Ich traeume ja immer noch den Traum, in diesem Jahr noch mein erstes eigenes Getreide zu ernten, daraus mein erstes eigenes Brot zu backen, das dann mit selbst hergestellter Butter und danach mit selbst geerntetem Honig von eigenen Bienen zu bestreichen. Dazu trinke ich mir dann eine leckere Limonade aus selbst hergestelltem Holunderbluetensirup, lehne mich zurueck und bin gluecklich. Ein ziemlich vermessener Traum, nicht wahr?
Unser Getreideanbau
Die Grundsteine dazu habe ich ja schon gelegt. Ich habe im Fruehjahr insgesamt rund 100 Quadratmeter Roggen und Weizen ausgesaet, ich habe meine eigene Butter hergestellt, ich habe Holunderbluetensirup angesetzt, und ich habe damit begonnen, selbst Bienen zu halten. Damit ist das Wichtigste schon mal erledigt. Jetzt gilt es nur noch, diese Ziele auch zu erreichen.
So moechte ich heute einmal einen kurzen Zwischenbericht ueber unseren Versuch, Getreide selbst anzubauen schreiben. Getreide habe ich Mitte Maerz ausgesaet und das hat sich auch, fuer meine Vorstellungen bisher prima gehalten. Roggen, Weizen, Hafer und Linsen. Schaue ich mir die mickrigen Pflaenzchen an, wie sie noch vor zwei Monaten auf unserem Getreideacker standen, dann bin ich einfach hin und weg wie die sich gemacht haben. Der Roggen hatte eine Hoehe von fast zwei Metern erreicht. Der Weizen ist wesentlich kleiner geblieben, dafuer aber standfester.
15 Minuten Gewitter, schon sieht es gar nicht mehr so gut aus.
Vor einigen Tagen gab es hier ein ziemlich heftiges Gewitter. 15 Minuten nur, mit extrem starkem Regen und Sturmboeen. Das hat gereicht. um fast unser gesamtes Roggenfeld an die Erde zu druecken (nicht nur dieses, auch eine ganze Reihe anderer Gemuesepflanzen hat der starke Wind das Leben gekostet). So zum Beispiel mehrere Romanesco Pflaenzchen, eine Poppamaranth Pflanze, eine Gruenkohlpflanze Marke Friesische Palme hat es umgehauen. Neben all dem anderen Gemuese, das nach dem Sturm derart zerzaust und von Hagelkoernern maltraetiert einen erbaermlichen Eindruck machte. Jedenfalls unser Roggenfeld sieht seit diesem Tag wahrlich nicht mehr schoen aus. Da muss eine Boee ziemlich gewuetet haben. Ich frage mich, ob der Roggen jetzt noch weiter waechst und ob das seiner Entwicklung und Reife abtraeglich ist? So wie ich die Sache ueberblicke, ist der Roggen nicht abgeknickt, sondern nur nach unten gedrueckt worden. Ich hatte ja kurz gehofft, er wuerde sich wieder aufrichten. Hat er aber nicht.
So kann es gehen. 15 Minuten Gewitter und die Getreidewelt ist nicht mehr in Ordnung. Bin mal gespannt, ob der Roggen noch weiter waechst.
Der Weizen hat sich besser gehalten. Der ist auch nicht einmal halb so hoch, dafuer aber genauso gut mit Aehren bestueckt wie der Roggen. Selbst unserem kleinen Stueckchen Hafer konnte der Wind nichts anhaben. Obwohl der Hafer hoeher gewachsen und auch nicht so „stabil“ aussieht wie der Weizen. Ich bin jedenfalls immer wieder begeistert, wenn ich an unseren kleinen Getreidefeldern entlanglaufe. Ich konnte noch keine Pflanze mit irgendwelchem Pilzbefall finden, auch keinen anderen Schaedling. Es sieht alles nach einer guten Ernte aus, wenn nicht doch noch irgendein Fressfeind meint, mir den Spass verderben zu muessen. Warnungen hat es ja genuegend gegeben. Pilze, Maeuse, Schnecken, Blattlaeuse, vor kaum einer dieser unliebsamen Begleiterscheinungen im Garten, vor der man mich nicht gewarnt haette. Deswegen haben sie mich ja auch fuer ein wenig „verrueckt“ gehalten. Aber das ist ein anderes Thema.
Einen schoenen Ueberblick ueber unseren Getreideanbau haben Sie uebrigens in meinem heutigen Video.
