Schon mal vorab, keiner von uns beiden wurde gestochen. 🙂 Mir sind zwar einige Bienen bis unter die „Muetze“ gekrochen, wie auch immer sie es dort hin geschafft haben, und beim Grossen hat es sogar eine bis unter das T-Shirt geschafft. Zugestochen haben sie aber nicht. Hatten wohl anderes in ihrem Bienenkopf, als sich mit uns anzulegen.
Nachdem ja der erste Versuch, den Honig aus unserer Bienenkiste zu ernten, sagen wir es mal so, ein ziemliches Fiasko, habe ich den Erfinder der Bienenkiste per Mail kontaktiert und um Rat gefragt. Sinngemaess lautete die Antwort so: „Ich solle weitere drei Wochen warten und dann einen neuen Versuch starten. Bis dahin sollte alle Brut im Honigraum ausgelaufen sein.“ So habe ich also rund drei Wochen gewartet und es von Neuem versucht. Weil, raus musste der Honig und die Waben, um Platz zu schaffen fuer die Ameisensaeurebehandlung und die Auffuetterung. Fuer beides braucht man ja den hinteren Bereich der Bienenkiste, in den die Wachsplatten mit den Traegerleisten aufgehaengt werden. Die Kiste ist ja nicht erweiterbar, wie die konventionellen Beuten, bei denen man einfach eine Leerzarge aufsetzt und damit den noetigen Raum schafft, um Dispenser und Futterbehaelter hineinzustellen.
Die Voraussetzungen waren besser
Die Aussentemperaturen lagen beim zweiten Termin um einiges niedriger, als drei Wochen vorher, wo ich anscheinend den heissesten Tag des Jahre erwischt hatte. Obwohl, es blieb mir gar damals keine andere Wahl. Es war Hochsommer, wochenlang heisses Wetter, kein einziger Tag, an dem das Thermometer auf Werte gefallen ist, bei denen ich nicht mit Wabenbruch haette rechnen muessen (wenn ich mir denn darueber Gedanken gemacht haette, habe ich aber nicht). Um den auf der Bienenkisten Seite angegebenen Zeitraum fuer die Honigernte einzuhalten, waeren ein paar Tage frueher oder spaeter gehopst wie gesprungen gewesen.
Beim heutigen Versuch, den Honig zu ernten, war keine Brut mehr auf den Honigwaben zu finden. Sie waren zwar alle wider fest angebaut, liessen sich aber sehr leicht mit einem Messer vom uebrigen Wabenwerk und von der Traegerleiste loesen. Warum diese Arbeit laut Bienenkiste am Vorabend gemacht werden sollte, ist mir immer noch nicht ganz klar und ich finde es auch nicht sonderlich hilfreich. Die richtige Tageszeit gewaehlt, zuegig und sicher gearbeitet, kann ich mir nicht vorstellen, dass es ein Hindernis waere, diese Arbeit in einem Atemzug mit der Honigernte zu erledigen. Vorausgesetzt natuerlich, man fummelt nicht andauernd mit einer Videokamera herum, was die Sache unnoetig in die Laenge zieht. 🙂
Uns ist auch keine Wabe abgebrochen, wie beim ersten Versuch. Ich habe mich bemueht, sie immer haengend oder aufrecht stehend zu halten. Im ersten Schritt haben wir die Honigwaben erst einmal nur dem Volk entnommen, so zuegig es eben ging und sie in eine bereitgestellte Kiste gehaengt, samt aufsitzender Bienen. Die Bienenkiste dann schnell geschlossen und wieder an ihren ordnungsgemaessen Platz gestellt. Wichtig, damit das Flugloch fuer die Bienen wieder dort zu finden ist, wo sie es gewohnt sind.
