen. Aber diesen Honig, den aus der Bienenkiste, mit all seinen Hoehen und Tiefen ergattert, den werde ich nicht vergessen.
15 Antworten
Hallo Ralf,
ich bin gerade über diesen Artikel gestolpert und dachte, er könnte Dich vielleicht interessieren: http://curbstonevalley.com/blog/?p=10333
Hallo Ralf, ich gratuliere ganz herzlich zu deinem verdienten Erfolg!
Und nun zum Thema – der weiße Belag – ich, als Enkelin eines Imkers kann nur sagen, dass es immer die beste, leckerste und feinste Sache von dem ganzen Honig war. :o))
Wir als Kinder haben ständig darauf gewartet, bis der Honig sich ein bisschen gehärtet hat und man konnte dann in jedem Glas den Belag mit dem Löffel abkratzen.
Und für den Winter hat Oma immer für jede Familie ein Glas mit Wabenhonig geschenkt – das ist die natürlichste Erkältungsprophylaxe, die ich kenne. Man kaut ihn wie Kaugummi und spuckt das Wachs aus, wenn es nicht mehr süß schmeckt. In den Jahren hatte ich nie Halsschmerzen. Probier mal. Den Kindern wird es ganz bestimmt schmecken!
Liebe Grüsse aus dem Raum Frankfurt a. M.
Tanja
Hallo Tanja
Haette ich das frueher gewusst, ich habe das ganze weisse Zeug weggeworfen. Jetzt bin ich schlauer.
Herzlichen Glückwunsch zum ersten Honig! Selbst geerntete/hergestellte Produkte schmecken immer doppelt so gut.
Die Honig-Wachspampe ist allerdings nicht so mein Fall. Versuche doch beim nächsten mal die Honigwaben zu entdeckeln (mit einer Entdecklungsgabel) und den Honig einfach auslaufen zu lassen. Mit dem Rest der übrig bleibt kannst Du ja dann immer noch matschen! 😉
Bin mal gespannt wie Du den Honig aus den Segeberger Rahmen rauskriegen willst. Hast Du schon eine Zentrifuge?
Grüsse
Uwe
Hallo Uwe
Nein, ich hoffe, der Verein wird eine ins Vereinshaus stellen, die jeder benutzen kann.
@pythia:
Honig ist ein Naturprodukt und kann in geringen Mengen Clostridien (Clostridium botulinum) enthalten. Deshalb sollen Kinder unter einem Jahr keinen Honig verzehren. Für alle anderen besteht aber keine Gefahr.
Und Honig kann man nicht gegen diesen Bakterium behandeln, ansonsten wäre es kein Honig mehr.
Hallo Ralf,
Danke für den ausführlichen Bericht. Der Gläserstapel am Ende des Videos sieht ja toll aus, den hast Du Dir redlich verdient 🙂
Zu Schade, dass ich den Honig nicht kosten kann.
Was machst Du denn mit dem Wachs, Kerzen gießen?
Liebe Grüße
Anna
wow! Das ist klasse! Ich weiß ja nicht wie viel Honig ihr so esst, aber scheint ja bis zur nächsten Ernte reichen zu können, vor allem wenn Deine anderen Völker dann in zukunft auch so… tragen? ;o) Viel Erfolg weiterhin! Und danke für die Videos und Dein Blog 🙂
Hallo Ralf,
herzlichen Glückwunsch zu Deinem Honig. Laß‘ ihn Dir schmecken.
Im Imkerbedarf gibt es für wenig Geld einen Honigrührer, der ca. 60 cm lang ist. Mit dem kann man die Honigwaben gut stehend zerstampfen, ist nicht so anstrengend wie mit dem Kartoffelstampfer. Gut, dass Du die Brutwaben rausgeschnitten hast, hast Du doch, oder nur die Pollenwaben? Beides sollte nicht zerstampft werden, wo kein Honig drin ist, kommt ja auch keiner raus.
Was machst Du mit den übrig gebliebenen Waben? Wegwerfen? Oder selber Mittelwände daraus pressen?
Ich habe dieses Jahr 3,5 kg Honig geerntet, mein Bienenschwarm ist erst vom Mai 2012. Bin ganz stolz drauf und ich finde eigenen Honig als etwas ganz besonderes. Noch spezieller als angebautes Obst und Gemüse. Echt edel.
Viel Freude beim Genuss Deines Honigs und liebe Grüße
Kirsten
Pollen ist doch das Beste am Honig 🙂 Brauchst Du nicht rausmachen!
Und: keine Angst vor Wachs. Außerhalb von Deutschland gilt Scheibenhonig (also Honig in der Wabe) als besondere Delikatesse und wird teuer verkauft. Bienenwachs wird in der Lebensmittelindustrie u.a. als Trennmittel bei Gummibärchen verwendet.
muss der honig nicht erst noch aufbereitet werden? Da sind doch auch Bakterien drin oder? Clostridien??
Hallo Phthia
Meines Wissens nach nicht. Er sollte nur einige Tage immer mal wieder geruehrt werden, damit er nicht so schnell kristallisiert. Das habe ich nicht gemacht. Aber wegen Bakterien braucht man wohl keine Angst zu haben.
Liest sich sehr schön, ich freu mich mit. Wünsche viel Genuss! 🙂
Wow den Honig möchte ich auch gerne mal auf mein Brot streichen 😀
Die Brut soll ja schmackhaftes Hühnerfutter sein. Die Pollen würde ich aber nicht weg schneiden, wäre doch schade darum. Mit den Brutwaben muss man aber wohl bei dieser Betriebsweise leben. Man kann ja nicht den ganzen Honig in Brutwaben herausschneiden.
Der Schaum oben muss auch nicht unbedingt weg. Man kann ihn auch wegschaben und gesondert abfüllen (gut macht bei so einer kleinen Menge kaum Sinn). Man kann den dann genauso gut aufs Brot schmieren. Gerade bei den Beuten (also nächstes Jahr), wo keine Brut im Honig ist hätte ich hier keine Bedenken, für manche ist das sogar der beste Teil des Honigs.
Und wenn dann nächstes Jahr der Ertrag steigt und die Apfelbäume richtig tragen, dann sollte dem ersten eigenen Honigwein nichts im Wege stehen.