Selbstversorger, oder solche die es zumindest versuchen, leben gesuender. Das steht wohl ausser Zweifel. Keine Chemie, wenig Verpackung mit Weichmachern, rein natuerlich und so frisch wie es eben geht. Ueber diesen Punkt brauchen wir uns wirklich nicht zu unterhalten. Aber, wie steht es mit der Selbstversorgung und dem Genuss? Natuerlich, eine Paprika aus dem eigenen Garten, frisch geerntet, ist ein Genuss. Ein Apfel direkt vom Baum ist kaum zu uebertreffen (vielleicht auch nur meine subjektive Meinung 🙂 ). Und vieles andere mehr. Nur, ab und zu moechte auch der Selbstversorger mal ein Menu zu sich nehmen, das etwas aus dem Rahmen faellt. Etwas, wo Arbeit drin steckt. Ein Menu, an das man sich noch lange erinnert. Ein Menu, das man selbst kaum auf die Beine stellen kann. Eben ein Menu, welches man normalerweise zuhause niemals hinbekommt, meist aus Mangel an Sachkenntnis (wie bei mir 🙂 ). Ins Restaurant zu gehen verbietet sich fuer den eingefleischten Selbstversorger von alleine. Viel bleibt dann nicht mehr uebrig, oder doch?
Wir aber haben den Spagat gemeistert. Unsere Selbstversorgung mit der „Haute Cuisine“ vereinbart. Wie das geht? Ganz einfach.
Die Gelegenheit
Hatten wir doch vor einigen Tagen einen 75 sten Geburtstag zu feiern (nein, nicht den meinen, obwohl ich manchmal so alt aussehe :). Den der Hauskoechin, meiner Mutter, die hier doch recht haeufig kocht. Meine Mutter gehoert zu denen, die ihr Leben als Hausfrau gelebt haben, deren wichtigster Bestandteil des Lebens darin bestand, ihren Mann und ihre Kinder zu bekochen. Taeglich und mehrfach. Ich bin immer wieder begeistert, wie schnell sie aus den simpelsten Zutaten ein leckeres Essen zaubern kann. Ich brauche bloss anzurufen: „Ich habe hier wieder was geerntet, kannst du was draus machen?“ und keine zwei Stunden spaeter steht ein Essen auf dem Tisch, nach dem man sich die Finger leckt.
Was schenkt man so einer Frau zum Geburtstag? Materielle Wuensche halten sich in Grenzen, fuer einen Fallschirmsprung duerfte es leider etwas zu spaet sein, und ein neuer Roemertopf ist wohl auch nicht das „Gelbe vom Ei“. Aber kochen tut sie fuer ihr Leben gerne. Und natuerlich essen. 🙂 Was liegt da naeher als ein gutes Essen.
Restaurant? Keine Chance!
Wie gesagt, Restaurant verbietet sich. Es gibt aber eine Moeglichkeit, das Restaurant in den Selbstversorgerhaushalt zu katapultieren. Einige Doerfer weiter wohnt ein Mietkoch. Das sind Koeche, die zu einem nach Hause kommen und dort kochen. Mitarbeit erwuenscht und sogar Pflicht. So einen haben wir beauftragt. Ein erfahrener Koch mit reichlich Erfahrung, einer der weiss was er tut, einer der mit Sicherheit auch einer 75 jaehrigen Hausfrau noch den ein oder anderen Tipp geben kann.
Das alleine waere nun nicht der Knueller. Da kam mir die rettende Idee. Wie waere es, diesem Koch zur Auflage zu machen, nur Nahrungsmittel aus eigener Produktion zu verwenden? Dann auch noch nach Moeglichkeit Dinge, die wir jetzt noch frisch aus dem Garten ernten koennen. Das ist doch mal eine Herausforderung. Gesagt, getan.
Was bin ich nur fuer ein Fiesling!
Jetzt waere ich aber nicht ich, wenn mir da nicht doch noch eine kleine, aber fiese Huerde eingefallen waere. Haben wir doch im letzten Jahr Enten aus eigener Zucht schlachten lassen. Sowohl meine Mutter als auch meine Frau haben sich an diesen Tieren versucht. Herausgekommen ist dabei jeweils ein Vogel, neben dem jede Jahrmarktgummiente vom Entenangeln keine schlechte Figur gemacht haette. Zaeh wie Leder, selbst ein Loewe haette sich daran die Reisszaehne abgebrochen. In Anbetracht der Tatsache, dass ich in den letzten Tagen wieder 14 Enten aus eigener Zucht habe schlachten lassen, Barbarieenten, also nicht irgendwelche Zugvoegel die schon mehrfach den Weg nach Afrika genommen haben, war das doch DIE Gelegenheit. Nein, Feinschmeckerenten. Stammen die nicht sogar urspruenglich aus Frankreich?
