Ob Sie das nun glauben oder nicht, es gibt gravierende Unterschiede zwischen dem Garten, den ich hier betreibe, und dem Gemuesegarten, wie ihn wohl die meisten anderen bewirtschaften. Nicht nur die Groesse, die um ein Vielfaches ueber dem liegt, was wohl der Normal-Hobbygaertner zu bearbeiten hat, auch nicht die Tatsache, dass ich, der „Herr der Pflanzen“ einen ziemlichen „Hau mit der Pann“ habe, nein, vielleicht der gravierendste Unterschied ist die Tatsache, dass ich mich auch an Grundnahrungsmitteln versuche. Ein Gemuesegarten ist ein Gemuesegarten, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Ein Gemuesegarten wird immer nur Gemuese liefern und hat mit Selbstversorgung herzlich wenig zu tun. (Ich rechne es Ihnen noch vor, wenn ich mal die Zeit dazu finde)
Es geht um Selbstversorgung
Mein Ziel ist es aber, auf unserem kleinen Stueckchen Land so viele Kalorien zu produzieren, wie wir theoretisch verbrauchen wuerden. Das habe ich schon mal in einem Film dargelegt. Deswegen meine Versuche im Weizenanbau, deswegen ein so grosses Gewaechshaus, deswegen so viele und so unterschiedliche Obstbaeume. Ich versuche mich in der Erzeugung von Grundnahrungsmitteln. Kartoffeln gehoeren dazu, klar, den Gedanken an eigenes Brot aus eigenem Weizen gebe ich nicht auf. Welche Grundnahrungsmittel liessen sich aber noch anbauen?
Reis wohl kaum, obwohl ich auch das schon gehoert habe. Tef habe ich schon mal erfolglos versucht, Kartoffeln gehen so leidlich. Was noch fehlt ist Mais. Nein, kein Zuckermais. Der ist Gemuese. Ich rede von Koernermais, den man zu Mehl vermahlen kann und daraus Fladenbrot oder Polenta herstellt. Es soll ja Gegenden geben, wo Polente, also gekochtes Maismehl zu den Traditionsgerichten gehoert.
Heute geht es also um Koernermais, eines meiner Experimente in diesem Jahr.
Bin ich der Einzige, der Koernermais anbauen will?
Wenn ich gewusst haette, dass es so schwer ist, an Saatgut fuer Koernermais zu kommen, dann haette ich mich wohl schon frueher darum bemueht.
Rheintaler Ribelmais oder etwas entsprechendes schwebte mir vor. Als ich dann aber vor einigen Wochen welchen kaufen wollte, da war nichts zu bekommen. Kein Gartencenter, kein Landhandel, nirgendwo eine Maissorte zu finden, die fuer den Verzehr geeignet ist. Futter oder Silomais kein Problem, aber Speisemais nicht zu bekommen. Kurzerhand einige Adressen im Internet gesucht und diese angeschrieben. Eine einzige Antwort habe ich bekommen. Vom Biohof Lex, der zwar kein Saatgut vertreibt, sondern fertige Produkte. Die meinten allerdings, besonders geeignet waere ihr roter Speisemais, der im Hofladen zu kaufen ist. Vielen Dank an dieser Stelle.
Ich also kurzerhand ein Kilo roten Speisemais (unter anderem, denn auch ich musste mich an den Mindestbestellwert halten 🙁 ), schicken lassen. Warum der nun nicht durch und durch rot war, wird wohl immer ein Raetsel bleiben. Ich muss mich wohl in Zukunft frueher um mein Saatgut bemuehen, vor allem dann, wenn es sich um solche Exoten wie Mais handelt. 🙂
Die Vorbereitungen sind schon mal gescheitert
Ich hatte ein ziemlich grosses Stueck meines Ackers fuer Mais vorgesehen. Darauf hatte ich, genau wie auf dem Gemuesestueck, Spinat ausgesaet. Ist aber gar nicht erst gekeimt. Das Saatgut war nicht mehr in Ordnung. Ziemlich viel Aufwand, das Stueck Garten bis zur Maisaussaat unkrautfrei zu halten. Drei mal mit dem Grubber drueber gefahren, immer dann, wenn das Unkraut gerade fingerhoch war. Dann noch mal, kurz vor der Aussaat, ganz flach mit der Fraese drueber, und schon hatte ich Ende April meine Maisparzelle vorbereitet. Jetzt ging es an die Aussaat.