Abkehren, der zweite Schritt
Erst im zweiten Schritt habe ich die Bienen von den Waben gekehrt. Moeglichst direkt vor das Flugloch, und dann zuegig aus der „Gefahrenzone“ entfernt und zugedeckt. Das Ganze ging erstaunlich gut und friedlich. Kein Vergleich zum Vorjahr. Aber da hatte ich ja auch noch ziemlich wenig Erfahrung. Ich kann mich ja jetzt schon fast als einen „alten Bienenkistenhasen“ bezeichnen. 🙂
Jetzt ist dieser Naturwabenbau natuerlich nicht geeignet, um den Honig mit einer Schleuder, wie bei der konventionellen Imkerei, ausgeschleudert zu werden. Wie wir den Honig trotzdem aus den Waben bekommen haben, habe ich im letzten Jahr schon mal in einen Filmen gezeigt.
In diesem Jahr betrug die Honigernte aus der Bienenkiste magere 5 Kilogramm. Auch wenn uns vielleicht durch den ersten Fehlversuch und die abgebrochenen Waben ein Kilo abhanden gekommen ist, kann man das nicht als berauschende Ernte bezeichnen. Fuer den, bei dem der Honigertrag nicht an erster Stelle steht, sicherlich kein schlechtes Ergebnis. 10 Glaeser Honig duerften fuer die meisten Familien schon fast fuer ein Jahr reichen. Aber maximaler Honigertrag ist auch nicht die Zielsetzung der Bienenkiste.
Das Auge isst mit
Ich muss sagen, wenn ich mir die beiden Honigarten so nebeneinander ansehe, dann bleibt klar zu sagen, so sauber und glasklar wie der Honig aus der Magazinimkerei nach der Ernte und dem Schleudern aussieht, sieht der aus der Bienenkiste nicht aus. Trueb, mit winzigen Wachsteilchen versetzt, vielleicht nicht jedermanns Sache. Aufs Brot gestrichen faellt das kaum auf, aber, suesst man z.B. seinen Tee damit, wird das offensichtlich. Obenauf schwimmt eine feine Schicht Wachs. Gut, Wachs ist nicht gesundheitsgefaehrdend, es sieht eben nur nicht schoen aus.
So ging es mit der Bienenkiste weiter
Von den weiteren Arbeiten an der Bienenkiste habe ich in diesem Jahr keine Filme gemacht. Da war zum einen das Auffuettern und die Behandlung mit Ameisensaeure. Vorschriftsmaessig, mit der angegebenen Menge Saeure und dem vorgegebenen Nassenheider Verdunster sind die 200 Milliliter in vier Tagen verdunstet. Uebrigens zur gleichen Zeit, wie ich auch meine anderen Voelker behandelt habe. Bei diesen hat die Behandlung, ich habe darueber berichtet, allerdings nicht angeschlagen. Wird wohl an den, zu diesem Zeitpunkt recht niedrigen Aussentemperaturen gelegen haben. Als mir das auffiel, habe ich alle Voelker in den Zanderbeuten, quasi als Notbehandlung mit Milchsaeure eingesprueht und war erschrocken, wie viele Milben da gefallen sind. Bei der Bienenkiste bleibt mir nur die Hoffnung, dass die Behandlung auf Anhieb gewirkt hat. Es gibt zwar Moeglichkeiten, den Milbenbefall auch bei der Bienenkiste zu ermitteln, was ich allerdings noch nicht ausprobiert habe. Allerdings haette ich sie nicht mit Milchsaeure behandeln koennen. (Was haette man denn ueberhaupt unternehmen koennen? ) Diese wirkt ja nur bei direktem Kontakt mit der Milbe. Da aber die Waben nur sehr aufwendig zu entnehmen und zu bespruehen sind, habe ich darauf verzichtet und verlasse mich darauf, dass die Behandlung gesessen hat. Ob ich damit die richtige Entscheidung getroffen habe, wird sich im Fruehjahr zeigen.