Ein anderer Aspekt in Bezug auf unser Getreide macht mir allerdings zunehmend mehr Sorgen. Das ist, so Gott will, die Ernte. Jetzt wo ich absehen kann, wieviel da heranwaechst, mache ich mir doch ernstlich Sorgen darum, wie ich die Koerner aus den Aehren herausbekommen soll. Bei Youtube gibt es einige Filme darueber, wie man Getreide mit dem Dreschflegel drischt. Das sieht mir doch alles ziemlich zeitaufwendig und arbeitsintensiv aus. Probieren kann ich es ja mal, aber alles Getreide auf diese Art und Weise herauszudreschen, das erscheint mir doch arg umstaendlich. Da hilft es auch nicht, dass ich mit dem Kindergarten schon einen Termin zum Getreidedreschen ausgemacht habe. Dann gibt es fuer die Kleinen viel zu tun, dafuer aber danach auch ein frisches Brot. 🙂
Dem Hafer hat das Gewitter nichts anhaben koennen.
Wie baue ich eine Dreschmaschine
Deshalb bin ich auf die Idee gekommen, einfaeltig wie ich eben bin, mir meine eigene Dreschmaschine zu bauen. Klar, logisch. Die Menschheit baut seit 10000 Jahren Getreide an, Mitte des 18 Jahrhunderst wurden die ersten brauchbaren Dreschmaschinen entwickelt, und es hat noch einmal 150 Jahre gedauert bis Maehdrescher diese Arbeit erledigen konnten. Und ich bilde mir ein, ich koenne, mit der ueblichen Ausstattung einer Hauswerkstatt, eine Dreschmaschine selber bauen. Ohne die Moeglichkeit, Metall zu bearbeiten, ohne Drehbank, ohne Elektromotor und was man alles dazu benoetigt.
Problem? Nein, fuer mich kein Problem, ich baue mir meine eigene Dreschmaschine. Eine Kiste aus Holzbrettern war schnell gezimmert und zwei Kugellager fuer ein paar Euros organisiert. Wozu brauche ich einen Elektromotor? Ich habe doch eine Bohrmaschine. Wenn ich mir das so recht ueberlege, dann braucht es, um Getreide zu dreschen, eine Achse um die sich eine Art Paddel dreht, die beim Einschub der Halme mit den Aehren die Koerner aus den Aehren dreschen. Also eine alte Gewindestange besorgt, einige Metallbleche, die noch herumlagen, darauf festgeschraubt, dazwischen zwei aus Dachlatten gebastelte Holzbretter befestigt, das Ganze in Kugellager gelagert in die Holzkiste eingebaut und an einem Ende der Welle die Bohrmaschine aufgesteckt. Fertig ist meine Dreschmachine.
Nun, so ganz fertig ist sie noch nicht. Sie laeuft aber wenigstens. Und das nicht schlecht. Gedacht ist das so: Ich schiebe die Halme mit den Aehren in einen Schacht, an dessen Ende sich die Welle mit den „Paddeln“ dreht. Diese Paddel schlagen mir die Koerner aus den Aehren, und wenn keine mehr drin stecken, ziehe ich die Halme wieder heraus. Hat man bei den ersten Dreschmaschinen auch so gemacht. So weit die Theorie.
Klar, diese Maschine ist nicht dazu geeignet, die Spreu vom Weizen zu trennen. Das muss ich mittels einer weiteren Maschine erledigen, an der ich noch plane. So aehnlich wie es in diesem Video gezeigt wird. Nur eben, dass meine Dreschmaschine keine Siebe enthaelt, die Reste von Stroh von Koernern trennt (ich bin also nicht der Einzige, der sich mit solchen Problemen herumschlaegt 🙂 ).
Eine grosse Schwierigkeit habe ich bei meiner Konstruktion aber noch. Wie weit sollten die „Paddel“ vom Einschubschacht entfernt sein? Ich kann mir vorstellen, drehen sie zu weit davon entfernt, knicken die Aehren nach unten ab und werden nicht ausgedroschen. Dreht sie sich zu nahe am Schacht, werden die Aehren eher auseinandergerissen als gedroschen. Vielleicht hat jemand da draussen so etwas schon mal versucht und hat einen Schimmer davon, welchen Abstand ich ungefaehr einhalten sollte. Ansonsten werde ich den Schacht so bauen, dass er sich in der Entfernung variieren laesst. Vielleicht gar keine so schlechte Idee. Immerhin koennte es sein, dass sich Roggen und Weizen unterschiedlich dreschen lassen.
Klingt alles ziemlich theoretisch. Viel anschaulicher wird die Sache, wenn Sie sich meinen Film ansehen. Da ist der „Prototyp“ meiner Dreschmaschine fuer den Hausgebrauch gezeigt, in Funktion. Und nicht vergessen, ein Mensch, der keine Traeume mehr hat, der lebt auch nicht mehr.