Welch ein Glueck, dass ich das nicht mit der Hand machen musste. Es sind insgesamt fast 90 Meter Reihe geworden. 11 Reihen von jeweils 8 Metern. Welche eine Bueckerei waere das gewesen, haette ich die alle mit der Hand in die Erde befoerden muessen. So eine Saatmaschine macht sich schon bezahlt, wenn man ein gewisses Alter erst einmal erreicht hat. 🙂 Ich habe es auf einem Tisch ausprobiert. Musste ja wissen, welche Lochgroesse ich fuer Mais benutzen sollte. Lieber etwas groesser und dann spaeter die Reihen mit der Hacke lichten, als zu wenig und dann jammern. Bei den Keimraten, die ich hier so bei Direktsaaten erreiche….
Ich liebe diese Arbeit. Saatmaschine fuellen, hin und her ueber den Acker schieben. Das ist so urspruenglich, so basic. Eine der schoensten Arbeiten im Garten.
Wie stelle ich mir das ganze aber vor
Natuerlich soll da nicht nur Mais wachsen. Den Reihenabstand, den ich gewaehlt habe, scheint mir recht gross zu sein. Zwischen die Maispflanzen sollen naemlich noch Bohnen wachsen. Keine gruenen Bohnen, derer braucht man nicht so viele. Nein, ich nutze schon seit Jahren eine kleine schwarze Trockenbohne, die den Vorteil hat, dass ich noch nie einen Bohnenkaefer drin gesehen habe. In hellen Bohnen aber sehr wohl. Die, so habe ich gelesen, sollen wohl dunkle Bohnensorten nicht so sehr moegen. Trockenbohnen passen maemlich auch prima ins Selbstversorgungskonzept. Sie enthalten ziemlich viele Kalorien und lassen sich problemlos lagern. Es macht also durchaus Sinn, davon eine groessere Menge anzubauen.
Oder Stangenbohnen
Eventuell lege ich auch an einige der Maispflanzen eine Stangenbohne. Das habe ich im letzten Jahr auch gemacht und gute Erfolge damit gehabt. Ausser dass einge von Stangenbohnen ueberwucherte Maispflanzen bei einem Sommergewitter umgeknickten. Abhaengig mache ich es davon, wie lange es dauert, bis der Mais eine gewisse Hoehe erreicht hat. Zu frueh gelegt, wachsen die Bohnen viel schneller als der Mais. Im letzten Jahr habe ich es mit Zuckermais so gemacht, der war allerdings vorgezogen und war jetzt Mitte Mai schon zwei Haende hoch. Wenn ich ganz gut drauf bin, dann pflanze ich auch noch einen Kuerbis zwischen die Maisreihen. Mal sehen.
Viele Fliegen mit einer Klappe
Die Bohnen versorgen den Mais mit Stickstoff, die schwarzen Trockenbohnen sind sehr ausladend und beschatten den Boden zuverlaessig, wenn sie einmal gross sind. Was will ich mehr, gleich eine ganze Hand voll Fliegen mit einer Klappe schlagen. Maiskoerner fuer Polenta, Stangenbohnen und Koernerbohnen, Bodenbeschattung, eine zusaetzliche Stickstoffgabe. Die erfahrenen Gaertner unter meinen Lesern werden wissen, wovon ich hier schreibe. Diese Zusammenstellung gehoert zu den klassischen Mischkulturen im Garten.
