Es gibt viele verschiedene Varianten, einen Gemuesegarten zu betreiben. Keine Frage. Von der ganz akkuraten Variante bei der jede Pflanze ihren genau festgelegten Platz bekommt und alles fast klinisch sauber aussieht, bis hin zu einem Permakulturgarten in dem sich die Pflanzen mehr oder weniger ihren eigenen Lebensraum suchen oder erkaempfen muessen. Vom Gemuesegarten in dem seit Jahren keine Bodenbearbeitung mehr stattgefunden hat, vom „Mulch total Garten“ in dem versucht wird, mit moeglichst viel organischem Material die Erde bedeckt zu halten und sie damit so zu verbessern, dass eine Bodenbearbeitung nicht mehr noetig ist, bis hin zu einem Gemuesegarten der in jedem Fruehjahr umgegraben wird, in dem jedes Unkraut bekaempft wird, in dem die Beete sich wie mit dem Lineal gezogen aneinanderreihen und die Kohlrabi wie die Zinnsoldaten in der Vitrine in Reih und Glied stehen. Welche der vielen Varianten ein Gaertner benutzt, ist jedem selbst ueberlassen.
Die einen schwoeren auf das totale Chaos, die anderen fuehlen sich nur gluecklich, wenn ihr Gemuesegarten so aussieht wie die Regale im Supermarkt.
Man kann mit beiden Methoden Erfolg haben. Sicher. Jeder Gaertner hat wohl im Laufe der Zeit seine eigenen Erfahrungen gesammelt und sich daraus sein „ganz persoenliches“ Rezept zusammengestellt und schwoert darauf. Und doch, wie bei so vielem im Leben, wird die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen liegen. So sehe ich die Sache jedenfalls. Ich wuerde mich weder der Fraktion der Chaosanhaenger zuordnen, bin aber auch nicht der General der Kohlrabi Zinnsoldaten. Wir haben mit Mulch gearbeitet, aber auch in anderen Beeten strikt versucht dafuer zu sorgen, dass kein Beikraut die Ernte schmaelert.
In unserem Garten hat immer eine gehoerige Portion Unordnung geherrscht (ich muss zugeben, zum Teil auch weil die Zeit gefehlt hat, fuer Ordnung zu sorgen). Auf der anderen Seite hatten wir unseren Schrebergarten recht diszipliniert in ordentlich abgesteckte Beete eingeteilt. Es hat sich im Laufe der Jahre herausgestellt, dass eingefasste Beete schlichtweg besser zu bearbeiten, besser zu pflegen und besser zu planen sind.
Um ein Gemuesebeet sicher und lang andauernd vom Rest des Gartens abzutrennen, haben wir vieles probiert. Wir haben die ueberall in den Gartencentern angebotenen gewellten Plastikstreifen benutzt, wir haben Holzrahmen aus dicken Holzbohlen gebaut, und wir haben es mit Pflastersteinen versucht. Es hat sich aber herausgestellt, dass all diese Varianten nicht zufriedenstellend waren. Holz ist nicht langlebig genug, Plastik zersplittert, wenn zum Beispiel die Motorsense zu nahe kommt, und Pflastersteine kippen zu oft um. Die einzig halbwegs zufriedenstellende Methode ist eine ordentliche und haltbare Beetumrandung aus Stein. Und da haben wir die besten Erfahrungen mit Rasenkanten aus dem Baumarkt gemacht. Diese gibt es gelegentlich im Angebot schon fuer unter 1,30 Euro. Dafuer bekommt man eine Beetumrandung, die lange haelt und ausreichend stabil ist. Lediglich alle paar Jahre ist vielleicht ein leichtes Korrigieren der Rasenkanten erforderlich.
Wir moechten einmal zeigen, wie einfach es ist. aus einem Stueck Rasen ein Gemuesebeet anzulegen. Einfach im technischen Sinne. Arbeit macht diese Methode sehr wohl. Die ueber lange Jahre verfestigte Erde zu lockern, ist schon mit einiger Kraftanstrengung verbunden.
Als erstes wird die obere Rasenschicht auf der Flaeche, auf der das Beet errichtet werden soll, mit einem Spaten ca. 5 Zentimeter tief abgestochen und zur Seite gelegt. Diese Rasensoden lassen sich prima kompostieren, oder man stapelt sie auf einen Haufen und deckt sie mit einer lichtundurchlaessigen Folie ab. Die Graswurzeln verrotten innnerhalb weniger Monate. und was uebrig bleibt ist Erde, die wieder auf die Beete verteilt werden kann. Im allgemeinen versuchen wir, das Beet ca. zwei Spaten tief zu lockern. Dazu beginnen wir an einer Seite und schaufeln die gelockerte Erde erst mal aus dem Beet. Nachdem wir einen guten Anfang haben, ist der Rest des Umgrabens eine Kleinigkeit. Je weiter wir kommen, desto mehr Rasenkanten werden am Beetrand aufgestellt und die Erde, die wir umgraben, werfen wir etwas hoeher auf.