9 Antworten
Hallo rrhase ich wollte mal fragen was das für eine hasen rasse ist wir haben selber welche danke im voraus 🙂
Deutsche Riesenschecke der Rammler, bei der Haesin sind wir nicht sicher. Da konnte uns auch der Zuechter, von dem wir die Tiere haben, nichts genaues zu sagen. Vermutlich eine Mischung.
Gruss RR
Hallo Ralf,
klasse Dein Getreide!
Ich habe selbst überhaupt keine Ahnung von Dreschmaschinen im speziellen, ich würde aber folgende 3 Informationsquellen vorschlagen:
1.) Patentschriften.
Es gibt frei zugängliche Datenbanken, in denen man relativ schnell Patentschriften mit Detailzeichnungen findet. Ich gehe mal davon aus, dass Du Deine Maschine nicht kommerziell vertreiben willst, oder? 😉
=> http://depatisnet.dpma.de
2.) Wartungshandbücher.
Vielleicht lässt sich aus den darin enthaltenen Zeichnungen Dein gesuchtes Maß ableiten.
3.) Selbstversorgergemeinschaften.
Ihnen den Link zu Deinem Video zuschicken. Es muss ja schon was geben zwischen Dreschflegel und Mähdrescher, vielleicht nur noch nicht im Internet veröffentlicht.
Weiter so!
Grüße.
Frank.
Hallo Frank
Das mit den Patentschriften ist schon eine gute Idee. Werde ich mal nach suchen. Mit den Selbstversorgergemeinschaften ist es vielleicht aehnlich wie mit dem Selbstversorgerforum. Foren sind immer so eine Sache. Da wird man schnell zerrissen oder beleidigt. Habe ich schon erlebt. Wenn ich aber nicht weiter komme, dann werde ich im Selbstversorgerforum einmal nachfragen.
Gruss RR
Ich würde ja denken, dass du vielleicht ne flexible Kante (Leder? Plastik?) an deine Schüttrampe anbaust. Die hält vielleicht die Ähren noch soweit hoch, dass die Flegelstangen die erreichen, aber weichen genug aus, damit die Ähren nicht abbrechen oder die Flegelstangen sich da verkanten. Weißt du was ich damit meine?
Aber ich habe keine Ahnung. Ist auch nur so eine Idee! Ich finde aber dein Projekt echt spannend und ich könnte mir vorstellen, dass das klappt.
Ich denke, du wirst vielleicht erst bei der Verarbeitung die wirklich endgültig beste Idee zu dem Thema haben, denn dann hast du wirklich die Möglichkeit, das zu testen.
Auf alle Fälle erstmal ein Lob an deine Kreativität! 🙂
Hallo Beam
Das ist eine gute Idee, mit der flexiblen Kante, die dann vielleicht auch noch komplett verschiebbar ist. Ich hatte gesten einige Gerstenhalme hier. Das ging auch recht gut. Einige Aehren wurden aber einfach in Stuecke gerissen. Vielleich lag es daran, dass die Gerste noch nicht wirklich trocken war. Ich warte darauf, dass das Getreide auf den Feldern gedroschen wird, dann organisiere ich mir einige Halme und kann testen.
Jedenfalls noch mal vielen Dank fuer den Hinweis mit dem Gummikante. Das muss ich umsetzen.
Gruss RR
Lieber Ralf,
das ist ja mal eine interessante Konstruktion (Ideen hast Du *lach*) …ich hätte wahrscheinlich einen Dreschflegel gebastelt und das auf die alte herkömmlich Art und Weise probiert..aber das ist ja viel cooler..vielleicht machst Du unten in der Kiste noch ein Loch rein für einen Fön der Dir dann die Spelzen nach oben wegpustet..dann hast Du gleich die Spreu vom Weizen getrennt..*grins.. aber mit der Bohrmaschine ist gar nicht schlecht und extra noch mit Halterung…da bin ich auf Deine Ernte und die Verarbeitung gespannt..hoffentlich funktionierts..sonst stehst Du nachher doch noch mit dem Flegel da.
Grüßli
Conny
Hallo Conny
DAs mit dem Foen mache ich in einem separaten Arbeitsgang. Das in einer Kiste unterzubringen ist auf die Schnelle nicht machbar. Dazu habe ich schon ein regulierbares Geblaese von einer alten sich selbst aufblasenden Matratze. An deren Luftstrahl will ich die Koerner vorbeirieseln lassen. Ist aber bisher nur graue Theorie. Das mit dem Dreschflegel werde ich sicher auch probieren.
Gruss RR