Sag niemand, wir wuerden modernen Methoden des Gaertnerns nicht aufgeschlossen gegenueberstehen. Den eingefleischten Hobbygaertnern und vor allen Dingen den Landwirten werden wohl die Haare zu Berge stehen, wenn sie sehen wuerden, was wir nun schon wieder angefangen haben. Da gibt es naemlich noch ein Problemchen mit unserem neuen Garten, das wir zu loesen haben. Aber die Loesung die wir uns haben einfallen lassen, hat hier noch niemand versucht, ja noch nicht einmal drueber nachgedacht.
Wir haben ja vor einigen Wochen einen Teil der Wiese hinter unserem Haus von einem befreundeten Landwirt mit dem Traktor pfluegen lassen. Dieser Fuenfscharpflug hat, wie ich schon mal erwaehnt habe, nach dem Pfluegen auf der einen Seite der Gartenflaeche eine ziemlich tiefe Furche hinterlassen, waehrend er auf der anderen Seite die Erde nur auf die Wiese aufgeschuettet hat. Klar, solch eine Maschine ist nicht fuer einen kleinen Hausgarten gedacht. In muehevoller Kleinarbeit habe ich zwar einen Teil dessen, was als kleiner Huegel auf der einen Seite lag, mit der Schubkarre auf die andere Seite gefahren, aber so ganz „gartenmaessig“ sieht das immer noch nicht aus. Und ganz wichtig, auf beiden Seiten liegt Grasnabe ziemlich weit oben so dass, wenn wir nichts unternehmen, das Gras in Windeseile alles wieder ueberwachsen hat.
Eine Menge Stroh. Zum Glueck haben wir einen Bauern ein paar Haeuser weiter, der uns das Stroh auch noch netterweise mit dem Traktor gebracht hat.
Wie versuchen wir das nun zu verhindern?
Die Methode ist so einfach, sie hoert sich schon fast zu einfach an, um wahr sein zu koennen. Wir werden eine ungewoehnliche Methode des Kartoffelanbaus versuchen. Wir legen die Kartoffeln einfach oben auf die Erde und bedecken das Ganze dick mit Stroh. Sinn und Zweck der Sache soll sein, dass das Gras und auch die Kartoffeln den Wuchs von Gras und sonstigem Unkraut so weit unterdruecken, dass wir im naechsten Jahr nach dem Pfluegen eine halbwegs vernuenftige Gartenflaeche haben, ohne Grasnabe, ohne Unkraut und bereit genutzt zu werden.
Vorgekeimte Kartoffeln. Wir haben relativ viele Kartoffeln ausgelegt. Gut doppelt so viele, wie man haette normalerweise auf derselben Flaeche untergebracht. Die Kartoffeln sollen so dicht wie moeglich wachsen. um das Gras zu unterdruecken.
Ebenfalls versuchen wir, dieselbe Methode auf einer ca. 30 Quadratmeter grossen Flaeche, die ich nicht habe pfluegen lassen. Da ich mich aber seitdem entschlossen habe, den Garten doch etwas groesser anzulegen als urspruenglich vorgesehen, brauchen wir noch einige Quadratmeter mehr. Da meine Knochen auch nicht mehr die juengsten sind, und ich von Hand mit einem Spaten nicht mehr weiterkomme, muss ich eben ueber alternative Moeglichkeiten nachdenken.
Ich hoffe ja immer noch, unser Versuch Getreide im Garten anzubauen gelingt, und wir werden wenigstens einige Kilogramm Roggen und Weizen ernten. Sollte dieser Versuch naemlich von Erfolg gekroent sein, dann kann es nicht schaden, einige Quadratmeter mehr zur Verfuegung zu haben. Zuletzt war da noch Wiese, die wir ebenfalls mit Kartoffeln und Stroh versuchen, in Gartenland zu verwandeln.
Hoert sich alles ziemlich wuest an, und ich habe so manchesmal selbst meine Zweifel. Wenn das alles sooo einfach waere, warum machen es nicht viel mehr Hobbygaertner? Warum muehen sich so viele damit ab, die Kartoffeln zuerst in die Erde zu bringen, dann nach einigen Wochen die jungen Kartoffelpflanzen anzuhaeufeln und zur Erntezeit mit der Gabel die Kartoffeln wieder aus der Erde zu holen? Waehrend ich nur das Stroh beiseite raeumen muss und die Kartoffeln liegen (hoffentlich) vor mir auf dem verrotteten Gras. Hoert sich doch irgendwie zu schoen an, um wahr sein zu koennen.
Kartoffeln auf die Erde legen, Stroh drueber, waessern ud fertig. Hoert sich zu schoen an, um wahr sein zu koennen.
Was mussten wir besorgen?