Ein Koch aus Frankreich und eine franzoesische Ente
Welch ein Zufall. Der Koch, den wir gewaehlt hatten, stammt auch aus Frankreich. Das bot sich doch geradezu an. Ein franzoesischer Koch, eine franzoesische Feinschmeckerente. Wenn der es nicht schafft, so ein Tier zart und geniessbar zuzubreiten, dann schafft es niemand. Und wir koennen nur davon lernen. Ich haette ja gerne noch Knollenziest und Oca mit ins Programm genommen. Aber schade, damit hatte unser Koch keine Erfahrung. Aber Kiwano habe ich mit einbauen lassen. Wenigstens etwas. Auf diesen Tag habe ich mich lange gefreut.
Heute also der erste Teil von: „Die Selbstversorger und die Haute Cuisine„. Die Zutaten, frisch aus dem Garten oder aus eigener Produktion, und im naechsten Teil sehen wir uns an, was draus geworden ist und ob die Ente wirklich butterzart war. 🙂
PS: Einige kleinere Abstriche mussten wir allerdings machen. Teile der Familie liessen sich nun ums Verrecken nicht dazu ueberreden, Ente oder Kaninchen zu essen. Als zweiten Hauptgang Kaninchen, das waere die Kroenung gewesen. So haben wir ein Kalbsfilet mit ins Programm genommen. Nehmen wir einfach an, wir haetten es gegen eine Gummiente eingetauscht. 🙂
8 Antworten
Hallo rrhase,
der Gärtnerstolz blitzt Dir aus den Augen … Du kannst wirklich stolz auf Dich und Deine Familie sein, dass Ihr so viel eigenes Fleisch, Obst und Gemüse verwerten könnt!
Ich bin schon sehr gespannt auf das Festmenü!!!
Liebe Grüße,
Susanne!
… sehr interessant, sehr interessant – wie immer halt! 😉
Bin sehr gespannt, wie die ganze Geschichte weitergeht.
Gruß, Markus
hallo ralf,
ich muss nach der ganzen zeit jetzt einfach mal die kommentarfunktion mißbrauchen, ich hoffe das ist kein großes problem.
ich finde deinen garten und deine videos wirklich klasse 🙂
zum teil hast du mich auch dazu bewegt mut zu bekommen um von der hauptstadt wieder aufs land in mein elternhaus zu ziehen.
den alten nutzgarten mit rund 420m2 bin ich schon am reaktivieren, natürlich möchte und muss ich bei allem meine eigenen erfahrungen machen dennoch helfen deine videos schon teilweise sehr gut, vorallem bekommt man dadurch auch gleichzeitig noch viel mehr lust auf das eigene projekt.
schon lustig, bin 27jahre alt und hätte vor rund 2jahren noch mit den augen gerollt und niemals gedacht dass sowas in heutiger zeit sinnvoll wäre. unhabhängiges informieren ausserhalb der großen medien hat uns schon ein wenig die augen geöffnet. mittlerweile stellen wir sogar unsere eigene seife her.
naja, bevor ich jetzt einen roman schreibe sag ich einfach danke für deine ganze mühe und diesem tollen blog mit tollen videos. super sache!
ich hoffe es wird noch ganz viele videos geben : )
liebe grüße
ingo
Schönes Gemüse hast Du, sieht toll aus! Das wird bestimmt ein Festmahl 🙂
Hallo Ralf,
da bin ich ja gespannt was draus wird. Ich kann es dir nachfühlen, wie stolz es macht, alles aus der eigenen Produktion zu haben.
Eines ist mir aber am Video aufgefallen: hast du was an der Qualität verändert? es war selbst im Nicht-Vollbildmodus sehr pixelig, dabei sind deine Filme sonst immer von guter Bildqualität.
Eine letzte Anmerkung erlaube mir noch: ich weiß, es geht mich nichts an, aber beim Blick in deinen Kühlschrank ist mir die Margarine-Packung aufgefallen. Die solltet ihr nicht essen, die gehärteten Fette sind pures Gift für die Gefäße. Echte Butter ist viel besser und noch weitgehend ein Naturprodukt. Besonders wenn du sie selbst machst. hast du ja schonmal probiert. Das weiß ich noch, weil ich durch dieses Video auf deine Seite kam und seitdem fast täglich reinschaue. Ich finde toll, was ihr macht und wünsche weiterhin viel Erfolg und Spaß dabei.
Liebe Grüße und herzlichen Glückwunsch nachträglich an deine Mutter, ich hoffe, es hat ihr gemundet 🙂
Mandy
Tolle sache, das! Ich glaube das mit der Ente wird hart gewesen sein, so frisch gestorben wird sowas doch normalerweise nicht verarbeitet, oder? Ich bin jedenfalls gespannt! 🙂
Einfach genial. Alles aus dem eigenen Garten. Klasse !!!
Jetzt weiß ich auch was bei mir nächstes Jahr noch so fehlt 🙂
LG HEnry
Hallo Einachs-Schummi!
Enten und Gänse nur jung(3-6 Monate) schlachten, alles andere gibt Gummi- bzw. Leder-Menü!
Man kann nicht alles selber anpflanzen deshalb: „Buy local, eat seasonal!“
Grüsse
Uwe