Erfahrungsgemaess ist es besser, die Kopfseiten zwischen die Laengseiten zu plazieren. Die Rasenkanten sind mit Nut und Feder versehen, so dass sie sich gegenseitig halten. Werden die Laengseiten durch die Kopfseiten gestuetzt, ist es weniger wahrscheinlich, dass die Rasenkanten kippen.
Bei dieser Methode bleibt am Ende des Beetes wieder eine grosse Furche offen, die wir mit dem Aushub vom Anfang auffuellen. Dann muss die Erde nur noch mit einem Rechen glattgezogen werden, und fertig ist das Gemuesebeet. Ein zwei Meter langes Gemuesebeet, wie in unserem Beispiel hier, ist nicht gerade gross. Auf diese Weise lassen sich aber auch beliebig lange Beete erstellen. Bei einer Beetbreite von 1 bis 1,2 Metern haben die Beete eine ueberschaubare Breite. Sie lassen sich bequem von beiden Seiten bearbeiten. Sie sind wesentlich einfacher von Unkraut zu befreien, und auch das Auflegen von Gemueseschutznetzen und Vliesen ist auf solch einem Beet enorm einfach. Einige Stuecke PVC Wasserleitungsrohr in Bogenform hineingesteckt, und fertig ist der „fast“ perfekte Schutz des Gemueses. Auch drumherum laesst sich solch ein Beet ohne viel Muehe sauberhalten. Ein simpler Rasentrimmer reicht aus, um den Rasen rund um die Beete zu schneiden.
Diese Methode mag nicht besonders urig aussehen. Diese Methode mag nicht besonders stilvoll sein und auch nicht ins Bild des klassischen Bauerngartens passen. Die Erfahrung aber sagt, solch ein Beet ist viel einfacher zu bestellen, zu mulchen und zu beernten als ein Garten ohne abgegrenzte Beete. Ein Garten mit klar abgegrenzten Gemuesebeeten macht weniger Arbeit, spart Zeit und laesst sich viel besser planen. Ein simpler Block Papier auf dem notiert ist, was auf dem Beet in den vergangenen Jahren gestanden hat, hilft bei der richtigen Fruchtfolge Planung. Wenn es fuer mich einen idealen Gemuesegarten gaebe, dann saehe er so aus. Einige Dutzend solcher Beete in Laengen zwischen zwei und fuenf Metern. Genuegend Beete, um eine Vielzahl von verschiedenen Gemuesearten anbauen zu koennen. Wer moechte, kann zwischen den Beeten noch Gehwegplatten legen. Dann ist der Abstand der Beete schon bei der Planung auf das Plattenmass abzustimmen (ist aber nicht unbedingt erforderlich).
Jetzt habe ich mir den Artikel noch einmal in Ruhe angesehen. Vielleicht gehoere ich doch zu den Huetern der Zinnsoldaten.
13 Antworten
Vielen Dank für diese gute Erklärung zum Anlegen von Gemüsebeeten. Das werde ich in meinem Garten sicher auch mal ausprobieren.
Sieht sehr schön aus. Das mit den Kantsteinen würde mich auch interessieren…ich persönlich habe aktuell einfach Feldsteine genommen um ein schönes Gemüsebeet zu umranden 🙂 Sieht auch gut aus und ist günstiger.
Danke für deinen Bericht.
Welche Höhe haben denn die Rasenkantensteine? 15, 25 oder 30 cm.
Liebe Grüße,
Christine
Danke für die vielen Tipps und interessanten Videos! Ich würde gerne wissen, wie du mit Schnecken bei dieser Lösung umgehst. Über die Rasenkanten aus Stein können sie ja leider trotzdem in die Beete, oder? Liebe Grüße aus Wien!
Hallo Sebastian
Schnecken kommen in jeden Garten, egal was man unternimmt. Wenn nicht direkt, dann ueber den Kompost oder ueber die angezogenen Pflanzen. Ich sammele erst mal ab, dann kommt Korn zum Einsatz und dann resigniere ich. 🙂
Dein Bericht macht Mut!! Danke!!!