Mehr Futtersirup als Honig
Insgesamt habe ich dem Volk einen ganzen Kanister Futtersirup verabreicht. Das ist mehr, als ich dem Volk an Honig entnommen habe. In dieser Hinsicht mache ich mir keine Gedanken. Sie haben jetzt einen groesseren Futtervorrat, als sie natuerlicherweise haetten fuer die Ueberwinterung zur Verfuegung gehabt. Ich mache mir auch keine Sorgen darueber, ob denn vielleicht die Bienenkiste ausgeraeubert worden waere. So erscheint es mir ja bei einem der uebrigen Voelker. Das Volk in der Bienenkiste machte ueber das gesamte Jahr einen lebhafteren und staerkeren Eindruck als die in den konventionellen Beuten. Oft habe ich bei meinen taeglichen Besuchen bei den Bienen gesehen, dass vor den Flugloechern der uebrigen Voelker nur sehr eingeschraenkt Flugbetriebe herrschte, da waren die Bienen der Bienenkiste schon auf Hochtouren. Wird vielleicht wirklich was dran sein, dass der Naturwabenbau den Bienen gut tut. Ist aber nur so eine Vermutung meinerseits
Fazit der Honigernte
Rueckwirkend betrachtet war die Honigernte bei der Bienenkiste in diesem Jahr weit angenehmer als im letzten Jahr. Laesst man mal den ersten misslungenen Versuch ausser Acht. Das wird aber wohl eher daran liegen, dass ich mich mittlerweile nicht mehr mit weichen Knien und einem Kloss im Hals an die Arbeit mache. Ich habe mich mittlerweile daran gewoehnt, von hunderten von Bienen belagert zu werden, die mir auf den Armen, dem Imkerhut und noch sonst wo hin krabbeln. Ich habe laengst nicht mehr die Scheu vor diesen Tieren, wie ich sie in meiner ersten Saison noch hatte. Ist alles eine Frage der Gewoehnung. Die Angst vor Stichen hat sich auf ein ertraegliches Mass eingependelt. habe schon so manchen Stich kassiert.
Wenn Sie jetzt aber eine Antwort auf die Frage „welche Haltungsform mir besser gefaellt“ erwarten, dann muss ich Sie enttaeuschen, oder besser gesagt auf spaeter vertroesten. Beide Varianten haben Ihre Vor und Nachteile. Auch wenn ich mich wiederhole. Die Imkerei, auch die in der Bienenkiste ist nichts fuer Leute, die neben Skifahren, Angeln gehen, musizieren und im Sommer 8 Wochen auf die Malediven verschwinden. Ich komme aber zu einem spaeteren Zeitpunkt noch einmal auf das Thema zu sprechen. Ganz sicher dann, wenn ich weiss, wieviele meiner Voelker den Winter ueberstanden haben. 🙂
7 Antworten
Junge, Junge….das Ding ist Teufelswerk 😀
Falls die Kö hin ist müsstest du das eigentlich am Verhalten der Bienen gemerkt haben, aber die saßen noch recht ruhig…vllt. haben die umgeweiselt oder die Junge ist noch nicht in Eilage (gewesen)
Danke für den Bericht. Habe mich dieses mal sogar dazu durchgerungen, erst zu lesen. Jetzt kommt das Filmchen ran. Weiter dran bleiben!
Hi!
Ich würde auch gerne Bienen halten, aber bin in den Sommerferien 5 Wochen nicht da! Meinst das geht oder nicht?
Lieber Ralf,
ich geben Dir uneingeschränkt Recht, dass die Imkerei kein Spaziergang ist. Für mich kommt neben der Bienenkiste noch das Dadant-Magazin in Frage, denn bei beiden Systemen die Honigräume nicht getrennt. Bei den anderen Magazinen müssen die Bienen erst Wachstege zwischen den einzelnen Magazinen bauen, um die Distanz zu überbrücken. Finde ich ungünstig für das Klima in dem Bien. Bei Dadant können auch halbe Honigräume aufgebaut werden, so dass das zu tragende Gewicht nicht zu hoch wird. Das ist wichtig für Frauen und Ältere, die nicht mehr bis zu 30 kg, die die vollen Honigräume wiegen können, stemmen wollen. Das Gewicht bei der Bienenkiste ist zu vernachlässigen, allerdings braucht man zum aufstellen der Bienenkiste besser eine zweite Person.
Ein Problem sehe ich bei der Bienenkiste noch die Bauerneuerung nach einigen Jahren durch austrommeln der Bienen. Aber das betrifft mich erst in ein paar Jahren.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie morgen einen besinnlichen Ersten Advent.
Herzlich Malvenblüte
Bei der Bienenkiste
Auch DNM gibt es in 1/2 Mass