Als erstes haben wir uns eine stattliche Anzahl Strohballen vom Bauern ein paar Haeuser weiter besorgt. Fuer unsere Vorhaben duerften so um die 20 kleine Strohballen noetig sein. Die Kartoffeln hatten wir vor einigen Wochen gekauft und in Kisten im Keller vorgekeimt. Darum haben wir uns nicht grossartig gekuemmert. Wir rechnen nicht mit Spitzenertraegen. Das Gras der Wiese haben wir so kurz es ging geschnitten, und die Kartoffeln einfach oben auf die Erde oder besser gesagt die Wiese gelegt. Das sah schon recht lustig aus, als haette der Osterhase einiges seiner Lieferungen zufaellig verloren. 🙂
Hoffentlich hat mir niemand ueber die Schultern gesehen. Ich muss ein Fall fuer den Therapeuten sein.
Als naechstes haben wir das Stroh dick ueber den Kartoffeln verteilt. So 30 Zentimeter waren das schon. Zu guter Letzt das Ganze noch mit dem Gartenschlauch ordentlich gewaessert, damit sich das Stroh voll Wasser saugen konnte. Dabei ist das Stroh mindestens um die Haelfte zusammengefallen. Das war’s.
Unser diesjaehriger „Kartoffelacker“.
Werde ich die Witzfigur der Woche?
Unter diesem Haufen Stroh sollen also in den naechsten Wochen und Monaten Kartoffeln wachsen. Wenn ich mir das so recht ansehe, dann frage ich mich, ob ich mich nicht doch besser einmal auf meinen Geisteszustand untersuchen lassen sollte. Einen Garten hat hier in der Gegend fast jeder, und selbst wenn er keinen hat, irgendwoher kennt sich jeder mit Garten und mit dem Kartoffelanbau aus. Kein Wunder, bei so vielen Kartoffelfeldern hier in der Gegend. Aber so etwas hat hier noch niemand gesehen. Ich kann unsere Nachbarn verstehen, wenn sie insgeheim den Kopf ueber mich schuetteln. „Der kann se doch nicht alle haben“, moegen die denken, und manchmal denke ich, die haben recht. Auf so eine „hirnrissige Idee“ ist hier noch noch niemand gekommen. Ich kann nur hoffen, ich mache mich damit nicht vollkommen laecherlich. So die ein oder andere Kartofffel sollte doch schon unter dem Stroh zu finden sein, damit ich nicht demnaechst als „die Witzfigur der Woche“ im oertlichen Kaeseblaettchen zu finden bin. Nicht, dass mich das besonders stoeren wuerde. Aber auch ich habe ein Ego mit seinen Empfindlichkeiten.
Damit Sie sich ein Bild davon machen koennen, wie unser Kartoffelacker im Garten aussieht, habe ich einen kurzen Film darueber gedreht.
Konstantin Kirsch hat das ueberigens auchmal versucht. Nur konnte ich keinen Artikel darueber finden, ob es auch funktioniert hat. Uebrigens ein recht interessanter Blog, den Sie sich einmal naeher ansehen sollten.
Einen weiteren aehnlichen Versuch gibt es hier zu sehen. Allerdings erst genau wie wir in dieser Saison.
18 Antworten
Hallo Ralf,
tolle Idee, am Ende Deines Videos gab es eine Einblendung von youtube zu einer dreiteiligen Filmreihe einer Familie von Bio-Bauern, die man unbedingt sehen sollte:
http://www.youtube.com/watch?v=xlgl7NO8Dmo&feature=related (1/3) die anderen Teile rechts anklicken.
Der arbeitet doch glatt mit so einem kleinen Häufelpflug an einem Einachser und baut wohl verschiedene Dinge in solchen Hügeln an. Auch mit Hügelbeeten, die mich auch sehr interessieren arbeitet er!
Ich bin hier fast fertig mit dem ca. 300 qm Acker, nur der Zaun ist noch nicht ganz fertig und die zwei selbst gebauten Tore müssen noch rein! Fundamente für die beide Tore sind gesetzt. Wenn fertig werde ich noch ein kleines Video drehen, im Moment regnet es und es ist irre kalt geworden nach einigen sehr warmen Tagen…
Gruß
Michael
Da bin ich wirklich gespannt, wie es im Spätsommer dann unter dem Stroh aussieht. Wäre nämlich auch für mich eine Option, um die Anbaufläche noch einen Tick zu vergrößern 🙂
Gruß Andi
Und was glaubst du, wie gespannt ich erst bin.
laut diesem Eintrag soll es funktionieren und auch die Ernte ganz einfach sein, wenn die Wühlmäuse nicht hungriger sind 🙂
http://www.landlive.de/boards/thread/14368/page/1/
Die Idee ist verrückt, aber scheinbar nicht unmöglich.