Ja, ich weiss, ich bin ein Spinner. 🙂 Ich habe weder eine Ahnung, wie ich all die Maiskoerner von den Kolben bekomme, ich habe auch keine Ahnung, wer mir daraus spaeter Mehl macht, und ich weiss auch nicht, wie ich all die schwarzen kleinen Bohnen aus den Huelsen bekommen soll. Oder ist vielleicht gerade das die Herausforderung fuer mich. 🙂
18 Antworten
Ich habe auch schon 2 mal den „Painted Mountain Corn“ angebaut und kann bestätigen dass er sehr frühreif ist und damit sichere erträge bringt und ich war auch von der Erntemenge positiv überrascht. Lässt sich gut mit der schwarzen Kugel kombinieren, da der Mais viel niedriger bleibt als andere Sorten.
Außerdem eignet sich diese Sorte (Stärkemais) zur Herstellung von Tortillas und frittierten Maiskörnern (hab beides versucht, hat funktioniert) und lässt sich besser zu Mehl vermahlen als der harte Polentamais.
Falls du Interesse hast, ich kann gerne eine Portion Saatgut schicken!
Grüße
Hey Jakob,
meinst du man kann diesen Stärkemais in einer normalen Getreide mühle (mit Handkurbel) mahlen, oder ist der dafür immer noch zu hart?
weiss ich nicht. Nie versucht
in amerika gibt es eine reihe von ganz interessanten leuten die sich mit maiszucht beschäftigen, unter anderem joseph lofthouse der in seinem 100 tage frostfreien garten diverse sorten gezüchtet hat, die unter anderem frühen frost vertragen und ohne düngung auskommen. ich teste dieses jahr die frostharte sorte von ihm, neben anderen sorten.
die unterschiede sind deutlich zu sehen, die lofthouse-sorte ist bereits 60 cm groß gegenüber 20 cm der anderen sorten. der letzte frühe frost hat übrigens wirklich nicht geschadet.
auch Painted Mountain Corn ist eine tolle sorte.
wenn sie also wieder einmal saatgut suchen, kann ich ihnen joseph lofthouse nur empfehlen.
hier ein link garden.lofthouse.com
weiter viel erfolg in ihrem garten!
ein toller blog!
mikkel
ich benutze Popcorn Mais aus dem Supermarkt und es Klapt ganz gut . B)
Bei Google einfach nach Maisentkörnungsmaschine suchen. Da bekommt man dann für rund 60 euro bei diversen Anbietern etwas vorgeschlagen… Bedient wird per Kurbel. Also gleich noch etwas zum fit bleiben… 😉
Bei deaflora.de gibt es eine riesige Auswahl an Maissorten, unter anderem Polentamais und verschiedene Gemüsemaisarten, alle Saatecht und ältere Sorten.
Noch etwas zum mahlen der Körner. Einfach die gebrauchte Menge frische Maiskolben längs über eine Reibe ziehen, dabei den Kolben immer drehen. Habe ich letzten April in Brasilien gesehen. Wenn alle Kolben abgerieben sind, dann noch einmal mit dem Rücken eines Messers den Rest abschaben.
Ist ne ordentliche Sauerei, lohnt aber. Unbedingt draußen arbeiten.
Körnermaissorten, auch Zuckermais, müssten für die Verwendung als Mehl zur menschlichen Ernährung genauso geeignet sein wie Gerste, Hafer, Soja, die auch vielfach als Viehfutter eingesetzt werden.
Davon abgesehen scheint mir Buchweizen für den Ökoanbau eher Sinn zu machen. Der sichert auf armen Böden im Osten traditionell die Grundversorgung. Braucht also weniger Nährstoffe (z.B. Anbau im Folgejahr nach Kartoffeln) , keine Arbeit mit Unkraut, kaum Krankheits-/Schädlingsbefall, ausgezeichnete Bienenweide, leicht kompostierbares Stroh – und was das Mahlen angeht wohl nicht komplizierter als Mais (geringe Kornhärte). Ertragreichere Sorten (Tartarischer?) findet man im Web…
Bei reinsaat.at bekommst du verschiedene Speisemais-Sorten. Auch Popcornmais haben die als Saatgut.Das wäre doch mal was für die Kinder!!