Ich hätte mich ja auch eher in die Kategorie „Chaot“ eingestuft, aber bei mir scheiterte es schon bei der Vorstellung wie ich umgraben soll und dabei mit der lockeren Erde auf gleichem Niveau bleiben wie nebenan der festgetreten Originalboden. 😉 Folglich bin ich von deiner Rasenkantenidee in Zinnsoldatenmanier vollauf begeistert. :o)
Als totaler Gartenneuling hätt ich aber noch eine kleine Frage für Dummies: Ist das jetzt EIN Beet für EINE Art von Pflanze? Weil du doch von mehreren Beeten der gleichen Art sprichst, die mit Gehwegplatten voneinander getrennt sein können…
Auch wenn dein Bericht schon 3 Jahre alt ist, vielleicht bekomme ich ja noch ne Antwort 🙂
Viele liebe Grüße
Carmen
Hallo Carmen
Wenn du mit Beeten arbeitest, wechselt das gemuese von jahr zu jahr. Fruchtfolge nennt man das. deswegen brauchst du mehrere beete, mindestens drei, je mehr, umso besser. Haengt davon ab, wie gross dein Garten werden soll.
Nu hat er’s also doch noch in diesem Jahr getan!
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zum 1. Beet auf eigenem Grund und Boden 🙂
***Klugsch…modus ein***
Deine ‚bewährte Methode‘ trägt übrigens den Namen „holländern“
***Klugsch…modus aus***
Fast genauso sind auch meine Beete entstanden.
Den größten Teil der Rasensoden mußte ich allerdings (wegen Platzmangel) untergraben. Ich habe sie dazu mit dem Spaten zerhackt und dann mit Urgesteinsmehl bestreut. Und in die oberste Schicht habe ich noch Kompost eingearbeitet.
Ein Teil der Rasensoden ist auch in großen Mörtelwannen (mit Löchern im Boden) gelandet. Darauf dann eine Schicht Erde und jetzt warte ich darauf, dass ich die Kartoffeln nach und nach weiter anhäufeln kann. Mal sehen, wie dann später meine ‚kübelweise‘ Kartoffelernte ausfällt.
LG
Ines
Hallo Ines
Dann hoffe ich das ihr mit den Kuebelkartoffeln Erfolg habt. Bei uns hat es nicht funktioniert.
Ich denke doch bei meiner Wortwahl immer an die Leser. Will doch nicht als Klugsch. hier dastehen. Muss doch nicht mir so exotischen Fremdworten um mich schmeissen. 🙂
Gruss rr
*lol* – doch, ich würde dich definitiv auch zu den Hütern der Zinnsoldaten zählen. Ich habe ebenfalls gerade ein Gemüsebeet angelegt, aber von der lockeren Sorte. Zwar musste ich auch erstmal einen steinharten und steinigen Lehmboden umackern – Rasensoden werden kompostiert – den Rand habe ich aber dann mit flachen Steinen umgeben, nur als Mähkante, nichts Hohes. Momentan wachsen dort Salat und einige Kräuter aber auch Blumen dürfen ins Beet und an den Rändern Johannisbeeren und Rosen. Ich habe aber auch keinen Selbstversorgergarten im Auge, das geb ich gerne zu.
Herzliche Grüße und viel Erfolg
Elke
Hallo Elke
Jetzt bin ich aber schockiert. 🙂 Geahnt habe ich es ja schon. Wenn man es aber von anderen bestaetigt hoert, ist die Erkenntnis noch viel haerter. 🙂
Nachdem ich mich mit den Kartoffeln etwas verschätzt habe und unser Nutzbeet nun mehr ein kleiner Kartoffelacker ist, werden wir wohl an anderer Stelle der Gartens noch 1-2 kleinere Beete anlegen.
Bisher sieht der Plan vor einen alten Sandkasten zu verwenden und ein weiteres Beet mit Holzumrandung anzulegen.
Jedoch wird dies nur eine übergangslösung für 1-2 Jahre sein.
Als Dauerlösung könnte ich mir solche Steinumrandungen jedoch auch vorstellen.
Auf der anderen Seite haben wir noch viele viele rote Backsteine auf dem Grundstück liegen. Vielleicht könnte man sich da ja auch was mauern? Was meinst du?
Hallo Gabi
Ziegelsteine werden gehen. Allerdings nur wenn sie auf einem richtigen Fundament gemauert sind. Lose aufgestellte Steine musst du andauernd wieder neu aufstellen. Und wenn ich mir den Aufwand ansehe den ihr treiben muesst um Fundamente in den Garten zu bauen denke ich, das ist es nicht wert. Fuer eine Kraeuterschnecke vielleicht. Fuer Gemuesebeete wuerde ich sie nicht nehmen.
Gruss RR