Zuckerhirse im Garten, oder von einem Genuss den Sie so schnell nirgendwo findet. (Video)

Zuckerhirse, wer kommt schon auf die Idee so etwas im Garten anzubauen? Wenn es auch nur den geringsten Sinn machen wuerde, Zuckerhirse anzubauen, dann haetten das schon andere gemacht und wuerden damit Geld verdienen. Habe ich aber noch nie gehoert. Ich wuerde sogar annehmen, nicht einmal in einer einzigen Gemuesekiste vom Biobauern hat jemals eine Stange Zuckerhirse gelegen. Allenfalls fuer die Biogaserzeugung oder die Bioethanolgewinnung soll Zuckerhirse bei uns angebaut werden. Jedenfalls geht dies aus diesem PDF Dokument hervor. Gesehen habe ich sie aber noch nirgendwo. Das muss in Frankreich anders sein. Laut einem „Arte“ Bericht wird im Sueden Frankreichs Zuckerhirse schon seit laengerem angebaut.

Warum also muss ich das versuchen? Ich besitze keine Biogasanlage und Bioethanol ist auch nur schwer zu gewinnen (waere aber eine feine Sache). Tja, manchmal frage ich mich das selbst. Nicht nur bei Zuckerhirse, auch bei vielen anderen Pflanzen im Garten. Es muss wohl eine tief in mir schlummernde Neugier sein, die mich dazu treibt, immer wieder neue Pflanzen und neue Anbaumethoden auszuprobieren. Heute moechte ich also von einem unserer diesjaehrigen Versuche berichten, dem Anbau und der Verkostung von Zuckerhirse.

Ganz so einfach war die Anzucht nicht. Zweimal sind mir die jungen Pflaenzchen eingegangen. Vielleicht haette ich doch nicht so frueh anfangen sollen.

Bis ich die ersten Stuecke Zuckerhirse probieren konnte, war es ein langer Weg. Die Packung hatte ich mir von Dreschflegel zuschicken lassen und schon ziemlich frueh im Jahr die ersten Aussaatversuche auf der Fensterbank unternommen. Zweimal sind mir die jungen Pflaenzchen eingegangen. Erst beim dritten Versuch habe ich vier Stueck davon so weit bekommen, dass ich sie am 20. Mai im Garten auspflanzen konnte. Seit diesem Tag wachsen sie froehlich vor sich hin, meist unbeachtet, zum Glueck auch unbeachtet von Schnecken und sonstigem Getier. Eigentlich ging es nur darum zu warten, bis sie beginnen zu bluehen. Denn, wie Dreschflegel schreibt, soll der Zuckergehalt kurz vor der Bluete am hoechsten sein.

Imposant ist Zuckerhirse schon. Hat nicht jeder im Garten.

Jetzt war es endlich so weit. Die Rohre, die mittlerweile fast drei Meter hoch geworden sind, zeigten die ersten Blueten. Es war also an der Zeit, mal nachzusehen ob da nun wirklich etwas Suesses Leckeres herangewachsen ist, das vielleicht sogar den Kindern schmeckt. Die stehen ja auf alles was suess ist.

Aus jeder Pflanze mehrere „Zuckerrohre“. Genug zu kauen, wenn man moechte.

Und tatsaechlich, unter der ziemlich harten sproeden Schale verbirgt sich ein weicheres Mark, das, wenn man es kaut, einen suesslichen Saft freigibt. Hat schon Aehnlichkeit mit Zuckerrohr. Wenn ich mich richtig erinnere, sah Zuckerrohr auf St. Kids und Nevis genauso aus. Die Konsistenz aber ist vergleichbar. Angenehm zu kauen ist es allerdings nicht. Beim Kauen loesen sich kleine Stueckchen vom Mark, die zwischen den Zaehnen und sonstwo stecken bleiben. Ganz so suess wie Zuckerrohr ist es auch nicht. Hat ja in diesem Jahr auch nicht annaehernd so viel Sonne und Waerme abbekommen wie ein Zuckerrohr in der Karibik, trotz Klimawandel.

Ich koennte mir vorstellen, ausgepresst ist der Saft eine koestliche Sache. Aber ich habe keine Presse (und werde mir auch keine anschaffen 🙂 ) Fuer den Zuckernachschub sollen ja schliesslich die Bienen sorgen. Der Zuckergehalt war recht unterschiedlich. Die unteren Bereiche der Hirse enthielten wesentlich mehr Zucker als die Stuecke aus den oberen Pflanzenbereichen. Eine, die ich probiert habe, stand noch nicht in Bluete und schmeckte nach Gras. Baeh.

Saatgut werde ich genug haben.

Fazit: Zuckerhirse im Garten ist ein „nice to have“, aber kein Muss. Wer genuegend Platz hat und einmal einen Gaumengenuss erleben moechte, den man so schnell nicht wieder erleben kann, der sollte einen Versuch wagen. Muss aber auch nicht sein. Interessant mag Zuckerhirse vielleicht noch fuer diejenigen sein, die eine Moeglichkeit haben, das Mark auszupressen. Da koennte ich mir vorstellen, einige Glaeser leckeren Saftes ernten zu koennen. Ohne Saftpresse bleibt nicht mehr als die Befriedigung, etwas im Garten zu haben, was man so schnell in keinem anderen findet.

Ach ja, die Kinder waren vom Geschmack nicht ueberzeugt. Sie haben es zwar „mit langen Zaehnen“ probiert, aber richtig begeistert waren sie nicht. Und das will schon was heissen.