Und wie wäre es mit Ölkürbis? Der wird bei uns im südlichen Österreich angebaut,nur der dunkelgrünen Kerne wegen. Man kann sie rösten und für Kuchen verwenden-wie Nüsse-,pur knabbern oder eben das sehr gesunde,dunkle Kernöl daraus pressen.Vonwegen Kalorien und so.
Übrigens schaut meine ganze Familie gerne deine Filme!!!
Mach weiter !
Liebe Grüße aus dem Wienerwald
Probier’s doch mal hiermit:
http://www.bantam-mais.de
Für Tortilla wird aber nicht direkt Maismehl gemahlen! Da kocht man die Körner mit Kalk und Wasser. Dieser Pamp wird getrocknet und dann erst vermahlen. Dieses Mehl mit Wasser und Salz vermengen ergibt den Teig, der dünn ausgerollt auf heißem Stein gebacken wird.
Ansonsten kannst du ja mal einen Kurztrip nach Rumänien wagen. Mamaliga (Maisbrei) ist dort unten Nationalgericht, die Maissamen solltest du überall beommen 😉 (Oder du kennst jemanden, der dir das Saatgut besorgt :P) Aber evtl. funktioniert ja alles mit dem Saatgut, das du jetzt hast!
Mahlen sollte man die Körner mit normalen Getreidemühlen können. ACHTUNG: Musst du dich beim Hersteller informieren, da Maiskörner recht hart und groß sind! Meine Getreidemühle konnte das.
Hallo Ralf, schau mal hier. Wenn du Mehl machen willst musst du den Mais ja vorher trocknen. Und dann kommt dieses Spielzeug zum Tragen: http://www.siepmann.net
/siepmann_shop.php?action=
show_product&product_code
=120193
außer dem geben die bohnen dem mais auch noch ne gute portion stickstoff
hast du ne früh- oder ne spätsorte? für ne spätsorte wäre die aussaht jetzt schon ein bisschen spät
Woher nimmst du dir die ganze zeit für den garten?
Ich haben nur den schnöden teuren Golda von Kiepenkerl.
Um Mais vom Kolben zu trennen gibt es in den USA solche „Corn ripper“
http://www.aliexpress.com/w/
wholesale-corn-ripper.html
findet man auch in robusteren Metallausführungen. Für größere Mengen wahrscheinlich auch zu viel Arbeit, aber zumindest ein Anfang.
Was Quellen für anständige Mengen Speisemaissaat angeht bin ich auch überfragt, der Bantammais soll ja samenecht sein, in deinem Zuckermais-Geschmackstest hat dieser aber nicht sonderlich gut abgeschnitten, ob der für Mehlproduktion geeignet ist weiß ich auch nicht. Aber auf lange Sicht gehört ja zur Selbstversorgung auch die eigene Saatgutproduktion, also sei dir zu wünschen, dass du „deine“ Miassorte findest und damit günstiger selber Saatgut herstellen kannst. Vielleicht wäre das „Handbuch Samengärtnerei“ von der Arche Noah was für dich, dann kannst du dir sogar mit dem Verkauf von überschüssigem Saatgut ein Zubrot verdienen.
Hey Ralf,
einfach nur Klasse. Macht Spass zu zuschauen und die Idee mit dem Mais kam mir auch schon mal als ich hörte, dass dir Fusarien einen Strich durch die Weizenidee gemacht haben 😛
Viel Erfolg mit dem Körner Mais 😉
P.s. Wie schauts denn mit Futtermais für die Hühner aus? Ist doch bestimmt auch ein Klasse Futter und die getrockneten Körner kann man sehr gut mit einer guten Küchenmühle schroten (Als Angler hat man da so seine Erfahrungen :P)
Viele Grüße und immer warmes und hin und wieder nasses Wetter 😛
Jörg
Hey hey,
für genau diese Dinge liebe ich diesen Blog! Danke, dass du all deine Experimente mit uns teilst! Das hält mich echt hoch, bis ich irgendwann hoffentlich mal aus der Großstadt rauskomme und mir auch mienen Garten leisten kann 🙂
Gruß, Hinnack