Olaf
Hallo Olaf
Dann bin ich guter Dinge. So viele Wuehlmaeuse habe ich hier noch nicht gesehen. Was mich ein wenig besorgt, ich haette doch besser Heu nehmen sollen. Habe mich aber fuer Stroh entschieden um nicht noch mehr Samen in der Erde zu verteilen. Heu bildet einfach eine dichtere Mulchschicht als Strohl Ich nehme an, ich mjuss noch einmal Stroh nachlegen.
Gruss RR
Na da bin ich aber mal gespannt. Obwohl irgendwie finde ich dieses Methode schon stark befremdlich.
Kein aufgelockerter Boden, kein Anhäufeln? Hoffentlich bilden die Kartoffen da genügend Wurzeln und bekommen kein Licht ab.
Bei uns kommen an (bisher) vier verschiedenen Stellen auf dem Beet Kartoffeln raus. Da muss ich bei der Ernte wohl was übersehen haben. Allerdings wollte ich eigentlich zwischen dem Spinat und den Radis gar keine Kartoffeln haben :-\
Da die wahrscheinlichkeit aber relativ groß ist, dass es sich bei diesen Pflanzen genau um die Sorten handelt die ich dieses Jahr niergends im Handel bekommen konnte dürfen sie weiterwachsen. Soviel überlebenswille nach diesem starken Winter muss auch mal belohnt werden
Wird schon irgendwie klappen 🙂
Hallo GabiG
Klar, wuerde ich auch so machen. Wenn die Kartoffeln nicht stoeren koennen sie ruhig weiterwachsen. Befremdlich ist ein gutes Wort. Ich warte auf den Tag, an dem ich die ersten Kartoffelblaetter sehe. Dann bin ich etwas beruhigter.
Gruss RR
Ich finde die Idee sehr interessant und besonders gut finde ich das du immer deinen eigenen Weg gehst. Ohne etwas neues auszuprobieren kann man sich nie sicher sein ob es funktioniert.
Hallo Klaus
Mit meinem eigenen Weg hatte ich noch nie Probleme im Leben. Wenn ich mein Leben so betrachte, dann bestand es in weiten Teilen aus „gegen den Strom schwimmen“
Gruss RR
Huch – sehe gerade, daß Du Frieslander hast!
Unsere Lieblingssorte, nach der ich lange auf der Suche war.
Die wirst Du nicht bereuen!
Nur nicht wundern, die sind nämlich
1. mehligkochend
2. gewinnen sie bei der Lagerung an Geschmack
3. habe ich sie für Pflanzkartoffeln in einer Schrankschublade in der Garage ohne Keime über den Winter gebracht.
Letztes Jahr hatte ich je 4 Stück in einem 90l Mörtelkasten und habe aus 1kg Pflanzkartoffeln 17kg geerntet!
Dieses Jahr stehen sie im Beet und ich muß sie jetzt dringend das zweite mal anhäufeln.
Schmunzel – neue Methode?
In Biogärtnerkreisen ist das schon ein ziemlich alter, bewährter Hut.
Und zumindest EINEN Grund, warum das nicht viel mehr Hobbygärtner machen, kann ich Dir auch verraten:
Die haben auch ohne Strohbeet schon genug Mäuse, die sich selbst über die Kartoffeln hermachen.
Ein anderer Grund, so eine Methode nicht jedes Jahr zu praktizieren:
Wo läßt der Hobbygärtner nach der Ernte das restliche Stroh, daß er sich erst einmal irgendwo beschaffen (meist kaufen!) mußte?
Die meisten Gärten bieten leider nicht so viele Möglichkeiten wie bei Dir.
Meine Kartoffeln liegen im Boden (nicht besonders tief) und anhäufeln tue ich sie mit Rasenschnitt. Der fällt regelmäßig gratis an und muß ja auch irgendwo hin 😉
Wünsche Euch eine gute Ernte!
Wünsche gute Ernte!
Hallo Ines
Klar, die Methode ist nicht neu. Sie ist aber immer noch so ungewoehnlich dass mich die Leute hier fuer verrueckt halten. Da Stroh koennte man doch prima im Winter als Bodenbedeckung auf dem Beet belassen. Sollte nach dem Winter noch etwas uebrig sein, einfach mit einarbeiten. Wenn man denn nicht komplett auf ‚Umgraben verzichtet. Dann bleibt es einfach als Mulch liegen. Ist mit Sicherheit das preiswerteste Matereial was man sich fuer eine dicke Mulchschicht besorgen kann. Jedenfalls wenn man einen groesseren Garten hat.
Schade dass du keinen Blog hast. Ich haette das gerne mal gesehen mit den 17 Kilo Kartoffeln. Ich habe das in Aachen schon mal versucht und keine einzige Kartoffel geerntet.
Gruss RR
Wir werden diese Methode wohl auch nutzen, um unseren Garten urbar zu machen und den Boden zu verbessern.
Liebe Grüße
Carmen
Hallo Carmen
Dann hoffe ich, es gibt auch einen Bericht bei dir darueber zu lesen.
Gruss RR