Wie kommt das Huhn in den Topf, oder von Ereignissen, ueber die wir noch in Jahrzehnten schallend lachen werden. (Video)

Im Leben eines „Moechtegern-Selbstversorgers“ gibt es immer wieder Momente, an die man sich auch in vielen Jahren noch erinnern wird. An manche mit einem Grausen, an manche leicht belustigt, und bei der Erinnerung an andere wiederum wird man auch in 20 Jahren noch in schallendes Gelaechter ausbrechen. Heute hatten wir wieder so einen Moment. Schon als wir dran waren, konnten wir uns vor Lachen kaum retten. So schraeg, so fern ab jeder „Otto-Normalverbraucher Realitaet“, so fern ab jeglicher Konventionen und so fern ab jeglicher Logik und gesundem Menschenverstand, dass man sich ernstlich fragen muss, ob wir noch alle Tassen im Schrank haben. Sie sollten meinen Film jedenfalls nicht verpassen.

So macht es Otto-Normalverbraucher

Otto Normalverbraucher geht in die Frittenbude oder an den Haehnchenwagen wenn er Appetit auf ein knusprig gebratenes Haehnchen hat. Oder aber, er kauft beim netten Bofrost-Mann von nebenan eine Tuete Haehnchenbrustfilet, wirft die in die Pfanne, und schon wenige Minuten spaeter steht das leckerste Essen auf dem Tisch.

12 Huehner und drei Enten muessen Platz machen. Ich freue mich schon auf den ersten leckeren Braten.

Und der „Moechtegern-Selbstversoger“

Was aber macht so ein „Moechtegern-Selbstversorger“ wie wir? Der haelt natuerlich eigene Huehner, sammelt jeden Tag die Eier ein, und nach ein oder zwei Jahren landen die Huehner dann in der Tiefkuehltruhe. Jetzt ist nicht jeder Selbstversorger auch willens oder in der Lage, die Huehner selbst zu schlachten. Auch ich habe noch meine Probleme damit. Wie kommen aber nun bei solchen Menschen die Huehner (und auch Enten) in den Froster?

Wir halten Huehner seit zwei Jahren und haben wirklich Spass daran. Jetzt kam aber der Moment, an dem wir uns entschlossen haben, unsere Huehner gegen neue auszutauschen. Ein Teil lebte schon seit zwei Jahren bei uns, ein anderer Teil seit letztem Jahr. Insgesamt 12 Huehner und drei Enten sollten ihr Leben lassen und Platz fuer neue machen. Huehner vom Gefluegelhof und Enten, so Gott will, aus eigener Brut, die hoffentlich noch kommt.

Wir wollten hinten schon ein Schild befestigen: Achtung Viehtransporter“

Natuerlich alles nur „stilecht“

Welch ein Glueck, dass wir einen Gefluegelhof im Dorf haben, der auch schlachtet. Nicht jeden Tag, aber alle paar Wochen muss dort ziemlich viel Gefluegel sterben. Ich hatte unsere Tiere angemeldet und musste nun nur noch zusehen, wie ich die Tiere dorthin befoerdere. Klar, man kann das mit dem Auto machen. Das waere aber einfach nicht „stilecht“. So ein „Moechtegern-Selbstversorger“ macht das natuerlich mit seinem kleinen Einachser.

Die Huehner waren recht schnell eingefangen. Die hatte ich am Abend vorher schon allen Futters beraubt, wie ich sollte, und sie am morgen nicht aus dem Stall gelassen. Wir hatten so oder so schon genuegend Arbeit, die Enten im Freilauf zu fangen, auch noch die Huehner dort einzufangen haette Tage gedauert. 🙂

Von einer alten Voliere hatte ich noch ein Seitenteil mit Tuer, das von den Maßen perfekt auf den Anhaenger des Einachsers passte (das war eine Idee von mir, Ralfs Frau, denn Baumarktbesuche bilden:) Eine ideale Loesung. Huhn einfangen, Klappe auf, Huhn rein. (Sofern kein anderes wieder herausschluepft 😉 )

Bei den Enten haben wir uns allerdings „einen abgebrochen“. Junge Junge, was war das ein Spiel, die drei Enten einzufangen. Einzige Moeglichkeit war, sie irgendwie in den Holzschuppen zu treiben aus dem sie nicht mehr herauskonnten. Da war ein Erpel dabei, mit dem habe ich was von gekaempft. Der hat mir was von die Fluegel um die Ohren gehauen. Verstaendlicherweise. Aber letztendlich haben wir auch die drei Enten in Kisten stecken und auf dem Einachser befestigen koennen, mit Baendern und mit Steinen beschwert. Nichts waere schlimmer gewesen, als die Tiere durchs Dorf laufen zu sehen, weil sie entkommen waeren. Damit haette ich am naechsten Tag in der Zeitung gestanden.

Vier Kinder, 15 Tiere und ein alter Mann. Ein verspaeteter Karnevalsumzug

Jetzt war ich froh, dass ich die Huehner alle drin hatte, da musste ich sie auch schon wieder herausholen und in Plastik-Gefluegelkisten umsetzten, weil noch nicht alles bereit zum Schlachten war. Waere mir da eines entkommen, ich haette es niemals wieder gesehen.

Vier Kinder, 15 Tote Tiere und ein alter Mann mit Muetze

Damit war der erste Teil geschafft. Am Nachmittag konnte ich die Tiere wieder abholen, ohne Federn und bereit zum Verzehr. Da ging dann noch mal richtig die Post ab. Ich als Hausmann hatte wieder vier Kinder zu betreuen, und die konnte ich natuerlich nicht alleine lassen. Sie mussten mit. Ich habe sie in den Anhaenger des Einachser verfrachtet und bin mit diesen vier, wie Huehner gackernden Menschenkueken, wieder durchs Dorf zum Gefluegelhof gefahren. Fuenf Menschen auf dieser kleinen rostigen „Kruecke“ knatternd und johlend mitten durch’s Dorf. Ein Bild fuer die Goetter. So kam es mir jedenfalls vor. Es mag ja noch Gegenden in Deutschland geben, in denen so etwas oefter zu sehen ist, hier aber bin ich mit diesem Ding ein solches Unikum, ein Karnevalsumzug am Heiligabend haette nicht mehr Aufmerksamkeit erregen koennen.

Wenn alle wuessten, wie viel Arbeit in so einem Haehnchen steckt, wenn alle wuessten, wie es zustande kommt, und wenn alle sich der Tatsache bewusst waeren, dass es sich wirklich um Lebewesen aus Fleisch und Blut handelte, sie wuerden es nicht so sorglos in sich hineinschlingen.

Ist das eigentlich strafbar?

Wenn dann auf der Rueckfahrt noch jemand einen Blick in den Anhaenger geworfen haette, er haette die Welt nicht mehr verstanden. Vier schreiende (natuerlich vor Spass) Kinder, 12 tote nackte Huehner und drei ebenfalls kaum wiederzuerkennende Enten lose in, mit Plastik ausgelegten Kisten. Unter Kontrolle gehalten von einem aelteren Herren mit haesslicher Wollmuetze in, mit Huehnerkacke verdreckter Hose, im Schneckentempo dahinkriechend auf einem altertuemlich knatternden rostigen Etwas. Stellen Sie sich das mal vor!

Manche werden sagen, der Kerl ist reif fuer die Klappsmuehle. Kann sein. Vielleicht bin ich das ja auch. 😉

Ich sage ja, wir werden noch in Jahrzehnten darueber schallend lachen.